Anzeige

Im Interview: Zycko Networks

Andre Dieball, Head of Technical Services, Zycko Networks

An iSCSI scheiden sich nach wie vor die Geister. Die Fibre-Channel-Fraktion erklärt, dass Performance nur mit FC möglich wäre. Befürworter erklären iSCSI zu einer kosteneffizienten Technologie, zumal nicht für alle Installationen die Geschwindigkeit das Hauptkriterium sei.
Wir sprachen mit Andre Dieball, Head of Technical Services bei Zycko, über den Markt und seine Entwicklung.

Die Meinungen über iSCSI sind nach wie vor geteilt. Wie sehen Sie heute den aktuellen Stand, welche Bedeutung hat iSCSI im Bereich Speichernetze?

Anzeige

 Andre Dieball 
Andre Dieball
Dieball: Es handelt sich bei FC und iSCSI um zwei unterschiedliche Protokolle, die prinzipiell den gleichen Zweck erfüllen sollen, nämlich die Ausgliederung der serverinternen Speicherkapazitäten in ein SAN.
iSCSI wird dabei häufig als »Einsteiger-Lösung« angepriesen, was so aber nicht stimmt. Wie immer kommt es in der Wirklichkeit auf die Anforderungen an. Reicht mir der Datendurchsatz von Gbit-Ethernet aus, komme ich mit iSCSI zurecht. Wenn nicht – insbesondere bei I/O intensiven Anwendungen – muss auf FC umgestiegen werden, da IP für solche Anwendungen prinzipiell nicht geeignet ist. In der Realität lässt sich dies aber meistens nur durch einen Test oder durch Messungen der Systemanforderungen ermitteln.
Dennoch kann iSCSI weitere Vorteile bieten, insbesondere, wenn dieser Dienst durch ein Gateway zur Verfügung gestellt wird. Bei den meisten Kunden ist es doch so, dass bei einem vorhandenen FC-SAN nur zirka 20 Prozent der Server hieran angeschlossen sind. Dies liegt meistens an den hohen Anschlusskosten weiterer Server, die insbesondere dann keinen Sinn machen, wenn die zur Verfügung gestellte Leistung nicht benötigt wird. Da ist rein rechnerisch der Kauf der Server mit internen Festplatten günstiger. Hier kann iSCSI sehr gut aushelfen, indem ein iSCSI-Gateway eingeschleift wird, welches sich im Backend direkt aus dem vorhandenen FC-SAN bedient und diese Kapazitäten allen Servern per iSCSI zur Verfügung stellt.
Die Frage, die man sich bei der Anschaffung eines solchen Systems allerdings stellen sollte, ist: Wieviele der Funktionen aus dem SAN (Snapshots, Mirroring) will ich auch den Servern anbieten, die per iSCSI angeschlossen werden, und will ich dafür jedes Mal den »Core«, also mein SAN anfassen? Wenn dies kein Problem ist, reicht ein iSCSI-Gateway mit einer 1:1-Umsetzung. Dort wird einfach eine im SAN erstellte Logical-Unit 1:1 von FC in iSCSI umgesetzt. Wenn ich aber mehr Features haben will, ohne jeweils im Core Änderungen vorzunehmen, bietet es sich an, eine iSCSI-Virtualisierung zu nehmen, bei der FC-Logical-Units im Gateway in einem Pool verwaltet werden und dort auch die Konfiguration geschieht. Generell erhalte ich durch eine iSCSI Virtualisierung mehr Flexibilität, ohne jeweils am Core Änderungen durchführen zu müssen. Hier ist sogar ein »selfservice« der bedienten Abteilungen möglich, ohne Gefahr zu laufen, dass am Core versehentlich falsche Konfigurationen vorgenommen werden.

Kritiker bemängeln, dass die Einführung des 10-Gbit-Standards viel zu lange braucht. Was sind die Ursachen dafür? Wann kann man auf breiter Basis mit lauffähigen Produkten rechnen?

Dieball: Die Frage ist, was man mit 10-Gbit-iSCSI denn erreichen will. Das Problem I/O-intensiver Anwendungen wird hierdurch nicht gelöst werden, wohl aber wird durch iSCSI aber mehr Bandbreite, also auch mehr Durchsatz in MB/s zur Verfügung gestellt.
Auf der anderen Seite: Wer hat heute denn schon zehn Gbit in seinem Netzwerk und wer ist dann auch in der Lage, dies zu nutzen? Sowohl 10-Gbit-Ethernet als auch 10-Gbit-Fibre-Channel sind nicht mehr abwärtskompatibel zu den Vorgängern. Meiner Meinung nach liegt es also weniger an der Bereitschaft der Hersteller, Entsprechendes zur Verfügung zu stellen, als vielmehr an der Nachfrage und den mit einer Umstellung verbundenen Kosten.

Derzeit sieht es so aus, dass 8-Gbit-Fibre-Channel in etwa zeitgleich mit dem 10-Gbit-Standard kommen könnte. Verliert 10 Gbit dadurch bereits seinen Vorteil? Wie sehen Sie hier die Entwicklung?

Dieball: Nein, denn acht Gbit/s ist Fibre-Channel, zehn Gbit/s ist Ethernet (aber auch Fibre-Channel). Die Fragen, die man sich hier stellen muss, sind die gleichen wie weiter oben beschrieben. Zehn Gbit/s (egal ob Ethernet oder FC) sind nicht mehr abwärtskompatibel.
FC wird mit Sicherheit erst einmal den Schritt in Richtung acht Gbit/s gehen, weil dies im Markt durch die Abwärtskompatibilität einfacher durchzusetzen sein wird. Ethernet hingegen wird den Schritt in Richtung zehn Gbit/s gehen. Generell ist das aber kein Problem, denn 10-Gbit-Ethernet und 8-Gbit-FC haben sowieso keinerlei Verbindung, von Kompatibilitätsproblemen kann hier also nicht die Rede sein.
10-Gbit-iSCSI-Produkte sind ja bereits verfügbar und es werden in diesem Jahr mit Sicherheit noch mehr werden, die diesen Schritt gehen. Aber wie gesagt: Zehn Gbit ist nicht kompatibel zu einem Gbit/s, und solange dort nicht die Vorraussetzungen auf der Seite des Kunden getroffen werden, wird es auch keine Nachfrage dazu geben, die die Hersteller unter Druck setzt.

Welche konkreten Vor- und Nachteile bietet iSCSI?

Dieball: Der Vorteil liegt ganz klar auf der preislichen Seite. iSCSI-Systeme sind in aller Regel günstiger auf dem Markt zu erhalten als FC-basierte Systeme. Dazu kommen noch die Kosten für die Infrastruktur. Während bei FC-basierten Systemen grundsätzlich HBA und FC-Switche zu Buche schlagen, ist dies – eine entsprechende Gbit-Ethernet-Infrastruktur vorausgesetzt – bei iSCSI nicht nötig. Auch die immer wieder geforderten iSCSI-TOEs, die ja kostenmäßig denen der FC-HBAs ähneln, sind heute bei den meisten Anwendern von iSCSI nicht mehr nötig, weil die heutigen Prozessoren mit ihren zwei oder vier Kernen diese Aufgabe gleich mit erledigen können. Eine generelle Aussage kann man aber nicht treffen, da es immer auf die Anforderungen und die Umgebung des Anwenders ankommt.

Was sollten Unternehmen bei der Planung eines iSCSI-basierten Speichernetzes beachten? Welches sind typische Kaufkriterien bzw. die häufigsten Fehler bei der Anschaffung?

Dieball: Der häufigste Fehler der gemacht wird, ist nach dem Preis zu kaufen. Sicherlich sind iSCSI-Systeme meist günstiger als gleichwertige FC-Produkte, dennoch ist hier nicht alles, was glänzt auch wirklich Gold. Die Kriterien, nach denen man ein iSCSI-System auswählen sollte, sind im Prinzip die gleichen wie bei einem FC-basierten Gerät. Es geht hier vor allem um Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit, Qualität und Funktionsvielfalt. Auch hier gilt: Das System soll sich den Bedürfnissen des Anwenders anpassen, nicht umgekehrt.

Mit welcher Entwicklung können Anwender und Unternehmen rechnen. Wie sehen Sie die Zukunftsprognosen für iSCSI in den kommenden zwei bis drei Jahren?

Dieball: Es ist schon schwer genug vorherzusagen, was nächsten Monat passiert. Einen verlässlichen Ausblick auf die nächsten zwei bis drei Jahre zu geben, ist absolut unrealistisch.
Der Trend geht dazu, dass alle großen Hersteller von Speicherlösungen nun auch iSCSI-Varianten anbieten. Dies wird sich mit Sicherheit in den nächsten Monaten noch verstärken. Der Anwender sollte darauf achten, dass es sich bei dem ausgewählten Produkt um eines mit einer Entwicklungsgeschichte handelt und nicht um etwas, das mit der heißen Nadel zusammengebaut wurde, um die momentane Hype-Lücke zu schliessen. Wenn ein Hersteller ein iSCSI-Produkt anbietet, sollte er es auch ernst nehmen. Wenn man dies in Betracht zieht, ist absolut unverständlich, warum bei einem iSCSI-System, welches sich ja intern nicht von einem FC-System unterscheidet, wichtige Funktionen fehlen oder eingeschränkt sein sollten.
iSCSI wird meiner Meinung nach auch in den nächsten Jahren eine Rolle spielen, aber nur da, wo es heute bereits eine Rolle spielt. Die Anwendungszwecke sind vielfältig und iSCSI hat absolut seine Daseinsberechtigung.
Anzeige