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IBM/Red Hat: Über den Wolken

2019 – IBM meldet »Red Hat-Übernahme unter Dach und Fach«. Was klingt wie ein Wettrennen der Titanic mit der Black Pearl war die bis dato größte Übernahme eines reinen Software-Konzerns und eine der teuersten Tech-Acquisitions überhaupt. Dabei gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als auf den ersten Blick ersichtlich sind. Zunächst einmal haben beide Unternehmen ihren Sitz an der Ostküste der USA: IBM im Bundestaat New York, Red Hat in North Carolina. Beide haben, unter anderem, ein Betriebssystem entwickelt: OS/2 unter blauer, Red Hat Enterprise Linux (RHEL) unter der roten Flagge. Beide Unternehmen zählen laut Forbes zu den innovativsten der Welt. Die Aktien von sowohl IBM als Red Hat werden an der New York Stock Exchange (NYSE) gehandelt – bzw. wurden sie es bis zur Übernahme des einen durch den anderen.

Eröffnet wurde der gigantische Übernahmereigen mit dem Verkauf von GitHub an Microsoft. Allerdings geht es um mehr als nur die Vorherrschaft mit Open Source. Watson war ein genialer Marketingschachzug. KI ist die Zukunft – jedoch eine noch nicht allzu greifbare. Näher liegt die Cloud. Hier drohte IBM den Anschluss zu verlieren. Amazon, Google oder Microsoft Azure hatten die Pole-Positions bereits fest gepachtet. Und dachte man bei Containern in Zusammenhang mit IBM nicht auch eher an Schiffe als an Wolken?

Daten sind das neue Gold. Die Cloud ist die Mine.

Drei Mega-Trends sind entscheidend, um das Ganze zu verstehen:

  1. Daten sind eine wichtige Ressource und werden selbst zum Wirtschaftsgut
  2. Die Zukunft der Daten liegt in Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen.
  3. Open Source wird proprietäre Software in Unternehmen nahezu vollständig ablösen.

Laut einer von Red Hat beauftragten Studie nutzen bereits heute 36 Prozent der Unternehmen offenen Quellcode. 95 Prozent halten frei lizensierte und einfach an die eigenen Bedürfnisse anpassbare Programme für eine wichtige strategische Komponente. Drei Viertel der Befragten finden offene Standards sind wichtig bzw. sehr wichtig.

Weltweit beträgt die Prognose für Umsätze mit Cloud-Diensten knapp 455 Milliarden US-Dollar. In den fortschrittlichen Industrienationen liegt der Anteil der Unternehmen, die kostenpflichtige Cloud-Computing-Dienste nutzen, bei um die 50 Prozent. Spitzenreiter sind die skandinavischen Länder (Finnland mit 62%) und die Benelux-Staaten. Aber auch in aufstrebenden Nationen wie Kroatien oder Slowenien setzen bereits ein Viertel der Unternehmen auf Cloud-Dienste. Interessant: In Skandinavien und Benelux finden sich auch die Länder mit dem größten Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Info am Rande: Deutschland zählt zwar ebenfalls zu den fortschrittlichen Industrienationen und weltweit innovativsten Ländern. In der Cloud und beim BIP sind die Teutonen jedoch eine unrühmliche Ausnahme und schaffen es beide Male nicht in die Top 10. Die prognostizierten zwölf Milliarden US-Dollar Umsatz mit der Cloud bestätigen das eher traurige Bild. (Quelle zu Cloud-Nutzung, BIP und Umsatzprognosen jeweils statista.de).

Daten sind das neue Öl. Unternehmen sammeln und verwerten sie. Um die wertvollen Daten gewinnbringend einzusetzen, müssen sie analysiert und ausgewertet werden – am besten in Echtzeit. Dazu wird neben viel Speicherplatz vor allem mächtig Rechenpower benötigt. Beides gibt es bevorzugt in der Cloud.

Cloud: Heute hier, morgen dort

Was früher im eigenen Keller passierte, findet heute in der Cloud statt. Startups machen sich gar nicht erst mehr die Mühe, in eigene Rechenzentren zu investieren. Und wenn sie es doch tun, nutzen sie garantiert Cloud-Technologie dafür.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Agilität
  • Flexibilität
  • Skalierbarkeit sowohl nach oben als auch nach unten
  • Kostenkontrolle
  • Sicherheit

Agilität wird benötigt, das Geschäftsmodell schnell an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen. Was passiert, wenn diese Agilität fehlt, sehen wir gerade beispielsweise bei den Lieferketten nach Ausbrechen des COVID-19-Virus. Im Vorteil sind jetzt alle, die schnell auf regionale Lieferanten schwenken oder alternative Ressourcen ausweichen können. Flexibilität hilft, Kosten und TCO im Zaum zu halten. Dazu gehört auch die Fähigkeit, schnell skalieren zu können. Und das führt uns direkt zurück zu IBM und Red Hat.

In einer Datenökonomie spielen Preis und Geschwindigkeit eine kritische Rolle. Daten müssen ausgetauscht oder migriert werden. Ausfallsicherheit und Redundanz sind unternehmenskritisch. Unternehmer wollen unabhängiger sein. Und sie wollen vor allem eines: Herr über ihre Daten bleiben. Proprietäre Lösungen behindern nicht nur eine Migration in die Cloud. Sie verhindern vor allem, die Daten irgendwann auch wieder aus der Cloud heraus zu bekommen.

IBM- und Red-Hat-Tools wachsen zusammen

Der IBM Multicloud Manager soll garantieren, dass Daten und Workloads nicht nur schnell in die Cloud hineingeschoben, sondern auch genauso schnell wieder herausgeholt oder in andere Clouds verteilt werden können. Primär für die eigene Private-Cloud-Plattform entwickelt, werden auch die Cloud-Plattformen von Red Hat, Amazon oder Microsoft unterstützt. Google steht auf der Roadmap. IBM hat angekündigt, Red Hat OpenShift nicht nur als Managed-Service auf der IBM Cloud anzubieten, sondern ebenso auf den Plattformen Z, Power und Linux One sowie im Storage-Bereich. Die Versprechen von Red Hat und IBM sind Wahlfreiheit und Flexibilität. Vorbei sind die Zeiten eines gefürchteten Vendor- oder Data-Lockin.

IBM Multicloud Manager (Grafik: IBM)IBM Multicloud Manager (Grafik: IBM)

Möglich machen das Anwendungen in Containern, die mit der Open-Source-Software Kubernetes orchestriert werden. Über mehrere Cloud-Plattformen verteilt lassen sich so – je nach Anforderung an Platz, Geschwindigkeit oder Flexibilität – Kosten sparen und Prozesse effizienter abbilden. Auch in komplexen Szenarien behalten Firmen den Überblick und können dank einheitlicher Verwaltung und einem hohen Automatisierungsgrad das Sicherheitsrisiko minimieren. Integrierte Regelwerke stellen die Einhaltung firmeninterner Vorgaben und Sicherheitsstandards sicher. Neben Scaling und Optimierung sind hybride Cloud-Modelle auch eine Basis für schnelles Disaster-Recovery und effektives Edge-Computing.

Die Vision beider Unternehmen ist eine intelligente Enterprise-Cloud, die selbst entscheiden kann, welche Arten von IT-Ressourcen gerade benötigt werden. Kapazitäten werden automatisiert On-Premises oder in der Cloud allokiert. Dabei kann die Plattform selbst entscheiden, in welcher Cloudumgebung welche Workloads zu welcher Uhrzeit terminiert werden. Die intelligente Enterprise Cloud ist nicht mehr einfach nur Infrastruktur. Sie stützt das Kerngeschäft des Unternehmens. Mit modernen Verschlüsselungsmechanismen, die wie beim z15 an die Dateien gekoppelt sind, sind auch Datenschutz und IT-Sicherheit gewährleistet.

Es gibt jede Menge innovative Ansätze und auf beiden Seiten das Bestreben, voneinander zu lernen und sich zu ergänzen. Die speicherguide.de-Redaktion ist zuversichtlich, dass sich ein Debakel wie nach der SUN-Übernahme durch Oracle nicht wiederholen wird.

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