Insurgo: Effektives Löschen und Recycling von LTO-Bändern
Zuverlässiges Sichern von Daten auf Band ist das eine, was aber tun, wenn alte Tapes mitsamt Daten gelöscht und entsorgt werden müssen? Herkömmliche Entmagnetisierung (Degaussing), einfaches Schreddern oder CO2-feindliches Verbrennen seien nicht angemessen. Das behauptet der britische Anbieter Insurgo und überrascht mit seinem Vertriebsmodell, inklusive Gebrauchtwaren-Modell.
Insurgo, ein britisches Start-up, ist mit der Marke IDATS auf die Wiederherstellung von Inhalten beschädigter oder veralteter Bänder spezialisiert. Jetzt widmet sich der Anbieter dem Thema Tape von einer anderen Seite: Wie werde ich Bänder und die darauf befindlichen Daten wieder sicher und effektiv los?
Dazu wurden zwei Geräte namens KIT (Kill Information on Tape) und SWAT (Securely Wipes All Tracks) entwickelt. Diese werden aber nicht verkauft, sondern mit dem Service mitgemietet. Bei der Recycling-Variante können Unternehmen an den Altlasten sogar noch verdienen.
Die Gründe, warum das verlässliche Löschen neben gesetzlichen Vorgaben Sinn macht, sind Sicherheitsbedenken, Angst vor Industriespionage und Nachhaltigkeitsgründe (CO2-Bilanz). Seit Ransomware sind die Folgen eines feindseligen Daten-Diebstahls bekannt. In großen Unternehmen mit tausenden Tapes ist die Vernichtung und Entsorgung aber auch mit erheblichen Kosten verbunden.
»Die Bänder enthalten potenziell sensible Archive, aber Unternehmen müssen sie irgendwann entsorgen«, erklärt Paul Box, Director bei Insurgo, den wir kürzlich in Berlin trafen. »Entweder aus Gründen der Überschreitung der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist bestimmter Informationen oder weil sie zu einer neuen Band-Generation wechseln möchten. Bänder zu zerstören ist allerdings schwieriger, als es scheint.«
Tücken beim Band-Löschen
De-Magnetisierung (Degaussing), Schreddern oder Verbrennen sind herkömmliche Verfahren, laut Insurgo aber weder sicher noch effizient:
- Degaussing: Es kann nicht überprüft werden, ob alle Daten, insbesondere im Inneren der Spule, gelöscht wurden. Meta-Daten auf dem Chip des Bandes bleiben erhalten.
- Verbrennung: Die Vollständigkeit kann kaum überprüft werden. Es müssen bis zu 800° Celsius in speziellen Öfen erzeugt werden. Hohe Kosten und Belastung der CO2-Bilanz sind die Folge.
- Schreddern: Es entstehen etwa zehn Zentimeter lange Schnipsel. Bei LTO-7 entspricht das 1,5 GByte an Daten, die weiter ausgelesen werden können. Unter Umständen sitzt der Chip noch auf dem Band.
Insurgo: Kontrolliertes Vernichten und Recyclen
Alle Insurgo-Lösungen sind mit LTO- und IBM 3592-Bändern kompatibel. KIT- und SWAT-Gehäuse ähneln herkömmlichen externen Bandlaufwerken, nur dass die Schreibköpfe durch leistungsstarke Elektromagneten ersetzt wurde. Sie scrollen mehrfach über das Band, um die Polarisation jedes magnetischen Korns sorgfältig auszuradieren. Im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren werde dies sofort und zuverlässig überprüft, bis der Vorgang abgeschlossen ist. Zudem werden alle Daten aus dem Chip gelöscht. Jegliche Beschriftung (Barcodes, handschriftliche oder typografische Beschriftungen) werden entfernt. Das dauere etwa fünf Minuten pro Band
Bei SWAT ist der Elektromagnet so breit wie das komplette Band und löscht auch die Servo-Spuren. Das Band ist vernichtet. Bei KIT sind mehrere Elektromagnete in der Größe der Schreibköpfe im Einsatz. Nur die Datenspuren werden gelöscht. Das Band kann wiederverwendet werden.
Der Vorgang dauere etwa fünf Minuten. Nach Angaben des Anbieters kann eine Person mit 45 Insurgo-Boxen 900 Kassetten pro Stunde löschen. Mit einem Scanner (Investigo) kann jedes Band getrackt anhand der unlöschbaren Seriennummer in einer tabellarischen Datenbank mit Statusangabe katalogisiert.
Vertriebsmodell: Service statt Appliance-Vertrieb
Großunternehmen und -archive oder Cloud-Anbieter dürften heute noch tausende Tapes im Einsatz haben. Wie weit das Angebot nach unten, etwa in den Mittelstand skaliert, wird sich zeigen. Kommt es zum Geschäft, ziehen zertifizierte und akkreditierte Service-Mitarbeiter mit der erforderlichen Anzahl an Geräten ins Unternehmen; und ziehen anschließend mit ihrem Equipment wieder ab. Verkauft wird die Hardware nicht.
Wiederverwertbare Bänder können vom Kunden wiederverwendet oder weiterverkauft werden, wobei Insurgo 40 Prozent des Erlöses zustehen. Wahlweise übernimmt Insurgo den Weiterverkauf, und das abgebende Unternehmen erhält diesen Prozentsatz.
Ebenso werden Betriebslizenzen für zertifizierte Dienstleister und Partner vergeben, in Deutschland sind dies derzeit Iron Mountain und Procurri. Die Preise seien, wie so oft, Projekt-, Größen- und Aufwands-bezogen und pauschal nicht bezifferbar. Das ist, wie immer, schade.
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