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EMC stellt sich SPC-Benchmarks

Sich dem SPC anzuschließen ist sicher nur eine kleine Meldung, für EMC kommt sie aber einer 180-Grad-Kehrwende gleich. Immerhin hat sich das Unternehmen fast zehn Jahre bemüht, die Benchmark-Tests schlecht zu machen und als unnötig darzustellen. Woher nun der Sinneswandel?

Überraschend war es schon, vor allem deswegen, da sich EMC immer wieder auf den Standpunkt stellte, diese Tests seien nicht repräsentativ genug. Vielmehr argumentierte EMC – so zum Beispiel in einem Blog von Chuck Hollis, VP Global Marketing und CTO bei EMC, 2007 –, dass eine reale Umgebung nicht durch fiktive und beinahe-genauso-Testszenarien darzustellen sind. Damit hat er durchaus recht. Trotzdem blieb die berechtigte Frage, warum das Unternehmen den Vergleich scheute. Ein Grund mag sein, dass eine solche Gleichmachung beim Testen die Resultate für EMC verwässern könnte.

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Vielleicht noch was zum Storage Performance Council. Selbiger wurde Anfang des neuen Jahrhunderts gegründet und bereits 2002 wurde spekuliert, ob EMC dem Council beitritt. Viele sahen es als unumgänglich an, befinden sich in der Mitgliedsliste doch geliebte Feinde wie Compellent, HDS, HP, IBM, Netapp oder 3Par. Der Bostoner Speicherriese aber blieb standhaft. Allerdings heißt das nicht, dass die Firma sich generell dem öffentlichen Vergleich verweigert, denn sie ist Mitglied in der bereits 1988 gegründeten Standard Performance Evaluation Corporation, kurz SPEC. Diese beschäftigt sich nicht nur mit Speichersystemen wie der SPC, sondern mit der Bewertung unterschiedlicher Technologien, unter anderem Webservern oder NAS-Performance.

Und deswegen ist es eben erstaunlich, dass Tucci und Co nun auch dem SPC etwas abgewinnen können. Soviel zumindest, dass man Associate Member werden möchte. Es ist nicht anzunehmen, dass die Entscheidung getroffen wurde, weil die Kunden aufgrund fehlender Benchmarks weglaufen. Aber König Kunde ist sicher ein Grund dafür. Offensichtlich gibt es viele interessierte Käufer, die mit entsprechenden Werten der Wettbewerber ankommen und einfach Benchmarks haben möchten. Ob die dann im realen Umfeld Stand halten können, ist eine andere Frage. Niemand sollte sich hier nur blindlings auf Benchmarks verlassen. Vielleicht aber hat EMC noch etwas in den Laboren stehen, dass nun mit der überraschenden SPC-Initiative für Aufsehen sorgen soll. Wer weiß.

EMC selbst will an dieser Stelle eher ruhig treten. Es gab keine Ankündigung dazu und ein Statement gibt es nur auf ausdrückliche Anfrage. Dieses fällt dann aber auch eher vage und sehr amerikanisch aus. EMC lässt vermelden, dass sich das Unternehmen sehr auf die zukünftige Zusammenarbeit freut. Die Benchmark-Software sei noch nicht installiert und derzeit stehen auch die Pläne dafür noch nicht fest, so dass man zurzeit keine öffentlichen Resultate vorweisen kann. Die oberste Prämisse dieser Mitgliedschaft, wie auch anderer Benchmark-Gruppen, sei es Kundenanforderungen zu erfüllen. – An dieser Stelle könnten böse Zungen fragen, ob man vorher die Anforderungen nicht erfüllte oder die SPEC-Tests nicht ausreichten, und das über einen so langen Zeitraum. – Auf die Frage, warum man seine Meinung änderte, gibt es keine Antwort. (Original-Zitat: »EMC is joining the SPC as an associate member, looks forward to working with the SPC and plans to evaluate the benchmarks.«)

Ob und wann wirklich Resultate öffentlich gemacht werden, steht in den Sternen. Ebenso interessant wird es ein, zu verfolgen, ob EMC die Art der Tests durch die Zusammenarbeit ändern wird. Immerhin wirft das Unternehmen dem Benchmark-Council vor, an der realen Welt vorbei zu testen. Im Zweifel ist es nur ein guter strategischer Schachzug, um ewige Nörgler und Zweifler zum Schweigen zu bringen.

Mit nicht getesteten, aber gespeicherten Grüßen,

Ulrike Rieß.

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