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Bandbreitenpreise könnte Cloud Sympathien kosten

Cloud-Dienste werden vor allem für die Konsolidierung externer Standorte hoch gepriesen. Auch Heimanwender sollen sich der Cloud über öffentliche Netzwerke nähern. All dies soll günstiger und komfortabler sein als lokales Disk-Backup. Eine Studie widerlegt dies nun und zeigt, dass Bandbreitenkosten durchaus eine zu hohe Hürde für Cloud-Anhänger sein könnten.

Eigentlich hätte man auch früher drauf kommen können. Wir vergleichen seit Jahren die Kosten für Disk- und Tape-Backup und je nach Sympathielage schlägt das Pendel mal in die eine, mal in die andere Richtung. Bei der Cloud nehmen wir erst einmal hin, dass alles besser und nach Anfangsinvestitionen vor allem günstiger wird. Aber da tut sich nun ein Stolperstein auf, der den uneingeschränkten Hype um die Speicher- bzw. IT-Wolke deutlich hemmen könnte. Insbesondere kleinere und mittelständische Firmen oder auch Heimanwender sollten sich das Folgende genauer ansehen. Die Online-Backup-Firma Backblaze hat eine Studie angelegt, die untersuchen sollte, wie sich die Kosten für Disk-Preise und für Bandbreite in den letzen Jahren entwickelt haben. Im Detail wurden die Kosten pro GByte den Downloadkosten für ein MByte/s gegenüber gestellt. Und tatsächlich fand das Unternehmen heraus, dass die Storage-Preise seit 1986 um satte 40 Prozent fielen, die Bandbreitenkosten aber nur um 26 Prozent nach unten gingen. (die Studie finden Sie hier) Gerade bei hohen Bandbreiten sinken die Kosten wohl nur langsam.

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Da es heute bereits hochleistungsfähige externe Festplatten und kostengünstige NAS-Systeme gibt, sollten sich gerade kleinere Filialen, Praxen, Heimanwender oder ähnliche User den Eintritt in die Wolke überlegen. Allein mit USB 3.0 sind bis zu 5 Gbit/s an Übertragungsgeschwindigkeit möglich. Ethernet und iSCSI schaffen je nach Version ein oder 10 Gbit/s. Natürlich geht es dann auch um Kosten wie Strom und ähnliches (Kühlung wird man kaum benötigen bei einem oder zwei Geräten), trotzdem lohnt sich die Rechnung. Mit Festplatten mit drei TByte lassen sich enorme Speicherdichten in kompakten Geräten erreichen. Oft sind diese schon mit übersichtlichen GUIs ausgestattet und vorkonfiguriert. Bei der Cloud fiele die Administration weg, aber der Sicherheitsfaktor spielt hier zusätzlich eine große Rolle und da steht man dann bei der Kosten-Nutzen-Rechnung wohl eher auf Seiten des lokalen Backups denn in himmlischen Cloud-Höhen.

Als Randbemerkung sei gesagt, dass sich das Unternehmen, das die Studie durchführte, leider selbst ins Knie geschossen hat. Immerhin wollen sie ja Online-Backups verkaufen. Nun könnte man hier argumentieren, dass gerade für kleinere Umgebungen oder Heimanwender die Kosten gering sind. Ich halte dagegen und sage, dass ein Lokalbackup weit mehr Charme hat, wenn es automatisch, zügiger und in der eigenen Sicherheitszone vonstattengeht. Darüber hinaus liegt auch ein gewisses Risiko beim Anbieter, denn zu billig könnte bei fehlenden Kunden in den Bankrott führen. Zu hohe Preise, die Anwender abschrecken, hätten allerdings das gleiche Ergebnis. Es ist nicht einfach mit der Cloud.

Ich finde, diese Gegenüberstellung ist ein interessanter Aspekt und sollte mehr Beachtung finden. Man muss nicht auf jeden Marketingzug springen, nur weil beispielsweise auch Microsoft laut ins gleiche Horn bläst. Wir lernen: Cloud kann, muss aber nicht in allen Fällen besser oder gar günstiger sein. Nicht den Kopf in den Wolken, sondern in den Abrechnungen haben, dann kann nichts schief gehen.

Und nun noch ein wenig Halbwissen zum Angeben: 1956 lieferte IBM die erste Festplatte mit fünf MByte, die 55.000 US-Dollar kostete und etwa eine Tonne wog. Hätten sich die Preise nicht geändert, würden grad moderne Teenager wohl schier verzweifeln, denn ein 16-GByte-iPod würde 1,4 Milliarden US-Dollar kosten. Für ein PByte stünden fast 94 Trilliarden US-Dollar auf der Rechnung und würde ganze Staaten in den Ruin treiben.

Mit ganz sicher lokal gespeicherten Grüßen,

Ulrike Rieß.

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