Ein Herz und eine Seele – die neue EMC Dell zeigt sich in Mainz
Dinko Eror und Doris Albietz: die Geschäftsleitung der deutschen Dell EMC Niederlassung auf dem »EMC Forum 2016« in Mainz (Bild: speicherguide.de)Der Roundtable für die Journalisten, der das EMC-Forum in Mainz in dieser Woche einläutete, war politisch extrem korrekt. Es wurde höflich höchstens von Herausforderungen, aber keineswegs von Problemen gesprochen im Rahmen des Mergers. Also alles super? Friede, Freude, Eierkuchen – könnte man ebenso recht salopp sagen.
Dinko Eror – seines Zeichens (noch) Geschäftsführer EMC Deutschland, und in Zukunft zusammen mit Doris Albietz einer der Geschäftsführer der deutschen Dell EMC – nahm sich etwas mehr als eine Stunde Zeit, um über die Zukunft des zukünftigen Riesen Dell Technologies zu sprechen, so der Name der neuen Holding, die drei Unternehmensbereiche beherbergen wird: Die Client Solution Group (mehr oder weniger das ganze Serverbusiness von Dell), die Infrastruktur Solutions Group – auf den Folien auch als Dell EMC dargestellt –, und ebenfalls in der Zusammenstellung Dell EMC der Bereich Global Services. Neben der Holding stehen die »Strategically Aligned Businesses« mit den Namen Pivotal, Secureworks und VMware. Und immer wieder bin ich erstaunt über die wunderbaren Wortschöpfungen der Amerikaner. Aber das nur am Rande.
Vmware bleibt also ein an der Börse notiertes Unternehmen, während EMC komplett in die privatisierte Holding einfliesst. Eine, die sich Silver Lake und Michael Dell mehr oder weniger teilen. Die Rede war noch von einem asiatischen Geldgeber, der aber mit knappen zwei Prozent nicht wirklich zu Buche schlägt. Der US-Bundesbank FED sei Dank ist Geld derzeit günstig zu haben, daher war die Ausgabe von 67 Milliarden US-Dollar auch nicht so schwierig. So der Wortlaut. Ausserdem spare EMC sage und schreibe 3,5 Milliarden US-Dollar, die das Unternehmen pro Jahr hinblättern musste, um überhaupt an der Börse vertreten sein zu können, was vorwiegend mit gesetzlichen Vorschriften für börsennotierte Unternehmen (und Dividenden) zusammenhängt.
US-Unternehmen an der Börse: »90 days shot clock«
Ich persönlich gratuliere zur Privatisierung. Wer schon einmal für ein amerikanisches, an der Börse notiertes Unternehmen mit Quartalsdruck – was Michael Dell wohl als »90 days shot clock« bezeichnet – gearbeitet hat, weiss wovon ich spreche. Die Privatisierung gibt dem neuen IT-Riesen zumindest die Möglichkeit langfristiger und möglicherweise auch strategischer zu planen.
Zurück zu Vmware: Da stellte sich berechtigterweise die Frage, warum dieser Bereich an der Börse bleibt (wo es doch so teuer ist). Punkt eins laut Eror: Vmware war eh als eigenständige Firma unterwegs und nicht integriert. Punkt zwei: So entsteht nicht der Eindruck, dass zuviel Einfluss von EMC&Dell vorhanden ist – und die Produkte vollkommen unabhängig von denselben eingesetzt werden können.
Alleine in Deutschland gibt es im übrigen fünf verschiedene (juristische) Unternehmen von EMC, drei von Dell. Wie genau das alles zusammengeführt wird, steht noch in den Sternen. Nachdem beide Unternehmen in insgesamt 180 Ländern vertreten sind, graut mir bei dem Gedanken, wie lange es dauern wird, bis all diese Rechtsformen irgendwie beieinander sind. Diverse Rechtsanwälte reiben sich bei dem Gedanken wohl eher die Hände. Aber es ist ja noch Zeit: Erst im Februar 2017 wird der Zusammenschluss der Giganten rechtskräftig.
Dell EMC beschäftigt Teammitglieder, nicht Mitarbeiter
Wo wir gerade bei Zahlen sind: Das Gesamtunternehmen beschäftigt insgesamt ca. 140.000 Teammitglieder. Nicht Mitarbeiter. So nennt man die nicht mehr. Weil ja alle eine Familie sind – so die Aussage von Eror. Also von Föderation, wie sich EMC wohl in der Vergangenheit selbst titulierte, zur Familie. Abbau in der Familie gibt es laut jetziger Aussage wenig.
»Wir sind stolz darauf, ein Technologieunternehmen zu sein, stellen aber trotzdem den Menschen in den Mittelpunkt.« Hört sich nach Phrase an, allerdings nimmt man Eror diese Aussage tatsächlich ab, tritt er doch sehr authentisch und sympathisch auf. Ausserdem sei man stolz auf seine Juwelen wie Pivotal. Letztere hatte jüngst Kunden wie Allianz und VW an Land ziehen können. Ausserdem betont Eror, habe man auch eine gesellschaftliche Verantwortung – immerhin bedient das Gesamtunternehmen 98 Prozent der Fortune 500 Unternehmen, und trägt somit dazu bei, dass sich die Erde dreht – zumindest bei diesen Unternehmen.
Interessiert die Kunden alles nicht, wie sich der Zulieferer aufstellt – Hauptsache, sie bekommen die richtigen Produkte und den richtigen Service? Kann ich verstehen. Ersteres hat allerdings doch einiges mit Letzterem zu tun.
Neue Dell ECM stellt den Kunden in den Mittelpunkt – oder?
Den Kunden – also Sie, lieber Leser – stellt die neue Dell ECM in den Mittelpunkt. Sagt ja jeder, oder? Allerdings hat EMC in der Vergangenheit durchaus belegt, dass sie das können. Und der konsolidierte Servicebereich – von Presales bis hin zum Support nach dem Kauf – stellt ja eine der drei Säulen des Unternehmens dar, daher ist der Vorsatz, hier ganz vorne mit zu spielen, sicher da und glaubwürdig. Wie das zusammen mit Dell und EMC final klappt bleibt abzuwarten.
Und was die Produkte angeht, so hat unser Kolumnist Doc. tec. Storage ja schon deutlich gemacht, wo es Überschneidungen und mögliche Opfer der Konsolidierung gibt. Allerdings hüllt sich die Führung von EMC hier noch in Schweigen, was die Zukunft bringen wird. Laut Eror können wir alle bei der Partnerveranstaltung in Austin/Texas dazu mehr hören. Also haben Sie bitte noch zwei Wochen Geduld.
Kündigungswelle der Teammitglieder Ende September blieb aus
Auf die Nachfrage einer Kollegin in der Runde, welche Probleme man denn in Sachen Zusammenschluss erwarte – immerhin gab es wohl noch nie eine Fusion zweier Unternehmen solcher Grössenordnung ohne Reibungsverluste (das ist ein prima Wort für unschönere Themen) – gab Eror an, dass es wohl schon Herausforderungen wie Prozessvereinheitlichung, die ein oder andere Partnerschaft von Dell, die mit EMC Produkten konkurriert und die unterschiedlichen Partnernetze gäbe. Wenn das tatsächlich alles ist, haben die Kunden und Mitarbeiter kaum negative Auswirkungen zu befürchten. Allerdings soll es ja schon das ein oder andere Unternehmen gegeben haben, dem falsche, nicht definierte oder vernachlässigte Prozesse richtig geschadet haben.
Auch die Mitarbeiter scheinen sich mit dem Gedanken angefreundet zu haben, für das grösste privat geführte IT-Unternehmen der Welt zu arbeiten. Sehr deutlich betonte der Manager, auch im Laufe des Dell-EMC-Forums am nächsten Tag, dass die beiden Firmenkulturen sich sehr ähnlich seien, und die Vorteile eines großen Unternehmens mit einer »Start-Up-Mentalität« verbindet. Die potentielle Kündigungswelle zu Ende September blieb so nach Aussage der Geschäftsleitung ebenfalls aus.