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Flexible Wege in die Multi-Cloud

Die Idee ist nahezu perfekt: Unternehmen nutzen von verschiedenen Hyperscalern jeweils die Ressourcen und Lösungen, die am besten zu den eigenen Anforderungen passen. Doch, wird der steigende Aufwand in der Zusammenarbeit mit mehreren Anbietern durch die Vorteile des jeweils besten Angebotes wettgemacht?

Claudio Krüger, Director Modern Work & Process Automation bei DextraData erklärt, warum die gängigen Umsetzungen verbesserungswürdig sind und was man bei der Realisierung von Multi-Cloud-Strategien bedenken sollte.

  Wie erfolgreich ist das Multi-Cloud-Konzept?

Claudio Krüger, Dextradata: »Multi-Cloud-Modelle: noch zu unflexibel«Claudio Krüger, Dextradata: »Multi-Cloud-Modelle: noch zu unflexibel«Krüger: Die parallele Nutzung von Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) unterschiedlicher Anbieter nimmt unbestritten zu. Damit befindet man sich als Nutzer von SaaS-Angeboten automatisch in einer Multi-Cloud-Umgebung. Einer weltweiten Studie von Fujitsu zufolge, kooperieren Unternehmen durchschnittlich mit neun Cloud-Anbietern – Tendenz steigend. Es gibt heute verschiedenste Möglichkeiten und immer mehr Angebote die Cloud zu nutzen: Software-as-a-Service (SaaS), Platform-as-a-Service (PaaS), Infrastructure-as-a-Service (IaaS). Für mich stellt sich beim Thema Multi-Cloud insbesondere im Hinblick auf IaaS und PaaS die Frage, wie entsprechende Lösungen optimal konfiguriert werden können. Multi-Cloud-Modelle sollten deutlich flexibler und unabhängiger sein, als es heute der Fall ist.

  Wo sehen Sie die Schwachpunkte? Was sollte verbessert werden?

Krüger: Meiner Meinung nach gibt es zu wenig Flexibilität. Ich möchte doch mit dem Multi-Cloud-Ansatz die Möglichkeit erhalten, zum relevanten Zeitpunkt, die technisch- und kostenbezogen beste Lösung eines Anbieters nutzen zu können. Das ist im Hinblick auf IaaS und PaaS genau der Knackpunkt. Die Nutzdaten werden typischerweise mit an den Hyperscaler übergeben. Je größer die Datenmenge, desto höher wird damit auch die Hürde für einen Wechsel. Wie etabliere ich eine flexible Multi-Cloud-Strategie, ohne mich auf Dauer in einen Vendor-Lock-in zu begeben? Was mache ich, wenn ich mit den Leistungen oder der Kostenstruktur eines Anbieters nicht mehr zufrieden bin und wechseln will? Und zwar in einem vertretbaren Zeitrahmen. Was in der Theorie so gut klingt, ist längst nicht alles praktikabel. Migrationsfenster sind typischerweise klein und einen Datenbestand bringt man nicht im Handumdrehen zum nächsten Anbieter, das ist mit großen Anstrengungen verbunden.

  Wie kann man diese Abhängigkeit umgehen und die Flexibilität steigern?

Krüger: Ein Konzept, mit dem langfristige Unabhängigkeit und Flexibilität zu erreichen sind, ist die Entkoppelung von Daten und Infrastruktur. Werden die Daten beispielsweise in einem Datacenter zentral gehalten und aus den Hyperscalern nur die Infrastruktur- oder Plattform-Komponenten dazu genommen, kann ein Anbieterwechsel mit geringem Aufwand und innerhalb kürzester Zeit vollzogen werden.

  Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt werden?

Krüger: Dafür benötigt man ein Datacenter, das Zugang zu unterschiedlichen Hyperscalern mit geringen Latenzen bereitstellt und somit Leistungen verschiedener Anbieter kombinieren kann. Mit unserer DextraData ONE Cloud bieten wir beispielsweise eine solche Lösungen an. Diese umfasst ein Hybrid-Cloud-Portfolio, aus dem die jeweils benötigten Bausteine bereitgestellt werden. Außerdem können Public-Cloud-Ressourcen der führenden Anbieter flexibel integriert bzw. ausgetauscht werden. Ein positiver Nebeneffekt ist die Entkoppelung von Daten und Hyperscalern. Die Nutzdaten verbleiben in einem deutschen Data Center und unterliegen somit der Kontrolle der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die Einflussnahme von außereuropäischen Organisationen und Behörden kann damit unterbunden werden.

  Mit der Umsetzung von Multi-Cloud-Konzepten steigen die Anforderungen an die ohnehin überlasteten IT-Abteilungen weiter an. Wie kann man dieser Aufgabe gerecht werden?

Krüger: Mit dem Aufbau eines solchen Multi-Cloud-Szenarios steigt die Komplexität und damit auch die Anforderung an die IT. Wenn ein Unternehmen mit mehreren Cloud-Anbietern zusammenarbeitet, erhöht sich automatisch der Administrationsaufwand. Mehrarbeit ist das Eine, Erfahrungen und Know-how sind das Andere. So geben über 50 Prozent der von Fujitsu Befragten an, dass ihnen intern Fähigkeiten für die effektive Verwaltung des Cloud-Betriebes fehlen. Eine praktikable Lösung, dem Ressourcen- und Wissensmangel zu begegnen, sind Managed-Services, wie sie auch von uns angeboten werden. Ob man den gesamten Betrieb auslagern möchte oder sich nur punktuelle Unterstützung holt, hängt ganz vom jeweiligen Projekt ab und ist beliebig skalierbar. Darüber hinaus sind Unternehmen gut beraten, ihre Multi-Cloud-Strategie und -Lösung regelmäßig zu überprüfen und gegen andere Anbieter zu benchmarken. Angesichts des Marktangebotes sollte man diese Aufgabe nicht unterschätzen und sich dafür entsprechende Unterstützung und Lösungen heranziehen. Auch für Multi-Cloud-Umgebungen gilt, dass Geschwindigkeit Business-entscheidend sein kann.

  Wie sehen Sie aktuell die Cloud-Verbreitung im deutschen Mittelstand?

Krüger: Der kürzlich veröffentlichte Cloud-Monitor 2019 der Bitkom zeigt, dass 73 Prozent der befragten Unternehmen (ab 20 Mitarbeitern) in Deutschland die Cloud nutzen. Tendenz steigend. Für dieses Jahr wird prognostiziert, dass jedes fünfte Unternehmen eine Cloud-Nutzung erwägt. Mein Eindruck ist, dass der Mittelstand den Fokus zunächst auf Office 365 setzt und darüber den Einstieg in weitere Cloud-Lösungen findet.

  Auf welche Szenarien treffen Sie in der Regel?

Krüger: Wir verzeichnen insgesamt eine steigende Nachfrage bei Cloud-Themen, insbesondere aber die Tendenz, Office 365 aus der Cloud zu nutzen. Das gibt häufig den Anstoß, sich mit weiteren Cloud-Services zu beschäftigen. Da kommen zum Beispiel Tools wie Power BI oder Collaboration-Werkzeuge wie Microsoft Teams ins Spiel, die dann wiederum erste Berührungspunkte zu OneDrive und SharePoint herstellen. Daran schließen sich dann weitere Überlegungen an, SaaS oder IaaS aus der Cloud zu nutzen. Auch der Mittelstand macht von der Möglichkeit Gebrauch, sich für das jeweils beste Angebot der unterschiedlichen Hyperscalern zu entscheiden, was dann direkt zu Multi-Cloud-Szenarien führt. Auch wenn die Sicherheitsbedenken noch nicht komplett ausgeräumt sind, so sind doch immer mehr Unternehmen bereit, dem Reifegrad der Technologie zu vertrauen.

  Und mit welcher Entwicklung rechnen Sie im Bereich Cloud-Speicher?

Krüger: Allein schon durch die Verbreitung von Office 365 steigt der Bedarf im Bereich der Datenablage. Ich gehe davon aus, dass die Nachfrage nach Backup-as-a-Service weiterhin wachsen wird. Das Auslagern von Daten zu Cloud-Anbieter wird zunehmen, auch um langfristig die IT-Technologie im eigenen Rechenzentrum zu minimieren und flexibler agieren zu können.


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