Anzeige

Im Interview: Transtec

Marco Poggioli, Product Manager Storage, Transtec

RAID-Systeme mit SATA-Platten bilden die perfekte Plattform für Sekundärdaten. Viele Firmen setzen die Technik allerdings sehr kritiklos für ihre Primärdaten ein. Dafür besser geeignet ist SAS. Hier kommt bereits die zweite Generation auf den Markt.
Wir sprachen mit Marco Poggioli, Product Manager Storage bei Transtec, über den Markt und die künftige Entwicklung.

Was ist beim Einsatz von SATA-Festplatten in RAID-Systemen für Primary- und Secondary-Daten zu beachten? Was sind die Vor-/Nachteile von SATA-Laufwerken?

Anzeige

 Marco Poggioli 
Marco Poggioli
Poggioli: SATA-Festplatten sind zum heutigen Stand fast uneingeschränkt in RAID-Systemen einsetzbar. Die Einschränkung ergibt sich natürlich aus der niedrigeren I/O-Performance und den höheren Latenzzeiten. Der Einsatz von SATA-Festplatten für I/O-intensive Anwendungen oder Vmware ESX Server kann lastabhängig zu I/O-Timeouts oder instabilem Betrieb führen.
Wichtig ist vor allem ein gutes Sizing mit dem Kunden im Vorfeld – einige Grundparameter hierfür sind die Anzahl der User, der Bandbreitenbedarf, die heute erzeugten I/Os im normalen Betrieb und zu Spitzenzeiten sowie das einzuplanende Wachstum der nächsten drei bis fünf Jahre.
Die Ausfallraten (Annual-Failure-Rates) von Enterprise-SATA-Festplatten unter Dauerlast sind immer noch höher als für SAS-Pendants. Aber das ist handhabbar und sollte kein Argument kontra SATA mehr sein.

Worin unterscheiden sich herkömmliche SATA-Festplatten für den Desktop-Betrieb von SATA-Laufwerken für den RAID-Einsatz? Wie beurteilen Sie die Akzeptanz der »höherwertigen Drives«?

Poggioli: Wir beobachten eine sehr hohe und zunehmende Akzeptanz der Enterprise-SATA-Festplatten. Desktop-Laufwerke werden teilweise nicht mehr für den Server- und RAID-Betrieb akzeptiert.
Auf der Pro-Seite der Enterprise-Disks stehen vor allem eine geringere Fehlerrate unter hoher Dauerlast (Duty-Cycle), verbesserte Temperatur- und Vibrationstoleranz sowie schnellere Fehlerbehandlungsroutinen. Die neuen Dual-SAS-ported SATA-Festplatten bringen zusätzliche Vorteile in redundanten Speichersystemen.
Auf der Kontra-Seite stehen zuweilen Firmware-Probleme, die bautechnische Vorteile überkompensieren können. Für uns als OEM-Systemintegrator bedeutet dies einen erhöhten Test- und Patch-Aufwand – auch Enterprise-Festplatten sind nicht »sorglos« universell einsetzbar. Bei Anwendern mit geringer Laufwerksanzahl können die Vorteile von Enterprise-SATA-Drives zudem im statistischen Grundrauschen untergehen – eine positive Erfahrung ist nicht garantiert. Für Anwender wie das europäische Teilchenlabor CERN mit PBytes an Storage sind Enterprise-Festplatten jedoch unabdingbar.

Künftig sollen vermehrt 2,5-Zoll-Festplatten in Disk-Arrays zum Einsatz kommen. Wie sehen Sie hier den aktuellen Stand? Welche Vor-/Nachteile bringt der kleinere Formfaktor mit sich?

Poggioli: 2,5-Zoll-Festplatten könnten im ersten Schritt die Nachfrage nach externem Storage verlangsamen. Bis zu 20 SAS-SFF-Laufwerke in einem 2U-Server sind für viele nicht-geclusterte oder virtualisierte Applikationen völlig ausreichend. Im Zweifel lässt sich auch noch eine JBOD anschließen.
Die kommende Generation der 2,5-Zoll-Festplatten mit 146 GByte Kapazität (15.000 U/min) ist ein wichtiger Schritt. Es könnten aber noch zwei Jahre ins Land gehen, bis externe 2,5-Zoll-Speichersysteme breitflächig zum Einsatz kommen. Das Angebot ist heute zudem noch begrenzt – Infortrend war letztes Jahr Trendsetter, DotHill ist jüngst nachgezogen, aber wichtige Player fehlen.
Die Nachfrage wird bei uns von Enterprise-Kunden und Rechenzentrenbetreibern dominiert. Die Vorteile der 2,5-Zoll-Festplatten sind für diese Kunden hoch interessant – eine mehr als 100 Prozent höhere I/O-Leistung pro Stellfläche, 40 bis 50 Prozent geringerer Stromverbrauch und Kühlungsanforderungen sowie die Möglichkeit zum Einsatz von 2,5-Zoll-Enterprise-SSDs wie Intels X25-E oder STECs MACH8.

Welches sind die Vor-/Nachteile von Disk-Arrays die SAS und SATA im Mischbetrieb unterstützen? Wie beurteilen Sie die Nachfrage und Akzeptanz? Welches Bestückungsverhältnis wird typischerweise verlangt?

Poggioli: Werden die Disk-Arrays richtig, sehen wir heute keine Nachteile im Mischbetrieb mehr. Die Nachfrage nach RAIDs mit SAS/SATA-Mischbetrieb ist sehr hoch, bieten sie doch in der Regel eine bessere Performance, Skalierbarkeit und natürlich Flexibilität. Durchschnittlich werden Single-Controller-Systeme zu zwei Drittel mit SATA-Festplatten und Dual-Controller-Systeme zu zwei Drittel mit SAS-Laufwerken bestückt. SATA-only Disk-Arrays werden zumeist nur noch für jene Applikationen nachgefragt, für welche SAS-Festplatten schlicht unsinnig wären.

Was zeichnet generell ein gutes RAID-System (SATA oder SAS/SATA) aus? Worauf sollten Unternehmen beim Kauf achten?

Poggioli: Bei der Beurteilung eines neuen RAID-Systems schaue ich als Produktmanager zuerst genau auf die Architektur des Controllers und die I/O-Busstruktur, um das Leistungspotenzial einzuschätzen. Was für Embedded Prozessoren wurden verwendet, gibt es Hardware-Engines für die RAID-Berechnungen, über wie viele Busse sind Festplatten, Cache und Host-Schnittstellen angebunden?
In den oberflächlichen Leistungsmerkmalen sind viele RAID-Systeme heute vergleichbar. Die feinen aber wichtigen Unterscheidungs- und Leistungsmerkmale von Controllern und Management-Software findet man dann häufig nicht in den Marketingprospekten und Datenblättern, sondern gut verteilt in den Handbüchern. Damit die höhere Fehlerrate von SATA-Festplatten nicht zum Datenverlust führt, sind diese kleingedruckten Features aber enorm wichtig.
Können Festplatten-Schreibvorgänge zum Beispiel verifiziert und Write-Holes verhindert werden? Kann der Festplatten-Cache deaktiviert werden, wenn keine USV vorhanden ist? Werden ausfallgefährdete Festplatten durch individuell einstellbare Grenzwerte in den SMART-Parametern automatisch aussortiert? Können Rebuild-Vorgänge priorisiert werden und hat das System genügend Leistungsressourcen für solche? Sind Background-Checks über Scheduler periodisch zu lastarmen Zeiten automatisch durchführbar? Wo werden Systeminformationen abgelegt – im Controller (nicht servicefreundlich), auf allen Festplatten oder im Worst-Case schön verteilt auf beiden? Wird Disk-Roaming unterstützt, kann ich meine Festplatten also bei einem Systemwechsel einfach mitnehmen? Welche Energiespar- oder speziellen Performance-Modi werden unterstützt? Und so weiter und so fort.
Der Kunde sollte vor einer Kaufentscheidung nicht Handbücher studieren müssen – wobei es aber auch nicht schadet, an die Quelle zu gehen, wenn man die Zeit findet. Anbieter sollten zumindest auf Nachfrage eine Liste der wesentlichen Soft-Facts erstellen können. Auch sollte man als Kunde im Zweifelsfall ruhig nach einem Testsystem oder Probekauf fragen.

Inwieweit konnte SAS paralleles SCSI verdrängen? Inwieweit muss sich SAS mit Fibre-Channel messen?

Poggioli: Paralleles SCSI als Festplatte hat bereits ausgedient, ausgenommen Industriekunden mit langen Qualifikationszyklen. Zur Jahresmitte wird wohl der Abgesang von Ultra320-SCSI als Host-Schnittstelle eingeläutet.
SAS-/SATA-Festplatten werden den Markt für Entry- und Midrange-Arrays dominieren. FC-Drives sind für uns bereits heute ein Auslaufmodell. Das Schicksal von FC wird aber von den Global-Playern EMC und LSI Logic bestimmt.
Anzeige