Stirbt nach dem »Tape« nun auch das Backup?
Tape ist tot, so jedenfalls die langjährige These der Nicht-Tape-Fraktion. Nach dem angeblichen Ableben des Magnetbandes soll nun auch das Backup vor dem Aus stehen. Snapshots und Replikation sei die Zukunft.
Stephane Estevez, Sr. Product Marketing Manager EMEA und Datensicherungsexperte bei Quantum, erklärt, warum dies nicht unbedingt der richtige Weg ist und der Teufel oft im Detail steckt.
Tape ist tot, schallt es immer wieder durch die Storage-Welt. Wird es Tape in zehn bis 20 Jahren immer noch geben?
Stephane Estevez, QuantumEstevez: Prognosen in einem so volatilen Markt wie der IT machen meiner Meinung nach wenig Sinn. Diese Frage war schon vor zehn Jahren auf der Agenda. Und Sie sehen, Tape ist immer noch nicht tot. Lediglich die Rolle, die Tape in der Datensicherungsstrategie von Unternehmen einnimmt, hat sich gewandelt. Tape wird zwar nicht mehr in erster Linie fürs Backup verwendet, hat dafür aber in den Bereichen langfristige Datensicherung und Archivierung enorm an Bedeutung gewonnen. Nicht zuletzt auch weil Tape einen sicheren Schutz gegen Cyberkriminalität bietet.
Angeblich steht auch das traditionelle Backup vor dem Aus. Was ist dran an dieser Behauptung?
Estevez: Wenn man den Zweiflern glaubt, dann stirbt Backup bald zugunsten von Snapshots und Replikation aus. Viele Unternehmen investieren aktuell in hyperkonvergente virtuelle Server-Plattformen oder in sehr schnelle All-Flash-Arrays (AFA), um einen reibungslosen Geschäftsbetrieb zu gewährleisten, der rund um die Uhr aufrechterhalten wird. Was sicherlich auch eine intelligente Investition in die Zukunft darstellen kann, denn mit AFAs wird kein separates Backup mehr benötigt, da die Produkte diese Funktion bereits beinhalten. Doch wie so oft liegt auch hier der Teufel im Detail.
Um welche Details handelt es sich dabei? Bieten All-Flash-Arrays die nötige Qualität in Sachen Datensicherung?
Estevez: Fast alle führenden hyperkonvergenten Infrastruktur-Plattformen und hochperformanten Flash-Arrays greifen auf ihre »integrierten« Funktionen zur Datensicherung zurück. Wird dadurch auf eine mehrstufige Datensicherung verzichtet, müssen Unternehmen auch die Risiken sehen, die sich dadurch ergeben – etwa in Form von Ransomware, Datenkorruption und Herausforderungen in puncto Compliance. Die in hyperkonvergente virtuelle Server-Plattformen oder in AFAs integrierten Snapshot- und Replikationsfunktionen ersetzen schlichtweg nicht die Sicherheit einer komplexen Datensicherungsstrategie mit Multi-Tier-Architektur.
Snapshot versus Backup: Auf welches Pferd sollten Unternehmen setzen?
Estevez: Um Daten zu sichern, greifen Unternehmen auch auf Snapshots und Replikationstechnologie zurück. Mit der heute verfügbaren Technik ist es aber nahezu unmöglich, eine mehrere TByte große Datei innerhalb von Sekunden zu kopieren. Ein Snapshot erzeugt keine echte Kopie der enthaltenen Daten, sondern stellt lediglich den Zustand eines Systems zu einem bestimmten Zeitpunkt dar – vergleichbar mit einem Foto, das ja auch nichts anderes ist, als eine reine Momentaufnahme. In der Regel wird bei der Erstellung von Storage-Snapshots kein zusätzlicher Speicherplatz beansprucht. Es handelt sich lediglich um eine Kopie der Metadaten. Snapshots werden in derselben Speichereinheit wie die ursprünglichen Daten abgelegt. Das bedeutet, werden die Quelldaten beschädigt, geht auch der Snapshot verloren oder ist nicht mehr abrufbar. Eine Wiederherstellung ist also nicht möglich. Daher ist klar: Snapshots und Replikation können Backups einfach nicht ersetzen.
Und was ist in Sachen Snapshot-Restores zu beachten?
Estevez: Snapshots können nicht nachprüfen, ob Daten beschädigt sind oder die Wiederherstellung problemlos funktioniert. Ein weiterer Knackpunkt besteht bei physischen Komponenten, denn nicht jedes Unternehmen nutzt ausschließlich virtuelle Server. Ein Snapshot einer physikalischen Maschine ist nur durch den Einsatz zusätzlicher Software möglich. Ideal ist hingegen die Kombination aus Backup und Snapshots: Durch Storage-Snapshots lassen sich Backup-Zeitfenster erheblich verkürzen. Aber auch wenn Unternehmen der Meinung sind, dass die Datensicherung bei AFA ausreicht, ist immer noch einen Sekundärspeicher notwendig. Bei AFAs wird oft Deduplizierung als Vorteil genannt, doch in Wahrheit handelt es sich in den meisten Fällen um Compression. Das bedeutet, dass der Kapazitätsbedarf bei AFAs noch immer weitaus höher ist als beim Einsatz ausgereifter und bewährter Deduplizierungs-Technologie, die durch speziell entwickelte Backup-Appliances (PBBA) bereitgestellt wird.
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