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Cloud könnte zweite Bandkopie ersetzen

Online-Backup bzw. Backup in die Cloud wird kontrovers diskutiert. Kritisch zu sehen ist die geringe Datenübertragung, und dass unternehmenskritische Daten nicht einfach irgendwo in der Wolke gespeichert werden sollen bzw. dürfen. Trotzdem könnte Cloud-Backup künftig die zweite Bandkopie ersetzen.

Karl Fröhlich

Nach Dedup und der Integration virtueller Umgebungen steht der Datensicherung mit der Cloud quasi eine neue Revolution ins Haus. Das Cloud-Backup bietet Unternehmen und Anwendern diverse Vorteile. Allerdings ist nicht jeder Ansatz gleich gut geeignet und insbesondere das Thema Sicherheit birgt Konfliktpotential.

»In der Tat gibt es hier potenzielle Nachteile«, erklärt Dr. Georgios Rimikis, Senior Manager Solutions Strategy bei Hitachi Data Systems. »Die Sicherheit oder Integrität kann gerade bei ausländischen Anbietern, die einer anderen Gesetzeslage unterworfen sind, zu einem Problem für Nutzer werden. Darüber hinaus liefern Anwender sich und ihre Daten Fremdanbietern aus. Daten sind aber je nach Geschäftsmodell das wertvollste Gut eines Unternehmens. Diesen Fakten stehen natürlich auch Vorteile gegenüber. Mit dem passenden Provider ist unter Umständen sogar ein Plus an Sicherheit zu erreichen. Das trifft zum Beispiel für kleinere Unternehmen zu, die über weniger oder keine dedizierten IT-Mitarbeiter verfügen. In einem derartigen Konstrukt kann auch die Kostenseite ein Vorteil sein.«

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Recovery aus der Cloud

»Viele Unternehmen nutzen die Cloud als zusätzlichen Ablageort außerhalb der eigenen IT-Infrastruktur zur Sicherung ihrer physischen und virtuellen Umgebungen und damit als Ergänzung zum lokalen Backup«, ergänzt Sandra Adelberger, Director Product Management EMEA bei Acronis. »Die wichtigsten Einsatzszenarien für Cloud-Backup sind die Wiederherstellung im Disaster-Fall, sowie der Zugriff auf einzelne Daten und Ordner von unterwegs, wie über ein Web-Interface. Darüber hinaus liegt ein weiterer Vorteil im Kostenaspekt. Mit Nutzung von Cloud werden keine Investitionen in oftmals teure Hardware nötig. Stattdessen investiert man in einen Service.«

Initial-Seeding und Large-Scale-Recovery

»Ein großer Nachteil der Cloud liegt eindeutig in der Bandbreitenabhängigkeit beim Datentransfer«, sagt Adelberger. »Deshalb bieten viele Anbieter Zusatzoptionen wie Initial-Seeding und Large-Scale-Recovery, um die Übertragung großer Datenmengen zu erleichtern.» Mit Initial-Seeding können Unternehmen ihr erstes Voll-Backup verschlüsselt auf eine Festplatte schreiben und zum Upload an das Datenzentrum schicken. Damit vermeiden sie, große Datenmengen über die möglicherweise langsame und kostenintensive Internetanbindung übertragen zu müssen. Large-Scale-Recovery bietet dann im Wiederherstellungsfall die Möglichkeit eine Kopie der Backups, die sich im Online-Storage befinden, anzufordern und auf einer USB-Platte zur Wiederherstellung liefern zu lassen.

Speicherort muss transparent sein

»Neben der Übertragungsrate ist vor allem die Unsicherheit, wo die Daten wirklich liegen und was mit ihnen nach beispielsweise Kündigung des Cloud-Service passiert, wesentliche Nachteile von Cloud-Backup«, sagt Steffen Knittweis, Consultant bei TIM. »Beim Thema Lage in der Cloud sollte man auf jeden Fall darauf achten, Transparenz über den Ablageort der Daten zu erhalten und sorgfältig prüfen, welche Bestimmungen des Gesetzgebers wirklich zutreffen«, rät Acronis-Managerin Adelberger. »Für viele Unternehmen reicht beispielsweise die Einhaltung der EU-Vorgabe, dass ihre Daten die EU nicht verlassen dürfen. Darüber hinaus sollte eine Software-Lösung die Verschlüsselung der Daten sowie eine verschlüsselte Übertragung ermöglichen. Das verhindert unbefugten Zugriff auf die Daten.«

Marktakzeptanz verhalten – mit positiver Aussicht

»Anfragen für die Daten-Speicherung in eine Public-Cloud sind bisher gering«, erläutert TIM-Produktmanager Dominik Wiedel. »Gerade in der DACH-Region ist spürbar, dass die Daten nur ungerne in fremde Hände gegeben werden. Eine andere Sichtweise herrscht im Bezug auf eine Private-Cloud. Dieses Geschäft wird sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln. Ebenfalls werden sich verstärkt auch lokale Backup Service Provider, aus dem Kreis der Systemhäuser, durch den Standort und Vertrauensvorteil, etablieren.«

»Online-Backup in die Cloud spielt insbesondere für Startups und kleinere Unternehmen eine Rolle«, meint HDS-Manager Rimikis. »Zudem ist es für Daten geeignet, die nicht kritisch sind. In diesem Umfeld steigt die Akzeptanz. Insgesamt punktet jedoch vor allem die Private-Cloud in deutschen Unternehmen. Das zeigt auch eine Erhebung des BITKOM vom Januar 2014, wonach die meisten Anwender auf Private-Cloud-Umgebungen setzen. Auch die Zufriedenheit ist hier höher als bei öffentlichen Clouds.«

»Analystenhäuser wie IDC prognostizieren bis zum Jahr 2017 einen enormen Anstieg, wenn es um IT-Cloud-Services geht«, erläutert Acronis-Managerin Adelberger. »Ausgaben von bis zu 108 Billion US-Dollar, so lautet die Vorhersage mit der Begründung: Der Fokus werde sich von Einsparungen vermehrt in Richtung Innovationen verlagern. Das klingt nach positiven Aussichten für die Cloud in Unternehmen und das wird auch die Bereitschaft zu Sicherung in die Cloud erhöhen.«

Davon geht auch Stéphane Estevez, Sr. Product Marketing Manager EMEA/APAC bei Quantum, aus: »Cloud-Backup oder Backup-as-a-Service (BaaS) kann die zweite Sicherungskopie auf Tape ersetzen. Da teure Initialinvestitionen für die Anschaffung zusätzlicher lokaler Sicherungssysteme vermieden werden, ist eine steigende Marktakzeptanz in Zeiten der Datenexplosion vorprogrammiert.«

Backup-as-a-Service könnte die zweite Bandkopie ersetzen

Wie praktikabel eine BaaS-Lösung ist, zeigt sich laut Estevez vor allem in der Simplizität von lokalen Restores. Lösungen sollten nicht auf eine WAN- oder Internet-Verbindung angewiesen sein. Praktikabel seien Ansätze auf Basis physischer oder virtueller Deduplizierungs- und Replikations-Appliances. Dies mache sich sowohl im Tagesgeschäft als auch bei einem schweren Ausfall bemerkbar.

»Eine Rückwärts-Replikation über das Web nach einem Blackout würde viel zu lange dauern«, sagt Estevez. »Im Falle eines Multi-TByte-Restores ermöglichen manche Cloud-Provider Replikation aus der Cloud auf eine Appliance beim Cloud-Betreiber vor Ort, die anschließend zum Kunde gesandt wird. Das Bandbreitenproblem im Rahmen der Datenübertragung kann mittels Deduplizierung gelöst werden.» Dabei werden nur die neu erstellten Datenblöcke übermittelt.

IT-Administratoren sollten immer bedenken, dass BaaS nur ein Outsourcing-Projekt ist. »Als Teil ihrer Backup- und Disaster-Recovery-Strategie haben Unternehmen eine zusätzliche Sicherungskopie für gewöhnlich auf Tape gesichert und extern in einem Tresor aufbewahrt«, erklärt Estevez. »BaaS eignet sich vor allem für die Ersetzung dieser Off-Site-Kopie. Ein erstes lokales Backup, das kritische Daten schützt, sollte BaaS nicht ersetzen.« Entgegen der Einlagerung von Bändern sei BaaS ein flexibler, schneller und Betriebskosten-basierter Ansatz. Der aber immer noch die gleiche Wachsamkeit (SLA, Ausstiegsklauseln) wie jedes andere Outsourcing-Projekt erfordere.

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