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Wie ich gelernt habe, schneller & besser zu entscheiden

Entscheidungen, wie schneller & besser treffen? (Bild: Canva)Entscheidungen, wie schneller & besser treffen? (Bild: Canva)Vor ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch mit einer Kundin, die mir im Laufe des Gespräches erzählte, dass eines der grössten Probleme für sie sei, dass ihre Kunden sich EWIG Zeit mit Entscheidungen lassen.

Und wenn sie dann Entscheidungen treffen, sind die eher suboptimal. Für sie selber und ihre Kunden.

Das kommt daher, dass die Entscheidungen oft auf einer falschen Basis getroffen werden und viel zu langsam.

Das soll hier kein Aufruf dazu sein, unsere Geschwindigkeit noch mehr zu erhöhen als sie jetzt schon ist (allein der Gedanke daran macht mich müde). Das ist eher ein Aufruf dazu, Entscheidungen so zu fällen, dass sie einerseits schnell(er) getroffen werden und andererseits besser ausfallen.

Wie aber soll das gehen? Immerhin scheinen in unserer komplexen Welt Entscheidungen immer schwieriger zu werden.

Dazu ist es erstmal nötig, in die Gründe zu schauen, WARUM das überhaupt so ist.

Beim genauen Hinschauen sind drei Gründe offensichtlich geworden – und zwei davon treffen quasi auf jeden zu. Vielleicht nicht immer, aber oft.

1. Entscheidungshemmer: Angst

Yep, Angst ist immer noch ein grosses Thema bei uns Menschen. Das war schon zu Beginn meiner Karriere vor 30 Jahren so und es scheint sich nicht wahnsinnig viel geändert zu haben.

Und das nicht nur im Job, sondern generell im Leben. Unser Leben, unsere Umgebung, in der wir leben und unsere Zukunft scheinen immer ungewisser zu werden – das trägt mit dazu bei.

  • »Was passiert, wenn ich mich für diesen Lieferanten/das Produkt entscheide und es geht schief?«
  • »Was, wenn es eine bessere Lösung für mein Problem gibt, als die, die ich bisher gefunden habe?«
  • »Was denkt mein Boss, wenn ich bei diesem Problem um Hilfe frage – denkt er, ich bin nicht fähig?«
  • »Was, wenn diese Entscheidung mich meine Beförderung kostet oder noch schlimmer, meinen Job?«

Ich könnte die Liste noch beliebig lange weiterführen. Wir alle streben nach Sicherheit – das ist ein menschliches Grundbedürfnis. Nicht weiter verwerflich.

Angst ist allerdings der schlechteste Ratgeber, den wir haben können – in allen Bereichen des Lebens. Denn dann agieren wir von einem Platz des Mangels (ist nicht genug für alle da) anstatt von einem der Fülle und mit Vertrauen. Und dann entsteht schnell Druck oder wir fühlen uns sogar wie gelähmt! Gratuliere – das Reptiliengehirn hat zugeschlagen (auch bekannt als Amygdala). Und schon agieren und entscheiden wir ausgehend von der falschen Stelle – dem »reaktiven Teil des Gehirns« – oder gar nicht.

2. Entscheidungshemmer: Wir sind überfordert oder überlastet

Ersteres gibt ja kaum einer zu…hört sich ja nach Schwäche an. Mal ganz ehrlich: zu viel zu tun zu haben ist heute eine allgemeine Volkskrankheit und scheint uns mehr oder weniger alle zu betreffen – mal mehr, mal weniger. Meistens lautet die Antwort auf die Frage »Wie geht’s?«: »Total Land unter – super viel zu tun.«

Viel zu tun zu haben, ist fast sowas wie eine Auszeichnung: Wenn ich so viel am Hals habe, bin ich ja wichtig und jeder will was von mir. Dauerbeschäftigt zu sein führt allerdings irgendwann zur Überlastung.

Und meistens produzieren wir das selber.

Yep, und bevor Du jetzt empört aufschreist, lies einfach weiter.

Keiner schreibt uns vor 100 Fallstudien zu lesen, bevor wir uns für ein Produkt entscheiden. In grossen Firmen gibt es sowas wie Governance fürs Angebote einholen – die sind in aller Regel allerdings nicht so umfangreich. Ebenso brauchen wir keine 50 Meinungen – meistens sind wir hinterher sowieso nicht schlauer, weil oft dabei oft 50 verschiedene Meinungen hören. Und sie sind eben genau das, was das Wort schon sagt: MEINUNGEN. Weder Fakten, noch unumstössliche Wahrheit. Die gibt’s eh nicht, aber das ist ein anderes Thema.

Wo war ich doch gleich?

Zurück zum Thema. Es macht eine ganze Menge Sinn, Daten und Fakten zu sammeln, um eine gute Übersicht zu haben. Immerhin soll unsere Lösung ja bestimmte Kriterien erfüllen (die wir hoffentlich im Vorfeld definiert haben).

Um das ein bisschen weniger abstrakt zu machen: Wenn wir uns zwischen Projekt A (der Online-Marketing Kampagne) und Projekt B (dem Event) entscheiden müssen, haben wir uns wahrscheinlich schon gefragt, welche der Optionen uns eher hilft, unsere Zielvorgaben zu erfüllen.

Auf die Art und Weise können wir einfach eine Pro- und Contra-Liste erstellen und haben einen Vergleich (nicht zu verwechseln mit der finalen Entscheidung – dazu komme ich gleich).

3. Entscheidungshemmer: Die meisten Organisationen sind nicht bereit

…dafür, schnelle und gute Entscheidungen zu fällen. Das habe ich nicht nur von meinen Kunden gehört, sondern auch hundertfach selber erlebt. Viele Unternehmen stecken fest in ihren traditionellen und manchmal festgefahrenen Strukturen mit Hierarchie-Stufen ohne Ende, die Flexibilität und gute und effektive Führung auf allen Ebenen verhindert.

Puh – jetzt hab’ ich’s mal öffentlich gesagt!

Das trifft vielleicht nicht auf alle zu. Das ein oder andere Start-up ist da besser, allerdings auch nicht zwangsläufig. Immerhin sind viele von Menschen gegründet, die mit ihren Corporate-Ideen durchstarten und halt das tun, was sie kennen. Sicher gibt es einige Unternehmen mit visionärer Leitung, die ernsthaft an Veränderung interessiert ist – und keine Angst davor hat (siehe Punkt 1).

Also kann es sein, dass Entscheidungen von einer Ebene zur anderen durchgereicht werden und unter Umständen irgendwo hängenbleiben, weil der Verantwortliche vielleicht seine (oder ihre) ganz eigene Agenda hat. Meist, ohne das irgendjemand transparent zu machen.

Die gute Nachricht: Vision und Leadership kann überall in der Organisation starten, das muss nicht »von oben« kommen.

Es braucht allerdings Mut und Integrität, um Änderungen anzustossen. Und selbst wenn wir beides zeigen, heisst es nicht zwangsläufig, dass es gelingt.

Meine Absicht ist nicht, hier irgend jemand zu beleidigen.

Es ist vielmehr so, dass wir einfach »Gewohnheitstiere« sind, was bedeutet, dass wir keine Veränderung mögen. Was darin resultiert, dass wir die Dinge machen, die wir schon seit Jahren machen, während sich die Welt um uns herum dramatisch verändert hat.

Und das bedeutet, dass die »alten Methoden« nicht mehr wirklich funktionieren und uns im schlimmsten Fall aus dem Markt schmeissen und andere Unternehmen, die schneller, flexibler und mutiger sind unseren Platz einnehmen.

Daten versus Intuition

Daten sind wertvoll. Hören wir ja jeden Tag und ist auch wahr. Und es wäre vollkommen bescheuert (höflicher: unangebracht 😉) bei grossen Entscheidungen, wie zum Beispiel einem Hauskauf oder einem Investment von 6-stelligen Summen in das Jahresmarketingprogramm, Daten zu ignorieren. Ich mache das in der Tat nie.

Daten sind eine gute Grundlage, um informierte Entscheidungen vorzubereiten.

Allerdings wette ich, dass jeder, der schon mal Pro- und Kon-Listen erstellt hat, diese Szenarien erlebt hat:

  • Du verbringst Stunden damit, die ganzen Daten zusammen zu stellen,
  • Obwohl die Liste eine Lösung klar präferiert, hast du dich für die andere Variante entschieden (stimmt’s?).
  • Oder Du entscheidest Dich dafür, was die Daten sagen – und das nagende Gefühl oder Kribbeln im Bauch ignoriert – und später die Entscheidung bitter bereut.

Ging mir mit meinem ersten Mann so – dies ist allerdings ein anderes Thema. 😉

Vielleicht kennst du das Buch Blink von Macolm Gladwell. Es beginnt mit einer Geschichte über einen Experten für antike griechische Statuen, der von einem Museum eingeladen war, genau eine dieser Statuen zu begutachten, ob es denn ein Original sei. Der Mann hatte da so ein Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Die Überprüfungen der Papiere und der geologische Test bestätigten den Verdacht des Experten erstmal nicht. Also wurde die Statue für teures Geld gekauft. Bis sich durch Zufall herausstellte, dass es sich tatsächlich um eine (hervorragende) Fälschung handelte.

In unserer (westlichen) Welt wird unser Gehirn und Intellekt masslos überschätzt. Auf der anderen Seite werden unsere Intuition, unser Bauchgefühl, oder als was du es auch immer bezeichnen möchtest, gnadenlos unterschätzt. Habe ich auch gemacht. Viele Jahre lang. Immerhin war es das, was mir beigebracht wurde.

»Wir reden hier ja über die professionelle Business-Welt – Intuition hat hier nichts verloren. Existiert die überhaupt?«, magst Du jetzt vielleicht sagen.

Die kurze Antwort darauf ist: Ja, tut sie (ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen) UND hat ihren Platz in der Business-Welt. Weil sie uns nämlich ZUSÄTZLICHE Informationen neben den Daten liefert. Was manchmal sogar dazu führt, dass wir gegen die Daten entscheiden, weil wir einfach wissen, dass es richtig ist, ohne es allerdings wirklich erklären zu können.

Intuition ist einfach eine zusätzliche Form von Intelligenz, die ganz schön praktisch ist, wenn es um Entscheidungen geht. Warum sollten wir also nur unser Gehirn benutzen, wenn wir noch mehr Intelligenz haben?

Blöderweise sind viele aus der Intuition raus konditioniert worden. Spiritueller Kram. Unverlässlich. Besonders im professionellen Umfeld.

Und wenn wir eine Entscheidung gegen die Daten gefällt habe und diese rechtfertigen müssen, können wir es unter Umständen nicht. »Ich weiss einfach, dass es richtig ist«, ist nicht unbedingt die Antwort, die dein Boss hören möchte (falls doch, Gratulation!). Wenn die Ergebnisse passen, ist es einfacher »Ich wusste es doch« zu sagen.

Die gute Nachricht ist – wir können alle wieder lernen (oder die Konditionierung ver-lernen), unserer zusätzlichen Superpower zu vertrauen. Wir müssen einfach wissen, wo hinschauen und -hören und wie wir sie üben können.

Ich WEISS, dass meine Entscheidungen deutlich besser UND schneller geworden sind, seit ich weiss, wie es funktioniert. Das heisst nicht, dass jede Entscheidung immer perfekt ist – manchmal bringt sie mich nicht genau dahin, wo ich hinwollte.

Dann kann ich korrigieren. Und es geht wieder voran. Alles besser als festzustecken!

Und wenn es um die richtig grossen Entscheidungen in meinem Leben geht, lag meine Intuition noch nie daneben, seit ich gelernt habe (und jetzt auch anderen beibringe) wie ich darauf hören kann.

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