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Im Interview: Falconstor Software

Guy Berlo, Regional Director Central Region, Falconstor

Kaum ein Ansatz hat den Markt so im Sturm genommen wie Backup-to-Disk. Tape kann steigenden Datenmengen in punkto Geschwindigkeit nichts mehr entgegensetzen. Auch die eventuelle Wiederherstellung einer beschädigten Umgebung lässt sich mit Disk-Backup rascher abarbeiten.
Wir sprachen mit Guy Berlo, Regional Director Central Region bei Falconstor, über die Vor- und Nachteile plattenbasierter Backup-Strategien.

Vor allem KMUs sehen Disk-Backup als Ersatz für Tape. Ist dies der richtige Ansatz? Welchen Stand haben Disk-Backup-Lösungen Ihrer Ansicht nach heute im Markt?

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 Guy Berlo 
Guy Berlo
Berlo: Im Bereich Disk-Backup haben die Unternehmen zwei verschiedene Ansätze zur Auswahl:
• Beim Backup-to-Disk werden die Daten auf ein Filesystem geschrieben. Über den Backup-Server landen sie dann wieder auf der physikalischen Library.
• Die Virtual-Tape-Library (VTL) erstellt auf Basis der physischen Festplatten virtuelle Tape-Laufwerke und Librarys. Auf dem Platten-Pool lässt sich auf Block-Level eine virtuelle Library abbilden. Der Backup-Server erkennt die zugeordnete Library mit einer entsprechenden Anzahl frei konfigurierbarer Laufwerke. Der VTL-Server lagert die Daten basierend auf Policys auf eine physikalische Library aus.
Hinsichtlich meiner Erfahrungen im Storage-Markt und im Umgang mit Kunden liegt es häufig im Ermessen der Unternehmen, ob sie die Daten ausschließlich auf einem Disk/Cache halten oder ob sie sogar noch auf ein traditionelles Band ausgelagert sind. Das Gros der Kunden sichert seine Daten immer noch mit physikalischen Librarys.

Wann ist der Einsatz eines Disk-Backup-Systems sinnvoll? Welches sind die Vorteile?

Berlo: Die Vorteile von Disk-Backup-Ansätzen liegen in der hohen Performance, vor allem bei der Sicherung und Wiederherstellung großer Datenmengen, etwa in FC oder IP-SAN-Umgebungen. Diese Konzepte eignen sich daher besonders gut für die vorläufige Datensicherung, wenn hohe System-Performance und möglichst geringe Verzögerungen durch Backup- und Restore-Prozesse unabdingbar sind. Demgegenüber stehen die geringen Anschaffungskosten und die hohe Kapazität der Tape-Formate sowie der einfache Transport der Bänder für Disaster-Recovery-Zwecke und ihrer unkomplizierten Lagerung.
Da Unternehmen beides benötigen – eine Lösung für langfristige Datenhaltung und eine für schnelles Backup und Restore – ist eine kombinierte Lösung ideal, wie sie eine VTL bietet.
Durch die Emulation von Standard-Bandbibliotheken auf Festplatten erhöht beispielsweise die Falconstor VTL Performance und Zuverlässigkeit bestehender Datensicherungsanwendung mit Standard-Backup-Software. Deren Konfiguration ist dafür nicht zu ändern, so dass frühere Investitionen in Backup-Policy und Administrations-Knowhow der IT-Mitarbeiter geschützt sind.
Zusätzlich können Unternehmen die Anzahl der Laufwerke jederzeit frei definieren – bis zu 512 Laufwerke insgesamt sind möglich. Alle Backup-Server bekommen dedizierte Laufwerke zugeordnet und der VTL-Server lagert die Daten Policy-basierend auf eine physikalische Library aus. Eine VTL führt die Speicherverwaltung komplett selbst durch, der IT-Administrator muss sich darum nicht kümmern.

Für welche Zielgruppen und Anwendungen kommt die Technologie vor allem in Frage? Welches sind die Nachteile der Technologie?

Berlo: Diese Technologie kommt sowohl bei kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie im Enterprise-Bereich zum Einsatz. Weltweit setzen unsere Kunden VTL-Lösungen in den unterschiedlichsten Branchen ein. Dazu gehören zum Beispiel Gesundheitswesen, Fertigung, IT und TK, Finanzdienstleistungen, Forschung, Fertigung, Luftfahrt sowie Behörden und Bildungseinrichtungen.
Unser Ziel ist es, die Produktivität unserer Kunden – unabhängig von Größe und Branche – durch maximale Datenverfügbarkeit und einfache Datenverwaltung zu gewährleisten, ihre Betriebskosten zu verringern und ihnen so deutliche Marktvorteile zu verschaffen.

Worauf sollten speziell kleine und mittelständische Unternehmen achten? Was sollte bei der Anschaffung einer Disk-Backup-Lösung beachtet werden?

Berlo: Es gibt eine Vielzahl von Herstellen mit den unterschiedlichsten Lösungen. Wichtig – gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist es – die Lösungen genau zu hinterfragen und zwar nicht nur im Hinblick auf die Investitionskosten.
Die Lösungen sollten den Anforderungen und Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens entsprechen, besonders auch im Hinblick auf personelle Ressourcen. Entscheidend sind dabei folgende Punkte: Wie wird die Auslagerung betrieben? Wer macht die Speicherverwaltung?
So muss zum Beispiel bei einem Backup-to-Disk der Administrator die Speicherverwaltung selbst durchführen. Sind die Kapazitäten respektive das Filesystem, in dem die Daten gespeichert werden, nicht mehr aufnahmefähig für weitere Daten, muss der Administrator sich darum kümmern und das Filesystem entsprechend vergrößern oder eventuell auch Daten löschen.
Bei einer VTL wird der Speicherpool initial definiert, die Verwaltung der Medien (virtuelle Tapes oder vTapes) übernimmt dann der VTL-Server. Die VTL hat eine automatisierte COD-Option (Capacity on demand). Die vTapes werden mit einer vorher definierten Größe angelegt und erweitern sich automatisch, sobald ein gewisser Schwellenwert erreicht ist. Wird dieser erreicht, sendet der VTL-Server ein EOT (End of Tape) an die Backup Applikation. Zusätzlich lässt sich in der VTL eine Reclamation-Policy hinterlegen. Diese gibt den Speicherplatz entweder abhängig von Kapazität (zum Beispiel 90 Prozent Füllgrad sind erreicht) oder Zeit (zum Beispiel nach X Tagen) wieder frei und alle Bänder werden auf die physikalische Library auslagert.

In Virtual-Tape-Librarys (VTL) wird auch auf Festplatte gespeichert. Wo liegen die grundlegenden Unterschiede zu Disk-to-Disk-(to-Tape)-Lösungen? Wann ist der Einsatz einer VTL sinnvoller?

Berlo: Wie zu Anfang von mir erwähnt, werden beim Disk-Backup die Daten auf ein File-System geschrieben und anschließend wieder zur physikalischen Library ausgelagert. Die VTL macht aus physischen Festplatten virtuelle Tapes. Der grundlegende Unterschied ist, dass sich eine VTL-Lösung von selbst um die Auslagerung von Daten und die Speicherverwaltung kümmert.
Der Einsatz einer VTL ist besonders dann sinnvoll, wenn die Backup-Fenster immer kleiner werden, die Menge der zu speichernden Daten immer größer und die Forderung nach hochverfügbaren Geschäftsanwendungen immer lauter. Und wenn ein Streaming der Drives gewährleistet werden soll. Eine VTL ist eine kostengünstige Disk-Backup-Lösung für zuverlässige, schnelle Datensicherung, Hochverfügbarkeit, konsolidiertes Management und optimale Ressourcen-Nutzung.

Wer sind Ihrer Ansicht nach, derzeit die wichtigsten Player im Bereich Disk-Backup?

Berlo: Im VTL-Umfeld ist Falconstor Software der Marktführer mit einem Marktanteil von 70 Prozent. OEM-Partner wie zum Beispiel EMC, IBM, Copan und SUN, Systemintegratoren und Fachhändler setzen ebenfalls auf unsere Technologie und vertreiben unsere Lösungen. Weitere Anbieter in diesem Bereich sind beispielsweise Network Appliance, HP oder Overland.

Mit welchen Lösungen adressieren Sie den Markt für Disk-Backup Produkte? Wie sieht hier Ihre Strategie aus?

Berlo: Hier kommt unsere VTL auf Basis der »IPStor Enterprise Edition« zum Einsatz. Sie konsolidiert die Verwaltung der Backup-Ressourcen, macht Sicherungsvorgänge zuverlässiger und Wiederherstellungsprozesse schneller. Tape-Backup-Systeme von iSCSI/IP- oder Fibre-Channel-SAN-basierten Backup-Servern lassen sich als virtuelle Bandlaufwerke und Librarys auf High-Speed-Festplatten emulieren. Die Lösung erkennt Controller-basierte I/O-Lastenverteilung und unterstützt transparente Failover- und Fail-Back-Eigenschaften zahlreicher intelligenter Storage-Systeme. Anwender können auch zwei VTL Appliances als Active-Active-Cluster betreiben und die Verfügbarkeit der Services damit optimieren.
Zusätzlich liefert die Falconstor VTL zentralisiertes Management durch die Option für IP-basierte Delta-Replikation. Damit lassen sich virtuelle Bänder auf der Basis individuell definierbarer Regeln in Peer-to-Peer- oder Many-to-One-Konfigurationen replizieren. Durch die ACSLS-Unterstützung lassen sich auch große Tape-Silos wie beispielsweise STK PowderHorn anschließen. Mit IBM 3494 Support wird spezifisch für IBM ebenfalls eine Steuerung für die Robotic zur Verfügung gestellt.
Die Backup-to-Disk-Lösung wird oft als schnelles Provisorium bei mittelständischen Unternehmen implementiert und zusehends mehr durch die VTL ersetzt. Mit den zunehmenden Anforderungen an Datenhaltung und -sicherung entsteht der Bedarf, den Zeitraum zwischen zwei Tagessicherungen für schnelle Restores vorzuhalten. FalconStor füllt diese Lücke mit der CDP-Funktionalität (Continuous-Data-Protection). Über Snapshots und die kontinuierliche Sicherung eines Journals mit allen geschriebenen Daten lassen sich auch tagsüber bis zur nächsten Sicherung produktive Daten schnell wiederherstellen.

Welche technische Entwicklung, Neuerungen und Funktionen können Unternehmen in den kommenden zwei bis drei Jahren im Bereich Disk-Backup erwarten?

Berlo: In den kommenden zwei bis drei Jahren werden die Anforderungen an die Online-Hochverfügbarkeit der Unternehmensdaten ständig wachsen. Daneben werden die Vorschriften für die Daten-Archivierung zunehmen. Verschiedene Speicherqualitäten müssen integriert werden, um ein Unternehmensspeicher-Modell abbilden zu können (Online, Inline, Nearline, Archivierung etc.). Ich denke, das Backup wird sich nach und nach vom Bandlaufwerk auf die Festplatte verlagern und der Einsatz von VTL in Unternehmen wird weiter ansteigen.
Auch das Thema Deduplizierung wird mehr und mehr ein Thema im Markt werden. Durch ausgefeilte Datensicherungsroutinen und -techniken wie zum Beispiel Snapshot-Backups oder Replikation wird den steigenden Anforderungen an Datenverfügbarkeit und Revisionssicherheit heute begegnet. Unbeabsichtigt hat das ein neues Problem geschaffen. Untersuchungen zeigen, dass das Verhältnis von mehrfach vorhandenen Backup-Daten 10:1, 20:1 oder sogar 30:1 betragen kann. Durch Datenkomprimierung wird in der Regel lediglich eine Verringerung des Speicherbedarfs von 2:1 erzielt – zudem wird hiermit das Problem ja nicht beseitigt, sondern nur am Symptom »herumgedoktert«. Durch Techniken wie Deduplizierung lässt sich das mehrfache Speichern von Daten von vornherein ausschließen.
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