Hyper-V 3: Replikation eingebaut
Microsoft integriert in die kommenden Server-Generation (Code-Name Windows Server 8) viele Veränderungen und neue Features. Neben der Metro-Oberfläche, die leider auch hier in Teilen zu finden ist, gibt es gerade beim Hyper-V viele Neuerungen, untern anderem aus dem Bereich Business Continuity bzw. Disaster-Recovery.
von Frank-Michael Schlede
Der erste Blick auf den neuen Microsoft »Windows Server 8« wird bei vielen Administratoren zu Erstaunen, wenn nicht sogar Entsetzen, führen: Die Microsoft-Entwickler haben mal wieder alles komplett verändert und präsentieren nun auch den Server (jedenfalls in der aktuell noch vorliegenden öffentlichen Beta-Version) mit der als modern bezeichneten Metro-Oberfläche, die sich ganz ähnlich der Version 7.5 von Microsofts Betriebssystem für Mobiltelefon einer mit Kacheln dekorierten Oberfläche bedient. Wer aber erst einmal seine Ablehnung überwunden und einen Blick unter die Oberfläche geworfen hat, wird schnell feststellen, dass die Microsoft-Mitarbeiter sicher nicht falsch lagen, als sie bereits im Vorfeld in Hinblick auf die Veränderungen beim Windows-Server »vom größten Umbruch seit der Einführung von Windows 2000« sprachen. Sehr viele dieser Veränderungen und Erweiterungen betreffen auch den Hyper-V als wichtigen Teil von Microsofts Virtualisierungs-Strategie: Hat der Software-Riese aus Redmond hier doch noch eine Menge Boden gut zu machen im Vergleich zum »Klassenprimus« VMware.Soll vor dem Desaster schützen: Hyper-V Replica
Wenn es um Migrationen von virtuellen Maschinen geht, dann lautet das große Thema ohne Zweifel immer wieder »Live Migration« – ein Bereich, in dem Microsoft noch eine Menge Entwicklungsarbeit stecken musste, um mit dem »Hyper-V« an die Fähigkeiten heranzureichen, die beispielsweise »vSphere5« bieten kann. Die bisherige Technik der sogenannten »Quick Migration«, die grundsätzlich ein Herunterfahren und Abspeichern der virtuellen Maschinen erforderte, konnte die Anwender da weniger begeistern. Aber bereits mit der R2-Version des Windows Servers 2008 hat Microsoft hier große Fortschritte gemacht und mit dem Windows Server 8 hofft man dann mit dem Mitbewerber gleichziehen zu können. Diese Technik der Live-Migration ist in der Regel die Methode, die im täglichen Betrieb einer virtualisierten Umgebung am häufigsten zum Einsatz kommen wird. Ganz anders müssen die Spezialisten aber vorgehen, wenn es um ein Thema geht, das leider viel zu oft in den Hintergrund gedrängt wird: Disaster-Recovery – hier müssen grundsätzlich andere Ansätze zum Einsatz kommen.
So existiert auf dem Markt auch eine ganze Reihe von Lösungen, die eine Hyper-V-Umgebung mit den Möglichkeiten eines Disaster-Recoverys ergänzen. Aber gerade für kleinere Unternehmen stellen viele dieser Ansätze keine gute Lösung dar, denn sie setzen zumeist auf entsprechende Speicherlösungen auf, die für solche Firmen dann nicht zur Verfügung stehen oder deren Budget weit überschreiten würden. Auch aus diesem Grund haben die Microsoft-Ingenieure den Hyper-V bei der kommenden Server-Generation um ein Feature erweitert, dass als Hyper-V Replica bezeichnet wird. Damit steht den Administratoren erstmals eine asynchrone Technik zur Replikation von virtuellen Maschinen direkt im Windows Server und Hyper-V zur Verfügung. Einer der Vorteile dabei laut Microsoft: Dieses Technik kann mit jedem Server, Netzwerk oder Speicheranbieter zusammenarbeiten. So kann dann der Storage einer VM von einem Hyper-V-Host auf einen anderen geschoben werden, auch wenn diese Rechner unterschiedliche Typen von Speicher verwenden. Dazu können Administratoren die erste Replikation einer Source-Maschine über das Netzwerk mit Hilfe einer direkten Verbindung zwischen diesem und dem Replikations-Server starten. Zum Starten der Replikation soll zudem noch ein weiterer Weg zur Verfügung stehen, bei dem der Speicherinhalt der virtuellen Maschinen zunächst auf einem System im Netzwerk gespeichert werden, vom dem der Replica-Server diese dann einlesen kann. Für den Fall, dass nicht genügend Bandbreite für die erste Replikation zur Verfügung steht, können die Systemverwalter auch ein Backup der VMs auf dem primären Server ziehen und dieses dann auf dem Replika-Server wieder einspielen. Dies kann gerade dann sinnvoll sein, wenn ein solcher Replika-Server in einer Außenstelle des Unternehmens betrieben werden soll oder wenn es sich um virtuelle Maschinen handelt, zu denen eine große Menge an Speicher gehört.
Asynchron und in gewissen Zeitabständen: Vor- und Nachteile inklusive
Nach dieser ersten kompletten Übertragung wird standardmäßig alle fünf Minuten eine Delta-Replikation zwischen den beiden Systemen durchgeführt, bei der nur noch die Updates über das Netz übertragen werden müssen. Die Übertragung ist dabei – wie bereits anfangs erwähnt – asynchron und erfolgt in periodischen Abständen. Das bedeutet aber auch, dass dies keine Lösung ist, die eine Replikation in Echtzeit zur Verfügung stellt. Tritt der »Super-GAU« wirklich ein und der primäre Hyper-V-Server fällt plötzlich und ohne Vorwarnungen aus, so müssen die Anwender damit rechnen, dass ein gewisses Maß an Speicherinhalten dabei verloren geht – im maximalen Zweifelsfalls der Inhalt der letzten fünf Minuten, die seit dem letzten Delta-Abgleich vergangen sind. Aber natürlich kann dieser asynchrone Ansatz auch Vorteile bieten: Es gibt dabei kaum Einschränkungen, was die Größe der zu replizierenden virtuellen Maschinen angeht und auch die Ansprüche an das Netzwerk zwischen dem primären und den Replika-Server sind eher moderat.Allerdings sollen sich Administratoren, die mit dem neuen Hyper-V und dem Windows Server 8 auf diese Technik zur Absicherung vor einem Totalausfall setzen möchten, auch darüber im Klaren sein, dass es sich hier nicht um eine Lösung handelt, die ein automatisches Failover anzubieten hat: Tritt also ein solcher Ernstfall ein, so muss der Systembetreuer das Feature manuell aktivieren. Allerdings hat man bei Microsoft daran gedacht, entsprechende Optionen bereitzustellen, die es den IT-Profis erlauben, einen von ihnen angelegten Failover-Prozess zu testen. Dabei kann dann das Replika-System gegen ein Testsystem überprüft werden, so dass der laufende Betrieb durch diese Überprüfung nicht gestört wird. Bei einem geplanten Übergang würde der Administrator dann die primäre Maschine manuell herunterfahren, wobei ein letztes abgleichendes Delta über das Netz an die Replika-Maschine gesendet wird. Diese wird dann dieses Delta noch hinzufügen und anschließend mit dem Wiederaufsetzen des replizierten Primär-Systems beginnen.
Obwohl dieses neue Feature nicht die Möglichkeiten eines automatischen Failovers bietet und nicht in Echtzeit arbeitet, kann sie gerade für kleinere Firmen eine gute und vor allen Dingen kostenlose Verbesserung des Schutzes vor einem Totalausfall darstellen. Administratoren, die den Umstieg auf den Windows Server 8 und den neuen Hyper-V planen, sollten dieses Feature auf jeden Fall in ihre Überlegungen mit einbeziehen.
Dieser Artikel zu einer der Neuerung im Hyper-V beim künftigen Windows Server 8 greift einen Aspekt aus einer Reihe von Artikel auf unserem Schwesterportal www.nt4admins.de auf. Dort finden Sie auch einen weiteren ausführlichen Bericht, der die Neuerungen beim Hyper-V in der nächsten Server-Generation detailliert beschreibt.