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Im Interview: TIM

Bijan Taleghani, Leiter Produktmarketing und Business Development, TIM

Disk-Backup-Lösungen sind ideal für die tägliche Datensicherung geeignet, denn diese Backup-Architektur bietet wesentliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Tape-Lösungen. Trotzdem sollten Administratoren eine kombinierte Lösung – also zuerst Disk, dann Tape-Laufwerk (D2D2T) – nicht außen vor lassen; sie macht Sinn, wenn beispielsweise kostengünstige Langzeitspeicherung gefragt ist. Eine weitere ergänzende Technologie, mit der sich Administratoren wohl befassen müssen, ist Deduplizierung; sie passt aber nicht für alle Daten.
Wir sprachen mit Bijan Taleghani, Leiter Produktmarketing und Business Development beim Value-Added-Distributor TIM

Was treibt die Nachfrage nach Disk-Backup derzeit stärker: Das einfachere Handling der Backup-Daten oder eher die Möglichkeit, ein Recovery schneller und einfacher vorzunehmen?

 Bijan Taleghani 
Bijan Taleghani
Taleghani: Aus meiner Sicht lässt sich die erhöhte Nachfrage nach Disk-Backup-Systemen durch mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Backupmedien erklären. Einige wichtige Vorteile eines diskbasierenden Backup-Mediums sind einfaches Handling, weniger fehleranfällige mechanische Hardware (die Festplatten werden durch RAID-Level geschützt), keine Lade- und Positionierungszeiten, kein Mindestdatendurchsatz weil eine Festplatte nicht »streamen« muss und Multiplexing hat keine Auswirkung auf den Datendurchsatz bei einer Wiederherstellung.

Welche Punkte sollten Unternehmen, vor allem KMUs beachten, wenn sie vor der Auswahl eines Disk-Backup-Systems stehen? Wie sieht ein typisches Szenario aus?

Taleghani: Das Disk-Backup-System wird durch die jeweiligen Anforderungen bestimmt. Ein typisches Szenario ist deshalb nur ganz schwer aufzuzeigen. Als wichtigste Anforderungen sehe ich die Verfügbarkeit und den Datendurchsatz. Bei einer groben Aufteilung, der auf dem Markt verfügbaren Technologien, kann man von zwei unterschiedlichen Ansätzen sprechen. Erstens Backup-to-Disk. Ein Disk-System stellt dem Backup-System Plattenplatz zur Verfügung. Die Daten werden dann einfach durch die Backup-Software in dem Filesystem abgelegt. Zweitens Virtual-Tape-Library. Eine VTL ist ein Disk-System, welches eine physikalische Library emuliert. Die Backup-Software schreibt hierbei auf emulierte Tape-Laufwerke. Beide Varianten werden seit einiger Zeit mit Deduplizierung angeboten. In der Verfügbarkeit gibt es bei beiden Ansätzen keine grundsätzlichen Unterschiede. Man kann beide Varianten als Hochverfügbares System auslegen. Der Datendurchsatz ist in der Regel bei einer VTL höher. Dies liegt vor allem daran, dass bei einem Backup-to-Disk-System die Daten über ein Filesystem auf die Festplatten geschrieben und gelesen werden. Backup-to-Disk ist im Vergleich zu einer VTL die preiswertere Variante.

Was sind die Features, auf die Ihrer Meinung nach eher die Unternehmen im Enterprise-Segment bei Disk-Backup-Systemen Wert legen?

Taleghani: Der größte Unterschied zwischen einem Unternehmen aus dem Mittelstand und aus dem Enterprise-Segment ist die Datenmenge. Um die gleiche Wiederherstellungszeit zu garantieren, muss ein Enterprise-Kunde eine deutlich höhere Datentransferrate bei der Wiederherstellung haben. Das ist auch der Grund, dass viele Unternehmen als erste Backup-Stufe gegen logische Fehler Snapshot-Mechanismen auf dem Storage verwenden.

Hat sich Deduplizierung bereits als Standardfunktion in Disk-Backup-Systemen etabliert? Wie sehen Sie die Nachfrage nach dieser Funktion? Was sind die typischen Deduplizierungsraten, die sich in der Praxis erreichen lassen?

Taleghani: Viele Disk-Backup-Systeme bieten inzwischen die Möglichkeit der Deduplizierung. Backup-Daten können in der Regel besonders gut dedupliziert werden. Die wirklichen Deduplizierungsraten sind hauptsächlich von den zu deduplizierenden Daten abhängig. So werden zum Beispiel bei häufigen Voll-Backups bessere Deduplizierungsraten erreicht, als wenn immer nur inkrementelle Backups durchgeführt werden. Die Angaben für die Deduplizierungsraten schwanken bei den verschiedenen Herstellern zwischen 10:1 und 70:1, wobei eine Deduplizierungsrate größer 10:1 in den meisten Fällen den Anforderungen des Kunden gerecht wird.

Viele Disk-Backup-Systeme emulieren zugleich eine Virtual-Tape-Library (VTL). Wie stark wird dieses Feature nachgefragt? Eignet sich eine VTL mehr für KMUs oder eher für Enterprise-Umgebungen?

Taleghani: Der Vorteil einer VTL zeigt sich vor allem in verteilten Umgebungen, das heißt immer dann, wenn viele Clients gleichzeitig und unabhängig auf ein Disk-Backup-System schreiben oder davon lesen müssen. Der Zugriff auf die VTL wird in fast allen Fällen über ein FC-SAN realisiert. Dadurch, dass man bei einer VTL nicht über ein Filesystem (zum Beispiel NTFS) auf das Disk-System schreiben muss, erreicht man sehr gute Datendurchsätze. Weil eine VTL in der Regel höhere Anschaffungskosten als einfache Backup-to-Disk-Lösungen hat, wird eine VTL meistens in Enterprise-Umgebungen eingesetzt.

Für das längerfristige Backup sind aus ökonomischen Gründen nach wie vor Bandlaufwerke am besten geeignet. Offerieren Sie bei Ihren Lösungen eine automatisierte Datenmigration auf andere Speichermedien (ähnlich wie ILM)? Also eine Art D2D2T (Disk-to-Disk-to-Tape)?

Taleghani: Ein automatisiertes Kopieren/Verschieben der Daten auf ein angeschlossenes Bandlaufwerk wird von vielen VTLs unterstützt. Dies ist für die Backup-Software transparent. Bei einfachen Disk-Backup-Systemen muss die Backup-Software das Kopieren starten und alle Medieninformationen verwalten. Die meisten Backup-Software-Lösungen bieten hierfür Kommandos, die es ermöglichen, den Kopiervorgang über Scripte zu automatisieren.

Mit welcher technischen Entwicklung dürfen IT-Leiter/Administratoren bei Disk-Backup und Deduplizierung in den kommenden zwei bis drei Jahren rechnen?

Taleghani: Es ist davon auszugehen, dass die Deduplizierung für Disk-Backup-Systeme zu einem Standard wird. Ansonsten glaube ich, dass sich weniger an den Funktionalitäten der Disk-Backup-Systeme ändern wird, als an der Integration dieser Systeme in die entsprechende Backup-Software, um ein reines Backup-to-Disk-Medium genau so flexibel wie eine VTL ansprechen zu können.
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