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Daten auf Eis

Amazon will mit einem Archiv-Service weitere Anwender in die Cloud bringen. Gerade Unternehmen sollen den Gletscher-Dienst nutzen und nicht mehr traditionell auf Band vorhalten. Netter Gedanke. Aber Cloud bleibt Cloud und birgt nach wie vor Risiken, wenn auch nicht gerade Bandsalat…

Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Beharrlichkeit Anbieter an Strategien, Produkten oder Philosophien festhalten, unabhängig davon, wie viel Probleme und Risiken diese noch in sich bergen. Amazon ist da keine Ausnahme. Der Web-Riese bietet derzeit den Dienst »Glacier« an, der Nutzern die Möglichkeit gibt, wenig genutzte Daten in einem Archiv-Vault auf Eis zu legen. Der Preis ist hitverdächtig, pro GByte ist ein US-Cent fällig, immer abhängig vom Umfang und den Modalitäten versteht sich. Pro Vault kann der Kunde – vorzugsweise ein Unternehmen – bis zu 40 TByte ablegen. Verschlüsselt werden die Daten mittels 256-AES-Verschlüsselung. So weit, so gut, so schön der Gedanke.

Und nun kommt das große Aber. Amazon propagiert, dass Unternehmen viel zu viel bezahlen für ihre Datenarchive. Da fehlt es mir ja schon an der Verifizierung: wofür bezahle ich angeblich zu viel? Für die Technik? Für den Service? Für das Personal, dass ich für den Fall aller Fälle vorhalten muss? Oder für die Folgen eines Ausfalls und eventuellen Datenverlust?

Und noch ein entscheidendes Kriterium darf nicht übersehen werden: Cloud ist Cloud, Cloud bleibt Cloud und ist somit noch immer mit den gleichen Risiken verbunden, wie jeder andere Cloud-Service. Und gerade Amazon hat sich in letzter Zeit nicht gerade mit Ruhm in diesem Bereich bekleckert. So sorgten mehrere Stromausfälle im letzten und unlängst in diesem Jahr für Dienstausfälle. Kunden, die einen solchen Service nutzen, wollen sich gerade gegen solche Eventualitäten absichern. Da scheint es eher lächerlich, dass der Dienstanbieter an einer solchen Situation scheitert. Müsste man doch annehmen, dass bei einem so großen RZ-Aufgebot der Anbieter gegen diese Art der Problemstellung gefeit ist.

Meine Empfehlung: Finger weg, erst einmal durchrechnen, was sich wirklich rechnet; und damit meine ich nicht nur die finanziellen Seiten, sondern auch den Nutzwert. Bei kleineren Unternehmen tut es vielleicht doch grad noch die externe Festplatte fürs Archiv, bei größeren ist der Autoloader noch immer nicht abgeschrieben und tut durchaus noch seinen Dienst. Ich denke, dass gerade europäische Anwender solchen Diensten skeptisch gegenüber treten. Mit Sicherheit. Und Amazon wird sich was dabei gedacht haben, den Gletscher-Service nur in den USA anzubieten. Achtung: Rutschgefahr!

Mit immer noch nicht in der Cloud gespeicherten Grüßen,

Ulrike Rieß.

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