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IBM SVC: Der Kostensenker hat seine Attraktivität behalten

Vor 18 Jahren stellte IBM den SAN Volume Controller vor. Ist das Virtualisierungs-Tool überhaupt noch zeitgemäß? Axel Koester (Chief Technologist & Member of the Board @ IBM TEC think tank), Ralf Colbus (Chief Strategy Storage @ IBM Technology DACH) und Martin Haußmann (System Engineer, Tech Data) lassen die spannende Entwicklung der IBM-Lösung Revue passieren und geben einen exklusiven Ausblick auf die Zukunft.

 IBM SAN Volume Controller feiert Geburtstag: Der Kostensenker hat seine Attraktivität behalten


 Welche Erinnerung haben Sie an die Premiere des SAN Volume Controllers vor 18 Jahren, und was war Ihr erster Eindruck von der innovativen Virtualisierungs-Appliance?

Ralf Colbus, IBMRalf Colbus, IBM Colbus: Ich war 1999 bei der IBM-internen Vorstellung dabei. Ich wusste, dass der SVC den Markt verändern wird – oder als Produkt mit der kürzesten Lebensdauer im IBM-Portfolio in die Geschichte eingehen. Eingetreten ist das Erstere: Der SVC kam 2003 auf den Markt und ist immer noch eine Erfolgsstory. Das Ur-Prinzip des SVC v1.0 bestand darin, verschiedene Speichersysteme zu »homogenisieren«, sie einheitlich zu managen, den Nutzungsgrad zu erhöhen und für die Kunden eine Wahlmöglichkeit mit Investitionsschutz zu bieten. Diese Prinzipien gelten noch heute.

Axel Koester, IBMAxel Koester, IBMKoester: Die Vision von IBM war, Speicher aus generischen x86-Hardware-Komponenten und Software zu bauen. Diese Idee war revolutionär! Zeitgenössische Speichersysteme wurden damals aus maßgeschneiderter Elektronik gefertigt. Als wir erste Prototypen der Öffentlichkeit zeigten, waren alle der Meinung: »Bitte auf den Markt bringen! Den Kosten wird es nur guttun.« Daraufhin wurde eine gehärtete Speicher-Software auf redundanten x86-Servern implementiert, zunächst ohne eigene Drives. Heute ist diese Bauart Standard. Erst wesentlich später haben wir uns dazu entschlossen, den SVC mit eigenen Speichermedien auszustatten. Daraus gingen die Produktfamilien IBM Storwize (mit Disks) und IBM FlashSystem hervor (mit FlashCore-Modulen, Storage-Class-Memory und/oder SSDs).

 18 Jahre sind in der IT-Branche eine Ewigkeit. Welche SVC-Innovation war Ihrer Meinung nach die bahnbrechendste?

Martin Haußmann, Tech DataMartin Haußmann, Tech DataHaußmann: Als der SVC auf den Markt kam, hatten alle Hersteller nur Disaster-Recovery- Lösungen im Portfolio. Der SVC als HA-Lösung (High-Availability) rüttelte an den Storage-Grundfesten.

Koester: Das beste Einzel-Feature ist und bleibt der Stretched-Cluster. Dieser bietet die Möglichkeit, schnell und günstig eine vollautomatische Speicherhochverfügbarkeit über mehrere Standorte hinweg zu realisieren – ohne Interaktion mit Servern oder Middleware und ohne Rücksicht auf Hypervisor oder Betriebssystem. Das herausragendste Merkmal des SVC ist allerdings, sich immer an die Entwicklung angepasst und in jede neue Umgebung eingefügt zu haben.

Colbus: Der geniale Ansatz war, den SVC nicht nur als reine Speicher-Virtualisierung zu entwickeln, also ohne internen RAID-Code, sondern daraus eine eigene Flash-Familie mit integriertem Speicher zu bauen. Dieses Konzept kam allerdings erst im Laufe der Jahre zum Tragen, nachdem kein System ohne SDS-Eigenschaften (Software-defined Storage) mehr entwickelt werden sollte. So gelang es später auch, den SW-Stack (sprich Betriebssystem) in der Cloud zu platzieren. Weitere Meilensteine waren für mich die Hochverfügbarkeit sowie das automatische Tiering über Speicherklassen und Hersteller hinweg mit einer herausragenden Interoperabilitäts-Matrix. Damit ermöglicht der SVC beim Kunden einen Speicher-Technologiewechsel ohne Betriebsunterbrechung – unabhängig vom eingesetzten Betriebssystem.

 Wo liegt für Sie der größte SVC-USP?

Koester: Für mich ist der wesentlich USP der kostensenkende Einfluss. Ich erinnere mich an einen Kunden, der sich beklagte, dass seine internen Abnehmer immer nur »Goldklasse«-Speicher bei ihm bestellten, weil sie vorgaben, diesen unbedingt zu benötigen. Da der Betreiber seine Speicherkosten nicht verursachergerecht umlegen konnte, entstand den Abnehmern kein Nachteil. Mit dem SVC-Einsatz stellte der Betreiber seine Strategie um auf: »Jeder erhält grundsätzlich Speicher der Bronzeklasse«. Nur wer sich beim Roll-out beklagt, wird über Nacht transparent auf Silber- oder Gold-Performance gehoben. Dadurch lassen sich massiv Kosten in der teuersten Speicherklasse sparen, weil die Angst der Kunden vor einer Fehlentscheidung nicht mehr Teil der Rechnung ist.

Haußmann: Die Flexibilität und die Funktionalität, gepaart mit der Stabilität des Produktes, haben dazu geführt, dass der SVC auch heute noch ein Key-Player im Markt ist. Die drei Buchstaben stehen für Speichervirtualisierung auf höchstem Niveau.

Colbus: Ein sehr großer Automobilhersteller, der SVC-Systeme von IBM im PByte-Bereich für eine kritische VMware- und Datenbankumgebung in der Produktion betreibt, verriet mir, dass ihm die IBM Storage-Systeme schon mehrfach das »Leben« gerettet haben. Für mich das höchste Lob, dass ein Speicherhersteller bekommen kann!

 Welchen aktuellen Herausforderungen muss sich der SVC stellen?

Koester: Wir lassen bei neuen SVCs und IBM FlashSystemen regelmäßig Penetration-Tests durchführen, um für Cybersicherheit zu sorgen. Sehr früh konnten wir so beispielsweise die SSL-Heartbleed-Lücke ausmerzen. Im Frühjahr 2021 haben wir Safeguarded Copy eingeführt für regelmäßige, nur Security-Administratoren zugängliche Schnappschüsse der Produktionsdaten. Da Ransomware-Attacken aber als erstes im Speicher-Layer eindeutig erkennbar werden, lässt sich Safeguarded Copy auch zu deren Identifikation nutzen. So kann der Kunde auf eine junge, intakte Kopie seiner Umgebung zurückgreifen und eine Zahlung an die Erpresser vermeiden. Die neue Herausforderung ist, dies alles so stark zu automatisieren, dass der Schutz auch von einem Mittelständler ohne Spezialwissen oder geschultem Personal aktiviert werden kann.

Haußmann: Die Anforderungen an den Storage verändern sich. Es kann nie genug davon geben, und er ist immer zu langsam. Über die Jahre hinweg verschiebt sich der Flaschenhals in der IT immer wieder. Die Themen Datensicherheit und Verfügbarkeit werden immer wichtiger. Schön, wenn man Tools wie den SVC zur Verfügung hat, die da mitwachsen und neue Funktionen zur Verfügung stellen!

Colbus: Die Anwendungslandschaft der meisten Kunden verändert sich in Richtung Container und Micro-Services. Diese sind parallel zur klassischen IT zu implementieren und zu betreiben. Für Speichersysteme bedeutet dies neue APIs sowie neue Management-, Automatisierungs- und Backup-Konzepte. Wir haben den SVC und unsere FlashSysteme daraufhin weiterentwickelt: Der SVC stellt das Bindeglied zwischen der klassischen und der neuen Speicherwelt dar – inklusive der Möglichkeit, Daten in die Cloud zu verlagern. Des Weiteren wird das Thema Security und Cyber-Resiliency stärker in den Fokus rücken müssen: Zero-Trust, Policy-Based-Access oder die Integration in die Security-Frameworks der Unternehmen werden in den nächsten Monaten im Vordergrund der Entwicklung stehen.

 Können Sie uns einige Insights zur SVC-Weiterentwicklung verraten? Worauf dürfen sich die Kunden freuen?

Koester: Viele neue Features werden aus dem Bedarf bei den FlashSystemen abgeleitet – allen voran Datenreduktion und Maßnahmen gegen Ransomware. Allerdings kann man den Speicherpark häufig nicht in der Geschwindigkeit upgraden oder tauschen, die erforderlich wäre. Hier bietet der SVC die Chance, auch Bestandssysteme fremder Hersteller mit dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik auszustatten. Dazu werden bald weitere interessante Features folgen, optional auch im Rahmen der Call-Home-Lösung IBM Storage Insights. Diese scannt zwar nicht die Daten, kann aber gute Indikatoren liefern. Natürlich arbeiten wir auch an mehr Leistung auf kleinerem Raum bei geringerem Stromverbrauch. Zudem verbauen wir zwar die üblichen Intel x86-Prozessoren, aber diese werden schon bald mit IBM Technologie auf 7nm Strukturgröße verkleinert, um Strom zu sparen. Kurz nach der Intel-Ankündigung im März 2021 hat IBM Research die Nachfolgetechnologie für 2nm vorgestellt. Auch davon wird x86 profitieren. Green IT ist eine weltweite Aufgabe – und nicht mehr nur ein Wettbewerbsargument.

Weitere Informationen

Tech Data GmbH & Co, OHG
Kistlerhofstraße 75
81379 München
Tel. +49 (0)711 51881 240

Mehr Hintergrundinfos zum Thema finden sich auf dem Tech Data StorageHub.
Die Online-Plattform informiert mit Artikeln, Webcasts und Podcasts über aktuelle Storage-Trends und bietet Technology Guides zum kostenlosen Download an.


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