Hands-on: Thecus »N12000«
Wurde bereits das kleinere »N7700« mit der schnellen SAS-Schnittstelle ausgestattet, geht es nun mit dem 19-Zoll-System N12000 deutlich in Richtung größere Unternehmen. Das Gehäuse selbst macht einen durchaus stabilen Eindruck – schade nur, dass ihm der Hersteller eine recht wackelige Frontplatte mitgegeben hat. Hinter dieser Platte befinden sich neben den Laufwerken auch der Haupt- und Resetschalter, eine OLED-Anzeige und ein Steuerfeld. Auch zwei der insgesamt sechs USB-2.0-Anschlüsse hat Thecus vorn verbaut.
Im Gegensatz zu anderen Lösungen hat man beim N12000 auf ein Raiser-Board für die Schnittstellen verzichtet und die Hauptplatine stattdessen mit drei PCIe-8- und jeweils einem PCIe-4- und PCIe-1-Bus bestückt. Der LSI-SAS-Controller belegt dabei einen PCIe-8-Slot, die CU30N-Karte für USB 3.0 den PCIe-1-Steckplatz. Eine SATA-Schnittstelle des Mainboards hat der Anbieter nach außen verlegt und ermöglicht so die Erweiterung des Systems über eSATA. Zwar bietet man selbst keine eigenen eSATA-Erweiterungen an und andere Systeme können auch nicht in Reihe an das Array angeschlossen werden, jedoch beinhaltet das N12000 die Möglichkeit, weiteren Thecus-Systemen iSCSI-Ziele zuzuweisen und deren logische Laufwerke als Shares ins Netz zu stellen.
Mit dem Netzwerk nimmt das N12000 über zwei 1-Gbit/s-Ethernet-Schnittstelle Kontakt auf. Bei den Händlern stehen bei Bedarf zusätzlich auch 1- oder 2-Port-PCIe-Karten für 10-Gbit-Ethernet zur Auswahl. Der dritte serienmäßige Ethernet-Port ist für Heartbeat-Nutzung zwischen zwei N12000-Systemen reserviert, falls der Anwender Hochverfügbarkeit benötigt. An der Gehäuserückseite befinden sich weiterhin vier USB-2.0-, zwei USB-3.0- und eine serielle Terminalschnittstelle. Die redundanten und im laufenden Betrieb wechselbaren Netzteile liegen gut zugänglich auf der linken Seite.
Das Betriebssystem des N12000 wird in zwei unabhängigen Speichern abgelegt. Sollte der Zugriff auf die erste Kopie nicht mehr möglich sein, steht damit immer noch ein Backup zur Verfügung. Regelmäßige Kopien der Produktions- in die Backup-Umgebung lassen sich über die Benutzeroberfläche konfigurieren.
Hands-on-Test
Die Installation geht wie von anderen Produkten des Herstellers gewohnt sehr einfach und schnell vonstatten. Ein Wizard durchsucht das Netzwerk und gewährt Zugriff auf den Ajax-basierten Hauptbildschirm. Alle weiteren Verwaltungsvorgänge wie das Einrichten von RAID-Gruppen, logischen Laufwerken sowie die Zuteilung von Nutzerrechten und Quotas gehen hier sehr intuitiv von der Hand. Unser Testsystem wurde mit fünf 2-TByte-Laufwerken ausgeliefert. Für die Tests entschieden wir uns für eine RAID-5-Gruppe mit 3+1 Laufwerken und ein Hotspare. Der gesamte Prozess dauert wie erwartet etwas mehr als sechs Stunden. Während des Aufbauens der RAID-Gruppe ist kein Zugriff auf andere Funktionen des Arrays möglich. Hier sollte Thecus die Software noch einmal nachbessern. Bei zwölf Laufwerken ist es durchaus möglich, daß während des Aufbaues einer RAID-Gruppe andere verwaltet werden müssen.
Mit seinem 3-GHz-»Xeon X3470«, seinem Intel »3450 Chipsatz« und 8 GByte DDR3-Cache lässt das N12000 gehobene Leistungswerte erwarten. Leider verfügten die gelieferten 2-TByte-Laufwerke nur über 3-Gbit/s-SATA-Schnittstellen, so dass sich die tatsächliche Leistungsfähigkeit des Systems nur schätzen lässt. Unser Server war ein Dual-Xeon mit 32 GByte RAM und »Windows Server 2008 R2 64 bit«, der über iSCSI angebunden wurde. Für lesende Zugriffe über CIFS/NTFS ergaben sich im Schnitt 102 MByte/s, schreibend immerhin noch 61 MByte/s. FTP von einem Linux-Client aus ergab Werte von durchschnittlich 101 MByte/s lesend und 64 MByte/s schreibend, das Befüllen des »iTunes«-Medienbereiches ging mit 58 MByte/s vonstatten. Da das N12000 Link-Aggregation unterstützt, fügten wir die beiden Gbit/s-Strecken über eine dynamische Verbindung zusammen. Über diese Verbindung ergaben sich über CIFS/NTFS Werte von lediglich 118 MByte/s lesend und 64 MByte/s schreibend. Man kann also davon ausgehen, dass die SATA-Laufwerke hier den Flaschenhals darstellen. Mit SAS-Laufwerken sollten sich diese Werte deutlich verbessern lassen.
Thecus bietet für das N12000 auch Thin-Provisioning an. Das auf der RAID-5-Gruppe angelegte »dünne« Laufwerk zeigte dabei lediglich um ca. 2 MByte/s geringere Schreibleistungen, die Leseleistungen entsprachen den oben aufgeführten. Auch hier dürften die SATA-Laufwerke der Grund für diesen Einfluss sein.
Thecus liefert mit dem Array fünf Lizenzen von Acronis »Backup and Recovery für Windows Server« aus. Die Anwendung lässt sich wie gewohnt leicht und schnell installieren, in kurzer Zeit steht hiermit eine vollständige DR-Umgebung zur Verfügung. Neben den »einfachen« Backups kann der ITler nun auch Startmedien für Bare-Metal-Restores erstellen.
Fazit
Mit dem N12000 stößt Thecus in einen Leistungs- und Kapazitätsbereich vor, der bisher größeren und renommierteren Herstellern vorbehalten war. Das Array macht bis auf die Leichtbau-Frontplatte einen sehr soliden Eindruck, technisch ist es durchdacht aufgebaut und bietet auch dem anspruchsvollen Anwender genügend Erweiterungsmöglichkeiten. Während des Tests ergaben sich keine technischen Mängel, Laufwerke und Netzteile ließen sich im laufenden Betrieb ohne Einfluss auf die Datenverfügbarkeit und –integrität ziehen und tauschen. Allerdings lagen die Leistungswerte wie bereits erwähnt nur im Mittelfeld, diese dürften sich allerdings durch den Einsatz von SAS-Laufwerken mit 6-Gbit/s-Schnittstelle wesentlich verbessern lassen. Mit einem Startpreis (Straßenpreis) von unter 4.000 Euro und der Garantie von zwei Jahren stellt es eine ernstzunehmende Alternative im SMB-Markt dar.
Hersteller: Thecus Taiwan
15F., No79, Sec.1, SIntai 5th Rd.
Sijhih City, Taipei County
Taiwan R.O.C.
Tel. + 49 (0)72 43/37 73 55
E-Mail: sales@wincan.de
Web: http://www.thecus.de
Direkter Link zum Produkt: Thecus N12000
Preis: ab 3.600 Euro (Straßenpreis, ohne HDDs)
Garantie: 5 Jahre
Technische Details
Anzahl Festplatteneinschübe: 12
Speicherkapazität (max.): 24 TByte
Unterstützte Festplattentypen: SATA II/III oder SAS 3/6-Gbit/s bis 2 TByte Kapazität
Unterstützte RAID-Level: 0, 1, 5, 6, 10, 50, 60 oder JBOD
Hauptspeicher und Cache: 8 GByte
Hotswapfähige Komponenten: Laufwerke, Netzteile
Externe Anschlüsse: 6x USB 2.0 (2 Front, 4 Rückseite), 2x USB 3.0, 1x eSATA, 3x Gbit-Ethernet (1 für Heartbeating), 1x RS232 (USV/Terminal)
Unterstützte Betriebssysteme: Microsoft Windows 7/2000/XP/2003/Vista, Mac OS 9 und 10, Linux, Unix
Systemverwaltung: über Web-GUI
Unterstützte Protokolle: iSCSI, SMB/CIFS, HTTP/HTTPs, FTP, NFS v3, AFP
Plus
+ iSCSI-Unterstützung
+ Schutz vor mehrfachem Plattenausfall
+ Thin-Provisioning
+ iTunes- und Medienunterstützung
+ schnelle und einfache Inbetriebnahme und Verwaltung
+ erweiterbar über PCIe-Steckplätze
Minus
- keine im Betrieb austauschbaren Lüfter
- wenig stabile Frontabdeckung