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Mit dem Auto in die Cloud

Mit dem Evos Concept gibt Automobilbauer Ford einen Vorgeschmack was die Cloud künftig alles leisten kann. Während sich die IT-Welt noch darüber streitet, ob die Datenwolke mehr ist als ein unsäglicher Hype, zeigt das Auto der Zukunft welch individueller Fahrkomfort dadurch möglich sein wird.

Ford Evos Concept auf der IAA 2011 (Bild: Motoren & Mehr)
Ford Evos Concept auf der IAA 2011 (Bild: Motoren & Mehr)
Egal mit welchen Storage-Experten man spricht, die Cloud ist derzeit immer auch ein Thema. Für die einen ist es lediglich eine neue Namensgebung für vernetzte Strukturen bzw. eine neue Bezeichnung für Outsourcing. Andere sehen darin die IT-Zukunft für Unternehmen und PC-Anwender jeder Art. Vor allem Speicher soll sich via Cloud-Storage bedarfsgerecht und flexibel dem Wachstum der Datenmenge anpassen lassen. Damit würden Investitionen in Hard- und Software sowie eine aufwändige Wartung der Systeme überflüssig.

Doch während die IT-Fachwelt noch über den Sinn und Nutzen der Cloud streitet, sind andere schon einen Schritt weiter. So stellte Ford auf der IAA 2011 mit dem »EVOS Concept« nicht nur die Studie eines neuen Hybridfahrzeugs vor. Das futuristische Fahrzeug ist Teil der Datenwolke.

Das Auto der Zukunft baut beispielsweise über die Cloud automatisch die gleiche Vernetzung mit elektronischen Medien auf, die der Fahrer auch daheim oder im Büro nutzt. Das Fahrzeug erkennt seinen Nutzer und passt sich selbsttätig dessen Vorlieben an – vom Fahrwerks-Handling und dem Ansprechverhalten der Lenkung bis hin zur Leistungs-Charakteristik des Motors. Dabei rückten die Entwickler von Ford vier Aspekte in den Mittelpunkt: die Personalisierung der Bedienung, die nahtlose Optimierung der Fahrerlebnisse, das Wohlbefinden des Fahrers an Bord und den optimierten Einsatz intelligent geregelter elektrischer Antriebsoptionen.

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Personalisierungen durch Vernetzung

Evos Concept: Cockpit wie aus einem Raumschiff (Bild: Ford)
Evos Concept: Cockpit wie aus einem Raumschiff (Bild: Ford)
Über die die Datenwolke soll der Evos dem Fahrer einen direkten Übergang zwischen den Lebensbereichen innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs bieten. Dabei kann beispielsweise der berufliche und private Terminkalender in Verbindung mit aktuellen Verkehrs- und Witterungsbedingungen gesetzt werden. Das heißt, das Auto weiß wo der Fahrer hin möchte und warnt rechtzeitig vor Stau und schlechten Straßenverhältnissen. Dies kann so weit gehen, dass der Gastgeber automatisch eine Info erhält, wenn sich seine Gäste verspäten. Das ist einerseits praktisch, andererseits aber auch irgendwie gruselig.

»Derzeit untersuchen wir, wie vom Fahrer selbst definierte Strukturen und Präferenzen eingesetzt werden können, um ihm das Leben zu erleichtern«, erklärt Paul Mascarenas, als Chief Technical Officer Forschungschef der Ford Motor Company. »Das Auto kennt seinen Fahrer und fungiert als eine Art persönlicher Assistent, der bestimmte Routineaufgaben des persönlichen Alltags selbsttätig übernehmen und lösen kann.«

Evos Concept: Hybrid mit Cloud-Anschluss (Bild: Ford).
Evos Concept: Hybrid mit Cloud-Anschluss (Bild: Ford).
Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und der Phantasie quasi keinen Grenzen gesetzt. Künftig muss man nicht mehr warten, bis die Nachrichten im Radio vorbei sind. Das Auto erkennt das gehörte Programm oder die daheim gehörte Musik und übernimmt diese automatisch. Dies soll auch für die Innenraum-Klimatisierung gelten, die sich rechtzeitig dem Temperaturniveau im Haus anpasst. Den Zeitpunkt der Abfahrt kennt der Evos durch den Abgleich mit dem Terminkalender. Zugleich steuert das Fahrzeug via drahtloser Kommunikation andere Geräte – vom elektrisch bedienten Garagentor bis hin zur Beleuchtung im Haus, die sich ausschaltet und Energie spart, sobald sich der Nutzer auf den Weg macht.

»Allein diese auf der Daten-Cloud basierte Vision zeigt bereits das enorme Potenzial auf, mit dem das individuelle Fahrerlebnis durch diese neue Technologie exakt auf den persönlichen Geschmack und auf die Stimmung des Fahrers angepasst werden kann«, argumentiert Mascarenas. »Das Auto kann eine Route vorschlagen, die von Freunden des Fahrers in einem sozialen Netzwerk zuvor als besonders schön markiert wurde, oder auch die morgendliche Weckzeit korrigieren, wenn sich ein Meeting im Büro verschiebt.«

Cloud fördert das Fahrvergnügen

Ford Evos Concept
Ford Evos Concept
Die Vernetzung mit der Cloud soll auch das Fahrerlebnis verbessern. Bisher muss die Fahrwerksabstimmung eines Fahrzeugs einem breiten Publikum entsprechen sowie einer Vielzahl unterschiedlichster Straßen- und Verkehrsbedingungen. Fords Konzeptstudie versucht dagegen das Fahr- und Komfortverhalten individuell der aktuellen Situation und den Vorlieben des Menschen am Steuer anzupassen.

Dabei gleicht der Evos Concept seinen Kenntnisstand über die Gewohnheiten und das Leistungsvermögen des Fahrers mit Cloud-Informationen zum Beispiel über die Straßenqualität und Witterungsverhältnisse ab, um die Einstellungen der Kraftübertragung, der Lenkung, der Federung und des Bremssystems entsprechend abzustimmen. Dies soll den Fahrkomfort erhöhen, aber auch die Sicherheit verbessern. Zur Sicherheit gehören auch künftige Lösungen wie dem EKG-Sitz mit Pulsfrequenz-Kontrolle für Menschen mit Herzerkrankungen. Über die Verbindung zur persönlichen Datenwolke erkennt das Auto die physische Verfassung und Belastung des Fahrers und versucht den individuellen Fahrkomfort darauf abzustimmen.

Cloud sorgt für Wohlbefinden

»Geht es um das Wohlbefinden des Fahrers, zielen unsere Forschungen und Entwicklungen darauf ab, Stress zu mindern und die Aufmerksamkeit für das Verkehrsgeschehen zu verbessern«, erläutert Ford-Manager Mascarenas. »Weltweit verbringen Autobesitzer immer mehr Zeit am Steuer ihres Fahrzeugs. Deswegen sollte ihr Wagen sie vom Stress befreien statt neuen zu bereiten.«

Menschen mit einer Anfälligkeit für Allergien soll der Evos mit Luftgüte-Sensoren und einem effizienten Filtersystem schützen. In Verbindung mit der Cloud soll das Ford Concept-Car aktuelle Informationen zum Beispiel zum Pollenflug in einzelnen Regionen abrufen können und für die Zielführung proaktiv eine Route mit geringerer Umweltbelastung auswählen.

Utopie wird Wirklichkeit

Evos Concept: Symbiose aus Auto und IT (Bild: Ford).
Evos Concept: Symbiose aus Auto und IT (Bild: Ford).
Dies erinnert stark an K.I.T.T. aus der in den 1980er Jahren populäre TV-Serie »Knight Rider«. Der Sportflitzer brillierte nicht nur mit seinem »Turbo Boost« und dem »Super Pursuit Mode«, sondern konnte sich auch auf alle Verkehrssituationen einstellen und hatte für seinen Fahrer Michael Knight immer einen guten Rat parat. Selbst die Sprachfunktion scheint keine Utopie mehr zu sein, siehe Apples neues »iPhone 4S«.

Auch wenn aus heutiger Sicht vieles sehr praktisch anmutet, dürfte bei vielen Autofahrern noch die Skepsis überwiegen. Soll das eigene Auto wirklich so viel Einfluss auf das persönliche Leben nehmen? Vermutlich wird es ein schleichender Prozess sein. Das Handy war in seiner Anfangszeit auch ein unhandlicher Knochen. Kaum einer konnte sich damals vorstellen, dass man Jahrzehnte später mit einem Mobiltelefon nicht nur telefoniert und Kurnachrichten schreibt, sondern seine persönliche und nahezu unverzichtbare Kommunikations- und Multimediazentrale mit sich führt. Im Zuge der Elektrisierung des Automobils wird auch die IT ein fester Bestandteil eines Fahrzeugs. Wir warten auf die ersten Apps, die den heimischen Speicher mit dem eigenen Fahrzeug verbindet.

Ford Evos Concept im Detail

Für kommende Ford-Modelle weist der Ford Evos Concept den Weg, sei es im Außendesign oder in den Funktionalitäten. Das Konzeptauto präsentiert sich scharf, schnittig, schnell und mit einem unbestrittenen »Wow«-Effekt. Die Türen öffnen sich ähnlich wie Flügeltüren nach oben, nur eben nicht gerade, sondern leicht schräg, was ein Kopfanschlagen weitgehend verhindern soll. Die geöffneten Türen verleihen dem Wagen ein insektenhaftes Aussehen, was das futuristische Image verstärkt.

Angetrieben wird der Evos, der schon 2012 auf den Markt kommt, mittels Plug-in-Hybrid-Antrieb, der auf Lithium-Ionen-Batterien basiert. Die Vernetzung zur Daten-Cloud und medialen Welten des Fahrers soll nicht nur dem Entertainment, sondern auch der Optimierung des Fahrens dienen. So lässt sich durch Infos über Strecke, Fahrweg, Zielort und mehr der Antrieb besser ausnutzen. [Ulrike Rieß]


Ford EVOS Concept - Trailer Cloud Connectivity


Ford EVOS Concept - Trailer Personalized Lifestyle
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