Anzeige

Lucidlink: »Viele trauen Hyperscalern nicht wirklich«

Mit seinem Cloud-nativen Filesystem ermöglicht Lucidlink, Zugriff auf in der Cloud gespeicherte Objektdaten. Die Technologie ist inzwischen auch in EMEA erhältlich, worüber speicherguide.de bereits ausführlich berichtet hat

Unsere Kollegin Ariane Rüdiger sprach für uns mit Gründer und CEO Peter Thompson sowie Europachef Christian Hagen, über technische Weiterentwicklungen, potentielle Zielgruppen, Anwendungen und Partner.

  Lucidlink ist inzwischen auch in Europa am Markt. Wie viele Kunden gibt es und wie groß ist der Anteil Europas?

Hagen: Wir zählen mittlerweile 210 Filespaces und der Europa-Aanteil beträgt etwa 30 Prozent.

  Könnten Sie noch einmal kurz erklären, was Filespaces sind?

Peter Thompson, Lucidlink: »Intelligentere Mechanismen für Multi-Cloud-Umgebungen sind angedacht«Peter Thompson, Lucidlink: »Intelligentere Mechanismen für Multi-Cloud-Umgebungen sind angedacht«Thompson: Jeder unserer Kunden kann einen oder mehrere Filespaces errichten. Das sind von außen betrachtet einfach Laufwerke, die aber in der Cloud liegen, und auf die man mit der Originalapplikation, mit der die Files erstellt wurden, genauso über den Laufwerksbuchstaben zugreift, als würde die entsprechende Datei direkt auf der Festplatte oder einem On-Premise-Server liegen.

  Was ist der Hauptvorteil dieser Lösung?

Thompson: Es wird damit viel einfacher, große Dateien mit mehreren geografisch verteilten Leuten gemeinsam zu bearbeiten: Man muss nämlich nicht mehr die gesamte Datei herunterladen, wenn man nur einen kleinen Teil davon ansehen oder verändern will. Es kommt genau der Teil auf den Bildschirm. Dabei erlaubt unser Zugriffssteuerungssystem inzwischen eine sehr fein granulare Rechtevergabe.

  Können Sie ein Beispiel nennen, wie sich das praktisch auswirkt?

Christian Hagen, Lucidlink: »Großkunden möchten die Technologie am liebsten im eigenen Haus und nicht in irgendeiner Public-Cloud betreiben.«Christian Hagen, Lucidlink: »Großkunden möchten die Technik am liebsten im eigenen Haus und nicht in irgendeiner Public-Cloud betreiben.«Hagen: Wir haben einen europäischen Verlag als Kunden, der dieselben Titel in mehreren europäischen Ländern herausbringt. Die Bilder und das Layout sind in allen Ländern die gleichen, aber die Texte werden in Landessprache geschrieben und sind unterschiedlich. Das Redaktionsteam jedes Landes kann also auf alle Bilder zugreifen, aber nur auf seine Textversionen.

  Eignet sich die Technologie auch für den Backup?

Thompson: Die meisten Backup-Programme sind für Sicherungen in die Cloud nicht optimal vorbereitet – sei es technisch oder aus Lizenzgesichtspunkten. Wir können da eine Brücke bilden: Man kann inhouse einen Backup-Server aufsetzen und ihn mit einem Lucidlink-Mountpoint ausrüsten. Dann werden die Daten von diesem Server automatisch in den Lucidlinks-Filespace weitergeleitet, ohne dass die üblichen Probleme mit Backup-Software im Zusammenhang mit der Cloud auftreten. Im Grunde kann man jedes beliebige Gerät mit einem solchen Mountpoint und damit applikationsunabhängiger Datenspeicherung in der Cloud ausrüsten.

  Für welche Branchen ist diese Technologie besonders interessant?

Hagen: Das kann man nicht so eingrenzen. Potentiell für jede Branche, in der man mit vielen unstrukturierten Daten in Form großer Dateien zu tun hat. Einer unserer Kunden, SES Astra, ist beispielsweise auf Satellitentechnologie spezialisiert. Seine Mitarbeiter sitzen sehr weiträumig verteilt und müssen gemeinsam auf sehr große Dateien zugreifen. Auch hier wird Lucidlink eingesetzt.

  Unternehmen, besonders Europa, sind eher heikel, was den Zugriff auf ihre Daten angeht. Konfligiert das nicht mit Lucidlinks Konzept, die Daten in Public-Clouds zu speichern?

Hagen: Bei unseren Gesprächen mit Großkunden hören wir tatsächlich öfter, dass man die Technologie gut findet, sie aber am liebsten im eigenen Haus und nicht in irgendeiner Public-Cloud betreiben möchte.

Thompson: Deshalb arbeiten wir unter anderem an einer White-Label-Version, die dann an solche Unternehmen verkauft werden kann. Auch das OEM-Geschäft könnte stärker werden als wir uns ursprünglich vorgestellt haben.

  Wer möchte ihre Lösung denn integrieren?

Thompson: Firmen wie Cloudian, Zscaler, Scality, Zadara oder auch Dell EMC sind sehr interessiert, was ihre Objekt-Storage-Produkte angeht. Auch mitHPE, das ja Nimble übernommen hat, stehen wir in Kontakt. Denn die Investments in Objekt-Storage tätigen Kunden, weil sie elastisch, relativ günstig und einfach zu bedienen ist.

Allerdings eignen sich diese Systeme nur als reines Repository. Anwendungen, mit denen man am Ende die unstrukturierten Daten erzeugt und bearbeitet, können auf die Files in der Regel nicht zugreifen, sie sind ja nicht für S3 konzipiert. Das wünschen sich die Kunden aber letzten Endes. Bei uns finden sie genau diese Fähigkeit. Deshalb können wir uns durchaus eine tiefere Integration vorstellen – im Moment allerdings läuft die Integration über den Channel.

  Welche Rolle spielt der Channel in Ihrer Strategie?

Hagen: Eine sehr wichtige. Lucidlink hat ja über die beteiligten Personen eine Datacore-Tradition, und Datacore war eine Channel-getriebene Firma. Wir wissen also, wie das geht und wollen es auch diesmal so machen. Ein besonders guter Ansatzpunkt dafür sind die MSPs.

  Wieso?

Hagen: Sehr viele von ihnen bieten inzwischen über eine eigene Cloud ihren Kunden selbst Services an. Ein S3-Service, wie wir ihn haben, dürfte für viele Kunden interessant sein. Denn viele trauen dem Hyperscaler nicht wirklich. Versuchen Sie da mal, jemanden ans Telefon zu bekommen! Da gehen die Unternehmen doch lieber zu einem MSP, den sie jahrelang kennen. Hier sehen wir großes Interesse und versuchen, diese Zielgruppe über unsere Vorteile aufzuklären. Ein Unternehmen aus dieser Gruppe, das mit uns zusammenarbeitet, ist Codasys. Auch mit größeren Cloud-Providern, die sich auf Europa fokussieren und die speziellen hiesigen Bedürfnisse kennen und bedienen, reden wir.

  Was sind die technischen Wünsche, die Channel und Kunden an das Produkt stellen?

Thompson: Wir haben schon in den vergangenen Monaten aufgrund des Kunden-Feedbacks einige neue Funktionen hinzugefügt. Beispielsweise Snapshots mit Zeitstempel, mit denen sich ein gesamter Filespace auf einen beliebigen Zeitpunkt zurücksetzen lässt. Eine andere immer wieder verlangte Funktion ist die Azure-Kompatibilität. Azure ist ja bekanntlich so ziemlich der einzige namhafte Player, der sich nicht auf S3 einlässt. Wir sind dabei, hier eine Lösung zu gestalten, die bis Ende des Jahres verfügbar sein soll.

  Wie beeinflusst das Hybrid- und Multi-Cloud-Paradigma die Produktentwicklung?

Thompson: Die meisten Firmen setzen entweder heute bereits mehrere Clouds ein, oder sie werden es irgendwann bald tun. Gerade große Unternehmen mit global verteilter Präsenz wollen dann möglichst, dass sich die Daten, auf die sie gerade zugreifen wollen, möglichst in der Nähe befinden. Bislang machen wir das mit Replikation. Aber es ist vorgesehen, hierfür intelligentere und diffizilere Mechanismen zu entwickeln.


Anzeige