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Dell wird zum Start-Up

Milliarden-Deal soll die Firma Dell weg von der Börse und in dynamische Fahrwasser bringen. Silverlake und Michael Dell müssen dafür tief in den Geldbeutel greifen, denn die Aktionäre sollen bar ausgezahlt werden. Ob dieser Schachzug wirklich Geschäftseffizienz bringt, muss sich noch zeigen.

Eines ist jedoch sicher, durch den Deal ist das Unternehmen wieder selbstbestimmter bzw. eben nicht mehr von Aktionärsentscheidungen abhängig. Das Ganze kommt Dell und den privaten Investor Silverlake aber teuer zu stehen. Pro Aktie sollen 13,65 US-Dollar gezahlt werden. Das liegt 37 Prozent über dem Durchschnittswert der Aktie im Zeitraum Oktober 2012 bis Januar 2013. Insgesamt sollen 24,4 Milliarden Dollar bei diesem Geschäft den Besitzer wechseln. Dell wird somit vom börsengehandelten Unternehmen quasi über Nacht wieder zum privaten Start-up. Nun ja, wohl nicht Start-up, aber ein neuer Start in strategischer Form ist es für die Firma allemal. Michael Dell, der bislang 14 Prozent des Unternehmens in Aktien hielt, wird weiterhin CEO und Chairman bleiben – keine wirkliche Überraschung. Immerhin steckt er hinter diesem Coup, mit dem er im August 2012 an das Board der Firma herantrat. Die Motivation ist klar: mehr Selbstbestimmung, weniger Abhängigkeit durch eine Masse an Aktionären, die sich ja auch erst einmal zu irgendeiner Meinung abstimmen müssen. Darüber hinaus ist man zunächst auch keiner dritten Instanz irgendwelche Auskünfte über Einkünfte, Quartalszahlen oder Verluste schuldig. Michael Dell glaubt, damit die Firma dynamischer führen zu können und sich mehr den Lösungen und der Umsetzung der eigenen Strategie widmen zu können. Er selbst sagt, er habe einen hohen finanziellen Beitrag bei diesem Deal riskiert (ja, nicht investiert, er redet von riskiert), da er an den Erfolg von Dell als Privatunternehmen glaubt.

Wie bei vielen anderen Geschäftskäufen, muss die Zeit zeigen, ob Dell’s Rechnung aufgeht. Immerhin hat das Unternehmen in den letzten drei Jahren nicht gerade wenig in Akquisitionen, neue Mitarbeiter und Standorte investiert, um sich vom Reseller zum ernst zu nehmenden Lösungsanbieter zu mausern. Noch immer kämpft die Firma mit den Zahlen, die noch nicht den Erwartungen entsprachen. Aber offensichtlich ist man zuversichtlich, dass die Privatisierung dem Erfolg Vorschub leisten kann.

Mit nicht privatisierten Grüßen,

Ulrike Rieß.

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