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Im Interview: IBM

Ralf Maria Colbus, Storage Evangelist, IBM

Anwender haben die Qual der Wahl, wenn es um Disk-Subsysteme geht. Allerdings bietet die breite Auswahl ein hohes Maß an Funktionalität, die es zuvor nur in Enterprise-Lösungen gab. Neue Technologien machen die Systeme zudem leistungsfähiger und sicherer. Für die Wahl des richtigen Geräts muss der IT-Verantwortliche nach wie vor auf mehr als nur den Preis achten, IT-Umgebung und Einsatzszenarien spielen hier eine wichtige Rolle.
Wir sprachen dazu mit Ralf Maria Colbus, Storage Evangelist bei IBM.

Die Anzahl der Disk-Array-Anbieter ist immer noch nahezu unüberschaubar. Gibt es noch Alleinstellungsmerkmale oder ist es für den Anwender quasi unerheblich, bei wem er seine Lösung erwirbt?

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 Ralf Maria Colbus 
Ralf Maria Colbus
Colbus: Stellen wir uns einen Kunden vor, der jetzt in ein RAID investiert und am Ende des Jahres ohne den Speichersteller vor einem Problem steht. Dies wird ein zusätzliches Kriterium bei der Wahl des Speicher- und Disk-Herstellers werden. Ein weiteres Kriterium ist, wie die Frage schon richtig darstellt, der Lösungsansatz. Nur der Hersteller, der ganzheitlich alle Speicherbereiche adressieren kann, hat ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Das »Featurecode«-Spiel – das heißt, Hersteller, die extremes Augenmerk auf die Ausstattungsliste ihrer Systeme legen – wird hier immer unwichtiger. Der ganzheitliche Ansatz muss stimmen. Wir tragen dem durch das Konzept »Dynamic Infrastructure« Rechnung.

Die Software ist eigentlich das Entscheidende, was den »dummen« Plattenstapel zur intelligenten Systemlösung werden lässt. Bietet es sich da nicht an, reine Software-Lösungen zu kaufen? Wo liegen die Vorteile vorkonfigurierter Appliances?

Colbus: Die Tendenz geht ganz klar in Richtung der Software und der Verlagerung der Intelligenz »nach oben«, also in die Filesysteme oder in den Software-Stack. Wir sind in der Lage, genau diese zwei Optionen – je nach Umfeld – anbieten zu können. Der erste Ansatz heißt intelligente Software und einfaches System und bietet den Vorteil der Flexibilität. Komponenten können einfach ausgetauscht oder ergänzt werden – dies gilt für Produktivsysteme, Backup und Archivierung. Solche Ansätze nutzen wir zum Beispiel bei »SOFS« (Scale Out File System) oder auch in »XIV«. XIV beruht auf Standard-Komponenten in Verbindung mit intelligenter Software für Grid-Storage. Der zweite Ansatz heißt Appliance und hat den Vorteil, dass die Komplexität solcher Systeme in der Regel geringer ist und sich der Anwender nur in ein System »einlernen« muss. Welche Lösung eingesetzt wird, entscheidet also der Kunde nach seinen Präferenzen.

Die Preise der Flash-Technologie fallen weiter. Wie verändern Solid-State-Disks die Architektur von Disk-Arrays? Welche Vorteile kann der Anwender erwarten und vor allem zu welchen Preisen? Lohnt sich der Einsatz dieser Technik in Subsystemen?

Colbus: SSD-Technologie passt – und das sei hier deutlich gesagt – nicht für alle Applikationen und ist wie Datendeduplizierung, Thin-Provisioning oder FCoE kein Allheilmittel. Wenn sie allerdings passt – das heißt, wenn der Workload den Preis rechtfertigt – dann ist sie schlichtweg ideal.
Doch welchen Workload legt man nun auf SSD? Hier sollte die Software beziehungsweise die Applikation erkennen und entscheiden, welche Bereiche sie dynamisch auf welches Medium verlagert. Tut sie das nicht, hat der Administrator wieder einen höheren Mehraufwand. SSD alleine ist wiederum nur ein Teil einer Lösung. Wir werden dieses Jahr in allen Systemen SSD einsetzen – sogar in unserem »SVC« (Storage Virtualisation Controller), der dann ein noch besseres Storage-Tiering unterstützt und dynamisch die Workload verlagern kann, bei deutlich höherer Performance.

Ein weiterer Paradigmenwechsel zeigt sich bei der FC-Technologie, die auf lange Sicht an ihre technischen Grenzen gerät. Kommt als Nachfolger nur SAS in Frage oder zeichnen sich andere Alternativen ab?

Colbus: Wir haben schon jetzt sehr »radikale« Ansätze. Stellen wir uns ein Subsystem vor, das nur aus SSD- und SATA-Drives besteht. Warum? Ein heutiges durchschnittliches Disksystem hat in der Regel nur 20-30 Prozent wirklich hohe Performance-Spots, die restlichen 70 Prozent sind eher hoch-kapazitiv. Aus Sicht der Energieeffizienz ist ein solches System sehr gut. Warum also überall FC einsetzen? Langfristig können wir uns vorstellen, dass solche Hybriden im Markt zum Einsatz kommen werden.

Welche Rolle spielt die Sicherheit beziehungsweise Sicherheitsfunktionen bei Disk-Arrays. Gibt es hier Integrationen oder hängt der Sicherheitsgrad von der bestehenden IT-Umgebung ab?

Colbus: Unser Unternehmen hat mit der Tape-Verschlüsselung bereits etliche Jahre Erfahrung gesammelt und wird jetzt kontinuierlich die Disk-Familie mit den Security-Features ausbauen. Wir werden somit in der Lage sein, sowohl Produktiv- als auch Backup-Daten zu verschlüsseln. Das Wichtigste aus unserer Sicht sind das einheitliche Key-Management-System, die Performance sowie die Transparenz gegenüber vorhandenen Applikationen. Die Frage des Einsatzes richtet sich ausschließlich nach den Kundenanforderungen.

Welche Funktionen gehören mittlerweile zum Pflichtprogramm eines Disk-Subsystems?

Colbus: Neben den Möglichkeiten der Disaster/Recovery-Vorsorge und des einfachen Backups gehören mehr und mehr gesamt-integrative Funktionen zum guten Ton.

Gibt es einen deutlichen Trend bei Disk-Arrays oder folgen die Systeme einfach dem Funktionsweg der Enterprise-Lösungen, natürlich mit zeitlichem Versatz und deutlichem Preisunterschied?

Colbus: Disk-Arrays – in diesem Zusammenhang Midrange- und Entry-Produkte – sind sehr »eigenständig«. Verglichen mit einem Enterprise-System stehen hier die einfache, die modulare Erweiterbarkeit und der Einstiegspreis im Vordergrund. Enterprise-Systeme bieten jedoch die Performance-Anforderungen und die Skalierbarkeit sowie in Teilbereichen die Automatisierbarkeit von Standardaufgaben.
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