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Ausbildung zum Datenschutzbeauftragten im Selbstversuch

Nicht zuletzt durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) müssen sich Unternehmen, egal welcher Größe, umfassend mit dem Datenschutz beschäftigen. Firmen ab zehn Mitarbeitern müssen sogar einen Datenschutzbeauftragten stellen. Seminare dazu sind bis Mai so gut wie ausgebucht. Eine entsprechende Ausbildung lässt sich nur noch online rechtzeitig absolvieren. Im Selbstversuch habe ich bei der Online-Akademie Datenschutz.com die Ausbildung zum Datenschutzbeauftragten absolviert.

Karl FröhlichKarl Fröhlich Das Thema Datenschutz ist seit Jahren allgegenwärtig. Zugegeben es ist eher ein trockenes und auch lästiges Thema. Mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat es aber nochmal eine ganz neue Brisanz erhalten und ist wichtiger als je zu vor. Ich gestehe, ich habe auch lange zu denen gehört, die meinten, »ach, was soll's ich habe nichts zu verbergen«. Zu verbergen habe ich nichts, was aber nicht bedeutet, dass man mit meinen Daten Schindluder trieben darf.

Der Missbrauch von Facebook-Daten durch Cambridge Analytica ist hier natürlich eines der prominentesten Beispiele. Das Problem ist, als User sind wir gläsern. Anhand unseres Lese- und Klickverhaltens entsteht in den Sozialen Medien ein Profil von uns. In den USA wurden anscheinend vermeintlichen Waffenkritikern Waffenbilder im Kontext Selbstverteidigung und Schutz vor Einbrechern gezeigt. Befürwortern hat man dagegen eher verklärte Bilder mit Landschaften, Freiheit und Sonnenuntergängen gezeigt. Dieses Targeting in Verbindung mit Big-Data-Analysen kann man nicht gutheißen.

Dies nur als Beispiel. Sie haben es in den letzten Wochen sicher bemerkt, die DSGVO ist auch in unserer Berichterstattung allgegenwärtig. Unser Beitrag Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO): Das gilt es zu beachten gehört derzeit zu unseren gefragtesten Artikeln. Letztes Jahr hatte ich noch während einer IDC-Pressekonferenz überprüft, welche Möglichkeiten es gibt, sich zum Datenschutzbeauftragten ausbilden zu lassen. Kurse und Seminare gibt es einige, die aber alle ausgebucht sind. Vor dem Stichtag, dem 25. Mai kann man eigentlich nur noch durch Glück und über eine Warteliste einen Platz ergattern.

Online-Ausbildung zum Datenschutzbeauftragten

Die Alternative sind Online-Seminare, beispielsweise bei datenschutz.net und datenschutz.com. Die beiden Webseiten sind nahezu identisch. Sie unterscheiden sie eigentlich nur durch den Farbcode, den Standorten Stuttgart und Berlin und, dass Datenschutz.com mit einem Video zumindest ein kleinwenig Persönlichkeit aufbaut. Beide sind Testsieger bei einem unbekannten Tester und werben mit positiven Bewertungen, die ich nicht nachvollziehen konnte.

Beiden habe ich eine Mail geschrieben und um ein Interview gebeten. Aber wie das so ist, Mails an eine info@-Adresse bleiben in der Regel unbeantwortet. So (bisher) auch hier. Wenn ich ehrlich bin, richtig vertrauenserweckend sind beide Auftritte nicht. Zu clean, zu nichtssagend, zu konstruiert. Trotzdem war mein Interesse geweckt. Der Knackpunkt: Man kann zwei Leute zum Preis von einem anmelden.

Ich habe über die Jahre immer wieder kleinere Firmen bezüglich der Datenschutzbestimmungen beraten. Und eine (nichtrepräsentative) Recherche hatte zuletzt ergeben, dass Selbständige, Freiberufler und kleine Unternehmen aus meinem Kreis noch nie etwas von der DSGVO gehört haben, von der Verfahrensdokumentation (GoBD) ganz zu schweigen.

Um es kurz zu machen, da ich von einigen sicherlich wieder um Rat gefragt werde, habe mich zusammen mit einer Kollegin spontan entschlossen, mich anzumelden. Das heißt, ich bilde mich über eine Online-Akademie zum Datenschutzbeauftragten weiter.

Auf dem Weg zum Datenschutzbeauftragten

Wir haben uns für datenschutz.com entschieden. Da war immerhin der Geschäftsführer im Video zu sehen und ich habe den Herrn auch auf Xing gefunden. Zudem gibt es eine nachvollziehbare Kundenrezension (per Video).

Zur Buchung musste ich meine Anschrift angeben und erhielt postwendend eine Rechnung. Nach Zahlungseingang soll mein Zugang freigeschalten werden. So lange musste ich aber doch nicht warten. Vorab wurde mir ein Link zu den ersten beiden Kapiteln zugeschickt, so dass ich schon mal loslegen kann.

Der »Spaß« kostet 1.450 Euro netto, für zwei Personen. Angeblich sei es möglich den Kurs in 48 Stunden abzuschließen. So schnell waren wir nicht...

Update: Erfahrung mit datenschutz.com

Letztendlich habe ich vier Wochen benötigt, den Kurs abzuschließen. Binnen zwei Tagen ist es aber durchaus möglich. Auf einer Autofahrt von Nettetal (NRW) habe ich den kompletten BDSG-Kurs als Audioaufzeichnung durchgehört. Die 15 Kapitel dauern zwischen knapp sechs und 21 Minuten, insgesamt rund 3,5 Stunden. Von allen Kapiteln gibt es eine Audiospur und ein Video, bei der der Vortrag mit Text unterlegt ist. Die ersten acht Kapitel bieten zudem auf der Kapitelseite auch den Text. Bei neun bis 15 wurde auf den Text darauf verzichtet.

Zudem hält der Kurs zehn DSGVO-Kapitel (ca. 2,55 Stunden) parat. Die habe ich aber erst auf den zweiten Blick gesehen. Hier sind auch nur sieben Kapitel (4-10) als Audiospur verfügbar.

Online-Akademie: Grundlagen zur BDSG und DSGVO

Für mich waren alle Kapitel nachvollziehbar aufgebaut. Bei den Sprechern mochte ich vor allem den für den BDSG-Teil. Er erzählt nicht zu trocken und, für mich, mit einer angenehmen Stimme. Den Sprecher für die DSGVO empfand ich als etwas spröder. An einigen Stellen klang es so, als ob der Herr etwas vorliest, was ihm selbst völlig fremd ist.

Denke, mit den 25 Kapiteln habe ich die Grundlagen gelernt. Das Spektrum ist enorm und breit. So ein Kurs – egal, ob online oder in einem Vor-Ort-Seminar – kann gar nicht auf alles eingehen. Die richtige Arbeit kommt so oder so erst in der praktischen Anwendung. Checklisten, Gesetzestexte sowie Verzeichnis-Leitfäden gehören mit zu den Schulungsunterlagen, hier fängt die eigentliche Arbeit erst an.

Prüfung zum Datenschutzbeauftragten

Für die Online-Prüfung standen 60 Minuten zur Verfügung. Geprüft wurde nach dem Multiple-Choice-Verfahren, mit einer richtigen Antwort. Abgefragt wurden unter anderem einige Paragraphen und Basics, aber auch in Geschichten verpackte Fallbeispiele. Die waren dann auch nicht so einfach aus den Unterlagen zu extrahieren oder zu googeln. Insgesamt ist der Test zum Datenschutzbeauftragten mit seinen 28 Fragen kein Hexenwerk. Zudem kann man auf alle Hilfsmittel zugreifen, die einem zur Verfügung stehen. Ich habe die Prüfung in 33 Minuten abgelegt und mit 1,9 bestanden.

Damit bin ich jetzt einfach mal zufrieden. Ehrlicherweise wollte ich es einfach auch vom Tisch haben. Ich war gut vorbereitet und wenn ich mir für den Test etwas Zeit genommen hätte, wären bestimmt noch ein paar Prozentpunkte mehr drin gewesen. Da ich aber weiterhin vor allem Redakteur bleibe und nicht hauptberuflich zum Datenschutzbeauftragten mutiere, passt das Ergebnis für mich. Jedenfalls besitze ich nun das DSC-Zertifikat. Interessant: Auf dem Zertifikat steht auch das Prüfungsergebnis. Im Internet hatte ich auf der Webseite eines Datenschutzbeauftragten das Zertifikat ohne Note gesehen. Da frage ich mich nun, mach ich bei mir die Note auch weg oder ist 1,9 noch gut genug?

Die Kollegin musste ein paar Tage später übrigens, in einer Stunde, 40 Fragen beantworten. Sie hat sich natürlich viel besser vorbereitet und hat daher mit 1,0 abgeschlossen. Respekt.

Fazit Online-Akademie Datenschutz.com

Bin ich zufrieden? Ja. Da ich mir die Gebühr teilen konnte, sind rund 800 Euro immer noch viel Geld, aber im Vergleich auch in Ordnung. Nachteil der Online Akademie: Man kann halt niemanden fragen, das ist aber System bedingt.

Zudem vermute ich, dass eine Ausbildung beim TÜV oder der IHK schon hochwertiger sein wird. Hinzukommt, dass man bei einem Live-Kurs auch die Möglichkeit zum Netzwerken hat und man sich eventuell mit ein paar Neulingen zusammenschließen kann. Ich kann mich zumindest mit meiner Kollegin austauschen und als Redakteur kann ich schon versuchen, bei einigen Profis ein paar erweiterte Basics zu recherchieren.

Fakt ist aber, egal für welchen Kurs man sich entscheidet, letztendlich zählt nur das Zertifikat. So ein Seminar kann einen nur rudimentär auf die Praxis vorbereiten. Jede Firma wird ihre Eigenheiten haben, die es zu erschließen gilt.

Datenschutzbeauftragter – und nun?

Ich für meinen Teil mache mich nun erstmal an unsere eigenen Baustellen auf speicherguide.de und ECMguide.de. Danach ist mein Blog dran und als frischgebackener Datenschutz-Yogi möchte ich auch meine karlfroehlich.de-Webseite endlich wieder in Betrieb nehmen.

Dann warten schon einige BloggerkollegInnen auf Unterstützung. Zudem haben sich auf ein einfaches Facebook-Posting potenzielle Interessenten gemeldet. Schau ma mal.

Außerdem haben mich Mails und Nachrichten zu Datenschutz.com erreicht und die Fragensteller hatten die gleichen Bedenken wie ich am Anfang. Die angeblich gute Testbewertung seien nicht nachzuvollziehen.

Datenschutz.com – einfach, flexibel, steril

Was ist nun meine Empfehlung? Vollkommen überzeugt bin ich von der Online-Akademie nicht. Sie ist mir zu steril und man merkt schon, dass die Kursunterlagen einmal aufgesetzt wurden und nun Geld damit verdient wird. Was aber auch nichts Verwerfliches ist. Dafür ist die Online-Ausbildung einfach und zeitlich flexibel umzusetzen. Man lernt die Grundlagen und erhält ein Zertifikat, mehr nicht. Wenn man sich die Kursgebühr teilen kann, passt im Vergleich auch der Preis. Als Testredakteur würde ich sagen, 400 Euro netto wären auch ein akzeptabler Preis gewesen.

Auf die Schulungsunterlagen und die Lernplattform habe ich nun nur noch einen Monat lang Zugriff. Danach legt man mir einen Mitgliedschafft für monatlich 39 Euro netto nahe. Dafür erhalte ich weiter Zugriff, neueste Unterlagen, mein Zertifikat jeweils mit dem neuesten Jahrgang und auch einen Support aus dem Hause Datenschutz.com. Da bin ich noch nicht sicher, ob ich das machen werde. Eine stetige Weiterbildung ist sicher nötig. Da werde ich mich aber vorher noch informieren, was mir Profis raten.

[Update]

Weiterbildung ist wichtig!

Ich hatte mich seinerzeit gegen eine weitere die Mitgliedschaft bei Datenschutz.com entschlossen. Da kamen keine weiteren Informationen, niemand ist an mich herangetreten und auch eine Interview-Anfrage blieb unbeantwortet.

Fortbildung ist aber unabdingbar. Das Zertifikat nützt einem erstmal gar nichts, erst die Praxis und viel Grundlagenarbeit brachte mich weiter. Und: vor allem das Datenschutz-Coaching von Rechtsanwalt und Datenschutz-Guru Stephan Hansen-Oest. Das Programm kann ich wirklich uneingeschränkt empfehlen, für Einsteiger aber auch Fortgeschrittene. Die Mitgliedschaft umfasst regelmäßige Webinare zu aktuellen Themen, ein Forum in dem sich DSBs untereinander austauschen können und sogenannten Office-Hours, in denen ich Fragen stellen kann.

In der Praxis ist es ja oft so, dass man sich nicht sicher ist, wie man vorgehen bzw. Sachverhalte auslegen soll, da hilft es, wenn man einen erfahrenen Experten zu Rate ziehen kann. Das Coaching kostet jährlich 429 Euro netto und ist es definitiv wert. Es handelt sich auch nicht um ein Abo, wer weitermachen will, muss sich aktiv selbst verlängern. Für die Webinare gibt es im Übrigen auch Fortbildungsnachweise.

Zudem bietet Hansen-Oest für seine Mitglieder auch einen 6-wöchigen DSB-Kurs an. Hier arbeitet man nicht nur ein E-Learning ab, sondern erhält begleitende Webinare und Zoom-Calls. Allerdings beinhaltet der Kurs kein abschließendes Zertifikat. Daher wäre meine Empfehlung, für alle, die sich zum DSB ausbilden lassen möchten: über eine Datenschutz-Coaching Pro-Mitgliedschaft die Grundlagen lernen und dann zusätzlich die Prüfung bei einem Online-Dienst oder zum Beispiel beim TÜV ablegen. Der TÜV Nord berechnet für die Prüfung zum Datenschutzbeauftragten rund 270 Euro netto.

Weil hier relativ viel Traffic auf diesem Beitrag herrscht, scheut Euch nicht Fragen zu stellen. Ich versuche diese gerne so gut es geht zu beantworten.

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