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Hands-on-Test: Tandberg Data »RDX QuickStation«

von Max Lessel
Tandberg Data »RDX QuickStation«
Tandberg Data »RDX QuickStation«
Das RDX-Cartridge-System gibt es bereits seit 2004. Die Funktion ist leicht erklärt: In einem stoßfesten Plastikgehäuse sitzt eine 2,5-Zoll-SATA-Platte. Das »Laufwerk« ist nicht viel mehr, als ein SATA-to-SATA-Brückeninterface mit einer Motormechanik zum Verriegeln und Auswerfen der Cartridge. Am System meldet sich ein RDX-Laufwerk als Wechselfestplatte an. Bislang stellte Tandberg Data nur interne oder externe Einzellaufwerke (USB oder SATA) her. Diverse OEMs liefern das RDX mit einer eigenen Bezeichnung aus (z.B. Dell »RD1000«).

Im direkten Vergleich zu einem Bandlaufwerk hat das RDX etliche Vorteile. Es lässt sich direkt als Disk adressieren und hat dabei gerade beim Restore erhebliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber einem seriell zu lesenden Tape. Das Laufwerk kostet rund 100 Euro, dafür schlägt eine Cartridge mit 320 GByte mit etwa 130 Euro (500 GByte mit 160 Euro) zu Buche. Bei LTO-4 kostet das Laufwerk 1.300 Euro, eine Cartridge mit 800 GByte jedoch nur 25 Euro. Administratoren mit mehr als zehn Cartridges im Einsatz, fahren mit LTO-4 bereits günstiger als mit RDX.

Für RDX spricht jedoch das von der Kapazität der Cartridge unabhängige Laufwerk. Ein vor vier Jahren geliefertes USB-RDX-Drive (damals 80er und 160er Cartridges) kann heute mühelos mit 640er und 1-TByte-Cartridges umgehen und wird auch künftige 2-TByte-Disks und SSDs unterstützen. Ein LTO-4-Tape Drive kann nur LTO-3- und LTO-4-Bänder beschreiben.

Jetzt kommt Tandberg mit einer »Bibliothek« auf den Markt. Die »RDX QuikStation« enthält acht RDX-Laufwerke. Die Kommunikation zum Backup-Server erfolgt über zwei 1-Gbit/s-Interfaces und iSCSI. Das Besondere dabei ist, dass sich die Quikstation mit vielen verschiedenen Typen beim iSCSI-Initiator melden kann. Nativ liefert die Quikstation acht iSCSI-Targets, eines zu jedem Laufwerk. Modi mit nur einem Laufwerk und einer simulierten Robotik funktionieren ebenso, wie eine vollständige LTO-3-Library-Simulation mit acht Slots und einem HP-LTO-3-Drive. Wie gut, dass Tandberg auch LTO-Laufwerke fertigt und somit direkten Zugriff zur aktuellen Firmware hat. Eine Hardware-Kompression stellt die Station im LTO-3-Modus nicht. Hier ist die Software-Kompression der jeweiligen Backup-Software gefordert.

An der Gehäusefront finden sich die acht Einschübe, von welchen jeder über ein eigenes LC-Display verfügt. Je nach Betriebsmodus klärt das Display über den Status des Slots auf. Im LTO-3-Library-Modus beispielsweise liest die Quikstation die Serien-Nummer der Cartridge aus und nutzt diese als simulierten Barcode. Dieser Code erscheint dann auf dem LC-Display.

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Firmware lässt Platz für Verbesserungen

Die Konfiguration der Quikstation arbeitet im Web-Browser. Leider ist die Firmware der aktuelle Schwachpunkt des Geräts. Die Software hat der Hersteller ganz offensichtlich mit einer recht heißen Nadel gestrickt. Zu den Übersetzungsfehlern der GUI gesellen sich fehlerhafte Funktionen und etliche, eigentlich recht simple Features fehlen ganz. Einige Beispiele: Im Test kam es mehrfach vor, dass die Admin-Verbindung zur GUI durch einen Timeout beendet wurde. Im Anschluss war es jedoch nicht möglich, sich wieder anzumelden, da angeblich noch eine Admin-Verbindung bestand. Das Entfernen einer iSCSI-Verbindung (remove) heißt in der deutschen GUI »Auslagern«. Viele Einstellungen wie IP-Zuweisungen lassen sich nur anlegen und löschen, es gibt jedoch keinen Dialog zum Ändern. Die Chap-Authentisierung zum Target funktioniert im Test nicht, so dass die speicherguide.de-Redaktion in einem Hands-on-Test ausschließlich mit IP-Filtern arbeiten musste. Ein von den IP-Adressen unabhängiger IQN-Filter (iSCSI-Name) fehlt ebenso, wie erweiterte Netzwerk-Einstellungen. Es gibt keine Möglichkeit, die in iSCSI-SANs üblichen Jumbo-Frames (9.000 Bytes) zu aktivieren. Zudem fehlt ein Multipathing auf iSCSI-Ebene.

Im Test lässt auch die Performance Wünsche offen. Im Betriebsmodus mit Einzellaufwerken erreichen wir nur Übertragungsraten von um die 25 MByte/s (zwischen einem Windows-Initiator auf einer RDX-Cartridge). Das liegt im Bereich dessen, was auch mit einem per USB angebundenen RDX-Laufwerk möglich ist. Zum Vergleich: Ein LTO-4-Laufwerk schafft um die 120 MByte/s – sofern die Backup-Software so viele Daten heranschaffen kann.

Bei parallelen Kopiervorgängen auf mehrere RDX-Disks in der Quikstation bleibt die Summe der Bandbreite im Bereich der 30 MByte/s. Hier sollte mehr drin sein. Bei iSCSI sind bis zu 120 MByte/s pro NIC möglich, also sollten beim simultanen Zugriff auf drei bis vier RDX-Slots um die 75 bis 100 MByte/s zu holen sein.

[Update]

Nachgetestet: »RDX QuikStation«

Vom ersten Test der »RDX Quikstation auf speicherguide.de war Tandberg Data nicht gerade begeistert. Viele der bemängelten Firmware-Fehler seien zum Testzeitpunkt bereits behoben und auch die angeprangerten mageren Performance-Werte würden sich mit einem Software-Update wesentlich verbessern.

In der Quikstation-Administration hatten wir während des Tests allerdings mehrfach die Option »Firmware aktualisieren« angewählt und stets die Antwort: »Die System-Firmware ist auf dem neuesten Stand« erhalten. Wie konnte es da also eine neuere Version geben?

Das Produkt-Management löste das Rätsel: Das benötigte Firmware-Update enthält einen neuen Systemkernel für die RDX-Quikstation und lässt sich daher nicht einfach per Internet-Download einspielen. Wir erhielten zwei Update-Dateien. Beide mussten auf einen USB-Stick kopiert, umbenannt und dann über einen USB-Port des Gerätes eingespielt werden. Nach zwei Update-Zyklen mit Neustarts hatte das Testgerät dann die gewünschte Release 2.016 erreicht.

Neustart mit neuer Software

Die neue Firmware tilgt die meisten der bemängelten GUI-Fehler: Es gibt keine Login-Timeouts mehr und die Übersetzungsfehler sind bereinigt. Auch das Problem mit dem iSCSI-CHAP-Login hat der Hersteller behoben. Nach wie vor fehlen etliche Setup-Dialoge, welche dem Verwalter das Leben erleichtern würden. Nach wie vor gibt es keine Option, Jumbo-Frames zu aktivieren. Das sind Features, welche der Hersteller hoffentlich in künftigen Firmware-Releases nachreicht.

Besonders gespannt waren wir, ob die neue Firmware tatsächlich eine deutlich bessere Performance an den Tag legt. Für die Geschwindigkeitsmessungen konfigurierte das Laborteam die Netzwerkanbindung des RDX-Wechslers auf maximale Bandbreite. Die NICs der Quikstation fasste das Setup zu einem logischen Adapter mit adaptive Load-Balancing zusammen. Die angebundenen virtuellen Testserver kontaktierten das Gerät über separate NIC-Verbindungen. Vier »Windows 2008 R2«-Maschinen kontaktierten jeweils ein RDX-Laufwerk via iSCSI.

Für den Geschwindigkeitstest kopierte zunächst ein einzelner Server eine 10-GByte-Datei von einem lokalen Laufwerk (15k-SAS-RAID mit 5 Platten) auf das RDX und zurück. Danach wiederholten wir den Test parallel auf allen vier Testmaschinen.

Der erste Schreibtest beginnt »sportlich«: Das RDX erreicht Durchsätze von 60 bis 70 MByte/s. Wie erwartet fängt zunächst der Cache des Quikstation hier einen großen Teil der Daten ein. Nach den ersten 2-GByte-Transfer bricht die Geschwindigkeit ein und pegelt sich bei zirka 25 MByte/s ein. Das entspricht auch der Bandbreite der verwendeten 320-GByte-Cartridge. Auch der parallele Test auf vier Cartridges bringt dieses Mal den gewünschten Effekt. Alle vier Streams erreicht Bandbreiten zwischen 21 und 25 MByte/s. Der Netzwerkmonitor bestätigt, dass beide LAN-Ports der RDX-Quikstation während des Tests gleichmäßig ausgelastet arbeiten. [/Update]

Fazit

Die RDX-Quikstation verfolgt eigentlich ein interessantes Konzept, auch wenn es dank mäßiger Firmware noch etwas an der Umsetzung hapert. Unter dem Strich fällt die Tape-Alternative jedoch zu teuer aus. Die Geschwindigkeit beim Sichern lässt viele Wünschen offen, was das System aber über schnelle Suchzeiten bei Restore-Jobs teilweise ausgleichen kann.

Den direkten Vergleich zu einer kleinen LTO-4-Tape-Library verliert die RDX Quikstation nach folgendem Rechenbeispiel: Ein Unternehmen betreibt eine klassische Großvater-Vater-Sohn-Rotation und setzt dafür 15 Cartridges ein. Zwei komplette Wochensätze á fünf Tapes, vier Wochenend- und eine Monatssicherung. Das Volumen einer Vollsicherung beträgt 300 GByte.

Kalkulation RDX: Quikstation 3.600 Euro (8 Slots), 15 Cartridges 500 GByte á 160 Euro macht zusammen 6.000 Euro bei 7,5 TByte Kapazität. Eine Vollsicherung läuft 3,5 Stunden. Einmal wöchentlich müssen die fünf Inkremental-Cartridges der Woche gewechselt werden.

Kalkulation LTO-4: Autoloader zirka 5.000 Euro (z.B. Quantum »Superloader 3 LTO-4«, Dell »PowerVault 124 T LTO-4«, beide 16 Slots), 15 Cartridges 800 GByte á 25 Euro macht 5.375 Euro bei zwölf TByte Kapazität. Ein Bandwechsel ist nicht nötig. Das Voll-Backup läuft weniger als eine Stunde, sofern die Backup-Quellen dies schaffen.

[Update] Mit der neuen Firmware beseitigt Tandberg Data tatsächlich die Mehrzahl der bemängelten Fehler – wobei die Meldung »Ihre Firmware ist aktuell« obwohl es einen neueren Code gibt eigentlich auch als Fehler einzustufen ist. Auch die Performance hat das Code-Release deutlich verbessert. Vor allem mehrere parallel Streams verarbeitet die RDX Quikstation jetzt deutlich besser, als im ersten Test.

An den Bedenken der Wirtschaftlichkeit im Vergleich mit einer LTO-4-Wechslerlösung ändert die neue Firmware freilich nichts. [/Update]

Kurzinfo

Hersteller: Tandberg Data GmbH
Feldstraße 81
D-44141 Dortmund
Tel. +49 2 31/54 36 0
Fax: +49 2 31/54 36 11 1
E-Mail:
salesemea@tandbergdata.com
Web:
www.tandbergdata.com/de/
Direkter Link zum Produkt:
RDX Quikstation
Preis: ca. 3.600 Euro
Garantie:
3 Jahre auf Laufwerke & Cartridges

Technische Details

Unterstützte Medien: RDX (160, 320, 500, 640 GByte oder 1TByte), SSD (64, 128, 256 oder 512 GByte)
Anzahl Cartridge-Slots: 8
Max. Kapazität: 8 TByte(mit 1-TByte-Medien)
Betriebsmodi: SAN-Cartridge-Array bis hin zur simulierten LTO-3-Library
Hardware-Schnittstellen: 2x 1-Gbit/s-Ethernet

Plus
+ zügiger Random-Access bei Restore-Aufgaben
+ neue Firmware bringt Funktions- und Performance-Verbesserungen

Minus
- ab 8 bis 10 Cartridges teurer als Tape-Lösung

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