Status Quo: Fibre-Channel over Ethernet
Fibre-Channel over Ethernet – kurz FCoE – soll FC- und Ethernet-Netze zusammenbringen. Der Standard wurde im Juni 2009 teilweise verabschiedet. Speicherguide.de beleuchtet die derzeitige Marktlage, Produktreife und Zukunftsaussichten der Technologie.
Anfang Juni 2009 hat die FC-BB-5 Arbeitsgruppe des <b>T11 Technical Committee</b> einem finalen Standard für Fibre-Channel over Ethernet (FCoE) zugestimmt. Allerdings ist das zunächst nur der erste Schritt für eine endgültige Ratifizierung. Das Komitee T11 gibt nun den FC-BB-5-Standard an das <b>InterNational Committee for Information Technology Standards</b> (INCITS) weiter, um die ANSI-Standardisierung in die Wege zu leiten. Aber die Grundlage für einen weitreichenden Standard ist gelegt und die Hersteller sind bereits seit 2008 dabei, Produkte auf den Markt zu bringen.
FCoE bedingt einen verlustfreien Ethernet-Transport; entsprechende Erweiterungen werden in IEEE und IETF definiert und standardisiert; DCB (Data Center Bridging) und CEE (Converged Enhanced Ethernet) umfasst mehrere Protokolle, die unter anderem eine logische Separation der verschiedenen Verkehrsflüsse gestatten (PFC Priority Flow Control) und auch die Zuordnung einer garantierten Bandbreite (ETS Enhanced Transmission Selection). Allerdings sind die entsprechenden DCB/CEE-Protokolle noch nicht endgültig standardisiert. Dies wird für Ende 2009 erwartet. Die Zukunft für FCoE könnte generell erfolgversprechender sein als die des iSCSI-Protokolls.
Nutzbare Vorteile
Es gibt unterschiedliche Meinungen, wie sich die Vorteile von FCoE auswirken und genutzt werden können. Einige sehen darin durchaus eine Alternative und die Ablösung von alten FC-SAN-Strukturen, andere betrachten es eher als Modetrend und Nischenmarkt. In einem Punkt sind sich alle einig: FCoE bringt Netzwerkkonvergenz und hat Konsolidierungspotenzial gepaart mit hoher Leistungsfähigkeit.
Das fängt schon mit der Verkabelung an. Zum Beispiel benötigt der Administrator bei einer redundanten Verbindung nur noch zwei statt vier Kabel, auch sind die Netzwerkkomponenten günstiger und geringer in der Anzahl. Die vorher zwingenden HBAs und FC-Switche werden durch CNAs ersetzt. Das schafft Platz und spart Kosten. Zudem nimmt auch die Komplexität der Infrastruktur und der Verwaltungsaufwand ab, da nur ein gemeinsames Netz betrieben wird und so Kosten sinken.
FCoE lässt sich für Server-I/O-Konsolidierung einsetzen, das heißt die Übertragung des FCoE-Verkehrs erfolgt über einen gemeinsamen Serveranschluss. Zudem operiert FCoE auf dem 10-Gbit/s-Ethernet-Standard und soll bald möglichst auch mit 40 Gbit/s arbeiten. Anwender haben also keine Einbußen bei der Geschwindigkeit zu befürchten.
Weniger Komponenten, schnelle Übertragung, verringerter Platz- und Administrationsaufwand könnten die Technologie im Rechenzentrum beliebt machen. Im zweiten Zug birgt dies weitreichende Nutzeffekte: Arbeitszeit wird eingespart, weniger Strom und Kühlung verbraucht und vorhandener Platz lässt sich effizient nutzen. Die Konvergenzoption von FC- und IP-Netzen verspricht zudem Investitionsschutz kombiniert mit verbesserter Leistungsfähigkeit.
Marktreife
Wie bei vielen Trends ging der Standardisierung bereits eine breite Marketingwelle voraus, die durch einige Produktmeldungen getrieben wird. <b>Cisco</b>, <b>Emulex</b> und <b>QLogic</b> offerieren bereits Converged Network Adapter (CNA), die auch schon von Firmen wie <b>EMC</b> und <b>Netapp</b> ins eigene Portfolio übernommen wurden. <b>Brocade</b> präsentierte darüber hinaus unlängst einen Switch. Das Interesse gerade größerer Hersteller zeigt, dass man an die Zukunftstauglichkeit von FCoE glaubt. Flächendeckende Produktschwemme ist aber vor Ende 2010 wohl nicht zu erwarten, was nicht zuletzt am Standardisierungsprozess liegt.
Das Thema Konvergenz und Synergie scheint beim Kunden anzukommen, gerade dann, wenn es mit möglichen Sparpotenzialen einhergeht. Darüber hinaus sind die neuen Produkte grundsätzlich auf 10-Gbit/s-Technologie ausgelegt, der innerhalb der nächsten zwei Jahre 40-Gbit/s folgen soll. Damit bedient FCoE von vornherein hohe Anforderungen an den Datentransport und ist für künftige Skalierungen gerüstet. Bis FCoE im Rechenzentrum mehr als nur punktuell verteilt ist, wird noch geraume Zeit vergehen. Den Anfang machen hier zunächst die Netzwerkkomponenten, gefolgt von einzelnen Speichersystemen.
Zukunftsaussichten
Fibre-Channel bleibt trotz allem Hype um iSCSI oder FCoE zunächst die erste Wahl im SAN. Trotz aller Vorteile steht FCoE noch am Anfang der Entwicklung. Die Skalierbarkeit oder die Anbindungsmöglichkeiten an unterschiedliche Komponenten sind beispielsweise noch vergleichsweise gering. Des Weiteren besteht das Risiko von Kinderkrankheiten, was sich ein Rechenzentrum mit hohen Verfügbarkeitsansprüchen sicherlich nicht leisten will. Allerdings ist die FC-Technologie auch ein wesentlicher Bestandteil von FCoE und die Weiterentwicklung von FC somit substantiell für die Weiterentwicklung von FCoE.
Dennoch zeigen die Synergie- und Konvergenzeffekte deutlich, dass FCoE gerade bei Neuinstallationen mehr Zukunftspotenzial als iSCSI-Produkte hat. Es ist universell einsetzbar und profitiert von vorangegangenen Entwicklungen im FC-Umfeld, ohne die hohen Kosten nach sich zu ziehen. Dort wo iSCSI zu langsam und FC zu teuer sind, passt sich die neue Technologie ein. Ein möglicher Entwicklungstrend ist, dass sich FC und FCoE in den Einsatzbereichen kaum noch unterscheiden. Letztendlich wird der Markt selbst über die Zukunft entscheiden. Man erwartet, dass die Preisentwicklung der FCoE-Komponenten dem Ethernet-Preismodell folgen wird. Die Produkte hätten somit gegenüber FC einen klaren Preis-, im Hinblick auf iSCSI einen deutlichen Performance-Vorteil. Im Hochsicherheitsbereich des Highend-Speichers für wirklich kritische Applikationen wird aber auch in Zukunft ausschließlich FC zum Einsatz kommen.