10-GbE-Workshop: PC für unter 100 Euro mit 10 Gbit nachrüsten
Wir nehmen einen Service-freundlichen PC, konkret einen Dell Precision 3630 Tower. Nach dem Öffnen von zwei Schiebern und einer Kreuzschraube lässt sich der Rechner fast wie eine Zimmertüre öffnen.
Damit das Öffnen rentiert, erweitern wir das System neben einer 10-Gbit-Karte (Asus XG-C100C) auch gleich mit einer WiFi-6-LAN-Karte (Asus PCE-AX58BT). Beide Nachrüstkarten, für LAN und für WLAN, benötigen im Rechner einen kurzen PCI-Express-x1-Erweiterungs-Slot, kurz PCIe-x1. Da unser Rechner nur zwei von dieser kurzen Sorte hat, mussten wir dessen Thunderbolt-3-Karte aus einem der zwei x1-Slots entfernen. Schade um die schöne 200-Euro-Karte, aber einen Tod muss man sterben, oder halt gleich einen Rechner mit einem größeren Mainboard nehmen. Details zu WiFi-6 folgen in einem eigenen Beitrag.
Die rote Ethernet-Karte Asus PCE-AX58BT verspricht 10 Gbit am LAN-Kabelnetzwerk (Bild: Harald Karcher).
Nach dem Einsetzen der zwei neuen Karten haben wir den Rechner geschlossen und die Software aus den mitgelieferten CDs installiert. Am Ende haben wir den ab Werk im Rechner verbauten 1-Gbit-Port im BIOS deaktiviert, um den PC nicht unnötig zu belasten. Danach fühlte sich die Arbeit auf schnellen NAS-Systemen dank 10-Gig-LAN doch einen Zacken flotter an. Genauere Messwerte sind unten verlinkt. So, dies war die Kurzform unseres Workshops. Nun etwas ausführlicher.
Asus XG-C100C: Multi-Gig-LAN bis 10 Gbit
Asus XG-C100C mit 10 GbE (Bild: Harald Karcher)Die rote Asus XG-C100C Multi-Gig-LAN-Karte kann sich auf fünf verschiedene Ethernet-Speed-Level einstellen:
- 100 Mbit
- 1 Gbit
- 2,5 Gbit
- 5 Gbit
- 10 Gbit
Laut Herstellerangaben funktioniert die 10-Gig-Karte auf allen 64-Bit-Windows-Versionen von 7 bis 10 sowie auf Linux von 3.2 bis 4.4. Wir haben sie aber nur auf zwei Windows-10-Rechnern gegen 10-GbE-Multi-Speed-Switche von Buffalo und Netgear getestet.
Der Internetpreis der Asus XG-C100C mit dem Marvell-Aquantia-Chipsatz liegt Ende Januar bei knapp unter 90 Euro. Damit macht Asus den Schritt in die vormals teure 10-Gbit-Welt bezahlbar.
Alternative 10-GbE-Nachrüstkarten fanden wir (zum Teil bis über 1.000 Euro pro Stück) bei Allnet, Buffalo, Dell, DeLock, Edimax, Emulex, Exsys, Fujitsu, Hewlett-Packard, IBM, Intel, Lenovo, QNAP, Sonnet, StarTech, Synology. So viel zum 10-Gbit-LAN.
Die Rote für 10-GbE-Karte benötigt einen kurzen, schwarzen PCIe-x1-Slot (Bild: Harald Karcher).
Speed-Test mit zwei 10-GbE-Rechnern
Die rote 10-GbE-Karte vom Sommer 2017 scheint deutlich ausgereifter als die schwarze WLAN-6-Karte vom Herbst 2019. Um deren Speed zu messen, haben wir einen zweiten Dell-PC identisch wie den ersten aufgerüstet: Siehe oben.
Danach verbanden wir beide 10-Gbit-WiFi-6-Rechner an einen Netgear GS810EMX Nighthawk SX10 Smart Managed Switch mit 2x 10- und 8x 1-GbE-Ports für unter 220 Euro. In diesem Setup konnten wir Netto zwar keine geschlagenen 10 Gbit, aber immerhin vereinzelte Spitzen bis über 9.000 Mbit und Durchschnittswerte um die 5.000 Mbit messen.
Hier waren zwei schwarze Dell-PC mit ihren 10-Gbit-LAN-Karten über den dunkelblauen 10-Gbit-Switch von Netgear miteinander verbunden. So konnten wir große Dateien mit Peaks bis zu 9.000 Mbit zwischen den beiden PCs übertragen (Bild: Harald Karcher).
Test mit 10-GbE-PC an 10-GbE-NAS
Dann klemmten wir einen der beiden Dell-PCs vom Netgear-Switch ab und koppelten stattdessen einen 10-Gbit-NAS-Speicher der Gattung Buffalo Terastation TS6400DN an den nunmehr freien Multi-Speed-10-Gig-Switch-Port. Was dabei heraus kam, steht ausführlich in unserer NAS-Test-Story.
NVMe-M2-2280-SSD macht PC flott
Damit die Dell-Rechner auch GByte-große Datenpakete aus den Kopier-Tests schnell genug wegschreiben können, arbeiten die Workstations mit flotten NVMe-M2-2280-SSDs von Micron. Der SSD-Hersteller Micron, die Mutter von Crucial, verspricht bis zu 3.000 MByte/s für dieses Modell, grob gesagt also 24.000 Mbit. In unseren Messungen schafften diese SSDs zwar etwas weniger, aber allemal mehr als 10 Gbit, also genug, um die 10-GbE-Messungen nicht beim Wegschreiben auszubremsen.
Links im Bild der Dell-PC mit einer roten 10-GbE- Karte und einer schwarzen WiFi-6-Karte. Rechts oben: Eine flotte NVMe-M2-2280-SSD von Micron. Rechts unten: Die Werks-verbaute 1-Gbit-LAN-Karte haben wir im BIOS des Dell-Rechners deaktiviert (Bild: Harald Karcher).
Fazit 10GbE: Preis-Leistungs-Verhältnis passt
Die Asus-Aquantia-10-GbE-Karte vom Sommer 2017 macht, was sie soll: Der Preis von knapp 90 Euro erscheint uns attraktiv. Teurer geht immer, bei etablierten Server-Lieferanten sogar bis über 1.000 Euro. Noch günstiger wird schwierig – zumindest derzeit.
Der Zugriff auf schnelle 10-GbE-NAS-Speicher ist per WiFi-6-WLAN, und erst recht per 10-GbE-LAN-Kabel, deutlich schneller, als mit den älteren Netzwerktechniken. Vor allem 10-GbE-LAN an 10-Gbit-NAS macht Freude.
In dieser Kombination sehen wir für 10GbE eine positive Zukunft. Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt und bringt Power-Usern, Arbeitsgruppen und kleinen Firmen spürbare Geschwindigkeitsvorteile bei der Datenübertragung.