Trendfocus: Tape-Markt erlebt eine Renaissance
In seinem quartalsweisen Update zum Markt für »Tape and Archive Storage« beziffert Trendfocus die Kapazität der 2021 ausgelieferten Bänder auf fast 70 EByte. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von 34 Prozent. Grund für den Aufschwung des Tape-Markt ist nicht zuletzt die große Nachfrage durch Cloud-Kunden.
2021 lieferten die Hersteller Tapes mit einer native Kapazität von 69,72 EByte aus. Das sind 58 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit macht die Branche den kleinen Einbruch von minus fünf Prozent aus dem Jahr 2020 mehr als wett. Das geht aus dem »Tape and Archive Storage Service« von Trendfocus für das erste Quartal 2022 hervor. Allerdings gibt Trendfocus nur Auskunft zu den ausgelieferten Kapazitäten, nicht zur Anzahl der Tape-Laufwerke oder Cartridges. Dennoch sind die Zahlen aufschlussreich und geben einen interessanten Einblick in den Markt.
Die Marktbeobachter leiten aus dem jüngsten Boom zudem eine neu heraufziehende Blütezeit ab. Sie prognostizieren dem Segment in den kommenden Jahren Wachstumsraten zwischen 16 und 22 Prozent und kommen für die Zeit von 2021 bis 2026 auf ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 19 Prozent. Angesichts der zuvor eher wechselhaften Entwicklung plus 14 Prozent 2017, minus 9 Prozent 2018 und plus 20 Prozent 2020 ist das durchaus bemerkenswert.
Für das laufende Jahr erwarten die Marktforscher eine ausgelieferte Bandkapazität von über 80 EByte. In zwei Jahren soll das Segment die 100-EByte-Grenze überschreiten und für 2026 lautet der Forecast, über 166 EByte.
Tape-Markt: Cloud befeuert Wachstum
Ebenfalls bemerkenswert: Das Wachstum ist zu einem guten Teil durch die Cloud bedingt nicht unbedingt der erste Einsatzort, der einem einfällt, wenn man bisher an Tape dachte. Trendfocus berichtet jedoch von einer stark ansteigenden Nachfrage nach allen von den Analysten beobachten Storage-Technologien. Außerdem stellen sie bei allen Technologie-Bereichen auch bei Enterprise-Kunden wieder eine größere Investitionsbereitschaft fest. Die Budget-Kürzungen infolge des ersten Pandemieschocks scheinen Geschichte zu sein.
Tape-Lieferungen an Cloud-Kunden sprangen dem Bericht zufolge im Jahresvergleich um 58 Prozent nach oben. Diese Kundengruppe hat demnach 2021 Magnetbänder mit einer Gesamtkapazität von über 18 EByte erworben. Somit entfallen inzwischen 26 Prozent aller Tape-Käufe auf Cloud-Kunden.
Laut Trendfocus bauen wichtige Cloud-Kunden ihre Tape-Installationen für Archiv-Storage-Services stark aus. Ein Beispiel präsentierten Mitarbeiter von Fujifilm und der Facebook-Mutter Meta auf dem Fujifilm Summit Ende Juni in San Diego. In ihrer Präsentation (PDF) arbeiten sie detailliert die TCO-Vorteil von Tape aus ihrer Sicht heraus und bieten Formeln zur Berechnung an.
Rich Gadomski, Head of Tape Evangelism bei Fujifilm in den USA, nennt in einem Blog-Post zudem weitere Beispiele, die die positive Marktentwicklung erklären. Zu den großen Kunden zählen neben Meta demnach auch AWS und Microsoft sowie das CERN. Außerdem verspricht sich Gadomski viel von der von Fujifilm im Frühjahr vorgestellten Object Archive-Software und dem OTFormat. Auch die Hersteller von Tape-Librarys haben das Potenzial durchaus erkannt. Zum Beispiel hat Quantum im Frühjahr mit der Scalar i6H genau ein für Hyperscale-Archivumgebungen konzipiertes, modulares Tape-Speichersystem vorgestellt.
Trendfocus zufolge entfiel 2021 jeweils die Hälfte der ausgelieferten Bandkapazität auf Archivierung und Backup. Allerdings soll die Nutzung von Tape zur Archivierung, die im Backup-Bereich bald deutlich überschreiten. Auf LTO-Technologie entfielen zudem 85 Prozent der ausgelieferten Kapazität, IBM 3592 ist also weiter auf dem absteigenden Ast oder stagniert zumindest. Das ist keine Überraschung, hat IBM doch seit 2018 weder neue Laufwerke vorgestellt noch deren Kapazität erhöht. Fujifilm hat dagegen erst im September 2021 mit der Auslieferung von LTO-9-Tapes begonnen.