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Im Interview: Hitachi Data Systems

Dirk Walde, Archive Solutions Manager, Hitachi Data Systems

Archivlösungen gewinnen immer mehr an Bedeutung, nicht zuletzt durch technische und rechtliche Entwicklungen. Archive müssen gut geplant sein und zur bestehenden IT-Struktur passen.
Wir sprachen mit Dirk Walde, Archive Solutions Manager bei HDS über die derzeitige Marktsituation und Kriterien für Langzeitaufbewahrung.

Wie ernsthaft beschäftigen sich Anwender und der Markt mit dem Thema Archivierung?

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 Dirk Walde 
Dirk Walde
Walde: Die Unternehmen nehmen ihre Verantwortung sehr ernst. Teilweise ist es allerdings so, dass gerade in kleinen und mittleren Unternehmen noch Unsicherheit über die exakten Anforderungen herrscht. KMUs verfügen häufig noch nicht über alle notwendigen Informationen, um das Thema Archivierung richtig anzupacken. Aufklärung tut Not – an dieser Stelle sind wir als Hersteller ebenso gefordert wie die Medien.

Welches sind die wichtigsten Triebfedern, Langzeitarchivierung umzusetzen?

Walde: Es gibt zwei Hauptaspekte. Zum einen gibt es die Vorschriften, sprich alles, was unter dem Schlagwort Compliance subsumiert wird. Das können ebenso unternehmensinterne Vorschriften wie Gesetze und Rechtsverordnungen sein. So schreibt zum Beispiel der Gesetzgeber vor, dass Steuerakten und Mails über mehrere Jahre revisionssicher archiviert werden müssen, klinische Daten teilweise 30 Jahre und mehr. Der zweite Grund für eine effiziente Langzeitarchivierung ist das unternehmensinterne Datenmanagement. Frühzeitiges Archivieren entlastet die Speicherlandschaft von Unternehmen. Wegen des nach wie vor anhaltenden starken Datenwachstums muss aber beachtet werden, dass die Daten über eine Volltextsuche und entsprechende Indizierung wie in der »Hitachi Content Archive Platform« (HCAP) schnell wieder auffindbar sind.

Wie wichtig ist ein Migrations-Plan, um nicht irgendwann Daten zu besitzen, die nicht mehr lesbar sind?

Walde: Migrationen sind bei Langzeitarchivierung ein wichtiges Thema. Ziel der Überlegungen muss die langjährige Unabhängigkeit von Hardware- wie Datenmigrationen sein. HCAP ist dank Cluster-Technologie »Hardware -aufwärtskompatibel« und somit frei von Hardware-Migrationszwängen, wenn sich zum Beispiel Komponenten innerhalb des Systems im Rahmen des technologischen Fortschritts ändern. Was die Daten angeht: da HCAP die Daten in unverändertem Format speichert und über offene Schnittstellen darstellt, sind diese auch zugreifbar, wenn es die führende Applikation irgendwann nicht mehr geben sollte. In Verbindung mit der HCAP-Search-Engine können 370 File-Formate, die teilweise heute bereits nicht mehr üblich sind, durchsucht und aufgefunden werden. Was die grundsätzliche Datenlesbarkeit, also Integrität, angeht: Hier stellt HCAP als Langzeitarchiv die Unveränderbarkeit und Unverfälschtheit der Daten durch Fingerprint-Hintergrund-Prozesse sicher.

Welchen Stellenwert haben VTLs für Archive?

Walde: Aktive Archive auf Festplattenbasis wie HCAP ergänzen den Einsatz virtueller Tape-Librarys im Backup-Umfeld, indem man archivierungswürdige Daten von der Backup-Umgebung auf ein aktives Archiv verlagert, und das notwendige Backup der verbleibenden Daten des Produktionsbereiches durch eine VTL performanter gestaltet, ohne Backup-Prozeduren und Prozesse verändern zu müssen. In diesem Sinne gilt »Archivierung vor Backup«.

Wie sicher, kostspielig und aufwendig sind Festplattenarchive? Sind sie eine wirkliche Alternative?

Walde: Die Frage ist aus unserer Sicht falsch gestellt, sie müsste lauten: Gibt es überhaupt eine Alternative zu Festplattenarchiven? Doch der Reihe nach: Festplattenarchive sind sicherer als Tape. Das Medium ist haltbarer als ein erodierendes Band. Sollte hingegen eine Platte ausfallen, kann diese im laufenden Betrieb ohne Downtime und Datenverlust ausgetauscht werden. Vordergründig mag ein plattenbasiertes System im direkten Kostenvergleich mit reinen Medien wie Tape oder UDO teurer sein – aber die Aufwendungen für die Anschaffung enden nicht beim Kaufpreis. Mittelfristig betrachtet rechnet sich daher ein Festplatten-Archivierungssystem in einer Vollkostenbetrachtung über mehrere Jahre hinweg. Das gilt besonders, wenn man Migrationen für Medien und Hardware berücksichtigt sowie Administrationsaufwand und Betriebskosten in die Rechnung mit einbezieht – denken Sie an das aufwendige Einlegen von Tapes mit Robotersystemen und das Umkopieren.
Auch das Löschen von Daten ist ein wichtiges Argument pro Disk, denn nach Ablauf der gesetzlichen Archivierungsfristen müssen Daten ja auch wieder vom System entfernt werden. Ein Diskarchiv benötigt auch weniger Platz. Und ich möchte erneut betonen, dass es besonders beim Thema schnelle Wiederauffindbarkeit keine wirkliche Alternative zum Festplattenarchiv gibt.

Verschwinden optische Medien wie CD/DVD/UDO?

Walde: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Generell werden Plattenarchive durch den stetig sinkenden Volumenpreis an Attraktivität gewinnen. Es wird aber wohl auch in Zukunft einen Markt für optische Medien geben, wenn es um Archivdaten geht, die Unternehmen plangemäß mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr antasten müssen.

Könnte Cloud-Computing auch zu Outsourcing bei Archiven führen?

Walde: Outsourcing-Betrieb für Archive ist ein generelles Thema, und kann, sofern das aktive Archiv wie HCAP IP-basiert und somit »weitverkehrsfähig« ist, einfach etabliert werden. Für ein IP-basiertes Archivsystem gilt: Jederzeit Zugriff von überall. Somit eignen sich gerade aktive Archive dazu, outgesourced betrieben zu werden. Insofern könnte Cloud-Computing diesen Trend noch verstärken.

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