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Im Interview: Brocade

Heiko Schrader, Regional Sales Director Germany & Switzerland, Brocade

Der Markt für SANs befindet sich im Umbruch. Fibre-Channel ist nicht mehr länger die vorherrschende Architektur. iSCSI hat sich etabliert und mit FCoE (Fibre-Channel-over-Ethernet) kommt nun eine weitere ergänzende Technologie hinzu. Ziel ist auch hier die Infrastruktur zu konsolidieren und zu optimieren und so für Einsparungen im Unternehmen zu sorgen.
Wir sprachen mit Heiko Schrader, Regional Sales Director Germany & Switzerland bei Brocade, über die Zukunft des SANs in Unternehmen.

Zumindest in Rechenzentren ab einer mittleren Größe sind SANs ein fester Bestandteil. Wie sehen Sie hier die aktuelle Entwicklung und welche Anforderungen müssen Speichernetze künftig erfüllen? Wie sieht Ihrer Ansicht nach das Rechenzentrum der Zukunft aus?

 Heiko Schrader 
Heiko Schrader
Schrader: SANs sind heute in mittleren und größeren Unternehmen Standard, doch auch für das SMB-Umfeld wird das SAN – mit unterschiedlichen Technologien wie FC, iSCSI oder FCoE – immer interessanter und erschwinglicher. Die Anforderungen für die Zukunft sind aber ganz klar auf Leistung und Konvergenz ausgelegt. Beispielsweise die Virtualisierung, die im ersten Schritt vor allem in großen Rechenzentren zum Einsatz kam, hält nun verstärkt Einzug in das mittlere Marktsegment und fordert auch dort immer mehr Leistung vom SAN. Ein weiteres und sehr wichtiges Thema ist das End-to-End-Konzept. Unternehmen verlangen heute nach durchgängigen und voll kompatiblen Lösungen und wollen sich nicht mit Interoperabilitätsthemen abmühen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die durchgängige Administration, möglichst auf einer Oberfläche für alle Komponenten im SAN. Nur so können die stetig wachsenden Anforderungen in einem immer enger werdenden Budgetkorsett in einer angemessenen Zeit bewältigt werden.

Wie ist der aktuelle Stand von FCoE? Ab wann werden Produkte auf breiter Basis verfügbar sein?

Schrader: Erste FCoE-Produkte sind ja bereits auf dem Markt, dazu gehören auch unser »8000 FCoE«-Switch und die dazugehörigen CNAs (Server-Adapter). Obwohl die Presse auf FCoE sehr enthusiastisch reagiert hat, glauben wir, dass diese Technologie – genauso wie viele andere zuvor – noch einige Zeit benötigt, um auf breiter Front angewendet zu werden. Wie immer sind es typischerweise große, innovative Unternehmen, die solche Technologien testen oder als Pilot einsetzen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass FCoE eine komplementäre Technologie zum FC-SAN darstellt und kaum ein Unternehmen wird seine vorigen Investitionen in ein Highend FC-SAN einfach wegwerfen. Wir glauben aber schon, dass FCoE ein sehr gutes Potenzial für die Zukunft hat, sonst würden wir als Brocade nicht in den Zertifizierungsgremien sitzen oder einige der ersten Produkte auf den Markt bringen.

FCoE soll weniger Konkurrenz zu FC und iSCSI als Ergänzung sein. Richtig? Was sind die Vor-/Nachteile von FCoE?

Schrader: FC ist heute nach wie vor der Standard im SAN und wird es auch noch auf absehbare Zeit bleiben. iSCSI hat seine Berechtigung und Erfolge in kleineren Umgebungen, die weniger Leistung und Zuverlässigkeit erfordern. Hier sind die komplementären Technologien mittlerweile sehr gut nebeneinander aufgestellt, obwohl iSCSI, wie andere zuvor, der Tod des FC-SAN sein sollte. Ähnliche Prognosen sind jetzt für die FCoE-Technologie zu hören. FCoE ist eine Technologie, die sich durchaus für den Einsatz mit hohen Leistungsanforderungen eignet und damit steht FCoE auf einem ähnlichen Level wie FC. Doch gerade in diesem Marktsegment sind FC-SANs der gebräuchliche und vor allem erprobte und funktionierende Standard. Zudem wird FCoE in den nächsten Jahren noch sehr teuer sein, denn kein Anbieter kann die sehr komplexen Komponenten in größeren Mengen herstellen und verkaufen. Damit entfällt auch das Kostenargument gegenüber der FC-Technologie. Nicht zuletzt sind gerade SAN-Umgebungen hoch-kritisch, so dass sich Anwender scheuen, dort die neueste, möglicherweise noch nicht 100-prozentig ausgereifte Technologie einzusetzen. Und bislang muss auch immer noch von FCoE auf FC umgesetzt werden, denn zum einen gibt es noch keine Storage-Systeme mit direktem FCoE-Anschluss, zum anderen fehlen in der FCoE-Standardisierung noch wesentliche Aspekte (z.B. TRILL), die für ein vollständiges FCoE-Netzwerk erforderlich sind.

Für welchen Einsatz bzw. welche Anforderungen empfiehlt sich FCoE?

Schrader: FCoE kann derzeit eine interessante Technologie zur Anbindung kleiner Server mit begrenztem physikalischen Platz für Anschlüsse (Ethernet, Storage etc.) darstellen. Im zweiten Schritt (mit der Verfügbarkeit von CNAs als Mezzanine-Cards sowie von FCoE-Switches als Blade-Einschub) kann die Technologie für Bladed-Server interessant werden. Es ist aber sicherlich derzeit (insbesondere aus Kostensicht) nicht sinnvoll, bestehende Server nachträglich von FC auf FCoE umzurüsten.

Wie sehen Sie die Zukunft von FC-SANs? Wann bleibt FC die erste Wahl?

Schrader: FC wird noch sehr lange die erste Wahl bei Umgebungen spielen, in denen eine sehr hohe Leistungsfähigkeit und vor allen eine sehr hohe Zuverlässigkeit benötigt werden. Trotz aller Vorteile steht FCoE am Anfang der Entwicklung. Beispielsweise die Skalierbarkeit oder die Anbindungsmöglichkeiten an unterschiedliche Komponenten sind noch vergleichsweise gering. Und es besteht die Möglichkeit von »Kinderkrankheiten« was sich ein Rechenzentrum mit hohen Verfügbarkeitsansprüchen sicherlich nicht leisten will. Die FC-Technologie ist auch ein wesentlicher Bestandteil von FCoE und die Weiterentwicklung von FC somit substantiell für die Weiterentwicklung von FCoE. Auch bietet eine direkte FCoE-Anbindung bei zahlreichen Speichersystemen keinen Mehrwert, da die Storage-Anbindung komplexer wird (FC und CEE), die zusätzlichen Funktionalitäten (Unterstützung mehrerer Protokolle wie FC, IP und RDMA) dort aber nicht erforderlich sind.

Welches sind die entscheidenden Vorteile eines SANs? Was ist in der Praxis häufigster Ansatzpunkt für den Aufbau eines SANs?

Schrader: Ein SAN bevorzugt ein Unternehmen, das viel Speichervolumen für viele Nutzer bereitstellen muss und hierfür vielfältige und professionelle Features in einer zentralen Administration benötigt. Ein SAN dient der Kosteneinsparung und Überallokation an Speicher, der Datensicherheit, der hohen Verfügbarkeit, der Leistungsfähigkeit und natürlich für die Umsetzung moderner Technologien wie beispielsweise der Virtualisierung.
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