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Turnaround: Gary Quinn stellt Falconstor auf den Kopf

Seit neun Monaten baut Gary Quinn als neuer CEO Falconstor komplett um. Das Unternehmen adressiert künftig Business-Kunden mit Produkten für Backup und Deduplizierung, Netzwerk-Storage-Server (NSS) sowie Continuous-Data-Protector (CDP). Quinn erklärt im speicherguide.de-Interview seinen Turnaround-Plan.


  Welche Gesamtstrategie verfolgen Sie für den Turnaround bei Falconstor?

Gary Quinn, CEO, FalconstorGary Quinn, FalconstorQuinn: Als mir im Juli 2013 die Aufgabe des CEO anvertraut wurde, begannen wir mit einer kompletten Inventur des Unternehmens sowohl auf technologischer Ebene als auch operationell, hinsichtlich der Vermarktung. Es fiel die Entscheidung, sich künftig ausschließlich auf Unternehmenskunden zu konzentrieren. Die laufenden Arbeiten für die Entwicklung der SMB-Recovery-Appliance wurden eingestellt. Somit sind wir zu 100 Prozent auf Unternehmenskunden ausgerichtet.

Wir sehen auch die Möglichkeit, unsere Technologie in Modelle von Service-Providern einzubetten sowie auf die Arrays bestimmter Hersteller anzuwenden. Ein Beispiel dafür ist die Datenschutzplattform, an der wir zusammen mit Violin Memory arbeiten.

Wir haben praktisch alle Technologien ausrangiert, denen nicht mehr unser Hauptaugenmerk gilt. Ebenso haben wir alle Vermarktungswege sowie geographischen Regionen verworfen, die keinen nennenswerten Beitrag leisten. Weiterhin schauten wir auf allgemeine und administrative Kosten – Neuausschreibung von Verträgen und Dienstleistungen. Wir prüften alles, das wir als Unternehmen kaufen.

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  Wie sieht jetzt Ihre Produktplanung aus?

Quinn: Ich möchte das Unternehmen auf verschiedenen Wegen neu beleben. Einer davon ist, die Entwicklung neuer Technologien zu beschleunigen, was uns zu einem 90-tägigen Veröffentlichungszyklus brachte. Wir erwarten nicht, dass die Kunden alle 90 Tage Upgrades erwerben, aber sie sollen wissen, dass unsere Innovationsmaschine auf Hochtouren läuft und dass sie einen guten Mehrwert für die Dollar ihrer jährlichen Wartungsausgaben erhalten.

Im Februar lieferten wir NSS und CDP 7.6. Im Mai wurde die Version 7.7 gestartet und Version 7.8 folgt voraussichtlich 90 Tage später. Wir wollen viele Produkte schnell aktualisieren und solche Funktionen einbauen, wonach die Kunden suchen. So zeigen wir, dass wir weiterhin innovativ sind und Technologien entwickeln können.

Im Februar haben wir optimiertes Backup und Deduplizierung in Version 8.0 eingeführt, was parallel dazu die Webseite falconstor.com/befree zeigt. Wir sind davon überzeugt, dass sich unsere Kunden von Anbieterabhängigkeiten, von proprietären Lösungen, von unflexiblen Modellen der Technologie und des Erwerbs befreien können.

  Kürzlich haben Sie Ihre VTL- und FDS-Produkte vereint. Ist das der erste Schritt hin zu einer wiedervereinigten Plattform?

Quinn: Ja, eine erste Maßnahme der Wiedervereinigung ist die Kombination des VTL-Produkts mit Dateideduplizierung auf einer gemeinsamen Plattform, wodurch die Fähigkeiten von VTL und NAS in einem Paket gebündelt werden. Wir glauben, das bringt uns einen Wettbewerbsvorteil bei NAS-Kunden – wenn wir ihnen nicht zwei Produkte verkaufen müssen. Beide sahen gleich aus, erforderten aber separate Pakete und separate Code-Abschnitte. Jetzt befinden sie sich in einem Paket mit einer Schnittstelle, einheitlichem Speicher und wir haben unglaubliche Datendurchsatzwerte erzielt. Ebenso haben wir die Konsolen von VTL und FDS zusammengeführt, so dass die Kunden die gesamte Umgebung über eine Schnittstelle sehen können.

  Was macht Falconstor mit Violin Memory?

Quinn: Bei diesem gemeinsamen Entwicklungsprojekt haben wir etwa zwei Drittel des Weges absolviert. Basierend auf unseren Technologien NSS und FDS entwickeln wir eine optimierte Plattform für Datenschutzdienste für die Appliance oder das Array von Violin. Das wird die Grundlage für unsere Zukunft bilden und uns so positionieren, dass wir eine vereinheitlichte Plattform aller Datenschutzdienste aus unserem Portfolio anbieten. Diese werden wir ab zirka Ende des Jahres anbieten, in der ersten Hälfte 2015 die zweite Hälfte dieser Plattform liefern.

  Wann wird Violin die gemeinsam mit Falconstor entwickelte Software ausliefern?

Quinn: Unser Arrangement mit Violin ist es, dass wir das Projekt bis zum Ende dieses Kalenderjahres abschließen und dass die gemeinsam entwickelte Technologie separat von Violin und Falconstor vertrieben wird. Beide haben das Recht, das Produkt zu vertreiben.

  Können Sie diese Technologie in ähnlichen Geschäften mit anderen Storage-Anbietern verkaufen?

Quinn: Violin kann das gemeinsame geistige Eigentum nur auf seiner Plattform vertreiben. Wir können die Technologie auch bei einen Mitbewerber von Violin verkaufen oder eigenständig vermarkten. Sie kann bei einem Provider von Managed-Service oder Cloud-Service oder in Flash-SSD-Arrays eingebettet bzw. als eigenständige Lizenz an Kunden oder Partner verkauft werden.

Der damit verbundene Vorteil ist, dass wir das Produkt für die Anforderungen einer Flash-SSD-Umgebung modernisieren und weitere dort benötigte Funktionen der Ausfallsicherung bei einer Umgebung im Dauerbetrieb anbieten können. Außerdem haben wir eine komplette API-Ebene eingebaut, so dass sich Informationen aus der Umgebung abrufen und auf einer Konsole für Management und Reporting anzeigen oder Dienste auf Ihr Portfolio anwenden lassen. Violin erhält ein Komplettpaket an Datenschutzdiensten und wir erhalten ein modernisiertes und wiedervereinigtes Produktpaket, das wir an unsere Kunden vertreiben können.

  Wie steht es um die im letzten Jahr angekündigte Partnerschaft mit IBM zum Verkauf Ihrer Deduplizierungs-Software auf Hardware von IBM?

Quinn: Das war Teil eines mit Avnet geführten IBM OEM-Programms. Avnet nahm Hardware von IBM und stimmte diese auf ISVs wie uns ab. In unserem Fall ging es um das Produkt VTL-Deduplizierung. Nachfolgend hat IBM sein Server-Geschäft an Lenovo verkauft und die Vereinbarung mit IBM und Avnet wurde im März beendet.

Für uns bedeutet das, wir bekommen von denen keinerlei Geld mehr für Marketing oder gemeinsamen Markenauftritt, um die Nachfrage anzukurbeln, aber unsere Zusammenarbeit mit IBM-Geschäftspartnern für Kunden im Bereich von 20 bis 200 TByte geht weiter. Sie können Ausrüstung von IBM erwerben und diese dann mit unserer Software kombinieren. Mit dem Wegfall von IBM »ProtecTier« am oberen Ende bieten sich uns Chancen für die VTL-Deduplizierung sowohl bei großen Unternehmen als auch beim Mittelstand.

  Hat IBM dem Steine in den Weg gelegt?

Quinn: Ja, sie sorgten für Verwirrung durch den Ausverkauf der Server. Die Frage ist, was nun mit einigen dieser mittleren Speichersysteme passiert? Derzeit läuft das noch mit den Geschäftspartnern. Wir haben keine riesige Menge an Transaktionen geschlossen, aber beim Mittelstand gibt es Bedarf für Deduplizierung und virtuelle Bandsysteme.

  Wen sehen Sie als Ihre Hauptkonkurrenten?

Quinn: Das hängt vom Marktsegment ab. Im Bereich der Virtualisierung sind das IBM SVC, EMC und Datacore. Für Backup sind das die traditionellen Firmen – EMC, HP sowie Anbieter im VTL-Bereich wie Sepaton und Quantum. Wir stoßen nicht wirklich mit Commvault zusammen, da wir kein echter Backup-Anbieter sind, sondern wir sind ein Ziel im Backup-Bereich. Im Bereich Recovery, Geschäftskontinuität oder Dauerbetrieb sind das andere Leute – hier sehen wir Actifio.

  Ist »Vmware Virtual SAN« (VSAN) ein Konkurrent für die Virtualisierung?

Quinn: Es konkurriert in gewisser Weise. Die Leute müssen bedenken, dass Vmware und EMC Stiefbrüder sind, deshalb müssen sie vorsichtig sein. Wir sind kein Hardware-Anbieter. Wir gestatten den Kunden, ihre Hardware selbst frei zu wählen. Vmware muss sich selbst neu erfinden und seiner Plattform neue Funktionen hinzufügen, woran sie arbeiten. Was bedeutet das für deren Partner, die ein gewaltiges Eco-System rund um Vmware aufgebaut haben? Wir sind unabhängig und haben keine Zugehörigkeit zu irgendeiner Hardware-Plattform. Die Leute suchen Alternativen, denn sie wollen nicht alles von einem Anbieter kaufen.

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