Lacie »5big NAS Pro« – SoHo-NAS im Hands-on-Test
Der wie beim Vorgänger verbaute Intel-»Atom«-Prozessor unterstützt nun 64-Bit-Betrieb und ist mit vier GByte DDR-III-Hauptspeicher ausgerüstet. Die fünf Einschübe für 3,5-Zoll-SATA-Platten befinden sich im Gegensatz zu fast allen anderen Angeboten im Markt auf der Rückseite des Arrays. Die Klappen vor den Laufwerksträgern sind nicht mit einem Schloss gesichert und lassen sich mit einer Münze öffnen. Hier können wahlweise Laufwerke bis zu vier TByte Kapazität eingesetzt werden, was dem System bis zu 20 TByte Brutto-Speicherplatz verleiht. Damit bietet das 5big NAS Pro im RAID-5 -Verbund 16 TByte und in RAID 6 zwölf TByte nutzbaren Speicher. Darüber hinaus offeriert das Array einfaches Striping ohne Datenschutz (RAID 0) und sein eigenes »SimplyRAID«.
Ähnlich wie »XRAID2« von Netgear oder »Hybrid RAID« von Synology richtet Lacies »SimplyRAID« die Laufwerke in der passendsten RAID-Konfiguration ein, abhängig vor allem von deren Anzahl. Gegen einfachen Plattenausfall werden mindestens zwei, gegen einen doppelten Ausfall mindestens drei Festplatten benötigt. Wenn also zwei Laufwerke verbaut sind, entspricht Simplyraid RAID 1, ab drei Laufwerken hat der Nutzer die Wahl, ob er gegen einen einfachen oder doppelten Plattenausfall geschützt sein möchte. Dann entspricht Simplyraid entweder RAID 5 oder RAID 6. Im Gegensatz zu den »normalen« RAID-Leveln erlaubt diese RAID-Technologie die Online-Erweiterung einer RAID-Gruppe ohne vollständigen Neuaufbau und die Zusammenfassung von Laufwerken verschiedener Kapazität in einer solchen. Der Aufbau einer Simplyraid-Gruppe mit fünf 2-TByte-Platten nimmt fast einen ganzen Tag in Anspruch, mit größeren Laufwerken entsprechend noch länger. Im Gegensatz zu anderen Systemen verfügt das Array leider nicht über einen »Quick«-Modus, bei dem nur die logischen Arbeiten abgewartet werden müssen, während schon kurz darauf lesend und schreibend auf die RAID-Gruppe zugegriffen werden kann.
Neben den fünf Laufwerkseinschüben bietet das 5big NAS Pro vier USB-Ports, jeweils zwei nach den Standards 2.0 und 3.0, für die Nutzung weiterer Speicher oder Drucker. Den Anschluss ans Netz findet das Array über zwei 1-Gbit/s-Ethernet-Ports. Zwar reicht einer zum normalen Betrieb aus, jedoch bieten beide zusammen entweder Failover- oder Load-Balancing-Möglichkeiten. Eine Zusammenfassung beider Ports zur Erhöhung des Datendurchsatzes bietet der Hersteller allerdings nicht.
Hands-on-Test 5big NAS Pro mit 10 TByte
Die Inbetriebnahme des Systems geht schnell und unproblematisch vonstatten. Im Paket enthalten ist die »LaCie Network Assistant«-Software, mit deren Hilfe das Array im Netzwerk aufgefunden und die logischen Laufwerke angeschlossen werden können. In unserem Falle war das System mit fünf 2-TByte-Festplatten ausgerüstet und in Simplyraid vorkonfiguriert und verfügte über einen voreingerichteten Ordner, der sich sofort als Netzwerklaufwerk nutzen lies. Über den Network Assistant lässt sich auch die Web-Schnittstelle starten, mit deren Hilfe weitere Array-Anpassungen über das NAS OS 3.0 realisierbar sind.
Diese Schnittstelle ist stringent und simpel aufgebaut und somit auch für nicht geübte Benutzer leicht zu überschauen. Über große Knöpfe am rechten und unteren Rand des Bildschirmes lassen sich einzelne Kategorien aufrufen, deren spezielle Funktionen in einem Folgebildschirm aufgelistet sind. Die Oberfläche ist auch in deutscher Sprache einstellbar, selbsterklärend und kann durch Verschieben und Ersetzen einzelner Funktionsknöpfe an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden.
Die Liste der Eigenschaften über den reinen NAS-Betrieb hinaus ist eher kurz. Es gibt UPnP/DLNA- und »iTunes«-Medienserver, die Unterstützung für Apples »TimeMachine« oder Lacies »Wuala«-Backup sowie BitTorrent- und HTTP/FTP-Download-Dienste. All diese Angebote bestätigten im Test zwar ihre Funktionalität, allerdings gab es an der einen oder anderen Stelle noch Bedarf für Verbesserungen. So arbeiten die BitTorrent- und HTTP/FTP-Downloads zwar einwandfrei, scheitern allerdings an Sites, die einen Login mit Benutzername und Passwort erfordern. Der Medienserver lässt sich einschalten und arbeitet ohne Probleme, allerdings kann diese Funktion nicht auf einzelne Ordner beschränkt werden.
Im Netzwerkbereich kann das System in Active-Directory-Umgebungen eingebunden oder über iSCSI an entsprechend ausgerüstete Server angeschlossen werden. Über »NetBackup« lässt sich das 5big NAS Pro über rsyn oder für andere Lacie NAS-Geräte als Backup-Ziel nutzen. Alle angebotenen Funktionen liefen im Test einwandfrei und ohne Probleme.
Wo das 5big NAS Pro mit Eigenschaften geizt, macht es diesen Rückstand mit seiner Leistung wieder wett. Die von uns getesteten Lese- und Schreibleistungen in Simplyraid, RAID 5 und RAID 6 lagen durchweg über dem Durchschnitt der uns vorgestellten Systeme. Simplyraid und RAID 5 lagen mit einigen Prozentpunkten Abweichung gleichauf, was so vorher nicht zu erwarten war. Schreibend erreichte das Array über Ethernet im Schnitt 87 MByte/s, lesend gar 118 MByte/s. Selbst mit RAID 6 erreichte das System noch 79 MByte/s schreibend und 114 MByte/s lesend. Über iSCSI erreichte es mit Simplyraid und RAID 5 85 MByte/s schreibend und 113 MByte/s lesend, mit RAID 6 immerhin noch 74 MByte/s schreibend und 105 MByte/s lesend.
Neben seinen Leistungswerten beeindruckte das System sowohl durch seine auch unter Last fast nicht vorhandene Geräuschentwicklung, seine durchgehend niedrigen Temperaturen und die geringe Leistungsaufnahme von durchschnittlich 66 Watt, die noch unterhalb der Angaben des Herstellers lag. Diese gute Energiebilanz lässt sich über die Benutzeroberfläche noch verbessern, indem das System zwischen Feierabend und Arbeitsbeginn automatisch ausgeschaltet wird.
Fazit
Der 5big NAS Pro hat kleine Schwächen. Die Konfigurationsmöglichkeiten genau wie die Liste der Eigenschaften des Betriebssystems sind im Vergleich zu anderen Systemen eher beschränkt, wenn auch einfach zuhandhaben. Darüber hinaus gibt es keine Möglichkeit, die RAID-Konfiguration der Laufwerke schnell und einfach zu ändern. Allerdings ist das System bei einem Preis von 1.129 Euro (Herstellerpreis) für die 10-TByte-Konfiguration eine ausgezeichnete Wahl, wenn man ein überdurchschnittlich schnelles, einfach einzurichtendes und robustes NAS-System sucht.
Der »Drobo«, der eine ähnlich überschaubare Funktionsvielfalt besitzt, kostet ohne Platten 529 Euro. Bei Synology bekommt man schon etwas mehr geboten: das »DS 1513+« bietet Support für virtuelle Maschinen, erweiterbaren RAM und vier LAN-Ports und kostet mit 1.087 Euro für zehn TByte noch immer etwas weniger als das Lacie-Array. Ein vergleichbares Thecus-Modell kostet ohne Drives 436 Euro. Auch bei QNAP gibt es mehr Funktionen wie Cloud-Fähigkeit und iSCSI und IP-SAN-Unterstützung. Das »TS-569L« schlägt dann allerdings mit 659 Euro zu Buche, ohne Festplatten.
Lacie muss also beweisen, dass nicht nur das Design die Käufer lockt. Dafür sprechen die guten leistungswerte, die geringe Geräuschentwicklung und der überschaubare Stromverbrauch. Allerdings wären weitere Funktionen ebenso schick wie die Außenhülle und zusätzliche Bedienelemente könnten auch nicht schaden.
Hersteller: Lacie GmbH
Im Kesselhaus 5
D-79576 Weil am Rhein
Tel.: +49 (0)76 21/16 17 901
Web: www.lacie.com
Direkter Link zum Produkt: LaCie 5big NAS Pro
Preis (UVP Hersteller): 509 Euro (leer) 1.129 Euro (mit 5x 2 TByte Festplatten), ca. 1.989 Euro (mit 5x 4 TByte Festplatten)
Garantie: 3 Jahre
Technische Details
Abmessungen: 173 x 220 x 196 mm
Gewicht: mit fünf Festplatten 7,6 kg, leer 4,7 kg
Anzahl Festplatteneinschübe: 5
Speicherkapazität (max.): 20 TByte (5 x 4 TByte)
Unterstützte Festplattenschnittstelle: SATA II
Festplattenformat: 3,5 Zoll
Unterstützte RAID-Level: 0, 1, 5, SimplyRAID
Externe Anschlüsse: 2x USB 2.0, 2x USB 3.0, 2x Gbit/s-Ethernet, VGA
Prozessor: Intel Atom Dual-Core, 2,13 GHz
Hauptspeicher: 4 GByte
Betriebssystem: Lacie NAS OS 3.0
Unterstützte Betriebssysteme: Windows, Linux, Macintosh, iOS und Android
Plus
+ sehr gute Schreib- und Leseleistung
+ USB-3.0-Schnittstellen
+ niedriger Stromverbrauch
+ sehr leise
Minus
- keine Bedienelemente oder Statusanzeigen
- beschränkte Funktionsausstattung