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»Es war mein größter Fehler, Acronis zu verlassen«

Serguei Beloussov, CEO, Acronis
Serguei Beloussov, CEO, Acronis
Der gebürtige Russe Serguei Beloussov gilt in Wirtschaftskreisen als Self-made Entrepreneur, der bislang in seiner 20-jährigen Karriere rund 20 Firmen gegründet hat. Eines davon ist das Datensicherungsunternehmen Acronis, dem er bis 2006 als CEO vorstand. Zu diesem Zeitpunkt war er nebenbei noch in rund sechs Unternehmen in leitender Position tätig, in anderen Unternehmen im Aufsichtsrat.

2006 war Acronis in sicherem Fahrwasser, man setzte rund 50 Millionen US-Dollar mit einer Profitmarge von rund 55 Prozent um. Aber das Backup-Business galt als langweilig. »Das sagten damals viele Analysten, und auch Medien«, erläutert Beloussov im Rahmen eines Pressegesprächs gegenüber speicherguide.de. Ergo verließ er Acronis, und kümmerte sich zunächst intensiv als CEO um eine weitere Firma von ihm, dem Virtualisierungsspezialisten Parallels. Das Unternehmen machte gerade mit einem Virtualisierungspaket für die Apple-Mac-Welt auf sich aufmerksam, während parallel die Windows-Welt gerade auf den rasant wachsenden Virtualisierungs-Shooting-Star VMware schaute.

Virtualisierung, Cloud und Mobile-Computing treibt Datensicherungslösungs-Markt

Doch im Nachhinein räumt Beloussov freimütig ein: »Ich machte in meiner Wirtschaftskarriere viele Fehler – aber es war mein größter Fehler, Acronis zu verlassen.« Denn: Parallels entwickelte sich zwar sehr gut, aber offensichtlich nicht so stark wie Acronis. Die Datensicherungs-Company erziele heute »mehrere Hundert Millionen US-Dollar Umsatz« – mehr lässt Beloussov nicht durchblicken. Mehrere von Beloussovs Firmen würden heute mehr als 100 Millionen US-Dollar umsetzen.

Aber auch, wenn Acronis seit 2006 ansehnlich wuchs – nach Beloussovs Meinung hätte anscheinend mehr drin sein können. Deshalb wohl die Rückkehr. Er will die originale Acronis-DNS wiederbeleben. Denn die Anbieter von Datensicherungslösungen stehen neuerdings dank Trends wie Virtualisierung, Cloud und Mobile-Computing vor vollkommen neuen Herausforderungen.

Vier Geschäftsbereich für den Markt der Datensicherungslösungen

Dementsprechend seien die Marktprognosen für Datensicherungslösungen entsprechend euphorisch: Auf bis zu 30 Milliarden US-Dollar soll dieser Markt bis 2016 regelrecht explodieren. Besonderheit dabei: Nach Ansicht von Beloussov gibt es hier keinen klaren Marktführer. Zwar ist ein Unternehmen wie Symantec freilich deutlich größer als Acronis. Aber, erstens, werde es nach Meinung von Beloussov als Security-Company angesehen. Und zweitens schwächle Symantec seit der Übernahme von Veritas, deren Technologien nicht richtig integriert worden seien.

Die fehlende klare Marktführerschaftsposition – die will der alte und neue CEO nun mit Acronis in den nächsten Jahren besetzen. Dazu wurden nun die vier Geschäftsbereiche Consumer, Business, Mobility und Cloud geschaffen, jeder mit einem eigenen Geschäftsbereichsleiter. Jeder Geschäftsbereich darf anscheinen sehr autark loslegen – und vor allem sollen sie nach Beloussovs Ansicht sehr aggressiv losmaschieren. Die Meßlatte liegt hoch: In fünf Jahren soll Acronis achtmal so groß wie heute sein – und jeder Geschäftsbereich soll in seinem Marktsegment die Nummer Eins sein.

Von Acronis kommt KVM-Lösung

Beloussov hat das nach wie vor erfolgreiche Consumer-Segment als Vorbild: »Hier waren wir mal mit ‚True Image’ die Nummer Eins.« Diese Position sollte eher leicht zurückerobert werden. Es kürzlich wurde die Version »True Image 2014« vorgestellt, die von der Stiftung Warentest mittlerweile als das beste Backup-Programm ausgezeichnet wurde. Hier steckt viel Technologie drin, es ist mittlerweile die elfte Version seit dem ersten Release.

Großer Fokus liegt natürlich auf den jüngeren Segmenten Business, Mobility und Cloud. Im Business-Bereich will Beloussov die Pakete »Backup & Recovery« (aktuell in der Version 11.5, auch für Microsoft Hyper-V) sowie »vmProtect« (für VMware-Hypervisor-Backup, aktuell in der Version 9) aggressiver vermarkten. »Auch KVM werden wir bald unterstützen«, lässt Beloussov durchblicken. Mit Commvault will er sich indes nicht vergleichen, die hätten seiner Meinung nach ein voll umfassendes Produkt für das obere Ende des Enterprise-Marktes, und er denkt eher an das untere Ende.

Hypervisor-Backup-Lösung hätte früher kommen müssen

Dass der Konkurrent Veeam im Hypervisor-Bereich so erfolgreich agiere, ärgert Beloussov. Denn die Idee eines solchen Vmware-only-Backup-Produkts sei relativ früh innerhalb von Acronis geboren worden – aber vom seinerzeitigen Management anscheinend nicht richtig forciert worden. Wohl auch mit einer der Gründe für den häufigen CEO-Wechsel in den letzten Jahren, und für seine diesjährige Rückkehr an die Unternehmensspitze.

Im Mobility-Bereich sieht der CEO sein Unternehmen sehr gut positioniert mit den Produkten, die durch die GroupLogic-Akquisition zu Acronis stießen.

Acronis-Cloud-Lösung evtl. mit Parallels-Technologie verknüpfen

Das Cloud-Segment ist nahezu das jungfräulichste. Auch wenn es hier mit Amazon einen klaren Marktführer gebe – Beloussov hält ihn für angreifbar: »So wie es die Freunde von ProfitBricks mit aggressiven Preisen derzeit vormachen.« (Profitbricks ist ein in Berlin ansässiges Hosting-Unternehmen, das die IaaS-Cloud-Computing-Angebote von Amazon um rund die Hälfte unterbietet.) Mit meinem Seitenblick auf die Spionage-Aktivitäten seitens amerikanischer und britischer Geheimdienste meint deshalb Beloussov: »Ich glaube, dass lokale Cloud-Provider generell wichtiger werden.« Derzeit agiert Acronis im Cloud-Segment mit den drei Produkten »Acronis Cloud Attachment«, »Acronis Storage« sowie »Acronis Backup & Recovery für vCloud«. Beloussov glaubt, dass sich hier die Parallels-DNA synergetisch gut einbringen lasse.

Regional möchte der Acronis-Lenker nicht, dass sich das Unternehmen verzettelt: »Zuletzt hat sich Acronis nicht auf die Regionen fokussiert, in denen wir stark sind.« Der Fokus liegt deshalb ganz klar auf den Märkten DACH und Japan. Hier sollen die Personal- und Marketing-Budgets deutlich wachsen in den nächsten Jahren. Alleine Deutschland stehe für 32 Prozent aller Acronis-Umsätze, und sogar für 40 Prozent der Unternehmensgewinne. Beloussov avisierte, dass alle zukünftigen Versionen typischerweise zunächst in Deutsch gestartet werden.

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