Festplatten: Raffgier vs. Kundenbindung
Den Herstellern kann man an dieser Stelle keinen Vorwurf machen. Mit einem Hochwasser dieser Größenordnung kann niemand kalkulieren. Es häuft sich jedoch die Kritik am Fachhandel und der Distribution. Eine Verdreifachung des Verkaufspreises, wie in der Münchener Innenstadt gesehen, ist nicht gerechtfertigt. Hat eine 2-TByte-Platte bisher knapp 62 Euro gekostet, stieg der Preis über 128 schnell bis auf 158 Euro. Das ist klare Abzocke, aber anscheinend wird dieser Preis bezahlt.
Die Distribution bemüht sich klarzustellen, dass versucht werde, möglichst alle gerecht zu beliefern. Man rät zur Ruhe und Besonnenheit. Wie wir von einem deutschen Speicherhersteller hören, fällt dies durchaus schwer. Die bestellten Laufwerke sollen in vier Chargen geliefert werden. Der OEM stimmt dem zu, lässt sich aber für die gesamte Bestellung einen Festpreis zusichern. Das klappt zunächst auch. Ab der dritten Lieferung erhöht der Disti aber den Preis ohne Rücksprache um 25 Prozent. Dies sei eine Anweisung der Geschäftsleitung. Man könne die Ware gerne zurücksenden. Klasse Alternative…
Beschwerden helfen nichts, der Verkäufer ist nicht mehr zu erreichen, zurückgerufen wird nicht. Das Resultat: Der Distributor ist nicht mehr länger Hauptlieferant unseres Speicherherstellers. Und diese Geschichte ist kein Einzelfall, sondern nur eine unter vielen.
Sicherlich ist es schwierig momentan wirklich allen gerecht zu werden. Aber gerade in Krisenzeiten sollte das Wort unter Geschäftsleuten etwas bedeuten. Selbst, wenn etwas nicht funktioniert, muss sich das im Gespräch klären lassen. Das nennt man Kundenbetreuung! Der spontanen Raffgier zu verfallen, bedeutet »Kundenverbrennung«. Wer kauft schon gerne bei Firmen, auf die er sich nicht verlassen kann oder von der man schon mal abgezockt wurde? Genau, keiner!
Wie lange diese Situation anhält muss sich zeigen. Die Produktion wird erst irgendwann im neuen Jahr wieder anlaufen. Die Preise sind derzeit überzogen und auch die Hamsterkäufe werden sich in den kommenden Wochen normalisieren. Sicher ist, dass Kunden auch für Speichersysteme bis auf weiteres deutlich mehr Geld ausgeben müssen.