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Im Test: Thecus »N8800Pro«

Thecus »N8800Pro«
Thecus »N8800Pro«
Der taiwanesische Hersteller Thecus zeigt mit dem »N8800Pro« ein SATA-Array im ungewöhnlichen Format. Acht Festplatten finden in einem Gehäuse von etwas mehr als 16 Zoll Breite Platz. Das RAID fällt zunächst durch die ungewöhnliche Größe und die nicht alltägliche Anzahl von Platteneinschüben auf. Auf 16,7 Zoll Breite verteilen sich links und rechts jeweils drei und in der Mitte zwei 3,5-Zoll-Einschübe, so dass insgesamt acht Platten verbaut werden können. Statt eines neunten Einschubes hat der Hersteller oben in der Mitte eine LCD-Statusanzeige verbaut, die über den Systemzustand und die üblichen Parameter wie IP-Adresse, Subnetzmaske und Komponentenverfügbarkeit informiert. Allerdings passt das Gerät mit seinem ungewöhnlichen Gehäuse in kein Standardrack. Für den Hands-on-Test entscheiden wir uns für eine liegende Position auf bereits installierten Rechnern. Für einen Dauerbetrieb ist dies sicherlich keine ideale Lösung.

Die Liste an unterstützten Festplatten ist erfreulich lang, so dass wir uns guten Gewissens für zwei 2-TByte-Laufwerke von Hitachi (»DeskStar 7K2000«) und sechs 1-TByte-Laufwerke von Seagate (»Barracuda LP«) entscheiden konnten. Die Montage auf den Laufwerksträgern mit Hilfe der beigelegten Schrauben gelingt ebenso schnell wie die problemlose Platzierung im Array selbst. Für die Verwendung im N8800Pro sind keine weiteren Adapter an den Platten notwendig, diese werden in die Schnittstellen einer Backplane eingeschoben und mit einem Hebel fixiert, der sich bei Bedarf auch abschließen lässt. Hier hätte es der Hersteller sich und den Anwendern auch einfacher machen können, indem er nur ein einzelnes Schloß an der klappbaren Frontplatte anbringt.

Montage und Anschlüsse des N8800Pro

Die Mechanik des gesamten Systems macht einen guten bis sehr guten Eindruck. Die Einschübe sind stabil, ebenso die Laufwerksträger und die Mechanik der redundanten Netzteile. Das N8800Pro ist im Gegensatz zu den meisten anderen SATA-Arrays nicht mit einem »Celeron«-Prozessor, sondern mit einer vollwertigen »Core-2-Duo«-CPU von Intel ausgerüstet. Dieser stehen 4-GByte-Hauptspeicher zur Verfügung. Auf einer PCIe-Steckkarte stehen zwei 1-Gbit/s-Ethernet-Schnittstellen bereit. Thecus hat darüber hinaus bereits Steckkarten mit 10-Gbit/s-Bandbreite angekündigt. Die Kapazität des Systems lässt sich über eine eSATA-Schnittstelle erweitern, an die weitere acht JBOD-Gehäuse angeschlossen werden können. Insgesamt lassen sich so bis zu 72 Laufwerke mit bis zu 144 TByte Bruttokapazität bereitstellen. Zum Anschluss von weiteren Platten- oder Backup-Systemen sowie Druckern oder anderen Geräten stehen vorn und hinten jeweils zwei USB-2.0-Schnittstellen zur Verfügung, über einen RS-232-Anschluss ist eine USV ansteuerbar.

Hands-on-Test: Erster Betrieb und Einrichtung

Nachdem das System an zwei unabhängige Stromkreise angeschlossen und die Netzteile separat eingeschaltet sind, geht die Suche nach dem Hauptschalter los. Normalerweise ist dieses Bauteil an prominenter Stelle angebracht, nicht so bei Thecus. Hier versteckt sich der unbefriedigend kleine Taster ganz links oben an der Gehäusefront, nicht viel größer als ein Stecknadelknopf. So verhindert Thecus zwar mit Sicherheit ein unbeabsichtigtes Abschalten des Systems, macht die erste Inbetriebnahme aber umso mühsamer. Auf dem mitgelieferten »Quick Installation Guide«, einem mehrsprachigen Faltblatt, auf dem die wichtigsten Schritte zum Systemstart erläutert sind, findet sich nur der Hinweis »Stromkabelverbindung & Anschalttaste«. Wo sich diese befindet, darf der Nutzer selbst herausfinden.

Nach dem erstaunlich schnellen Systemstart steht das Array über eine Webschnittstelle zur Verfügung. Wem die Standardadresse 192.168.1.100 nicht passt, der kann leicht eine andere über die Frontanzeige einstellen und gleich mit einer passenden arbeiten. Für alle weiteren Schritte wird für geübte Nutzer kein Handbuch mehr benötigt. Die gesamte Oberfläche kann neben Englisch und einigen asiatischen Sprachen auch auf Deutsch eingestellt werden. Hier kann man allerdings an der einen oder anderen Stelle noch »Enhancement Requests« an den Hersteller richten, da entweder falsch oder gar nicht übersetzt wurde.

Protokolle und RAID-Einrichtung

Die verbauten Platten lassen sich per Mausklick in RAID-Gruppen einbinden. Beim N8800Pro stehen hierfür RAID 0, 1, 5, 6 10 oder JBOD zur Auswahl. Wir entscheiden uns für RAID 1 bei den 2-TByte- und für RAID 6 bei den 1-TByte-Laufwerken. Diese Gruppe richten wir mit 3+2 Platten ein, so dass noch ein Datenträger als Hotspare übrigbleibt. Zwar mag dies für einen Alltagsbetrieb nicht sinnvoll sein, jedoch wollen wir sowohl unterschiedliche RAID-Typen als auch die Reaktion des Hotspares testen. Die Einrichtung des RAID-1-Pärchens dauert fast einen ganzen Tag, so dass wir davon ausgehen, dass das System einen Schreib-und Lesetest über die gesamten Datenträger ausführt. Die Initialisierung der RAID-6-Gruppe nimmt über 18 Stunden in Anspruch.

Nachdem alle Gruppen eingerichtet sind, kann der dort verfügbare Speicherplatz prozentual zwischen NAS und iSCSI aufgeteilt werden. Wir entscheiden uns bei unseren Leistungstests für jeweils 50 Prozent, damit sich jeweils ein TByte auf RAID 1 und 1,5 TByte auf RAID 6 ergeben. Die NAS-Portionen formatieren wir in ext3, der Einfachheit halber verzichten wir auf eine weitere Partitionierung in logische Laufwerke. Um diese Funktion und ihren Einfluss auf die Gesamtleistung zu testen, nutzen wir beide RAID-Gruppen einmal ohne und einmal mit eingeschalteter 256-Bit-AES-Verschlüsselung.

Snapshots lassen sich von allen logischen Laufwerken über die Benutzeroberfläche anfertigen. Auch eine Fernspiegelung auf entfernte Systeme ist möglich.

Leistung und Ausfallschutz

Die Anbindung an unsere Testsysteme  mit »Windows Server 2008« und »SuSE 10.3« geht sowohl mit den NAS- als auch mit den iSCSI-Kapazitäten problemlos vonstatten. Unsere Leistungstests beweisen, dass sich auch bei kleinen SATA-Systemen der Einsatz einer »vernünftigen« CPU und eines großen Hauptspeichers durchaus lohnt. Der Windows-Server erreicht eine Leserate von rund 240 MByte/s auf RAID 1 und nicht weniger beeindruckenden 230 MByte/s auf RAID 6, schreibend fällt RAID 6 mit 70 MByte/s erwartungsgemäß gegenüber RAID 1 mit 106 MByte/s ab. In längeren Tests zeigen sich kaum Unterschiede zwischen dem Betrieb als NAS oder als iSCSI-Target.

Interessant für den Alltagsbetrieb ist allerdings auch die Wiederherstellungszeit beschädigter Datenträger. Hierfür ziehen wir einfach eine Festplatte und ersetzen diese durch eine neue gleichen Typs. Um realistische Werte zu erhalten, haben wir alle vier logischen Laufwerke zu 80 Prozent mit Daten gefüllt. Die Wiederherstellung der 2-TByte-Platte dauert erwartungsgemäß 38 Stunden, die einer 1-TByte-Platte immerhin noch 21 Stunden.

Das System reagiert übrigens auf das Ziehen der 1-TByte-Platte erwartungsgemäß und beginnt sofort mit der Wiederherstellung auf die Hotspare-Disk. Defekte oder wiederherstellende Laufwerke werden im Plattenträger mit einer roten LED markiert, während solche im Normalbetrieb eine blaue LED zeigen.

Auch auf den Ausfall eines Netzteiles reagiert das System, wie man es erwartet. Die Frontanzeige deutet mit rot hinterlegter Schrift an, dass sich der Verwalter um den Austausch der defekten Komponente kümmern sollte. Alle kritischen Systemzustände werden per E-Mail an den Verwalter oder über SNMP an einen entsprechenden Server weitergeleitet.

Protokolle und weitere Eigenschaften

Neben den oben bereits beschriebenen Standards unterstützt das N8800Pro auch http und HHTPS, FTP, NFS und AFP als Protokolle. Zudem steht »AppleTalk« für entsprechende Netze zur Verfügung. FTP ist mit einem eigenen Server mit Bandbreitenanpassung ausgestattet, während die Internet-Anbindung auch die Verwendung als reiner Photo- oder »iTunes«-Server anbietet. Darüber hinaus lassen sich bis zu 20 IP-Kameras eines Überwachungssystems anschließen.

Erstaunlich für ein Array dieser Größe ist die Möglichkeit, Snapshots einzelner LUNs zu ziehen und logische Laufwerke auch »dünn« zu provisionieren. Das heißt, weniger physikalischen Speicherplatz vorzuhalten als dem Rechner präsentiert wird. Darüber hinaus repliziert das N8800Pro mit Hilfe der Thecus-eigenen Software »Nsync« auf ein entferntes System.

Fazit

Das Thecus N8800Pro bietet eine Menge für seinen Kaufpreis. Die lange Liste an unterstützten Laufwerken, jede Menge Protokolle und Anwendungen, alle sinnvollen RAID-Schutzstufen und eine sogar deutsche Benutzeroberfläche machen das Array zu einer echten Alternative, nicht nur zu KMU-, sondern auch schon zu angestammten Lösungen im kleinen Midrange-Bereich von IBM, EMC oder HP. Das N8800Pro lässt sich mit weiteren JBODs auf bis zu 144 TByte brutto aufrüsten, bietet Thin-Provisioning, Snapshots und Fernspiegelung und Geschwindigkeiten, bei denen sich selbst SAS-Arrays anstrengen müssen.

An einigen Stellen sollte Thecus allerdings nachbessern. Sei es die doch dürftige Startanleitung, der viel zu kleine und versteckte Hauptschalter oder die in Teilen nicht oder fehlerhaft übersetzte Benutzeroberfläche. Auch das 16,7-Zoll-Gehäuse öffnet dem N8800Pro nicht gerade die Türen in die 19-Zoll-Schränke der Rechenzentren. Alles in allem aber eine gelungene Lösung, die die Produktreihen von Thecus nach oben hin abrundet.

Kurzinfo

Hersteller: Thecus Taiwan

15F., No79, Sec.1, SIntai 5th Rd.

Sijhih City, Taipei County

Taiwan R.O.C.

Tel. + 49 (0)72 43/37 73 55

E-Mail: support@thecus.de

Web: http://www.thecus.de

Direkter Link zum Produkt: Thecus N8800

Preis: 1.889 Euro (ohne HDDs)

Garantie: 2 Jahre

Technische Details

Anzahl Festplatteneinschübe: 8

Speicherkapazität (max.): 16 TByte

Unterstützte Festplattentypen: SATA II mit 5.400 U/min oder 7.200 U/min und 500 GByte bis 2 TByte Kapazität

Unterstützte RAID-Level: 0, 1, 5, 6, 10, JBOD

Hauptspeicher und Cache: 4 GByte

Hotswapfähige Komponenten: Laufwerke, Netzteile

Externe Anschlüsse: 4x USB 2.0 (2 Front, 2 Rückseite), 1x eSATA, 2x Gbit-Ethernet, 1x RS232 (USV)

Unterstützte Betriebssysteme: Microsoft Windows 7/2000/XP/2003/Vista, Mac OS 9 und 10, Linux, Unix

Systemverwaltung: über Web-GUI

Unterstützte Protokolle: iSCSI, SMB/CIFS, HTTP/HTTPs, FTP, NFS v3, AFP

Plus

+ iSCSI-Unterstützung

+ Schutz vor mehrfachem Plattenausfall

+ Snapshots und Fernspiegelung

+ iTunes- und Medienunterstützung

+ schnelle und einfache Inbetriebnahme und Verwaltung

Minus

- keine Standard-Maße (16,7 Zoll anstatt 19 Zoll Breite)

- keine im Betrieb austauschbaren Lüfter

- einzeln abzuschließende Laufwerke anstatt zentrales Schloß an der Frontabdeckung

- viel zu kleiner Hauptschalter


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