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IT-Fachkräftemangel: Effizienz und Recruiting als Schlüssel

Bei allen technischen Anforderungen, es fehlt oft genug am nötigen Personal, welches für die Umsetzung sorgt. Mittlerweile gibt es eine wachsende Diskrepanz zwischen Bedarf und Verfügbarkeit von qualifizierten IT-Fachkräften. Für Firmen heißt dies, die Effizienz der IT zu steigern und mehr in Recruiting-Strategien zu investieren.

In nahezu allen Gesprächen hören wir in der speicherguide.de-Redaktion von ein und demselben Problem, das interessanterweise gar nicht so viel mit Technik zu tun hat, sondern dem Mangel an IT-Fachkräften. Dies gilt für IT-Abteilungen, Systemintegratoren, Distributoren und Hersteller gleichermaßen.

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»Dieses Problem wird sich aus mehreren Gründen auch künftig weiter zuspitzen«, erwartet Marius Neidlinger, Business Development Manager bei Dell Technologies Deutschland. »Einerseits stehen durch den demographischen Wandel viele Fachleute kurz vor dem Ruhestand, während aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Bedarf an IT-Spezialisten in den Unternehmen rasant ansteigt.«

Dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge hat der Fachkräftemangel in IT-Berufen 2022 mit 68.000 offenen Stellen einen neuen Höchststand erreicht. Der hohe Bedarf an qualifizierten Fachkräften fällt auch mit einem Rückgang der Absolventenzahlen an den Hochschulen zusammen. Der Digitalverband Bitkom spricht in seiner Studie zum IT-Fachkräftemangel von 137.000 offenen IT-Stellen.

Laut einer ifo Konjunkturumfrage bei etwa 9.000 Unternehmen aus ganz Deutschland leiden im Sommer 2023 rund 43 Prozent der Firmen unter Engpässen an qualifizierten Arbeitskräften.

Personalmangel mit Technik entgegenwirken

Marius Neidlinger, Dell
Marius Neidlinger, Dell

»Die wachsenden Anforderungen an die IT bei gleichzeitig sinkenden personellen Ressourcen können kurz- und mittelfristig nur durch massive Effizienzsteigerungen bei der Bereitstellung und dem Betrieb der IT gelöst werden«, sagt Dell-Manager Neidlinger. »Dies erfordert eine Kombination aus Automatisierung und Konsolidierung bei gleichzeitiger Verringerung der Komplexität. Technologisch erreicht man das durch die Vermeidung von Silos sowie einer konsequenten Standardisierung im Bereich der Soft- und Hardware. Appliance-basierte und Software-definierte Ansätze sind hier ein bevorzugtes Mittel der Wahl.«

Offene Stellen und Arbeitslose in IT-Berufen (Quelle: KOFA)
Offene Stellen und Arbeitslose in IT-Berufen (Quelle: KOFA)

Recruiting: Unternehmen müssen Aufwand erhöhen

Dirk Kreuter und Karl Fröhlich, speicherguide.de/it-daily.net
Dirk Kreuter und Karl Fröhlich, speicherguide.de/it-daily.net

Unternehmer und Vertriebsexperte Dirk Kreuter hält den Fachkräftemangel eher für einen Mythos. Vielmehr betreiben Firmen nicht genug Aufwand, um gute Mitarbeiter zu bekommen. »Der Prozess neue Mitarbeiter zu gewinnen, ist der gleiche, wie neue Kunden zu gewinnen«, stellt Kreuter klar. Kreuter hat im vergangenen Jahr 220.000 Euro für Recruiting-Maßnahmen ausgegeben, im gleichen Zeitraum aber 5,8 Millionen Euro für Werbung. »Diesen Denkfehler habe ich auch erst kürzlich für mich aufgelöst«, erklärt Kreuter. »Geld für Neukunden habe ich immer gerne ausgegeben, Geld für neue Mitarbeiter, da habe ich immer auf der Bremse gestanden. Bis Mitte 2023 haben wir bereits mehr Geld für Recruiting ausgeben als im Gesamtjahr 2022. Dadurch hat sich die Anzahl der Bewerber deutlich erhöht und auch deren Qualität.« Sein Kredo, wer gute Mitarbeiter haben möchte, muss auch an der Stelle investieren, um mehr A+-Mitarbeiter zu bekommen, die für das Unternehmen Leistung bringen und entsprechende Erfolge einfahren.

Marktbeobachter wie Andreas Raum, Geschäftsführer bei freyraum marketing, ergänzt: »Der Fachkräftemangel ist ein Arbeitskräftemangel, kein Mythos, sondern wird schnell schlimmer. Ansonsten sehe ich es genauso, Unternehmen müssen gegensteuern und dies massiv.«

Firmen und potenzielle Mitarbeiter sollten sich aufeinander zubewegen

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die Unternehmen vorwerfen, nicht genug in Aus- und Weiterbildung zu investieren. Zudem würden viele schlicht keine angemessenen Gehälter und Arbeitsbedingungen bieten. Das ist sicherlich ein diskussionswürdiger Punkt. Das Gegenargument lautet meist, die Neuen müssen sich in das bestehende Gehaltsgefüge einfügen. Man könne ja nicht allen bei jeder Neueinstellung das Gehalt erhöhen.

»Gerade in Zeiten der Inflation wird eine gerechte Entlohnung wieder wichtiger: besonders um die Top-Performer zu halten und auch um Talente von Mitbewerbern für das eigene Unternehmen zu gewinnen«, meint Kreuter. »Ziehen Unternehmen nicht bei der aktuellen Lohnrunde mit, haben sie langfristig das Nachsehen und verlieren ihre besten Kräfte. In einem gesunden, wachsenden Unternehmen sollte dies auch eine Selbstverständlichkeit sein. Trotzdem ist der Lohn natürlich nicht die einzige Stellschraube, eher eine Grundvoraussetzung. Die Vision, der Spirit eines Unternehmens und die Atmosphäre in den Teams sind den heutigen Bewerbern wichtiger denn je.«

Letztendlich sind nicht alle Unternehmen gleich und viele müssen sich noch an die neuen Gegebenheiten anpassen. Die jüngere Generation hat heute höhere Ansprüche, die eingesessene Firmenlenker oft genug als maßlos überzogen halten. Am Ende werden sich beide Seiten aufeinander zu bewegen müssen. Und es ist ja nicht neu, dass man gut ausgebildeten Fachkräften etwas bieten muss um sie zu bekommen bzw. zu halten. Das Gehalt ist ein Faktor, aber jeder mit etwas Berufserfahrung achtet vor allem auf das Arbeitsklima.

Anzahl an offenen Stellen, für die es keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt (Quelle: KOFA)
Anzahl an offenen Stellen, für die es keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt (Quelle: KOFA)

Arbeitsklima entscheidend

Dies beginnt beim Führungsstil und der Art und Weise, wie Vorgesetzte mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen. Die Kommunikation sollte offen und klar sein und die Arbeit wertgeschätzt und anerkannt werden. Und dies bei allen Mitarbeitern und nicht nur ausgewählte Kollegen. Gute Chefs beziehen ihre Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse mit ein und geben ihnen ein Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit.

Die Faktoren sind vielfältig, oft nicht greifbar und insgesamt ein komplexes Konstrukt. Auch kommen diverse Maßnahmen nicht bei allen gleich gut an. Während die einen gerne Weiterbildungen und Teambuilding-Maßnahmen besuchen, sind sie für andere die Hölle. Experten raten zu einem aktiven Management, mit einem guten Verständnis und Gespür für die Teamdynamik. Müssen unliebsame Entscheidungen getroffen werden, gilt es diese klar zu kommunizieren und aufzuschieben.

IT-Fachkräfte: Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten

Die steigende Zahl an Cyberattacken forciert den Bedarf an Sicherheitsspezialisten und Forensiker. Hinzukommt der Durchbruch im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI), die zusätzliche Software-Entwickler für das Design, die Implementierung und die Wartung von KI-Systemen benötigen. Hinzukommen Datenwissenschaftler und Datenanalytiker, sie füttern die KI mit Daten und analysieren die Ergebnisse, um daraus Erkenntnisse für die Unternehmen zu gewinnen.

Die wirtschaftliche und politische Entwicklung bleibt auf absehbare Zeit ein Hemmschuh, denn zu den Auswirkungen der Pandemie kommen wirtschaftliche Schwankungen. Erst wenn sich die Lage stabilisiert, werden Unternehmen ihre IT-Projekte wieder stärker vorantreiben.

Gleichzeitig schreitet die Digitalisierung in allen Wirtschaftssektoren, Behörden und Gemeinden voran. Zum Teil sehr langsam, aber stetig. Wie sehr Spezialisten fehlen, zeigt sich in mehreren Gemeinden, Behörden, Städten und Kliniken, die nach einem Ransomware-Angriff auf unbestimmte Zeit von der normalen IT abgeschnitten sind.

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