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Im Interview: Point Software & Systems

Thomas Thalmann, Manager Pre-Sales, Point Software & Systems

Archivlösungen gewinnen immer mehr an Bedeutung, nicht zuletzt durch technische und rechtliche Entwicklungen. Archive müssen gut geplant sein und zur bestehenden IT-Struktur passen.
Wir sprachen mit Thomas Thalmann, Manager Pre-Sales bei Point Software & Systems, über die derzeitige Marktsituation und Kriterien für Langzeitaufbewahrung.

Wie ernsthaft beschäftigen sich Anwender und der Markt mit dem Thema Archivierung?

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 Thomas Thalmann 
Thomas Thalmann
Thalmann: In Gesprächen mit Kunden, die insbesondere aus dem mittelständischen Bereich stammen, machen wir leider oft die Erfahrung, dass das Thema Archivierung vernachlässigt, beziehungsweise teilweise mit Backup gleichgesetzt wird. Bei größeren Unternehmen ist die Situation üblicherweise anders, da dort Notwendigkeit und Nutzen einer Archivierungslösung meist bekannt sind. Insgesamt stellen wir aber ein zunehmendes Problembewusstsein fest, wenn es um die Frage geht, was die Konsequenzen sind, falls das Thema Archivierung nicht beachtet und nicht umgesetzt wird. Diese Erkenntnis ist allerdings nur der erste Schritt; wichtig ist dann vor allem eine sinnvolle und für den jeweiligen Anwender passende Umsetzung des Themas.

Welches sind die wichtigsten Triebfedern, Langzeitarchivierung umzusetzen?

Thalmann: Neben dem wesentlichen Aspekt »Compliance«, das heißt, der Erfüllung von regulatorischen und rechtlichen Vorgaben und Anforderungen, die mittlerweile allgemein bekannt sind und hinlänglich diskutiert wurden, gibt es auch den Aspekt »Wettbewerbsvorteil«, der zunächst nicht einleuchtend erscheint. Unternehmen mit einer durchdacht eingeführten Langzeitarchivierung haben einen zusätzlichen Nutzen, wenn zum Beispiel für das operative Geschäft archivierte Daten gebraucht und diese aus dem Archivsystem direkt und schnell bereitgestellt werden können. Dieser Aspekt sollte zwingend bei der Konzeption einer Archivlösung berücksichtigt werden, damit ein Langzeitarchiv nicht als Insellösung nur zur Erfüllung notweniger gesetzliche Vorgaben eingeführt wird, sondern aktiv in die IT-Infrastruktur eingebunden ist.

Wie wichtig ist ein Migrations-Plan, um nicht irgendwann Daten zu besitzen, die nicht mehr lesbar sind?

Thalmann: Ein Migrationsplan beziehungsweise ein Migrationskonzept muss bei der Planung einer Archivierungslösung unbedingt berücksichtigt werden. Man kann nicht davon ausgehen, dass eine anfangs eingeführte Speichertechnologie für den geplanten Archivierungszeitraum durchgehend eingesetzt werden kann. Daher müssen zukünftige Technologiemigrationen schon bei der Einführung eines Archivsystems berücksichtigt werden, so dass aufwendige und teure Migrationsprojekte in der Zukunft gar nicht erst notwendig werden. Insbesondere ist es wichtig, dass unvermeidlich werdende Migrationen ohne Betriebsunterbrechung durchgeführt werden können. Diese Anforderungen lassen sich durch intelligente Software-Produkte lösen, die unabhängig von Speichertechnologien Migrationen durchführen können und von uns entwickelt und angeboten werden.

Welchen Stellenwert haben VTLs für Archive?

Thalmann: VTLs sind durchaus eine mögliche Technologie, die auch für Archivsysteme verwendet werden kann. Allerdings sollte ein Langzeitarchiv nicht nur auf einer einzigen Technologie basieren. VTLs können aber ein Baustein im Gesamtkonzept sein. Allgemein hängt der Stellenwert von VTLs von der jeweiligen Zielsetzung ab und kann meines Erachtens nicht pauschal benannt werden.

Single Instance oder Deduplizierung, welche Technologie eignet sich für welche Einsatzszenarien?

Thalmann: Single Instance und Deduplizierung sind spezielle Technologien mit denen Optimierungen in Speichersystemen durchgeführt werden können. Da diese Technologien nicht Gegenstand unserer Geschäftsaktivitäten sind, kann ich zu der Frage nach den geeigneten Einsatzszenarien nicht kompetent Stellung nehmen. Grundsätzlich sind diese Technologien aber sicher auch für ein Archivsystem sinnvoll und werden automatisch Anwendung finden, wenn sie in den entsprechenden Subsystemen eingebaut sind.

Wie sicher, kostspielig und aufwendig sind Festplattenarchive? Sind sie eine wirkliche Alternative?

Thalmann: Es gibt renommierte und erfolgreiche Anbieter am Markt, die sichere und leicht zu integrierende Festplattenarchive anbieten. Es stellt sich eigentlich nicht die Frage, ob diese Systeme eine Alternative darstellen, da sie für die Archivierung konzipiert sind. Die Frage ist vielmehr, ob man sich auf eine einzige Technologie für eine Archivierungslösung verlassen sollte. Es ist in jedem Fall empfehlenswert, ein Festplattensystem durch eine zweite alternative Technologie zu ergänzen, die zum Beispiel auf Wechseldatenträgern wie Optical oder Tape basiert. Damit kann nicht nur eine gewisse Technologie- und Herstellerunabhängigkeit erreicht werden, weiterhin können sich die Systeme, bei entsprechender Software-Unterstützung, auch gegenseitig absichern.

Verschwinden optische Medien wie CD/DVD/UDO

Thalmann: Optische Medien, genauso wie Bandmedien, werden in absehbarer Zukunft weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben und nicht vom Markt verschwinden. Diese Technologien haben für bestimmte Anforderungen und Anwendungen Vorteile, wie Kompatibilität, Kapazität, Austauschbarkeit, Lebensdauer oder Energieverbrauch, gegenüber Festplatten und werden daher auch weiterhin zum Einsatz kommen. Auch wenn die in der Frage genannten optischen Medien aktuell an Akzeptanz im Markt verloren haben, bietet insbesondere die neue Blu-Ray-Disc-Technologie für Archivierungsanforderungen Vorteile. Aber auch in Bezug auf optische Medien gilt, dass es auf die sinnvolle Kombination von verschiedenen Speichertechnologien ankommt und nicht auf ein »entweder oder«.

Wodurch wird der Markt getrieben und welche Trends sind zukunftstauglich?

Thalmann: Das zunehmende Bewusstsein in Bezug auf Notwendigkeit und Nutzen einer sinnvoll konzipierten Archivierungslösung führt eindeutig zu einer steigenden Nachfrage an geeigneter Archivierungs-Software und Speichergeräten. Dabei ist klar der Trend erkennbar, dass Archive in die bestehende IT-Infrastruktur transparent integriert werden und aktiv mit den typischen Applikationen wie Office-Tools, ERP oder ECM/DMS zusammenarbeiten. Dies wird bereits heute mit Hilfe von ausgereiften und technologieunabhängigen Software-Lösungen ermöglicht. Insbesondere Speichermanagementlösungen aus unserem Haus sind so konzipiert, dass dies unterstützt wird und zukünftige Technologien nahtlos eingebunden werden können. Bezüglich der Speichertechnologien zeichnet sich ein Trend in Richtung »Solid State«-Laufwerke und optische Systeme basierend auf holographischen Datenspeichern ab. Auch Archivierung als Internet-basierte Dienstleistung ist durchaus zukunftstauglich und wird sich sicher noch weiter verbreiten.

Könnte Cloud-Computing auch zu Outsourcing bei Archive führen?

Thalmann: Sicher wird Cloud-Computing dazu beitragen, dass das Angebot von Archivierungsdienstleistern weiter steigt. Doch der Reiz und die Vorteile einer ausgelagerten Archivierung sollte immer mit den Anforderungen und den Nachteilen abgeglichen werden. Auch wenn man sich bei ausgelagerter Archivierung keine Gedanken über die zu verwendeten Speichersysteme machen muss oder gar kann, führt sie zu einer neuen Abhängigkeit. Insbesondere muss auch der Aspekt der Sicherheit betrachtet werden, da bestimmt nicht jedes Unternehmen seine unternehmenskritischen Daten in die alleinige Verantwortung eines Dritten geben wird. Auch bei diesem Thema könnte der beste Ansatz in einer hybriden Lösung liegen, die aus einer »Inhouse«-Archivlösung besteht, die mit einer ausgelagerten Archivierung ergänzt wird. Eine geeignete Software sorgt dabei für eine einfache und transparente Integration in die bestehende Infrastruktur.
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