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Era: Neuer Nutanix-Service optimiert Datenbank-Storage

Der Hyperkonvergenz-Anbieter Nutanix verlegt den Schwerpunkt mehr und mehr auf das Service-Geschäft – die Hardware wird zum Beiwerk. Damit liegt das schnell wachsende Unternehmen im Trend des derzeitigen Marktgeschehens. Zudem weitet der Hersteller sein Betätigungsfeld von der Infrastruktur in Richtung Anwendungsebene aus. Die Umorientierung in Richtung Software hatte Nutanix bereits vor zwei Quartalen verkündet.

Als nächstes wird Nutanix zwar weiterhin auch als Appliance verfügbar sein, die Hardware-Anteile der Appliance-Ausführung sollen sich jedoch bilanziell nur noch beim Hardware-Hersteller Supermicro niederschlagen. Schon länger können Nutanix-Kunden diverse Hardware-Systeme nutzen und darauf die Nutanix-Software aufspielen. Nun geht der Hersteller einen Schritt weiter. Man darf gespannt darauf sein, wie sich andere HCI-Anbieter zu diesem Schritt stellen – die meisten von ihnen haben ja ein Interesse am Absatz eigener Hardware, etwa Dell EMC, HPE oder IBM, wobei die Größe von Nutanix ja noch überschaubar ist und sich im Zweifel eine Übernahme empfiehlt, um den lästigen Konkurrenten vom Markt zu holen. Dies wird erleichtert dadurch, dass Nutanix an der Börse notiert ist.

Vorläufig scheint die Software-and-Service-Only-Strategie dem Unternehmen gut zu bekommen: Im gerade abgeschlossenen zweiten Quartal 2018 stiegen die Umsätze im Jahresvergleich um 44 Prozent auf nunmehr 287 Millionen Dollar, der Gewinn um 45 Prozent und der Cash-Flow um 135 Prozent. Nutanix bedient inzwischen rund 9.000 Kunden, wobei allein im Q2 über 1.000 hinzukommen sein sollen. Zudem hat Gartner Nutanix in seinem Magic-Quadrant als führenden HCI-Anbieter eingestuft.

Era reduziert Speicheraufwand beim Datenbank-Management

Greg Smith, Nutanix: »Multicloud ist derzeit unser wichtigstes Investitionsfeld.«Greg Smith, Nutanix: »Multicloud ist derzeit unser wichtigstes Investitionsfeld.«Für Storage-Spezialisten am interessantesten ist zweifellos Era, einer der drei neuen Dienste, die Nutanix in New Orleans vorstellt. »Nutanix Era ist eine PaaS-Anwendung, ein Plattformservice, der unmittelbar auf der Betriebssystemebene, also auf unserem Enterprise-CloudOS-Stack, aufsetzt«, erklärt Greg Smith, Vice President Produktmarketing des Unternehmens. Er soll das Management von Datenbanken und ihre Sicherheit erhöhen sowie die Kosten senken. Datenbanken erzeugen gigantischen Speicheraufwand, weil sie in Unternehmen häufig in mehreren Kopien an unterschiedlichen Orten gespeichert werden. Nach einer von Nutanix zitierten Untersuchung von IDC fließen derzeit rund 60 Prozent des von Unternehmen vorgehaltenen Storage-Volumens in die Speicherung von Datenkopien. Die Kosten dafür schätzt IDC laut Nutanix auf 55 Milliarden Dollar bis 2020.

Era, hier die Benutzerschnittstelle, soll unter anderem den Speicherverbrauch und damit die Kosten von Datenbanken senken (Bild: Nutanix).Era, hier die Benutzerschnittstelle, soll unter anderem den Speicherverbrauch und damit die Kosten von Datenbanken senken (Bild: Nutanix).Das Copy-Data-Management des Dienstes zielt auf eine erhebliche Reduktion dieses Speicherbedarfs und bedient sich der im Nutanix-Plattform-Stack vorhandenen, sehr effektiven Snapshot-Technologie. Mit ihr kann Era Datenbankinstanzen transaktionskorrekt mit Hilfe von speziellen APIs für jeden beliebigen Vergangenheitszeitpunkt wieder herstellten. Derzeit ist der Service für Oracle und PostgresSQL verfügbar, weitere Datenbanken sollen folgen. Ein Wiederherstellungsvorgang soll nur einige Minuten in Anspruch nehmen. Das Funktionsspektrum wird erweitert und soll Era am Ende zu einer kompletten Lebenszyklus-Lösung für Datenbanken machen.

Der Dienst soll in der zweiten Hälfte 2018 breit verfügbar sein, bislang befindet er sich bei einigen Kunden im Betatest. Die Datenbank-Lizenzen müssen die Kunden mitbringen. Preisangaben für Era macht Nutanix noch nicht.

Flow vervollständigt Infrastruktur-Stack

Um seinen Infrastruktur-Stack zu vervollständigen, hat Nutanix nun mit Flow einen Netzwerk-Service entwickelt, der die Bereitstellung und das Management der in einer Nutanix-Umgebung laufenden Ressourcen vereinfachen soll. Basis ist die vor kurzem aufgekaufte Firma Netsil. »Der Service ermöglicht vor allem die Mikrosegmentierung und damit die Sicherung des horizontalen Datenverkehrs in Cloud-Umgebungen«, sagt Smith. Das IaaS-Tool visualisiert die Umgebung, entdeckt Applikationen, Devices und ihre Abhängigkeiten und kann automatisch an das Nutanix-System angehängte Devices wie etwa Load-Balancer, Firewalls oder Switche konfigurieren. Über entsprechende Anwendungsschnittstellen von Geräten, deren Hersteller Partnerschaften zu Nutanix unterhalten, lassen sich Regeln für ganze Übertragungswege kongruent definieren und automatisch auf diese Geräte übertragen. Konfigurationsänderungen, beispielsweise die Einrichtung von VLANs sollen mit Flow automatisiert werden. Der Service ist sofort verfügbar und wird nach der Zahl der Nutanix-Knoten abgerechnet.

Multicloud-Kostenoptimierung mit Beam

»Wir sehen Multicloud als unser wichtigstes Investitionsfeld«, sagt Smith. Dass es Nutanix damit ernst meint, zeigt ein weiterer Dienst, Beam, der auf der Akquise von Minjar Anfang März des laufenden Jahres basiert. Minjar betreibt den Cloud-basierenden Service Botmetric. Zum Kaufpreis macht Nutanix keinerlei Angaben. Botmetric erlaubt es, Multicloud-Umgebungen zu überwachen, derzeit Azure und AWS sowie die Private-Anteile hybrider Clouds. Weitere Cloud-Plattformen sollen folgen. Ziele sind die Kostenoptimierung durch Abschalten nicht benötigter Ressourcen, Sicherheit und Compliance.

Botmetric hat Nutanix in einen eigenen Software-Service, Beam, integriert, der über die Nutanix-Cloud verfügbar ist. Der Dienst ist ab sofort erhältlich und wird als Prozentsatz der getätigten Cloud-Ausgaben abgerechnet. Zwar gibt es bereits diverse Multicloud-Management-Tools, beispielsweise von großen Beratungsunternehmen oder auch von HPE, das im vergangenen Herbst ein entsprechendes Tool mit Echtzeitfähigkeiten ankündigte. Allerdings hat Minjar seine Fähigkeit, den Job als für alle zugänglicher Cloud-Service gut zu erledigen, bereits bewiesen. Laut Smith verwaltet der Service bereits Cloud-Ausgaben von Unternehmen in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar.

Botmetric zeigt die Cloud-Nutzung detailliert an und ermöglicht die Zuweisung zu einzelnen Nutzern. Die Messungen des Tools werden mit intelligenten Algorithmen ausgewertet, die dann in Empfehlungen münden, die Kosten senken, Regelkonformität oder Sicherheit erhöhen können. Dabei sind die möglichen Einsichten laut Produktmarketier Smith »sehr granular« und die Situation wird in Echtzeit erfasst.

Weg von Nutanix noch offen

Später wird angestrebt, Beam mit einem im Herbst angekündigten Nutanix-Tool zur Anwendungsbereitstellung und -migration in der Cloud, Calm, zusammenzubringen. Das würde es ermöglichen, Preisdifferenzen zwischen Clouds zu erfassen, entsprechende Migrationsempfehlungen zu entwickeln und diese Migrationen dann auch ad hoc durchzuführen.

Keine Produktankündigungen gab es dagegen auf dem IoT-Sektor, auf dem Nutanix im Herbst beeindruckende Demonstrationen seiner Edge-Management-Fähigkeiten geliefert hatte. Zum verkaufsfähigen Service sind diese aber wohl noch nicht geronnen.

Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich Nutanix mit seinem Ansatz, von der Infrastrukturebene immer stärker in Anwendungsdienste aus der Cloud hineinzuwachsen, in diesem neuen Markt positioniert und behauptet. Noch ist nicht ganz klar, wohin die Reise wirklich geht: Eher in Richtung eines Public-Cloud-Service-Anbieters oder in die der großen Infrastrukturanbieter, die sich heute ganz selbstverständlich die hybride Cloud auf die Fahnen schreiben und auch entsprechende Dienste offerieren. Noch stehen Nutanix alle Wege offen, der Abschied von der Hardware dürfte sich da eher als nützlich erweisen.

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