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Im Interview: CBL Datenrettung

Steven Trace, Geschäftsführer, CBL Datenrettung

Die Haltbarkeit von Datenträgern ist ein entscheidender Faktor einer jeden Datensicherungs- und Archivierungsstrategie. Der Lebenszyklus von optischen Medien und Magnetbändern ist begrenzt. Die Praxis zeigt, dass sich Firmen hierüber oft genug keine Gedanken machen.
Wir sprachen mit Steven Trace, Geschäftsführer bei CBL, über den Umgang mit Datenträgern.

Wie beurteilen Sie die Datensicherheit von Magnetbändern bzw. optischen Datenträgern? Wo sehen Sie die Vor-/Nachteile der beiden Technologien?

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 Steven Trace 
Steven Trace
Trace: Die Datensicherheit ist bei Magnetbändern recht hoch und dank einer Haltbarkeit von mindestens 20 Jahren sind sie auch für Langzeitarchivierung geeignet – sachgemäße Lagerung vorausgesetzt. Bänder bieten sich für automatisierte Sicherungsvorgänge an. Das Rücksichern von Daten ist allerdings meist sehr zeitaufwändig. Optische Datenträger, also CDs und DVDs, sind weit weniger haltbar und die Gefahr der Beschädigung ist höher, dafür ist der Transport der Datenträger einfacher und die Laufwerke sehr viel günstiger als Bandlaufwerke und als PC-Standard weit verbreitet. Fehlerhafte Daten kommen bei optischen Datenträgern durch Brennfehler häufiger vor und werden leicht übersehen.

Welche Gefahrenquellen lauern erfahrungsgemäß im Unternehmensalltag auf Datenträger? Wodurch gehen Datenträger häufig kaputt?

Trace: Magnetbänder werden oftmals viel zu lange benutzt und nicht rechtzeitig ausgetauscht. Durch Alterungserscheinungen ergeben sich defekte Sektoren und die Bänder können reißen. Zudem lagert sich auf den Leseköpfen eine Art Abrieb ab, der sich verhärten und Bänder zerstören kann. Wenn Bandlaufwerke zu selten überprüft werden, kann sich die Justierung der Leseköpfe ändern, so dass die Bänder nicht mehr gelesen werden. Bei optischen Speichermedien besteht durch Multisession-Brennen die Gefahr mangelnder Datenintegrität. Die häufigsten mechanischen Schäden entstehen durch Verkratzen der Oberfläche.

In Großkonzernen dürften Speichermedien ausreichend sicher und geschützt aufbewahrt werden. Wie sehen Sie dies in mittelständischen und kleinen Betrieben? Sind sich die Verantwortlichen der möglichen Gefahren überhaupt bewusst?

Trace: Leider oft nicht, erst bei einem Datenverlust im Unternehmen wird das Versäumnis schmerzlich bewusst. Aus unserer Erfahrung als Datenretter sehen wir, mit welch erstaunlicher Sorglosigkeit Magnetbänder unzureichend sicher aufbewahrt werden. Oftmals sind diese neben dem Schreibtisch oder sogar neben elektrischen Geräten gelagert, die die Bänder entmagnetisieren und damit die Daten zerstören. Auch mit CDs und DVDs wird häufig wenig pfleglich umgegangen - bis das Medium total zerkratzt und damit unlesbar ist.

Machen sich Anwender und Unternehmen genügend Gedanken bei der Wahl ihrer Backup- und Archivdatenträger? Was sollten IT -Manager bei der Archivierung und beim täglichen Backup beim Umgang mit Datenträgern beachten? Was wird beim Umgang mit Datenträgern meist falsch gemacht?

Trace: Ein grundsätzliches Problem das wir sehen, ist unabhängig vom eingesetzten Datenträger: Es muss überprüft werden, ob das Backup tatsächlich gelungen ist und sich die Daten zurücksichern lassen. Für Data-Recovery muss es einen Plan geben: Es muss festgelegt werden, welche Daten zuerst wiederhergestellt werden müssen, um das Unternehmen handlungsfähig zu halten und der Rücksicherungsprozess sollte im Sinne eines Feueralarms geübt werden. Bezogen auf Bänder sind die häufigsten Fehler die zu lange Nutzung des Mediums, die mangelnde Wartung der Laufwerke und unzureichende Backup-Pläne, die beispielsweise dazu führen, dass Sicherungen zu schnell wieder überschrieben werden. Bei der Sicherung auf optische Medien handelt es sich oft um Billiglösungen und entsprechend sind die Fehler, die gemacht werden: Zur vermeintlichen Kostenersparnis werden Multisession CDs/DVDs gebrannt und meist werden die Daten schlicht zu selten gesichert. Der Zeitrahmen sollte darauf angepasst werden, wie schnell sich die Stammdaten verändern. Am besten ist immer noch die tägliche Datensicherung.

In welchen Abständen sollten Ihrer Meinung nach Bandmedien bzw. optische Datenträger gegen neue getauscht werden?

Trace: CDs und DVDs sollte man nur einmal benutzen und nicht wieder beschreiben. Datenbänder sollten nach sechs Monaten ausgetauscht werden, auch wenn die Bänder noch einwandfrei erscheinen. Bei Zweifeln am Zustand der Kassetten oder Bänder müssen diese immer sofort ausgetauscht werden.

Welchen Rat geben Sie IT- Verantwortlichen zur möglichst optimalen Aufbewahrung und Pflege von Datenträgern?

Trace: Generell müssen Backup und Archivierung exakt protokolliert und dokumentiert sein, das Wissen darüber auf mehrere Schultern verteilt und Datenträger eindeutig beschriftet sein. Die Rücksicherung muss regelmäßig getestet, Laufwerke überprüft und Medien ausgetauscht werden. Medien sollten kühl, trocken, dunkel und feuersicher gelagert werden. Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt bei 20 bis 40 Prozent, die Raumtemperatur sollte maximal 25 Grad betragen und vor allem nicht schwanken. Bänder müssen außerdem fern von Magnetfeldern gelagert werden. Vor dem Einsatz der Datenbänder und nach Transporten sollten diese 24 Stunden an die Umgebung gewöhnt werden. Zur Katastrophensicherheit gehört zusätzlich die von den Primärdaten räumlich getrennte Lagerung.
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