Franz Bochtler, Geschäftsführer, European IT Storage
RAID-Systeme mit SATA-Platten bilden die perfekte Plattform für Sekundärdaten. Viele Firmen setzen die Technik allerdings sehr kritiklos für ihre Primärdaten ein. Dafür besser geeignet ist SAS. Hier kommt bereits die zweite Generation auf den Markt.
Wir sprachen mit Franz Bochtler, Geschäftsführer bei Eurostor, über den Markt und die künftige Entwicklung.
Was ist beim Einsatz von SATA-Festplatten in RAID-Systemen für Primary- und Secondary-Daten zu beachten? Was sind die Vor-/Nachteile von SATA-Laufwerken?
Bochtler: Also, eine kleine Unterscheidung muss man da vorher machen: Wenn wir von SAS- und SATA-Platten reden, dann sind SAS-Laufwerke normalerweise die, die schneller drehen und »stabiler« designt sind (baugleich mit FC-Festplatten, nur mit anderem Interface). SATA-Drives sind die langsamer drehenden und auf »große Kapazität für weniger Geld« ausgelegten. Dass manchmal typische SATA-Platten alternativ mit SAS-Interface angeboten werden und umgekehrt es auch schon hochdrehende SATA-Platten gab, hat eher praktische Gründe, die sich auf den Einbau in bestehende Systeme beziehen.
Die klassische SATA-Platte also ist langsamer, erstens von der Umdrehungszahl her, zweitens aber auch wenn es um die I/O-Raten geht, bei denen SAS mit der eigenen Intelligenz besser abschneidet. Wesentlich aber ist, dass SATA-Drives nicht für den Zugriff rund um die Uhr gebaut sind. Das ist nicht zu verwechseln mit 24 Stunden unter Strom, was von Enterprise-SATA-Disks durchaus unterstützt wird, sondern bezieht sich auf tatsächliche Zugriffe. Üblicherweise werden hier von den Herstellern 30 Prozent der Zeit vorgegeben.
Das hat natürlich Einfluss auf die Anwendungen: Archive, Backup-to-Disk-Systeme und nicht zu häufig frequentierte Server sind ein optimales Anwendungsgebiet für SATA Festplatten.
Worin unterscheiden sich herkömmliche SATA-Festplatten für den Desktop-Betrieb von SATA-Laufwerken für den RAID-Einsatz? Wie beurteilen Sie die Akzeptanz der »höherwertigen Drives«?
Bochtler: Eingangs hatte ich bereits erwähnt, dass RAID-fähige SATA-Festplatten 24 Stunden unter Strom stehen dürfen, das dürfen normale SATA-Disks nicht. Was aber noch wichtiger ist: Sie sind für den Einbau in Gehäuse mit vielen Festplatten bestimmt, weshalb der Umgang mit Vibrationen viel besser sein muss. Jeder Hersteller hat da seine eigenen »Tricks«.
Die Akzeptanz ist bei unseren Kunden bei 100 Prozent, da wir ausschließlich SATA-Enterprise-Platten in unseren RAID-Systemen verbauen. Der Preisunterschied ist nicht wirklich riesig und die Argumentation ist einleuchtend. Wir müssen da nur selten längere Diskussionen führen.
Aktuell wurden die ersten 2-TByte-Disks vorgestellt. Mit welcher weiteren technischen Entwicklung dürfen Anwender und Handel in den kommenden zwölf Monaten rechnen? Ab wann darf mit SATA III gerechnet werden?
Bochtler: Die Tendenz zu immer größeren Festplatten hat sich deutlich verlangsamt, und das ist auch ok so. In der Regel geht es ja nicht nur um Kapazität, sondern auch um Durchsatz. Und der wird nur durch mehrere Spindeln erzeugt. Wenn es also nicht um RAIDs mit 20 TByte und mehr geht, wird man eher mehrere kleinere Platten verwenden. Bei richtig großen Archiven beispielsweise, sind die 2-TByte-Platten aber durchaus etwas, worauf unsere Kunden warten. Ansonsten ist wohl nicht viel zu erwarten. Dieses Jahr dürfte SATA III noch keine Rolle spielen.
Welche Neuerungen und Vorteile bringt SATA III?
Bochtler: Eigentlich erst mal keine: Die höhere Performance kann eine einzelne Platte sowie nicht liefern, und im Moment freuen sich die Kunden mehr, wenn die bestehenden Disk-Hersteller zuverlässige Hardware liefern.
Künftig sollen vermehrt 2,5-Zoll-Festplatten in Disk-Arrays zum Einsatz kommen. Wie sehen Sie hier den aktuellen Stand? Welche Vor-/Nachteile bringt der kleinere Formfaktor mit sich?
Bochtler: Das ist zwar schon eine ganze Weile im Kommen, aber immer noch viel zu wenig. Der Stromverbrauch ist durch die kleinere Datenscheibe wirklich drastisch niedriger, und wenn man die Folgekosten der kleineren Klimaanlagen auch noch dazu rechnet spart man eine Menge Geld. Auch wenn man mehr Platten für die gleiche Kapazität braucht – was sich ja in der Regel positiv auf die Performance auswirkt – der Stromverbrauch pro TByte ist, wenn man den Herstellerdaten folgt, um zwei Drittel geringer.
Welches sind die Vor-/Nachteile von Disk-Arrays die SAS und SATA im Mischbetrieb unterstützen? Wie beurteilen Sie die Nachfrage und Akzeptanz? Welches Bestückungsverhältnis wird typischerweise verlangt?
Bochtler: Bei unseren RAID-Systemen haben wir überhaupt keine Probleme mit Mischbestückungen. Wenn das Gehäuse ordentlich gebaut ist, bekommt man das hin ohne Performance-Verluste durch Vibration. Der Vorteil für Kunden und Hersteller ist groß: Der Systemadministrator kann seinen Datenplatz effizienter verwalten, der Hersteller wird über kurz oder lang keine Unterscheidung mehr machen müssen zwischen SAS- und SATA-RAIDs. Auch für den reinen SATA-Kunden ist es ein Vorteil, denn SAS-fähige RAIDs haben in der Regel Erweiterungsports und das ist ja gerade auch für riesige SATA-Archive nützlich. Das Mischungsverhältnis bei Kombisystemen ist meist 1:1 in der Stückzahl (was mehr SATA- als SAS-Kapazität bringt, da dort größere Platten verwendet werden), denn dann bleiben die einzelnen RAID-Sets groß genug um optimale Performance zu bringen.
Was zeichnet generell ein gutes RAID-System (SATA oder SAS/SATA) aus? Worauf sollten Unternehmen beim Kauf beachten?
Bochtler: Von guter Verarbeitungsqualität – bei Gehäusen und Festplatten abgesehen – sind es zunehmend Flexibilität der Erweiterung (von RAID-Sets oder gar von Volumes) und Virtualisierungs-Features wie Replikation und Snapshots, die von Kunden nachgefragt werden. Aber mehr kosten sollte es natürlich nicht.
Ein Tipp: Interessenten sollten auch auf einfache Verwaltbarkeit achten. Wenn nach zwei Jahren sauberer Funktion eine Umstrukturierung der Datenbereiche beabsichtig wird, kann sich kaum jemand an die anfängliche Schulung am System erinnern.
Inwieweit konnte SAS paralleles SCSI verdrängen? Inwieweit muss sich SAS mit Fibre-Channel messen?
Bochtler: Wenn man bedenkt wie viele Probleme es immer wieder mit Störungen auf dem parallelen SCSI-Bus gab und gibt, wundert man sich, dass der Wechsel nicht viel schneller ging. Intern zu den Platten ist der Wechsel praktisch vollzogen. Extern geht es doch immer noch langsam voran. Dabei gibt es kaum etwas, was gegen SAS als externen Bus spricht, außer dass es heute noch nicht selbstverständlich möglich ist, mehrere Laufwerke an einen Rechnerport anzubinden. Das hat man aber auch bei parallelem SCSI schon lange nicht mehr sinnvoll machen können.
Gegenüber Fibre-Channel ist SAS viel günstiger. Daher ist es für Direct-Attached-Storage ideal, wenn nicht viele Devices an den gleichen Rechner angeschlossen werden sollen.
Welchen Stand hat aktuell die zweite SAS-Generation? Wie beurteilen Sie die Nachfrage, Liefersituation und Marktreife?
Bochtler: Ich denke, da ist der Markt noch ganz am Anfang. Bisher spielt SAS II noch keine entscheidende Rolle und der Performance-Vorteil ist auch noch nicht relevant. Intern zur einzelnen Platte spielt es keine Rolle, weil die Festplatten keine sechs Gbit an Daten bereitstellen können. Extern wird es eher eine Rolle spielen, sobald externe RAID-Controller mit SAS II zur Verfügung stehen. Denn die theoretisch möglichen zwölf Gbit der bisherigen vier gebündelten Leitungen sind nach unseren praktischen Tests selbst bei guter Koordination von vier Streams nicht zu erreichen. Da muss auch auf der Server-Seite wie bei den RAID-Controllern noch viel passieren.
Welche konkreten Vorteile bietet SAS II außer der schnelleren Performance?
Bochtler: Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob da noch besondere Features geplant sind. Bei den momentanen neuen Produkten ist außer den sechs Gbit nicht viel zu entdecken.