All-Flash-Arrays im Überblick
Einst nur als Alternative bei hohen Performance-Anforderungen gesehen, haben sich All-Flash-Arrays inzwischen in vielen Bereichen fest etabliert. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den Anschaffungspreis, immer öfter wiegen die Vorteile mehr als die Kosten. Gleichzeitig entwickelt sich NVMe zum Standard.
NVMe-Technologie wird bei Flash-Storage in Unternehmen zum Standard. Diese Aussage ist mittlerweile eine mehrheitsfähige Meinung im Markt. Daher bauen auch die traditionellen, großen Storage-Anbieter wie HPE, Dell, Fujitsu, Lenovo und NetApp ihr Flash-Portfolio zügig um NVMe-Unterstützung aus. Daneben hat sich der ehemalige Herausforderer Pure Storage im Markt für All-Flash-Arrays als feste Größe etabliert und rücken neue, spezialisierte Anbieter wie Scality und VAST Data nach. Sie machen durch ihre Konzentration auf All-Flash-Produkte den etablierten Anbietern das Leben in diesem Umfeld zunehmend schwer.
Grundsätzlich ist eine ausgesprochen positive Entwicklung des Marktsegments All-Flash-Storage zu beobachten. Daran ändert auch nichts, dass der Umsatz aller Anbieter von All-Flash-Arrays im ersten Quartal 2022 den Zahlen von Gartner zufolge rückläufig war. Einzige Ausnahme: Netapp, das mit seiner positive Entwicklung sogar den Gesamtmarkt ins Plus retten konnte. Nach einem Zuwachs von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal im vierten Quartal 2021 kletterte der Umsatz in dem Marktsegment im ersten Quartal 2022 erneut um 13 Prozent. Der Umsatz mit günstigeren HDD-Arrays und hybriden Storage-Arrays ging im Jahresvergleich übrigens um sechs Prozent zurück.
Zum Einsatz kommen die All-Flash-Produkte laut Gartner zu 62 Prozent im Bereich Primärspeicher, 21 Prozent sind reine Sekundärspeicher. Das wäre bei All-Flash-Arrays noch vor zwei oder drei Jahren undenkbar gewesen. Da kamen die hauptsächlich für anspruchsvolle Umgebungen mit großem Transaktionsvolumen und hohen Anforderungen an kurze Latenzzeiten in die engere Auswahl.
Generell legen Gartner zufolge die Investitionen in Sekundärspeicher derzeit deutlich stärker zu (+8 Prozent) als in Primärspeicher (+2 Prozent). Insgesamt nahm die Kapazität der ausgelieferten externen Storage-Produkte laut Gartner im ersten Quartal 2022 um fünf Prozent zu. Der Anteil von All-Flash-Produkten lag bei 16,8 Prozent. Damit steigerte er sich Vergleich zum Vorjahresquartal um fast ein Drittel.
All-Flash und Objektspeicher nähern sich an
»Im Markttrend sieht man All-Flash mehr und mehr aufkommen«, kommentiert Jochen Kanta, Systemingenieur bei Qumulo, die Entwicklung aus seiner Sicht. »Gerade bei den Legacy-Herstellern gibt es ganz klar einen eindeutigen Trend hin zu All-Flash, da diese ihre alte Software-Architektur, die auf drehende Disks ausgelegt ist, kompensieren.«
Einer der »Legacy-Hersteller« ist Netapp. Für ihn bestätigt Sebastian Hausmann, Senior Manager Solutions Engineering bei Netapp Deutschland, die von Marktforschern und externen Beobachtern konstatierte Entwicklung: »Es waren erfolgreiche zwölf Monate für uns, mit zehn Prozent Umsatzwachstum weltweit im Vergleich zum letzten Geschäftsjahr. Besonders die Bereiche All-Flash, Objektspeicher und Public-Cloud-Services konnten wir ausbauen. Ich würde für Deutschland ergänzen: Cloud ist natürlich das Trendthema, aber der Markt für innovative Lösungen On-Premises ist robust, die Nachfrage ist hoch und die Chancen sind groß.«
All-Flash und Objektspeicher nicht zuletzt in ihrer Kombination, sieht auch Christoph Storzum, Regional Director DACH bei Scality, als Trend der Zukunft allerdings mit Betonung auf »Zukunft«: »Aktuell sehen wir - zumindest in Deutschland - noch keine stärkere Nachfrage nach All-Flash Deployments, auch wenn vereinzelte Use-Cases schon erstes Interesse aufzeigen. Für viele Kunden geht es aktuell beim Thema Object-Speicher heute noch hauptsächlich um große Datenmengen, die effizient und günstig zu berechenbaren Kosten gespeichert und auch ohne Begrenzungen skaliert werden sollen.«
Scality ist jedoch gerüstet. Der Hersteller hat seine Lösung Artesca von Grund auf neu entwickelt, um die Storage Performance von Object-Speicher auf All-Flash-Umgebungen zu optimieren. Erste Performance-Tests der Storage-Performance liegen vor und sind vielversprechend.
»Wir sehen schon einen perspektivischen Weg in die Richtung All-Flash basierter Objektspeicher, um insbesondere neue Performance-hungrige cloud-native Anwendungen zu adressieren«, sagt Storzum. »Da mit den neueren QLC-Flash-Medien größere und günstigere Flash-Möglichkeiten entstehen auch für größere Datenbestände , wird dieser Use-Case mit Sicherheit neue Anforderungen an Object-Storage stellen und damit auch dem Objectspeicher insgesamt zum weiteren Durchbruch als Haupt-Speicherlösung für unstrukturierte Daten und Cloud-Native-Anwendungen verhelfen.«
Niedrige Latenzen bieten viele Vorteile
Leistung alleine ist aber künftig und teilweise auch schon heute nicht mehr das alleinige Kriterium, warum sich Kunden für All-Flash-Produkte entscheiden, merkt Nevzat Bucioglu, Country Manager DACH bei Infinidat, an. »Die wesentlichen Gründe für den Einsatz von All-Flash sind nicht nur die Bandbreite und die I/Os pro Sekunde (IOPS). Was Kunden von einem All-Flash-System vor allem erwarten, ist eine gleichbleibend extrem niedrige Latenzzeit.« Genau hier sieht er auch die Stärke seines Unternehmens: Die Latenz von 35 Mikrosekunden bei der Infinibox SSA II sei »beispiellos« und zusätzlich umfangreiche Funktionen zur Speicherkonsolidierung, hohe Effizienz und geringe Gesamtkosten.
Darüber hinaus muss ein All-Flash-System Bucioglu zufolge Cyberresilienz bieten, um vor Malware und Ransomware zu schützen. Selbst bietet Infinidat dafür unveränderliche Daten-Snapshots, logisches Air-Gapping, eine abgesicherte forensischen Umgebung und »praktisch sofortige Datenwiederherstellung« an. »Unternehmen müssen auch Cyberresilienz auf der sekundären Speicherebene erreichen und eine ähnliche Kombination aus unveränderlichen Snapshots und logischem Air-Gapping wie beim Primärspeicher verwenden«, rät Bucioglu.
KI-Projekte bedingen häufig All-Flash-Arrays
Sven Breuner, Field CTO International bei Vast Data, nennt noch einen Grund für das zunehmende Interesse an All-Flash-Lösungen: KI und Maschinenlernen. »Daten ändern sich in ihrer Form und ihren Zugriffsmustern. Vor zehn Jahren ging es um Datenzeilen und -spalten, heute sehen wir natürlichere Daten. Dinge, die Computer früher nicht analysieren konnten. Diese Datensätze sind so viel größer und benötigen einen sehr schnellen Zugriff, um diese Trainings- und Inferenzalgorithmen auszuführen.«
Zahlreiche Informationen werden zwar schon lange gespeichert, konnten aber bisher nur von Menschen gelesen und analysiert werden. Heute werden zunehmend Bilder, Videos, Tonsequenzen und ähnliches immer häufiger maschinell ausgewertet. »Diese neuen Algorithmen, Workloads und Muster sind sehr unterschiedlich. Wir brauchen schnellen Zugriff auf alle Daten, nicht nur auf die Daten an der Spitze der Pyramide«, betont Breuner. Das erfordere jedoch einen schnellen Zugriff auf alle Informationen und genau das sei die Chance für All-Flash-Lösungen.
»Das Tiering von Speicher und Daten ist die Folge einer Begrenzung«, urteilt Breuner. Heute wollten Unternehmen jedoch schnellen Zugriff auf den gesamten Datensatz. Daher sei das Konzept des Tiering heute obsolet. Die Verwendung von All-Flash ermögliche es, eine neue Architektur aufzubauen und bringe die »Pyramide der Speicherebenen« zum Einsturz.
»Wir sehen diesen Trend weltweit und in mehreren Branchen«, fährt Breuner fort. »Im Zeitalter der KI ist es von enormer Bedeutung, alle Daten sofort verfügbar zu haben. KI ist es egal, ob die Daten sechs Sekunden oder sechs Monate alt sind sie muss alles schnell, im Kontext und im Moment analysieren. Durch die Konsolidierung aller Daten in einem einzigen All-Flash-Tier ist die Verwaltung einfacher und schneller.«
Weniger CO2-Emissionen dank All-Flash-Arrays
Samsung wirbt schon seit über zehn Jahren mit geringerem Stromverbrauch und damit weniger CO2-Emissionen in Rechenzentren als wichtigem Vorteil von SSDs generell und seiner grünen SSDs im Besonderen. Bisher waren die Bemühungen mäßig erfolgreich. Mit allmählich immer strenger werdenden Vorgaben und aktuell stark steigendem Strompreisen finden die Argumente mehr Gehör.
Dazu trägt auch bei, dass Komponentenlieferant Samsung Gesellschaft von Storage-Komplettanbietern bekommen hat. So hat zum Beispiel Huawei im Mai 2022 eine »grüne« Storage-Strategie angekündigt. Dabei spielt die konsequente Adaption von All-Flash eine wichtige Rolle. Laut Assaf Natanzon, Chief Architect of Data Storage bei Huawei, lässt sich mit Solid-State Drives gegenüber HDDs die Leistungsaufnahme um bis zu 70 Prozent reduzieren und dieselbe Kapazität auf der Hälfte des Platzes unterbringen.
Nutzung wiederverwertbarer Materialien, umweltfreundlichere Verpackungsmaterialien und umfassende Rücknahmeangebote für Altgeräte sollen ebenfalls zu einer besseren Umweltbilanz beitragen. Kunden, die selbst klimaneutral werden wollen, müssen so weniger Emissionen kompensieren, ein Faktor, der in den kommenden Jahren immer wichtiger werden wird.
»Der Aufbau einer nachhaltigen Technologieinfrastruktur ist notwendig, um die globale Erwärmung und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen«, erklärt auch Begona Jara, Regional VP Germany & Austria bei Pure Storage. Auf Grundlage eines kürzlich erschienenen ESG-Berichts (Enterprise Strategy Group) nimmt Pure Storage für sich in Anspruch, dass Anwender seiner All-Flash-Lösungen im Vergleich zu Konkurrenzprodukten eine bis zu 80-prozentige Reduzierung der direkten CO2-Emissionen erreichen. »Im Allgemeinen besteht das Ziel moderner All-Flash-Arrays darin, eine bessere Leistung bei Schlüsselkennzahlen wie Kapazität pro Watt, Bandbreite pro Watt und Kapazität pro Höheneinheit zu erreichen, was zu einem insgesamt geringeren Platzbedarf und Stromverbrauch im Rechenzentrum führt«, fasst Jara zusammen.
Eine weitere Gemeinsamkeit zu Huawei ist bei Pure Storage das Bekenntnis zu einer modularen Architektur, die Rechenleistung und Speicherkapazität trennt. Bei Pure Storage heißt die FlashBlade//S. »Speicher-, Rechen- und Netzwerkelemente können flexibel und unterbrechungsfrei aktualisiert werden, was zu einer hochgradig Konfigurierbaren und anpassbaren Datei- und Objektplattform führt, die ein breites Spektrum moderner Workloads abdeckt«, erklärt Jara.
Sie verweist dazu auf die Marktforscher von IDC. Denen zufolge ermöglicht die Disaggregation von All-Flash-Speicherplattformen mehr Flexibilität beim Aufbau hocheffizienter IT-Infrastrukturen. Administratoren könnten so die richtige Balance von IT-Ressourcen für eine bestimmte Arbeitslast zusammenzustellen, um die Kosten zu minimieren und bedarfsgerechte Upgrades auf unterschiedlichen Ressourcen unabhängig voneinander durchzuführen.
Sinkende Preise und Vorteile bei Dedup und Kompression
Zur steigenden Akzeptanz von All-Flash trägt nach wie vor auch die Preisentwicklung bei. Bereits seit längerem ist zu beobachten, dass Unternehmen auch im Nearline-Storage-Bereich SSD statt HDD bevorzugen. Nach Ansicht von Sven Nimmich, EMEA Storage Lead bei Lenovo, ist das inzwischen auch in Deutschland der Fall.
Laut 2021 veröffentlichten Ergebnissen einer von ESG im Auftrag von Scalitydurchgeführten Umfrage, setzen 95 Prozent der Unternehmen Flash-Speicher bereits zumindest für einen Teil ihrer Objektspeicher ein. 23 Prozent sagten sogar, dass sie bereits über eine reine Flash-Objektspeicher-Lösung verfügen. Wesentlich zum Erfolg beigetragen haben, dem Bericht zufolge, neue Flash-Medien mit hoher Dichte und geringeren Kosten vor allem QLC-Flash.
»All-Flash ist inzwischen der Standard im Primärspeicherbereich«, sagt Christian Winterfeldt, Senior Director Data Center Sales, bei Dell Technologies. »Durch die Datenreduktion der Speichersysteme ist die drehende Platte in die Nische der Archive verdrängt worden.« Auch Lenovo-Manager Nimmich sieht die Stärken von Flash vor allem im Zusammenhang mit Datenreduktionstechniken (Dedup und Kompression), da bei deren Nutzung »keine spürbaren Perfomance-Einbrüche« mehr zu befürchten seien. Nicht zuletzt aufgrund der Fortschritte beim NVM-Express-Protokoll NVMe und dessen Erweiterungen etwa NVMe-over-Fabrics gleichen sich die Kosten für All-Flash-Speicher weiter denen von Disk-Systemen an. Da sie gleichzeitig mehr Leistung, geringeren Stromverbrauch und eine vergleichbare Skalierbarkeit versprechen, fällt Firmen die Entscheidung dafür immer leichter.
Veröffentlichung vom 25.05.2021
Dell EMC Powerstore
Dell, nicht nur im Alphabet, sondern auch gemessen an den Umsatzzahlen im Bereich Enterprise-Storage ganz vorne, bietet in der Tradition von EMC eine breite Auswahl an Flash-Storage-Produkten. Das Spektrum reicht von reinen All-Flash-Produktreihen über hybride Produkte und solche, die sowohl als Flash- als auch als HDD-Lösung erhältlich sind bis zu Storage-Lösungen für Anwender, die nicht von Flash profitieren. Allerdings sind die Flash-Produkte nicht immer sofort als solche zu erkennen, weil das Storage-Portfolio von Dell nicht in erster Linie nach der Technik, sondern nach dem anvisierten Einsatzzweck strukturiert ist.
Im Bereich Primärspeicher ist bei Dell vor allem die Produktreihe Dell EMC PowerStore zu nennen. Sie kam im Frühjahr 2020 auf den Markt und wurde laut Hersteller von Grund auf neu konzipiert. Die als Midrange-Storage-Plattform positionierte Reihe basiert auf einer Scale-up- und Scale-out-Architektur für Block- und File-Storage sowie VMware Virtual Volumes (VVOLs). Das durchgängige NVMe-Design und die Unterstützung von Storage-Class-Memory sorgen für eine deutlich höhere Leistung (im Idealfall um den Faktor sieben) als die bisher in dem Segment positionierten, leistungsfähigsten All-Flash-Produkte von Dell.
Für Primärspeicher rückt Dell die neue Produktreihe Powerstore in den Vordergrund.
Sind Deduplizierung und Datenkomprimierung standardmäßig aktiviert, garantiert Dell laut Datenblatt eine Datenreduzierung im Verhältnis 4:1. Maschinelles Lernen und Automatisierung hilft, laut Hersteller, die zur Bereitstellung von Anwendungen und Services benötigte Zeit und die erforderlichen manuellen Eingriffe erheblich zu reduzieren. Zum Beispiel lassen sich die initiale Volumes-Zuweisung, Migration, Lastausgleich und Problemlösung automatisieren.
PowerStoreOS als Container-basierte Software-Architektur ermöglicht eine standardisierte Einrichtung und schnelle Einführung neuer Funktionen. Und von der Nähe von Dell zu VMware profitiert die Produktreihe PowerStore, durch die Integration des Hypervisors ESXi. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten vermarktet Dell als AppsON. Damit können Administratoren Anwendungen direkt auf dem Array bereitstellen, was besonders für datenintensive Workloads an Core- oder Edge-Standorten sowie Infrastrukturanwendungen vorteilhaft sei.
Produktvorstellung in der sgCampus-Mediathek: Dell EMC Powerstore mit Christian Winterfeldt
Dell EMC Powerscale für unstrukturierte Daten
Dells Flash-Lösung für unstrukturierte Daten heißt Dell EMC PowerScale. Auch diese Reihe hat Dell 2020 neu eingeführt. Sie umfasst Poweredge-Server mit einer Höheneinheit, All-Flash- und NVMe-Nodes sowie hybride, All-Flash- und Archiv-Isilon-Nodes mit PowerScale OneFS 9.0 als Betriebssystem. Powerscale-Cluster lassen sich für Speicherkapazitäten zwischen 11 TByte und 60 PByte und bis zu 15,8 Millionen IOPS pro Cluster aufbauen. Gerade in Zeiten, in denen sich Firmen mit Investitionen zurückhalten, könnte interessant sein, dass Dell für die Produktreihe auch mehrere Pay-per-Use-Modelle anbietet.
Die ebenfalls für unstrukturierte Daten gedachte ECS-Reihe hat Dell kürzlich um die All-Flash-Appliance Dell EMC ECS EXF900 erweitert. Sie ist als Grundlage für KI, Maschinenlernen, IoT und Analytics konzipiert. Dell setzt dabei auf NVMe-SSDs in Poweredge-Servern mit 12 oder 24 Laufwerken pro Knoten, von denen sich zwischen fünf und 112 in einem Cluster zusammenschließen lassen. Die Speicherkapazität beginnt bei 230 TByte und reicht bis zu 1,47 PByte pro Rack.
Fujitsu Eternus AF-Serie
Stark vereinfachte, aber anschauliche Einordnung der aktuellen Storage-Trends von Fujitsu und Freeform Dynamics (Grafik: Fujitsu).Laut Fujitsu-Manager Roth kommt das Unternehmen besser als der Gesamtmarkt durch die Pandemie: »Sowohl bei All-Flash- als auch bei hybriden Speichersystemen verzeichnen wir eine ungebrochen hohe Nachfrage im deutschen Markt. Da viele Unternehmen derzeit massive Herausforderungen damit haben, ihre rapiden wachsenden Datenbestände effizient zu verwalten, auszuwerten und zu monetarisieren, wächst zugleich der Beratungsbedarf, um individuelle Strategien für die sogenannte Data-driven-Transformation zu entwickeln.«
Je nachdem, wie diese Strategie aussieht, richte sich dann die Auswahl der passenden Speichertechnologien. Grundsätzlich empfiehlt Fujitsu drei Schritte, um eine Storage-Strategie zu entwickeln und zu entscheiden, welche Technologie ob Cloud, Tape und Massenspeicher, Hybrid Disk, All-Flash oder NVMe die passende ist:
- Unternehmensziele definieren.
- Ermitteln, welche Daten statisch und welche dynamisch sind.
- Workload-Profile erstellen.
Im All-Flash-Bereich bietet Fujitsu drei Produktreihen an: Eternus AF1450, AF250 und AF650. Für Hybrid-Storage gibt es unter dem Begriff Eternus DX insgesamt sieben Produktfamilien. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Unternehmen viel Wert auf die Ausstattung seiner Produkte mit NVMe legt. Das Ungleichgewicht relativiert sich zudem, weil Fujitsu auch die FAS-Serie von Netapp mit vertreibt, in der auch All-Flash-Modelle angeboten werden.
»All-Flash Storage-Lösungen sind für die meisten Unternehmen beim Vorantreiben ihrer Digitalisierung unerlässlich«, berichtet Fujitsus Storage-Experte Roth: »Ihre Performance und extrem geringen Antwortzeiten ermöglicht oft erst, Echtzeit-Prozesse zu realisieren. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive sind All-Flash-Systeme für viele Einsatzbereiche die sinnvollste Technologie.« Er begründet das mit den mittlerweile sehr hohen Kapazitäten, dem geringeren Platz und Strombedarf sowie dem damit einhergehenden, geringeren Kühlungsbedarf und den inzwischen vorhandenen Möglichkeiten, All-Flash-Arrays in Software-defined Storage einzubinden. Neben All-Flash seien aber Hybrid-Systeme, die Flash- und Plattenspeicher vereinen, gefragt. »Sie ermöglichen es, die Vorteile von schnellen Flash-Speichern mit extrem günstigen Plattenspeichern für weniger genutzte Daten in einem einzigen System platzsparend zu kombinieren«, begründet Roth.
Lenovo Thinksystem: NVMe die Zukunft des SAN
Lenovo setzt konsequent darauf, dass sich NVMe durchsetzt. »Die Zukunft des SAN liegt eindeutig im Bereich NVMe bzw. NVMe-oF (-over-Fabric)«, erklärte Lenovo-Experte Sven Nimmich, gegenüber speicherguide.de schon im Frühjahr 2020. An seiner Meinung hat sich bisher nichts geändert.
Auf die Entwicklung vorbereitet hat sich das Unternehmen schon 2019, als es sein Storage-Portfolio mit der Software NVMesh des Partners Excelero erweiterte. Die Software hilft, bei NVMe-Flash das Maximum an Performance und Auslastung zu erzielen. Sie greift dazu auf Methoden zurück, wie man sie von RAID kennt, etwa indem sie mehrere NVMe-Module zu einem großen Storage zusammenfasst, aus dem einzelne Volumes exportiert werden.
Grundsätzlich sieht sich Lenovo im All-Flash-Markt auch deshalb gut aufgestellt, weil es mit der ThinkSystem DM-Serie, den eigenen Servern sowie den Fibre-Channel-Switches der Serie ThinkSystem DB sowohl All-Flash-Systeme als auch Gen6 FC in einer durchgängigen Gesamtlösung anbieten kann vom Server-HBA über das Netzwerk bis zum Storage-Array. Damit sei für Kunden risikolos der nächste Schritt bei NVMe-based Storage möglich.
Den Markt insgesamt sieht Lenovo an einem Wendepunkt, weil die Standards für NVMe-over-Fabrics etabliert und die zugehörigen Produkte nun verfügbar sind. Lenovo verweist auf eigene Tests mit Vdbench, bei denen sich mit NVMe gegenüber Fibre-Channel 1,5-mal mehr IOPS erreichen und sich die Latenzzeiten um mehr als ein Drittel reduzieren lassen selbst wenn noch keine NVMe-SSDs verwendet werden.
Allerdings räumt auch Lenovo ein, dass solch eine Lösung vor allem dann ihre Stärken ausspielen kann, wenn die auch gefragt sind. Also etwa für KI, Maschinenlernen, Echtzeitanalysen oder die Verarbeitung von Online-Transaktionen, aber auch Umgebungen mit sehr vielen VMs, bandbreitenintensivem Zugriff auf SSD-Storage oder bei der Bearbeitung hochauflösender Videos und Rendering-Aufgaben. Oder aus einem anderen Blickwinkel gesehen: Bei der Nutzung von SAP, Oracle-Datenbanken, intensiver Vmware-Nutzung, MySQL-Datenbanken, Verarbeitung von Kreditkartendaten oder großen Systemen für Online-Buchungen, auf einem Fibre-Channel-SAN machen sich die Vorteile beim Umstieg auf All-Flash-Arrays am ehesten bemerkbar.
Netapp AFF- und EF-Serie
Ebenso wie Dell und Fujitsu setzt auch Netapp angesichts der Breite seines Portfolios weniger darauf, Technik an sich zu verkaufen, sondern vielmehr eine Storage-Gesamtlösung. Grundlage ist die Data Fabric genannte Hybrid-Cloud-Strategie. Mit Keystone gibt es auch hier eine Möglichkeit, Storage im Subskriptionsmodell oder über individuelle Finanzierungsmodelle zu erwerben. Manche Kunden, die weiterhin auf On-Premise setzen, kommen allerdings mit dem starken Fokus, den Netapp auf Cloud legt, weniger gut zurecht.
Netapp verfügt schon länger über ein durchgehendes Angebot mit NVMe-Technologie, hat das aber zuletzt noch deutlich erweitert. Im Bereich All-Flash-Storage ist das in drei nach Leistung gestaffelte Serien unterteilt. Auf den Einstiegsbereich zielt die AFF C-190, die EF-Serie deckt den mittleren Bereich ab und am oberen Ende des Leistungsspektrums rangiert die AFF A-Serie.
Mit dem Modell AFF C190 deckt Netapp seit Oktober 2020 bei All-Flash-Storage den Einstiegsbereich ab.
Neuerungen gab es in den vergangenen Monaten an mehreren Stellen, vor allem wurde aber im Einstiegsbereich aktualisiert oder aufgerüstet. Im Oktober neu hinzugekommen ist das Modell AFF A250 mit NVMe-SSDs und NVMe- sowie FC-Host-Connectivity. Netapp spricht hier von »Entry Level« - bezieht das aber auf NVMe. Denn auch die AFF A250 ist bereits für Oracle RAC, SAP HANA, SQL-Server, Openstack oder Hadoop ausgelegt
Aktualisiert hat der Hersteller zudem die AFF A700. Auch sie unterstützt nun durchgängig NVMe sowohl bei SSDs als auch bei der Konnektivität. Den Bedarf nach leistungsfähigen Storage-Produkten im Midrange-Bereich adressiert Netapp auch mit dem neuen Modell FAS500f. In zwei Höheneinheiten bringt der Hersteller hier bis zu 367 TByte Flash-Storage unter. Auch das Modell EF300 gilt bei Netapp als Entry-Level. Es ist ebenfalls ein End-to-End-NVMe-System und sozusagen der kleine Bruder der der EF600 und soll wie die ganze EF-Serie insbesondere Analytics-Anwendungen unterstützen.
Pure Storage mit umfassenden Flash-only Angebot
Das All-QLC-Flash-Array FlashArray C ist bei Pure Storage derzeit das wachstumsstärkste Produkt.Als Anbieter, der direkt mit Flash-Speicher in den Markt eingestiegen ist, wird Pure Storage natürlich nicht müde, dessen Vorteile zu betonen und