Im Test: Pyramid »MonStor«
Das Gerät fällt beim Auspacken zunächst durch sein ungewöhnlich hohes Gewicht von über 60 Kilo auf. Hier trägt das Gerät den Namen zu Recht. Dies zwingt den Anwender auf jeden Fall, das Array entweder zu zweit oder unter Zuhilfenahme eines entsprechenden Hebewerkzeuges im Rack zu montieren. In seinem unkonventionell aufgebauten Gehäuse sind insgesamt 36 Platteneinschübe mit SAS/SATA-Schnittstellen vorhanden. Die SAS-Schnittstelle wird nur in einem Einschub für den SSD-Cache genutzt, die anderen Einschübe sind derzeit SATA-Meiden vorbehalten. Davon befinden sich 24 in »klassischer« Anordnung an der Gehäusefront, weitere zwölf sind an der Rückseite unterhalb der I/O-Schnittstellen angebracht. Durch dieses Konzept bringt Pyramid das Anderthalbfache der sonst üblichen Menge an Laufwerken und damit des sonst typischen Speichers in einem kompakten 4U-Rahmen unter.
Als Festplatten sind momentan lediglich Western Digital »RE4-GP WD2002FYPS«, also SATA-Laufwerke der Serie »Caviar Black« mit zwei TByte Kapazität vorgesehen. Diese steigern zwar laut Hersteller ihre Leistung um ein Viertel durch einen 64 MByte großen Cache auf dem Laufwerk, andererseits setzt die Schnittstelle nur rund 110 MByte/s durch; ein Zeichen, dass die Platte deutlich langsamer dreht als die üblichen 7.200 U/min. Es wird seine Gründe haben, warum selbst Western Digital keine Auskünfte zu diesem Thema gibt (siehe Western Digital).
Als Betriebssystem hat sich Pyramid für Open-E »DSS« (Data Storage Software) entschieden, im Monstor für dessen Version 6. Hierbei handelt es sich um eine Verwaltungsumgebung für datei- und blockbasierte Speicher, die Network-Attached-Storage-, iSCSI-, Infiniband- und Fibre-Channel-Umgebungen unterstützt. Open-EDSS verfügt über eine grafische Oberfläche und bietet integrierte Datensicherung, Replikation, Failover und Snapshot-Funktionalitäten. Pyramid zielt damit vor allem auf Kunden aus dem Enterprise- und HPC-Umfeld, die damit eine vereinheitlichte Plattform für Speicher- und Datenbankanwendungen erhalten sollen.
Das Pyramid Monstor bietet fünf PCI-Express-Erweiterungssteckplätze. Diese ermöglichen die wahlweise Integration in NAS-, iSCSI-, Infiniband- oder Fibre-Channel-Umgebungen. Zwei Intel »Xeon«-CPUs mit jeweils vier Kernen, ein Arbeitsspeicher von bis zu 96 GByte Größe, redundante Netzteile und Lüfter sollen dabei höchste Leistungs- und Sicherheitsmaßstäbe erfüllen.
Ebenfalls an diesen Maßstäben gemessen wird der »5805Z«-Controller von Adaptec. Seine »Zero Maintenance Cache Protection« benötigt kein Batterie-Backup (BBU) mehr, da alle im Cache befindlichen Daten ständig in einem 4-GByte-NAND-Flash-Modul abgesichert werden, das auch ohne Betriebsspannung »überlebt«. Zur weiteren Verbesserung der Leistung wird ein »Adaptec MaxIQ SSD Cache Performance Kit« mit 32 GByte in einem 3,5-Zoll-Einschub eingesetzt. Mit seinem Algorithmus erreicht man eine bis zu achtmal höhere I/O-Leistung als die herkömmlicher Plattensysteme.
Insgesamt bietet der Monstor also 70 TByte Bruttokapazität, die in RAID 0, 1, 1E, 5, 5EE, 6, 10 oder als JBOD konfiguriert werden können. Somit ergibt sich ein Nettospeicher von mindestens 35 TByte, ein für 4U-Arrays durchaus ansehnlicher Wert.
Für unseren Test haben wir uns für eine typische Alltagskonfiguration entschieden: Im System mit 24 Festplatten legten wir acht Laufwerke in zwei RAID-5-Gruppen mit 3+1 Laufwerken, zwölf Laufwerke in zwei RAID-6-Gruppen mit 4+2 Laufwerken und zwei Laufwerke in eine RAID-1-Gruppe. Die restlichen zwei standen als Hotswap-Standby. Auf den RAID-5-Gruppen platzierten wir ein Mailsystem, auf die RAID-6-Gruppen spielten wir Dateisysteme mit Dateien aus den Büroanwendungen »OpenOffice« und Microsoft »Office« ein, die RAID-1 –Gruppen dienten zur Speicherung von Oracle-Daten. Als Server kamen ein »Enterprise Server« von SuSE und ein Microsoft »Windows 2008« zum Einsatz, beide angebunden über iSCSI mit 10-Gbit/s-Bandbreite. Alle Konfigurationsvorgänge gehen über das Betriebssystem Open-E DSS und dessen Oberfläche leicht und ohne Missverständnisse von der Hand.
Bei allen Tests zeigen sich zwei grundlegende Gegebenheiten: Die Festplatten sind mit ihrer Leistung am unteren Limit des heutigen Leistungsspektrums, wo hingegen das SSD-Modul seinen Dienst zur Beschleunigung der häufigsten I/O-Vorgänge sehr gut verrichtet. Wie bereits oben erwähnt, stehen in der jetzigen Konfiguration nur Western Digital Caviar Black Laufwerke zur Verfügung. Mit ihnen konnten wir unter allen RAID-Klassen einen Lesedurchsatz von 102 bis 105 MByte/s erreichen, ein Wert, der durchweg weit unter dem für SATA-II zu erwartenden von bis zu 375 MByte/s bleibt. Aus dem Cache schreibt RAID 1 das System mit 55-60 MByte/s auf die Platten, in RAID-5 mit 40-42 MByte/s und in RAID 6 immerhin noch mit 35-38 MByte/s. Daten, die es aufgrund ihres I/O-Verhaltens in das SSD-Laufwerk »geschafft« haben, werden mit erstaunlichen 275-280 MByte/s gelesen und immerhin noch mit 95-110 MByte/s geschrieben. Für Windows und Suse Linux ergibt sich ein konstanter Unterschied von etwa 11 Prozent beim Schreiben und 14 Prozent beim Lesen zugunsten von Linux, der sich allerdings durch die Qualität des iSCSI-Treibers erklären lässt. Das Verhalten unter beiden Betriebssystemen ist exakt dasselbe.
Fazit
Pyramid hat mit seinem Monstor einige interessante Ideen im Markt der kompakten Speicher-Arrays umgesetzt. 36 Platten in vier Höheneinheiten ist schon eine anständige Zahl, genauso wie der daraus resultierende Bruttospeicher von 70 TByte. Alle wichtigen Komponenten sind redundant und hotswapfähig, das Betriebssystem umfangreich und einfach zu bedienen. Doch jetzt kommen einige »Aber«: Mit 65 Kilo ist das Array für vier Höheneinheiten ungewöhnlich schwer und dadurch auch nicht mehr einfach damit zu hantieren. Die Unterbringung von einem Dutzend Festplatten an der Gehäuserückseite lässt Fragen zur Handhabung im Rechenzentrum und vor allem zur Kühlung des Systems im Dauerbetrieb aufkommen. Das Gerät verfügt für alle Platteneinschübe zwar über SATA/SAS-Ports, bedient SAS aber nur für das Cache-Modul. Als Festplatten stehen lediglich die etwas langsamen WD Black Caviar zur Verfügung, die mit ihren 110 MByte/s nun wahrlich nicht mehr den Stand der heutigen Technik repräsentieren. Paramid schaltete erst kürzlich die SAS-Schnittstelle frei, so dass sich das System nun auch mit diesen Medien ausrüsten lässt. Dies konnte im Test nicht mehr berücksichtigt werden. Das System lässt sich frei auf der Herstellerwebseite konfigurieren (Pyramid Konfiguration). Zudem sei noch angemerkt, dass es sich bei dem Testgerät um die GreenPower-Variante handelt, was laut Anbieter die niedrigen Performance-Werte erklärt.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist dafür in Ordnung. Das Highend-Produkt kostet 13.690 Euro. Ein System mit einer e5620-CPU mit sechs GByte RAM – beides aufrüstbar – schlägt ausgestattet mit 35 1-TByte-Harddrives mit 9.150 Euro zu Buche. Wer das Gehäuse ganz ohne Festplatten und mit einer 8-TByte-Open-E-Lizenz erwerben will, muss 4.590 Euro bezahlen.
Hersteller: Pyramid Computer GmbH
Tel. 07 61/451 47 19
Fax 07 61/45 14 70
E-Mail: sales@pyramid.de
Web: www.pyramid.de
Direkter Link zum Produkt: MonStor
Preis: ab 4.590 Euro
Garantie: 36 Monate
Technische Details
Speicherkapazität: 35 x 2 TByte brutto (SATA WD RE4-GP WD2002FYPS), 1 x 32 GByte SSD (SAS)
Anzahl Festplatten: bis zu 35 (SATA)
Cache-Speicher: bis zu 96 GByte Systemspeicher, 32 GByte SSD Cache
Schnittstellen: wahlweise Ethernet für NAS oder iSCSI, Infiniband oder Fibre Channel
RAID-Controller: Adaptec 5805Z mit 512MByte Cache, RAID 0, -1, -1E, -5, -5EE, -6, -10 oder JBOD
Erweiterungs-Steckplätze: 3 x PCI-E x8, 2 x PCI-E x4
Hotswapfähige Komponenten: Festplatten, Netzteile und Lüfter
Redundante Komponenten: Festplatten, Netzteile und Lüfter
Formfaktor: 19-Zoll-Rackmount, 4 HU, Tiefe 700 mm
Plus
+ hohe Speicherdichte in kompaktem Gehäuse
+ Betriebssystem mit vielen Funktionen und leichter Bedienung
+ über PCIe individuell erweiterbar
+ 32 GByte SSD-Cache
+ gutes Preis-Leistungsverhältnis
Minus
- nur eine, zudem langsame Festplatte im Angebot
- nur SATA-Festplatten
- in Vollausstattung sehr schwer
- in Vollausstattung dürftige Kühlung