Anzeige

IBM »XIV Storage System«

 Zum Vergrößern anklicken! 
IBM »XIV Storage System« (Bild: speicherguide.de)
Mit dem System »XIV« beschreitet IBM neue Pfade im Enterprise-Bereich. Nutzen die Arrays der Baureihen »DS8100« und »DS8300« vornehmlich RAID 5 für den physikalischen Schutz der gespeicherten Daten, führt IBM nun den Begriff »RAID X« ein. Die Architektur beruht auf einem parallelen Konzept für Controller, Switche und Laufwerke. Die im System verbauten Rechner betreiben eine spezialisierte Linux-Version in einer Any-to-Any-Verbindung, ähnlich eines Grids, in welcher der Datentransport stets über die am wenigsten genutzten Verbindungen zu den am wenigsten ausgelasteten Laufwerken führt. Der Hersteller gibt an, dass diese Architektur den heute üblichen »N+1«-Bauweisen in der Effektivität, Leistung und vor allem dem Ausfallschutz wesentlich überlegen sei.
Anzeige


Das Gerät verfügt über maximal 180 Festplatten, ausschließlich SATA II mit einem TByte Kapazität mit 7.200 U/min. Andere Optionen sind nicht vorgesehen. Der Anschluss an die Außenwelt geschieht entweder über 24 FC-Ports mit vier Gbit/s oder sechs iSCSI-Ports mit einem Gbit/s. Die 15 CPUs verfügen zusammen über 120 GByte Cache und eine interne Bandbreite von zusammen 168 Gbit/s.

Kernkomponente der XIV ist der Schutzmechanismus RAID X. Konventionelle RAID-Klassen spiegeln Daten entweder auf zwei Laufwerke oder verteilen sie über mehrere Drives mit einem Paritätsschutz. Die IBM-Maschine »zerlegt« zu schreibende Daten in kleinere Portionen und schreibt diese zweifach über unterschiedliche Wege auf physikalisch getrennte Platten. Dies soll mehrere Vorteile bringen:
- Das Schreiben geht schneller vonstatten, da immer mehr als ein Controller mit einer Vielzahl von Platten genutzt werden.
- Die Daten lassen sich an zwei Stellen im System lesen und somit die Zugriffszeit wesentlich verringern.
- Hotspots werden vermieden, da jedes Datum über das gesamte System verteilt geschrieben wird.
- Ungenutzter Platz auf einzelnen Platten wird vermieden.
- Der physikalische Ausfall einer einzelnen Platte birgt keine Risiken mehr, da in diesem Fall noch eine vollständige Version auf anderer Physik vorliegt, von der sich automatisch und annähernd sofort eine neue Kopie erzeugen lässt. IBM gibt eine mittlere Zeit von nur 30 Minuten zur Wiederherstellung der Redundanz für ein 1-TByte-Laufwerk an.

Der RAID-Schutz geht allerdings stark zu Lasten der Kapazität. Von den 180 TByte bleiben letztlich 79 TByte nutzbarer Speicher. In der halben Ausbaustufe liefert das System 27 TByte Nettokapazität. Hier muss der IT-Manager abwägen, wie viel Sicherheit, Performance und Kapazität er wirklich benötigt. Nicht zuletzt spielen hier auch preisliche Bedenken eine Rolle.

Der Hersteller nutzt in der XIV ausschließlich SATA-Laufwerke mit einem TByte Kapazität. Durch die bereits beschriebene Technik hält der Hersteller das Array jedoch für ebenso zuverlässig und in weiten Teilen sogar für leistungsfähiger als bekannte Maschinen mit FC-Laufwerken und -Backend. Und das alles bei einem Preis weit unterhalb des Mitbewerbs. Durch die Grid-Architektur lässt sich das System annähernd beliebig in der Anzahl der Controller und Laufwerke erweitern. Allerdings bietet IBM momentan eben nur eine volle und eine halbe »Portion« an. Zwei Maschinen lassen sich über Rechenzentrumsgrenzen hinweg asynchron spiegeln und so gegen vollständigen Ausfall sichern.

Snapshots sollen in annähernd beliebiger Anzahl und ohne Verzögerung zur Verfügung stehen. Auch hier verteilt die Architektur die durch Snapshots entstehende Belastung über das Gesamtsystem. Die Abbilder sind allerdings nur logisch, das heißt, mit Zeigern auf die physikalischen Ursprungsdaten verlinkt.

Über Thin-Provisioning kann einzelnen Rechnern mehr Speicherplatz angezeigt als tatsächlich zur Verfügung gestellt werden. Der tatsächlich benötigte physikalische Speicherplatz lässt sich automatisch vergrößern, sobald die entsprechende Anwendung ihn benötigt.

Der Aufbau des Geräts bedingt, dass Virtualisierung eine Schlüsseltechnologie für dieses Array ist. Die Anlage und Verteilung logischer Laufwerke ist zum Benutzer hin völlig transparent und wird von der Verwaltungssoftware und dem Microcode automatisch erledigt. Dies soll die Verwaltung des Systems wesentlich vereinfachen, da das Backend-Layout ohne äußeres Zutun optimal leistungsfähig angelegt ist. Das Betriebssystem sorgt stets dafür, dass die gespeicherten Daten auch nach dem Hinzufügen neuer Hardware günstig verteilt sind.

Auf Grund dieses Konzeptes bleibt der grafischen Benutzeroberfläche des Modells nicht viel zu tun. Von hier aus lassen sich logische Laufwerke anlegen, vergrößern, freigeben oder löschen, defekte Komponenten auffinden und Statistiken über die Systemnutzung ziehen. All diese Funktionen lassen sich auch über eine Kommandozeilenschnittstelle nutzen.

Der Preis ist allerdings zunächst abschreckend. Im Vollausbau muss der interessierte Speichersuchende 1,2 Millionen Euro laut Liste über den Tisch reichen. Der kleinere Modellbruder schlägt mit etwa 550.000 Euro zu Buche. Listenpreise sind zwar nicht in Stein gemeißelt – ein happiger Preis bleibt es allemal.

Fazit
Die IBM XIV kommt mit einer bislang allein stehenden Architektur. Der Vater der Ur-»SYMMETRIX« von EMC, Moshe Yanai, hat hier Prinzipien des Grid-Computings mit solchen der Enterprise-Storage verheiratet. Das System ist sicher und schnell sowie gut zu bedienen, also eigentlich durchweg positiv zu beurteilen. Wären da nicht die Dinge, die es nicht gibt: die Möglichkeit zur Erzeugung physikalischer Kopien logischer Laufwerke. Die leider nur asynchrone Fernspiegelung. Die für ein Enterprise-System eigentlich obligatorische Möglichkeit, Mainframes – gerade für IBM – oder AS/400 anzuschließen. Und schließlich die mit Windows, Linux und neuerdings AIX doch sehr eingeschränkte Palette an unterstützten Betriebssystemen. Alles in allem sollte man den Entwicklern der XIV noch ein wenig Zeit geben, um das Array zur Gebrauchsreife zu bringen.

Der Preis wird viele IT-Verantwortliche zudem ins Schwitzen bringen. Sicher sind sechsstellige Summen für Enterprise-Systeme nichts Neues, in heutigen Krisenzeiten aber schwer argumentierbar oder nur durch eindeutige Preis/Leistungs- oder Mehrwert-Eigenschaften zu rechtfertigen.
Kurzinfo
Hersteller: IBM Deutschland GmbH
D-70548 Stuttgart
Tel. +49 (0) 70 32/154 90 04
Fax + 49 (0) 70 32/15 33 01
Web: IBM Storage
Direkter Link zum Produkt: XIV
Preis: ab 550.000 Euro (27 TByte netto),
ab 1,2 Mio. Euro (79 TByte netto)
Garantie: 36 Monate

Technische Details
Speicherkapazität (max.): 180 TByte (brutto), 79 TByte (netto)
Anzahl Festplatten: 180
Unterstützte Festplattenschnittstellen: SATA II, 1 TByte
Anschlüsse: 24x FC 4 Gbit/s, 6x iSCSI Gbit/s
Anzahl CPUs: 15
Cache (max.): 120 GByte
Interne Bandbreite: 168 Gbit/s
Abmessungen: 191 x 60 x 109 cm
Unterstütze Betriebssysteme: Microsoft Windows 2000, 2003, 2008, Linux, AIX

Plus
- Grid-Architektur mit automatischer Lastverteilung
- hohe Leistung mit Standard-Hardware
- Thin-Provisioning, Fernspiegelung und Snapshot-Technologie

Minus
- eingeschränkte Betriebssystem-Unterstützung
- keine Unterstützung für AS/400 oder Mainframe
- eine Konfiguration für alle Anforderungen
- nur ein Laufwerkstyp
Anzeige