Datenschutz in kostenlosen Cloud-Speichern – echt jetzt?
Frage der Redaktion an unseren Doc: »Google hat bei verschiedenen Pornosternchen Daten aus deren Drive-Speicher gelöscht. Nun steht in den AGBs zwar sowas darf da nicht gespeichert werden, trotzdem ist es schon ein starkes Stück, dass die auf User-Daten zugreifen, diese Analysieren und ohne Vorwarnung entfernen. Da hast Du doch bestimmt eine Meinung.« 😉
Was sollen wir sagen, die Meinung des Doc's ist eindeutig: Der Datenschutz ist in sozialen Medien und kostenlosen Cloud-Speichern nicht gegeben.
Antwort Doc Storage:
Auch wenn ich damit (wieder mal) eine Hexenverbrennung für meine Meinung auslösen werde – was erwarten die Leute denn eigentlich? Glaubt irgendjemand – vor allem nach den Ereignissen rund um das Gesichtsbuch (Facebook) und dessen willfährige Genossen, dass irgendeines von diesen Unternehmen ihre Dienste anbietet, weil sie gute Menschen sind? Weil sie gerne anderen Menschen helfen? Weil sie noch umso lieber größere Rechenzentren betreiben, mit all den Rechnern, Speichern, unterbrechungsfreien Stromversorgungen und Klimaanlagen? Weil sie gerne und aus freien Stücken Heere von Mitarbeitern beschäftigen und Energie verbraten? Hallo? Sind wir alle noch ganz wach?
Um es ganz klar zu sagen: NEEEIIINNN – das tun sie eben nicht. Das tun sie nur, um im Ende massenhaft Geld zu verdienen. Und womit? Mit den Daten, die ihnen von den ahnungslosen und naiven Anwendern zur Verfügung gestellt werden. FREIWILLIG! GANZ VON ALLEIN! Mit allem, was das Leben so zu bieten hat: Portraits, Aufenthaltsorte, was man so gegessen hat und die anderen, wohin man im Urlaub fährt und mit wem, welche Filme man gerne sieht und welche Fernsehbeiträge, was man so anzieht und so weiter. Das könnte ich – und die Leser wissen es selbst – noch unendlich so fortführen.
Die Benutzer solcher Plattformen strippen ALLE vor den Betreibern der Systeme. Und komme mir jetzt niemand mit der Unterscheidung zwischen »sozialen« Medien und Anbietern von kostenlosen Cloud-Speichern. Die Geschäftsmodelle sind alle gleich, bei allen nutzt der Anbieter alles, ALLES (!!!), was auf seinen Speichern liegt, um daraus Umsatz und im Ende Gewinn zu generieren. Oder glaubt da draußen irgendjemand, dass die 15 GByte kostenfreier Speicher bei Google angeboten werden, um den Kunden glücklich zu machen? Das »populärste« Angebot sind angeblich ein TByte für zehn Euro.
Hallo, Leute!!! Aufwachen! Ein TByte, inklusive Speichersystem, Rechner, über den das ganze erreichbar ist, in einem muckeligen Rechenzentrum mit Klimaanlage und Zugangsschutz, Personal, das das ganze unterhält usw. – für zehn10 Euro? Ernsthaft? Wer da noch glaubt, dass, weil er etwas zahlt, niemand anderes seine Daten anfasst, ist mehr als naiv. Genauso naiv wie derjenige, der mir guten Gewissens sagt, weil er den privaten Modus auf irgendeiner sozialen Plattform eingeschaltet hätte, würde niemand seine Einträge ansehen, der nicht in seiner speziellen Liste steht. Das ist so traurig, dass man schon wieder lachen könnte.
Um es nochmal deutlich zu machen – und endlich auf die Frage meines Chefredakteurs einzugehen: Jeder, der seine Daten irgendeinem externen Dienstleister anvertraut, sei es nun eine sogenannte Cloud oder ein sogenanntes soziales Netzwerk (was eigentlich auch nichts anderes ist als eine Datenmüllhalde), kann sich nicht sicher sein, dass seine Informationen geschützt und ungenutzt bleiben.
Da kann man unterschreiben und AGBs lesen, so viel man will. Da kann einem der Anbieter noch so oft mit Dackelblick erklären, dass er der einzig vertrauenswürdige sei. »A cloud is just another guys computer.« Also hört mir auf mit Eurem bigotten »ach Du lieber Himmel, da hat sich ja jemand unsere Daten angeschaut«-Gejammer. Und dass die Amis prüde sind und anfangen, selbst Bilder von Cheerleaderinnen in ihren Dienstkleidungen zu löschen, die sie sonst vor zehntausenden Zuschauern im Stadion tragen, hat die letzte Woche gezeigt. Da wundert es einen nicht mehr, dass weitaus freizügigeres Material der Regulierung zum Opfer fällt.
Trotz aller AGBs oder anderen angeblichen Vereinbarungen, an die sich die Anbieter meistens sowieso nicht halten müssen, weil ihre Dienste aus »Kuffnuckistan« angeboten werden. Daten sind nur und ausschließlich sicher, wenn ich immer und überall die volle Kontrolle über sie behalte. Gebe ich diese Kontrolle ab, bin ich selbst schuld und darf nicht jammern.
So, und jetzt schön in einer Reihe aufstellen, jeder darf mich mal hauen.
Gruß
Doc Storage
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