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Bitkom: Digitalbranche bleibt trotz Rezession auf Wachstumskurs

Trotz Rezession: Bitkom sieht Digitalbranche weiter auf WachstumskursDie deutsche Wirtschaft steuert auf ein drittes Rezessionsjahr zu, die digitale Wirtschaft bleibt dagegen auf Wachstumskurs. Laut Bitkom soll der ITK-Markt 2025 ein Umsatzwachstum von 4,6 Prozent verzeichnen, begleitet von einem deutlichen Anstieg der Arbeitsplätze. Von den Investments profitiert vor allem IaaS sowie der Bereich Storage.

Deutschland kämpft weiterhin mit einer schwierigen Konjunkturlage und steuert auf das dritte Jahr in Folge mit Schrumpfung zu. Gleichzeitig bleibt die digitale Wirtschaft ein stabiler Wachstumssektor. Nach den aktuellen Prognosen des Digitalverbands Bitkom wird der Umsatz im deutschen Markt für IT und Telekommunikation (ITK) 2025 um 4,6 Prozent steigen und 232,8 Milliarden Euro erreichen. Im Vorjahr lag der Umsatzzuwachs bei 3,3 Prozent, wodurch der Markt auf 222,6 Milliarden Euro wuchs.

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Dr. Ralf Wintergerst, BitkomDr. Ralf Wintergerst, BitkomZusätzlich entstehen zahlreiche neue Arbeitsplätze in der Branche. Laut wird die Zahl der Beschäftigten im ITK-Sektor bis Ende 2025 um rund 20.000 auf 1,371 Millionen steigen. Im Jahr 2024 wurden bereits 9.000 neue Stellen geschaffen. »Die Digitalwirtschaft bietet einen Lichtblick in schwierigen Zeiten, steigert den Umsatz und schafft neue Jobs«, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. »Mittlerweile ist die ITK-Branche Deutschlands größter industrieller Arbeitgeber. Die Geschäfte der meisten Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche verlaufen den Prognosen zufolge 2025 positiv. Die Richtung in der IT stimmt.« Die Politik sollte daher alles tun, um das Wachstumstempo zu verstärken.

KI mit deutlichem Wachstum von 43 Prozent

Die Informationstechnik bleibt der Haupttreiber des Wachstums. Nach der aktuellen Prognose sollen 2025 in Deutschland 158,5 Milliarden Euro im IT-Sektor umgesetzt werden, was einem Anstieg von 5,9 Prozent entspricht. Besonders Software zeigt starke Dynamik mit einem Plus von 9,8 Prozent auf 51,1 Milliarden Euro. Hervorzuheben ist der anhaltende Boom im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Das Geschäft mit KI-Plattformen – auf denen Anwendungen entwickelt, trainiert und betrieben werden – legt um 43 Prozent zu und erreicht 2,3 Milliarden Euro. Das ist umso bemerkenswerter, weil das Segment vor einigen Jahren noch bei nahezu null stand.

»Die kommende Bundesregierung muss das Momentum nutzen und Deutschland zu einem KI-Land machen«, betont Wintergerst. »Kollaborations-Tools zur Zusammenarbeit und zum mobilen Arbeiten in Unternehmen wachsen ebenfalls stark: um zwölf Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Sicherheits-Software steigt um elf Prozent auf 5,1 Milliarden Euro an.«

Zweistellige Wachstumsraten erwartet der Bitkom außerdem bei Cloud-Services, die um 17 Prozent auf 20 Milliarden Euro zulegen. Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen sieht der Digitalverband 2025 bei fünf Prozent und 53,8 Milliarden Euro.

KI mit deutlichem Wachstum von 43 Prozent (Quelle: Bitkom)KI mit deutlichem Wachstum von 43 Prozent (Quelle: Bitkom)

IT-Hardware: Positive Entwicklung

Im Bereich IT-Hardware zeigt sich in nahezu allen Segmenten eine positive Entwicklung. Der Markt wird voraussichtlich um 3,3 Prozent auf 53,7 Milliarden Euro wachsen. Besonders das Segment Infrastructure-as-a-Service, also gemietete Server-, Netzwerk- und Speicherkapazitäten, wird als Wachstumsmotor genannt. Hier erwartet der Bitkom ein Plus von 24,4 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Wearables wie Smartwatches und Fitness-Tracker können um 5,1 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zulegen, während mobile PCs ein Wachstum von 4,5 Prozent auf sechs Milliarden Euro verzeichnen sollen.

Für uns umso interessanter, Storage wird als eigenständiger Wachstumsposten gelistet. Hier soll es 2025 zu einem Umsatzplus von 3,8 Prozent kommen.

Gegenläufig ist die Entwicklung bei klassischer Unterhaltungselektronik. Bereits das fünfte Jahr in Folge rückläufig, wird für 2025 ein weiterer Umsatzverlust von 7,5 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro prognostiziert. Im Vorjahr lag der Rückgang bei 5,8 Prozent. »Das Geschäft mit Unterhaltungselektronik leidet in Zeiten hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit besonders stark – viele Haushalte achten auf ihr Geld und verzichten oft auf größere Anschaffungen«, betont Bitkom-Präsident Wintergerst.

Infrastructure-as-a-Service soll 2025 um über 24 Prozent zulegen, aber auch der Storage-Bereich wird ein Wachstum verzeichnen. (Quelle: Bitkom)Infrastructure-as-a-Service soll 2025 um über 24 Prozent zulegen, aber auch der Storage-Bereich wird ein Wachstum verzeichnen. (Quelle: Bitkom)

Deutschlands Digitalmarkt belegt im weltweiten Vergleich Rang 4

Die Umsätze mit IT und Telekommunikation werden weltweit 2025 der Prognose zufolge um 6,6 Prozent auf 5,2 Billionen Euro zulegen. Das größte Wachstum verbucht dabei in diesem Jahr Indien mit einem Plus von acht Prozent, dahinter folgen die USA mit 7,3 Prozent prognostiziertem Wachstum. Die EU (ohne Deutschland) soll ein Plus von 7,1 Prozent erreichen, dahinter liegen Großbritannien (6,7 Prozent) und Japan (5,9 Prozent). Für China wird ein Umsatzwachstum von 5,8 Prozent prognostiziert. Deutschland liegt mit seinen 4,6 Prozent Umsatzwachstum mit ITK dahinter.

Beim Blick auf die internationalen Märkte halten die USA ihre Vormachtstellung und kommen 2025 auf einen Weltmarktanteil von 38,8 Prozent. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand China (11,0 Prozent), Japan (4,6 Prozent) und – gemeinsam mit Großbritannien – auf Rang 4 Deutschland (je 4,1 Prozent). Indien kommt auf 2,5 Prozent Weltmarktanteil. Auf die EU ohne Deutschland entfallen 9,9 Prozent des globalen ITK-Markts.

Letztes Jahr lag Deutschland noch hinter England, nun haben wir etwas aufgeholt und liegen zumindest gleich auf. »Deutschland hätte aber mehr Potenzial«, erklärt Wintergerst auf der Bitkom-Pressekonferenz gegenüber Journalisten. »Unsere Ambition muss sein, hinter China Platz 3 in der Welt zu belegen.«

Deutschlands Digitalmarkt belegt im weltweiten Vergleich Rang 4 (Quelle: Bitkom)Deutschlands Digitalmarkt belegt im weltweiten Vergleich Rang 4 (Quelle: Bitkom)

Deutschland braucht nach der Bundestagswahl einen Re-Start

Um die Wirtschaft anzukurbeln, benötigt Deutschland allerdings einen Re-Start. Bitkom-Präsident Wintergerst nimmt die Politik in die Pflicht: »Wichtig ist, dass die künftige Bundesregierung nach den Wahlen schnell ihre Arbeit auf- und die Digitalpolitik in den Fokus nimmt. Wir brauchen weniger Regulierung und stattdessen mehr Investition und mehr Innovation.«

Um erstens die Wirtschaft anzukurbeln, brauche es die Mobilisierung von mehr Kapital für die Unternehmen sowie eine Linderung der IT-Fachkräftemangels. Nötig seien zweitens eine Überarbeitung der staatlichen Strukturen und eine konsequente Digitalisierung der Verwaltungen mit modernen Registern und zudem digitalen Identitäten. Und drittens brauche es in der nächsten Legislaturperiode ein Digitalministerium: »Echter Fortschritt wird nur erreicht, wenn es innerhalb der nächsten Bundesregierung einen Antreiber für die Digitalthemen gibt. Die Zeit ist reif für ein eigenständiges Digitalministerium, das digitalpolitische Zuständigkeiten bündelt und die Digitalpolitik effektiv vorantreibt«, fordert Wintergerst. »Dieses Ministerium sollte sich auf die zentralen Aufgaben und die Querschnittsthemen der Digitalpolitik konzentrieren und darf kein Anhängsel eines anderen Ressorts sein.«

Und viertens müsse Deutschland digital Souveräner werden und sich aus einseitigen Abhängigkeiten lösen. Es brauche eigene Fähigkeiten bei Schlüsseltechnologien wie der Mikroelektronik, der IT- und Cyber-Sicherheit, der KI, dem Industrial Metaverse und dem Quantum Computing, um auf den Weltmärkten eine führende Position einnehmen. »Die nächste Bundesregierung muss unter Beweis stellen, dass sie handlungsbereit und handlungsfähig ist, Herausforderungen und Probleme erkennt, angeht und löst – insbesondere im Digitalen«, plädiert Wintergerst. »Digitalpolitik muss in der kommenden Legislaturperiode zu einem Schwerpunkt werden.«