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Im Interview: Hewlett-Packard

Gernot Alexander, Produktmanager HP Commercial Storage, HP

Trotz vorherrschendem Backup-to-Disk-Trend führt an Bandlaufwerken und Tapes immer noch kein Weg vorbei. Im Zeitalter des neuen Archivierungstrends wird mit der zunehmenden Auswahl an verschiedenen Lösung Tapes oftmals ein zweites Leben eingehaucht.
Wir sprachen mit Gernot Alexander, Produktmanager HP Commercial Storage bei Hewlett-Packard, über die neue Rolle des klassischen Backup-Mediums Band sowie neueste Backup-Technologien, -Strategien und -Produkte.

Wie verändert sich die Rolle des klassischen Backup-Mediums Band im Zeitalter von Backup-to-Disk? Ist es richtig, dass es zunehmend zum Archivmedium wird?

 Gernot Alexander 
Gernot Alexander
Alexander: Dieses ist nur zum Teil richtig, denn Backup-to-Disk wird bei den meisten Kunden als eine Art zusätzliche hochperformante Sicherheitslösung in die bisherige Backup-Strategie mit implementiert, so dass Disk-to-Disk-to-Tape-Lösungen entstehen. Dass Tape vollständig durch Festplatten ersetzt wird, wird bei den meisten Kunden nicht passieren, da das Tape weiterhin das sicherste, energieeffizienteste und kostengünstiges Medium ist, was auch leicht ausgelagert werden kann. Die Anzahl an unterschiedlichen Tape-Technologien wird sich aber voraussichtlich noch verringern, was auch der Trend der letzten Jahre schon zeigt (LTO- und DAT-Technologie haben sich von den anderen Markttechnologien deutlich abgesetzt). Dieses ist ein Trend, was dem Thema Archivierung geschuldet ist, denn hier sollten die Kunden auf Technologien setzen, die auch noch in mehr als zehn Jahren voraussichtlich verfügbar sind. Was heute aber schon häufiger passiert, ist der Sachverhalt, dass die Daten im Backup-Zyklus erst auf Festplatten gesichert werden (inkrementelle Sicherungen und Full-Backups werden durch Deduplizierung platztechnisch effizient gesichert) und nach einer vorgegebenen Zeit (z.B. nach zwei Wochen oder drei Monaten) dann ausgelagert werden. Gerade die kleinen und mittleren Kunden machen keine Trennung von Backup und Archivierung, so dass Tape hier beide Funktionen erfüllen muss.

Wenn also Tape Richtung Archivierung geht – welche Lösungen werden dann beim Einsatz präferiert?

Alexander: Es geht zum einen eindeutig in Richtung marktbedeutende Technologien, wie z.B. LTO. Hier stehen viele große Firmen dahinter, das wird jetzt vom Anwender akzeptiert. Und zum anderen stellen wir fest, dass der Trend in Richtung Automationslösungen geht. Der Administrationsaufwand sinkt hier enorm, und das kommt beim Kunden an.

Wenn Sie sagen: Automationslösungen – sind das dann eher Autoloader oder Tape-Librarys?

Alexander: Ganz klar Tape-Librarys. Autoloader verkaufen sich auch gut. Aber wenn Tape im Rahmen einer Archivierungslösung eingesetzt wird, dann ist es klar zunehmend eine Tape-Library. Es gibt hier kleinere Modell mit 24 Slots und einem LTO-Laufwerk zum Einstieg, und der Kunde kann hier mit zunehmendem Datenvolumen nach oben skalieren.

Das Thema Archivierung greift jüngst mit den Compliance-Anforderungen immer mehr um sich. Sind Unternehmen aus der Backup-Szene darauf vorbereitet, oder wird dies auch zukünftig ein Gebiet für spezialisierte Archivierungsanbieter sein?

Alexander: Die Kunden sind in den meisten Fällen nicht gut genug auf der Compliance-Thema vorbereitet. Auch die Anforderungen sind nur grob bekannt (z.B. die Aufbewahrungsdauer). Hier werden eindeutige sinnvolle Vorgaben vom Gesetzgeber gebraucht. Das Gebiet der Archivierung wird weiterhin ein Bereich von spezialisierten Archivierungsanbietern, aber auch immer mehr von Gesamtlösungsanbieter sein. Gerade die spezialisierten HP-Storage-Partner versuchen immer mehr, hier Fuß zu fassen (z.B. mit Compliance-Workshops für Kunden).

Auch kleine Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass eine kontinuierliche Datensicherung überlebenswichtig ist. Aber wie ist die Qualität von Backup-Maßnahmen in kleinen und mittleren Betrieben einzuschätzen? Befassen sich KMUs Ihrer Ansicht nach ausreichend mit dem Recovery/Restore der Daten?

Alexander: Wir haben Nachforschungen innerhalb unserer Channel-Partner und unseren Endkunden getätigt und festgestellt, dass lediglich ca. drei Prozent einen schriftlich fixierten Backup- und Disaster-Recovery-Prozessplan haben, d.h. die Gesamtqualität von Backup und Recovery ist nicht gerade optimal. Da die IT in den Unternehmen eher zu viel Arbeit hat, fällt das Thema strategische Backup-Planung meistens unter dem Tisch. Hier besteht noch sehr viel Potenzial für Dienstleistungen.

Auf welche Technologie setzen Anwender vorzugsweise, die Tape heute für Backup verwenden? LTO-3 und LTO-4? Wann kommt LTO-5? Und wie entwickeln sich derzeit DLT, DAT, AIT und andere Technologien auf dem Markt?

Alexander: LTO hat sich als Standardtechnologie im gehobenen Tape-Bereich durchgesetzt (ca. 50 Prozent der Stückzahlen). Gerade in Librarys sind diese Laufwerke fast überall gesetzt. Dabei verkaufen sich in Stückzahlen die LTO-2- und LTO-3-Laufwerke am besten. LTO-4 ist aber stark im Kommen. Die DAT-Stückzahlen schrumpfen zwar leicht, es ist aber trotzdem mit ca. 25 Prozent der Units noch zweitstärkste Technologie. DLT und AIT stehen bei ca. fünf Prozent in Sachen Stückzahlen. Die Entwicklung muss abgewartet werden. Die Generation LTO-5 – entwickelt vom LTO-Konsortium (HP, IBM und Quantum) – wird in der zweiten Jahreshälfte 2009 vorgestellt werden.

Kommen wir noch mal zu DAT. Wenn Sie sagen, es schrumpft – gibt es dann noch eine Nachfolgetechnologie?

Alexander: Auf jeden Fall. Die Roadmap sieht alle zwei Jahre eine neue Generation vor. Aktuell ist DAT-160 das Highend, aber an DAT-320 mit 320 GByte wird bereits ganz klar entwickelt. Ich kann nicht exakt sagen, wann es angekündigt wird. Aber es wird kommen. Die Nachfrage nach einer kostengünstigen Tape-Technologie unterhalb von LTO ist klar vorhanden. Wir sehen ja, dass sich die Stückzahlen bei DAT-160 letztes Jahr fast verdoppelt haben, wogegen sich die DAT-72-Units in etwa halbiert haben. Das tut natürlich weh. Aber der Markt für DAT ist immer noch so groß, dass es sich lohnt, hier aktiv zu bleiben.

Was zeichnet eine gute Backup-Software aus? Welche technische Entwicklung, Neuerungen und Features können Unternehmen von kommenden Software-Generationen erwarten?

Alexander: Eine gute Backup-Software zeichnet sich durch folgende Faktoren aus: Einfaches Lizenzmodell, gute Recovery-Eigenschaften, kann mit virtualisierte Umgebungen umgehen, leichte Bedienbarkeit, Encryption und hohe Zukunftssicherheit. Da wir mit »Data Protector 6.1« zuletzt ein neues Produkt eingeführt haben, das diese Anforderungen erfüllt, ist HP auf die Wünsche des Marktes gut vorbereitet. Wir werden aber in zukünftigen Software-Generationen weiterhin die Anforderungen des Marktes im Auge behalten.

Aber früher kamen durchaus auch andere Backup-Pakete von Mitbewerbern zum Einsatz…

Alexander: Das stimmt. Wir haben zwar Data-Protector immer in HP-Infrastrukturen forciert, aber erst seit der Version 6.0 scheinen wohl alle Funktionen enthalten zu sein, die der Anwender haben will. Wir stellen fest, dass seit 6.0 die Verkäufe deutlich anziehen. Auch unsere Partner bestätigen uns, dass es jetzt ein durchweg rundes Paket ist. Dazu kommt, dass andere Marktbegleiter aus unserer Sicht hier nicht mehr so aktiv sind.

Welche meinen Sie hier speziell?

Alexander: Beispielsweise »Legato«, darauf treffen wir immer seltener auf dem Markt.
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