Migration von Netapp 7-Mode auf ONTAP
Viele Anwender scheuen Migrationen. »Never touch a Running System« ist das Motto, und vor allem an die heikle Datenhaltung geht kein Administrator freiwillig. So kommt es, dass hochwertige Storage-Hardware länger als üblich in Rechenzentren betrieben wird, ganz einfach, weil sie funktioniert. Doch dieses Vorgehen birgt Tücken. Wie beim Zahnarztbesuch gilt: Je länger man hinauszögert, desto mehr schmerzt es.
Von Tobias Schmidt und Fabian Utzel, ORBIT
Ähnliches gilt auch für die etablierten Speichersysteme von NetApp, die noch auf dem proprietären Betriebssystem 7-Mode betrieben werden. Der volle Support für die bewährte Plattform wurde bereits 2015 aufgekündigt, der eingeschränkte Support 2017. Anderthalb Jahrzehnte hat das Betriebssystem treue Dienste geliefert. Dann aber erfolgte die Umstellung auf Clustered ONTAP mit vielen neuen, zeitgemäßen Features und Funktionen.
Problemstellung 7-Mode: Migration, warum?
Migration von NetApp 7-Mode auf ONTAP: Do touch this – für mehr SicherheitMit dem bewährten 7-Mode lassen sich zahlreiche neue Anforderungen an die Datenhaltung nicht abdecken. Aber auch Storage-Efficiency-Services wie System-interne Deduplikation, Kompression oder RAID-Level können mit diesen Systemen nicht bedient werden. Damit einher geht, dass damit verwendete Hardware in Sachen Leistung, Effizienz und vor allem Schnittstellen weit weg von State-of-the-Art ist.
Hinzu kommt: Ohne Support keine Updates, insbesondere der Schnittstellen-Protokolle. Dies hat mehrere Konsequenzen. Ohne Fabric-Pool, S3-Anbindung oder andere Cloud-Konnektivität als Vernetzung oder aber NVMe-Support (oder neu auch NVMe/TCP) im Speicher-System können moderne Unternehmensanforderungen kaum mehr erfüllt werden. Das Schlagwort »Digitale Transformation« birgt viele Aspekte, im Speicher-Bereich bedeutet er auch die Migration zu dynamischen Infrastrukturen (vs. monolithischen Speichern), in denen Daten zwischen Rechenzentren, privaten oder öffentlichen Clouds und dem Netzwerkrand (Edge) genutzt werden, um KI (künstliche Intelligenz) und ML (Machine Learning) umzusetzen.
Ein Hauptaspekt ist aber heute: Sicherheit. Ohne System-Updates vor allem der Schnittstellen stehen Onsite-Systeme, ob SAN oder NAS von Netapp und allen anderen Anbietern, für Angreifer von außen quasi offen. Daten-Kidnapping, -Hacking und Diebstahl durch Ransomware, Malware und Konsorten können Unternehmen nicht nur teuer zu stehen kommen, sondern in ihrer Existenz bedrohen. Die prominentesten Beispiele sind bekannt, sie dürften nur die Spitze eines Eisbergs sein.
Lösung: Transition, aber wie?
Eine Migration von 7-Mode auf ONTAP ist zwangsläufig, je früher, desto besser. Prinzipiell wird eine Migration Host- oder Applikations-basiert erfolgen können. Sie kann NAS- oder SAN-Appliances betreffen, die alleinstehend oder in Clustern bzw. Metro-Clustern betrieben werden. Die Art der Systeme und Daten, unstrukturiert oder strukturiert, sowie die bloße Datenmenge müssen bei der Planung berücksichtigt sein.
Insgesamt also ein komplexer Vorgang. Dafür bietet Netapp Tools wie 7MTT Copy Free Transition (mit Unterbrechung) oder 7MTT Copy Based Transition (unterbrechungsfrei), auch gibt es 3rd-Party-Produkte. Sie allein sind aber nicht ausreichend, um die komplette Storage-Implementierung samt Elementen wie Snapshot-Policys, RAID-Gruppen oder Datensicherungsvorgaben zu migrieren. Neben Werkzeugen sind Expertise und Erfahrung von Fachleuten gefragt, wie sie ORBIT IT-Solutions zur Verfügung stellt.
Best Practice I: Vorbereitung
Die Experten von ORBIT IT-Solutions beginnen zunächst mit der Analyse des Ist-Zustands vor Ort. Diese betrifft die Storage-Infrastruktur, die relevanten Storage-Systeme, Redundanzen, RAID-Gruppen, die Anbindung, Datenstruktur und Datenmenge sowie viele weitere Parameter wie etwa die Abstimmung mit Hypervisoren und Betriebssystem-Plattformen oder Applikationen wie Datenbanksysteme. Auch das Ziel des Kunden, beispielsweise Zusammenführung heterogener Systeme, wird evaluiert. Nicht zuletzt müssen Zeitvorgaben beachtet werden.
Grundlegend müssen aber gewisse Vorbereitungen getroffen werden:
- Eine Transition von 32-Bit Aggregaten in 7-Mode ist nicht möglich. Gegebenenfalls muss also vor einer Migration auf ONTAP ein Upgrade von 7-Mode selbst erfolgen. Dies ist ab der Version 8.1.4P4 vor Ort ohne Hinzufügen von Disks möglich.
- cDOT (Netapp clustered Data ONTAP) erfordert mehr IP-Adressen. Das bedeutet, dass das Cluster-, Node- und Service-Prozessor-Management auf den neuen Systemen entsprechend eingerichtet werden muss. Konkret wird empfohlen, eine IP-Adresse pro Service für SMB/CIFS und NFS, sowie mindestens zwei für iSCSI bereitzustellen, was zuvor eventuell nicht möglich war. Gegebenenfalls empfiehlt es sich auch, für Storage Vector Machines (SVM) eigene IPs einzurichten.
- Bei der Integration des vorhandenen oder neuen Backups ist darauf zu achten, dass die Lösung CAB-Extensions (Cluster Aware Backup) über NDMP unterstützt. Gegebenenfalls ist auch hier ein Update oder Wechsel notwendig.
Hardware-seitig ist bei einer SAN-Migration darauf zu achten, dass genügend freie Switch-Ports für das neue Speicher-System auf vorhandenem SAN zur Verfügung stehen.
Sollte die gesamte SAN-Infrastruktur, inklusive SAN-Hosts und SAN-Switches, erneuert werden, bedeutet das, dass alte und neue Infrastruktur miteinander verbunden werden müssen. Das lässt sich nur dadurch erreichen, dass die alten SAN-Hosts auf die neue Infrastruktur, oder das neue Storage auf die alte Infrastruktur verkabelt werden. Dies bedingt oft temporär – während des Migrationsprozesses – Einschnitte in der Redundanz, oder ist mit der Anschaffung zusätzlicher Hardware für die Altsysteme verbunden, was sehr oft das Problem ist, da es für manch alte Hardware keine Erweiterungskarten mehr gibt.
Dies ist nur ein Ausschnitt aus den nötigen Vorbereitungen, betreffen jedoch mit die häufigsten Herausforderungen, denen die technischen Consultants bei ORBIT IT-Solutions begegnen.
Best Practice II: Durchführung
Bestehende 7-Mode-Installationen sollten aus Sicherheitsgründen auf Netapp ONTAP migriert werden.Gut analysiert, vorbereitet und gerüstet, kann dann die eigentliche Migration in Angriff genommen werden. Dabei steht die Datenintegrität im Vordergrund, unabhängig davon, ob die Transition Step-by-Step im laufenden Betrieb erfolgt (inkrementell mit finalem Cutover), oder aber auf einen Schlag (»Big Bang Cutover«), welcher allerdings oft mit einer Unterbrechung beziehungsweise Herunterfahren auch von Host-Systemen verbunden ist, und eher seltener die erste Wahl sein dürfte.
Grundsätzlich empfiehlt sich nach Meinung von ORBIT IT-Solutions für eine NAS-Migration die Nutzung von 7MTT Copy Based Transition. Es bietet verschiedene Vorteile. Es gewährleistet die Übernahme der Speicher-Einstellungen, die Mitnahme von Snapshots und ein automatisiertes Cutover, das heißt die finale Synchronisation der Rest-Deltas, nachdem ein Großteil der Daten migriert ist. Außerdem wird das Netapp-native SnapMirror-Tool in 7MTT über IP in der Migration genutzt. Es arbeitet Block-basiert und führt nicht zu Berechtigungsproblemen wie manch externe Copy-Produkte.
Eine SAN-Migration gestaltet sich mitunter komplexer, je nach Größe und Lokation der Systeme. Prinzipiell bieten sich zwei Wege. Der einfache Weg kann sich in der Live-Verschiebung der Daten durch den SAN-Host bieten. Dies kann unter anderem über VMware Storage vMotion, Hyper-V Storage Live Migration, Oracle Automated Storage Management (ASM) Migration, Microsoft Exchange Database Availability Group (DAG) Replication geschehen. Sie ermöglichen in der Regel eine Step-By-Step-Migration nach eigenem Ermessen und ein einfaches Testen der Daten- und Systemübertragung, sind aber in der Regel plattformabhängig.
So kann auch das 7MTT-Tool hier von Nutzen sein. Es gewährleistet einen automatischen Kopiervorgang , nimmt Volume/LUN-Parameter mit, iGroups werden automatisch erstellt und die Datenmitnahme auf Volume-Basis ist möglich. 7MTT unterstützt natürlich ONTAP-Storage, auf Host-Seite Windows, (Red Hat) Linux Enterprise und VMware ESXi sowie Switches von Cisco und Brocade. Je nach System-Umgebung muss also eine Wahl getroffen oder ein Mix aus verschiedenen Tools angefasst werden.
Fazit 7-Mode-Migration: Best Result
Fundament einer erfolgreichen Migration ist technische Expertise. Diese kann beispielsweise beinhalten, dass neue Systeme downgegraded werden müssen, um Daten zu übertragen und sie dann wieder upzugraden. Darin liegt eine große Herausforderung für Anwender, die sie häufig davon abhält, selbst die Hand an sensible Daten und Speicher zu legen.
Denn heikel ist es jedenfalls: Kosteneffizienter Betrieb, neue Unternehmensanforderungen, DSGVO, neue Datenstrukturen, personenbezogene Daten und die Sicherheit gegen externe feindliche Systeme sind Herausforderungen für jede IT-Abteilung jeder Größe.
Letztlich führen viele Wege für Netapp-Nutzer unweigerlich von 7-Mode zu ONTAP. Die Alleinstellungsmerkmale von Netapp im SAN- und vor allem NAS-Bereich beinhalten Besonderheiten. Kompetente Dienstleister wie ORBIT IT-Solutions begleiten diese Anwender auf dem Weg zu einer modernisierten Infrastruktur, ohne (Daten-)Verlust, sondern mit Gewinn.