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Im Interview: LSI

Mario Vosschmidt, European Alliance Manager, LSI

RAID-Systeme mit SATA-Platten bilden die perfekte Plattform für Sekundärdaten. Viele Firmen setzen die Technik allerdings sehr kritiklos für ihre Primärdaten ein. Dafür besser geeignet ist SAS. Hier kommt bereits die zweite Generation auf den Markt.
Wir sprachen mit Mario Vosschmidt, European Alliance Manager bei LSI, über den Markt und die künftige Entwicklung.

Was ist beim Einsatz von SATA-Festplatten in RAID-Systemen für Primary- und Secondary-Daten zu beachten? Was sind die Vor-/Nachteile von SATA-Laufwerken?

 Mario Vosschmidt 
Mario Vosschmidt
Vosschmidt: SATA-Laufwerke sind grundsätzlich nicht für Dauerbelastungen konzipiert. Die Hersteller geben Duty-Cycles in der Größenordnung von 30 Prozent an. Damit ist nicht die Einschaltdauer gemeint, sondern die Zeit in der die Disk-Drives »Arbeit« verrichten müssen, also die Köpfe sich bewegen. Es gibt Hersteller, die behaupten, dass sie ein solches Lastprofil mit intelligenter Datenverteilung auf den SATA-Platten erreichen, der Beweis fehlt allerdings bisher.

Worin unterscheiden sich herkömmliche SATA-Festplatten für den Desktop-Betrieb von SATA-Laufwerken für den RAID-Einsatz? Wie beurteilen Sie die Akzeptanz der »höherwertigen Drives«?

Vosschmidt: Namhafte Hersteller verbauen in ihren RAID-Systemen ausschließlich SATA-Laufwerke der Enterprise-Klasse, daher stellt sich das Problem der Akzeptanz nicht. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Bastellösungen vermarktet werden, die Laufwerke beliebiger Qualität verwenden, insbesondere wenn der Anwender ausschließlich den Preis als Entscheidungskriterium heranzieht. Im kommerziellen Umfeld besteht durchaus der Wunsch und sogar die Pflicht, IT mit hinreichender Qualität zu betreiben.

Aktuell wurden die ersten 2-TByte-Disks vorgestellt. Mit welcher weiteren technischen Entwicklung dürfen Anwender und Handel in den kommenden zwölf Monaten rechnen? Ab wann darf mit SATA III gerechnet werden?

Vosschmidt: Die Konzentration von großen Datenmengen auf wenigen Laufwerken erzeugt ein enormes Risiko für den Betreiber, das oft bei der Planung nicht bedacht wird. Natürlich haben diese Laufwerke ihren Nutzen, sie sollten jedoch in Applikationen eingesetzt werden, die entweder einen gleichförmigen Datenstrom erzeugen, also Backup/Restore oder dort wo auf die Bestände relativ selten zugegriffen wird, also Archive.

Welche Neuerungen und Vorteile bringt SATA III?

Vosschmidt: Die SATA III-, oder besser SATA-6Gb/s-Standardisierung ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Vor der aktuellen Marktsituation ist es schwierig, Vorhersagen über Investitionen und die Akzeptanz neuer Technologien zu treffen. Die treibende Kraft ist sicherlich die enorme Datenrate von SSDs oder ähnlich schnellen Disk-Emulationen. Das heißt auch, dass die Entwicklung von SATA-6Gb/s eng an die Marktpenetration dieser relativ teuren Technologie gekoppelt ist.

Künftig sollen vermehrt 2,5-Zoll-Festplatten in Disk-Arrays zum Einsatz kommen. Wie sehen Sie hier den aktuellen Stand? Welche Vor-/Nachteile bringt der kleinere Formfaktor mit sich?

Vosschmidt: Die 2,5-Zoll-Disks bringen eine ganze Reihe von Vorteilen, unter anderem höhere Packungsdichte für die Anzahl der Laufwerke in vorgegebenem Raum und eine bessere Energieeffizienz, weil weniger Masse bewegt wird. Anwender von I/O-intensiven Anwendungen werden begrüßen, dass kleinere Kapazitäten zur Verfügung stehen und damit die Informationsdichte je Disk reduziert werden kann. Damit erhöht sich die I/O-Leistung im Bezug auf die Kapazität, die von Anwendern von OLPT-Applikationen, also Datenbanken, immer wieder gefordert wird. Wir werden in 2009 und den Folgejahren ein deutliches Wachstum des kleinem Formfaktors sehen, auch in Enterprise-Arrays.

Welches sind die Vor-/Nachteile von Disk-Arrays die SAS und SATA im Mischbetrieb unterstützen? Wie beurteilen Sie die Nachfrage und Akzeptanz? Welches Bestückungsverhältnis wird typischerweise verlangt?

Vosschmidt: Die Mischbestückung ist ein rein mechanisches Problem, das unterschiedliche Schwingungsverhalten der Disks ist der Auslöser. Die Systemhersteller haben dafür unterschiedliche Lösungen und Empfehlungen, sie sollten bei der Herstellerauswahl diesen Aspekt berücksichtigen. Die Bandbreite der Bestückungen umfasst das gesamte Spektrum, es gibt keinen typischen Kunden.

Was zeichnet generell ein gutes RAID-System (SATA oder SAS/SATA) aus? Worauf sollten Unternehmen beim Kauf beachten?

Vosschmidt: Gute RAID-Systeme sollten keinen »Single point of failure« aufweisen und für Wartung keine Stillstandzeit verlangen. Meist werden die Systeme als zentrale Komponenten eingesetzt und für eine Vielzahl von Anwendungen gleichzeitig benutzt. Das setzt voraus, dass der Hersteller über entsprechende Wartungskonzepte verfügt, die dem Anwender die Einhaltung der Service-Levels ermöglichen. Beratung über die Möglichkeiten und Grenzen des Systems im Vorfeld der Beschaffung ist ein unbedingtes Muss, eine Beschaffung nur auf der Basis der Kapazität und des Preises sind unsinnig. Dabei wird auch die Entscheidung fallen, inwieweit preiswerte SATA-Technologie überhaupt zum Einsatz kommen kann.

Inwieweit konnte SAS paralleles SCSI verdrängen? Inwieweit muss sich SAS mit Fibre-Channel messen?

Vosschmidt: Das Thema Parallel-SCSI hat sich weitestgehend erledigt. Neuinstallationen werden ausschließlich in SAS-Technik ausgeführt.
SAS wird in absehbarer Zeit Fibre-Channel als Plattenschnittstelle überholen, vermutlich sogar ablösen. Es bestehen keine Notwendigkeit und kein Nutzen darin, die Disk-Interface in FC auszuführen, da es sich um ein lokales Problem mit kurzen Verbindungswegen handelt. Anders verhält es sich mit den Schnittstellen zwischen den Drive-Trays und zum Host selbst, dort ist die größere Kabellänge und die Handhabung der Kabel einfacher.

Welchen Stand hat aktuell die zweite SAS-Generation? Wie beurteilen Sie die Nachfrage, Liefersituation und Marktreife?

Vosschmidt: Der Schritt zu 6-Gbit/s SAS wird in den kommenden zwei Jahren auf großer Breite vollzogen. Die Produkte sind im Allgemeinen in der letzten Entwicklungsphase und teilweise auch schon verfügbar. HBAs in 6-Gbit-Technologie sind schon da, komplexere Systeme werden bald folgen.

Welche konkreten Vorteile bietet SAS II außer der schnelleren Performance?

Vosschmidt: Schnellere Schnittstellen bedeuten ja nicht automatisch bessere Performance, es kommt immer auf das Zusammenspiel aller beteiligten Komponenten an. Wesentliche Verbesserungen im 6-Gbit-SAS-Umfeld betreffen die Koordination von dem Netz hinzugefügten Komponenten, pro-aktives Beobachten des Zustandes, Fehlerkerkennung und Beseitigung. Insgesamt wird die Zuverlässigkeit von SAS noch einmal erhöht, auch im Hinblick auf die Datenintegrität auf dem Transportweg.
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