IDC: Cloud wird zur strategischen Zentrale der IT
Cloud-Computing entwickelt sich vom reinen Element der Informationstechnologie zur strategischen Komponente und zum dominierenden Gestaltungsprinzip: »Organisationen müssen also ihre Cloud-Strategien und ihre IT-Infrastruktur zügig aufeinander abstimmen, um sich auf eine Zukunft integrierter IT-Landschaften vorzubereiten«, erklärt Matthias Zacher, Senior Consulting Manager und Projektleiter bei IDC. Cloudzentrierte Infrastrukturen beschränkten sich bislang häufig auf das Rechenzentrum. Parallel dazu werden Public-Cloud-Services mehr oder minder intensiv in einzelne Workloads integriert. Dieser Architekturansatz greife laut Zacher allerdings zu kurz. Zwar werden Compute- und Storage-Ressourcen immer stärker dynamisiert, aber das reiche nicht aus, um die Digitalisierung unternehmensübergreifend und an allen Standorten zu ermöglichen.
Die Marktforscher von IDC haben in ihrer Studie Cloud-Infrastrukturen und Cloud-Architekturen in Deutschland 2021 die Pläne und Herausforderungen deutscher Unternehmen in puncto IT-Infrastrukturmodernisierung abgefragt und welchen Stellenwert die Cloud dabei einnimmt.
95 Prozent der deutschen Unternehmen betreiben Cloud Computing strategisch (Quelle: IDC)
Forderungen der Business-Abteilungen ohne Cloud zu aufwendig
»Die Cloud wird nun immer stärker zum Gravitationszentrum der IT«, kommentiert Zacher die Ergebnisse der Umfrage. »Der Shift von der Nutzung einzelner Cloud-Services hin zu einem digitalen Infrastruktur-Framework mit der Cloud als zentrales Bereitstellungsmodell wird sich in den nächsten Jahren durchsetzen.«
Noch steht dieser Prozess am Anfang, allerdings planen 33 Prozent der Unternehmen ihre IT-Infrastruktur umfassend zu modernisieren. Anforderungen wie höhere Flexibilität und Agilität sind zwar nicht neu, Business-Abteilungen forcieren aber die Dringlichkeit. Dies gilt laut Zacher auch für eine höhere Automatisierung und Orchestrierung der IT und damit der Geschäftsprozesse: »Diese Anforderung lässt sich mit bestehenden Infrastrukturen nur mit großem Aufwand und damit mit hohen Kosten bewältigen. Zugleich stellt sich die Frage nach einer höheren IT-Sicherheit, einer regelmäßigen Anpassung der IT an die Compliance-Anforderungen und nach einem robusten aber zugleich reaktionsschnellen IT-Betrieb. Wie wichtig letztgenannter Aspekt ist, hat die Corona-Pandemie hinlänglich bewiesen. Zudem lassen sich die digitale Transformation, aber auch Produkt- und Service-Innovationen mit einer immer kürzeren Time-to-Market mit den existierenden, historisch gewachsenen IT-Infrastrukturen nicht in der erforderlichen Zeit und Qualität umsetzen.«
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Multi-Cloud setzt sich nicht durch
Wenig überraschend, aber die Hybrid-Cloud ist das dominierende Modell (80 Prozent). Unternehmen konzentrieren sich in der Regel auf einen Hyperscaler bzw. Infrastrukturanbieter, mit dem sie die Zusammenarbeit Schritt für Schritt vertiefen. Ein zweiter Hyperscaler wird in Betracht gezogen bzw. evaluiert, um benchmarken zu können oder um punktuell Services nutzen zu können. Nur sehr große Unternehmen verfolgen eine Strategie, die mehrere Hyperscaler umfasst. »Eine strategisch positionierte Multi-Cloud-Umgebung kommt lediglich für eine Minderheit der Unternehmen in Frage, das zeigt die neue Studie deutlich auf«, sagt Zacher. »Damit sehen wir einen eindeutigen Trend hin zur Hybrid-Cloud, während die seit einigen Jahren propagierte Multi-Cloud-Strategie offenbar für die breite Masse an Attraktivität verliert.« Vor rund einem Jahr war IDC übrigens IDC-Studie: Multiple-Cloud startet in Deutschland durch.
Mehr als 95 Prozent der befragten Unternehmen haben eine Cloud-Strategie entwickelt. Das ist ein weiterer Zuwachs gegenüber der Befragung des Vorjahres und soll belegen, dass moderne IT-Infrastruktur in hohem Maße auf die Cloud setzt. Nutzung von Colocation nimmt rasant zu Colocation-Services verzeichnen seit Jahren einen kontinuierlich wachsenden Nutzungsgrad. Waren es im vergangenen Jahr noch knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen, die Colocation nutzen, sind es im Jahr 2021 fast 80 Prozent. Dieser solide Zuwachs spricht laut IDC eine eindeutige Sprache: »Colocation ist in Deutschland angekommen und ein wichtiger Baustein der unternehmensweiten IT- und Cloud-Strategie geworden. Die genannten Gründe für die Nutzung von Colocation-Services – Sicherheit, schnellere Bereitstellung von Ressourcen und Zugriff auf neuste Technologie – zielen klar auf die Betriebsoptimierung und auf Effizienzgewinne, denn Provider sind in der Lage, ihre Ressourcen effizienter und sicherer aufzustellen und kontinuierlich zu optimieren. Ein weiterer wichtiger Punkt pro Colocation ist der Umstand, dass keine Investitionen in den Bau neuer Rechenzentren erforderlich sind. Das spart Zeit und senkt bzw. flexibilisiert Kosten«, analysier IDC-Manager Zacher.
Digitales Infrastruktur-Framework: Cloud als Schaltzentrale
Der Studie zufolge sichert eine moderne IT-Infrastruktur mit der Cloud als Basis die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. »Die Cloud bleibt nach wie vor der beste Weg und die naheliegende Wahl, um sich als ‚Unternehmen der Zukunft‘ aufzustellen«, meint Zacher. »Das flächendeckende Vorhandensein einer Cloud-Strategie spricht für sich. Die Effektivität der Cloud-Strategie wird ein entscheidender Faktor sein, der die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum in den Märkten, in denen Unternehmen tätig sind, beeinflusst.«
Cloud-Computing ist heute in den meisten Fällen die Hybrid Cloud. Sie bildet die aktuellen Anforderungen der Organisationen am besten ab. Das Leistungspotenzial der Multi-Cloud können heute nur Großunternehmen freisetzen, denn das Beherrschen der Komplexität ist außerordentlich hoch.
Für die Zukunft sind Offenheit und Integrationsfähigkeit die Hauptanforderungen, um den Anwendern Ressourcen und Funktionalitäten aus internen und externen Quellen nahtlos zur Verfügung stellen zu können. IDC erwartet daher eine Verschiebung der Ansätze hin zu einem digitalen Infrastruktur-Framework mit der Cloud als Schaltzentrale. »Organisationen sollten daher besser heute als morgen ihre Technologie, Architektur und Prozesse umfassend optimieren und konsolidieren«, rät Zacher.
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