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Flash: Die Festplatte ist tot…

Claudia Hesse, speicherguide.deClaudia Hesse, speicherguide.de»Die Festplatte ist tot«, sagt Mark Peters, Practice Director & Senior Analyst vom Marktforscher ESG (Enterprise Storage Group) auf der Flash Forward-Konferenz. Naja, noch nicht ganz. Aber die doch recht einstimmige Meinung von Seiten Herstellern und Analysten ist doch, dass Flash über kurz oder lang den HDD-Markt eliminieren werde.

Aber gehen wir doch einen Schritt zurück: Mitte Juni hatte ich mich auf den Weg gemacht, um die neue konzipierte Flash-Konferenz Flash Forward in London zu besuchen. Sollte diese doch über die Zukunft von Flash und SSD aufklären und den professionellen Anwendern mehr Durchblick für ihre Kaufentscheidungen geben.

Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie auf einmal so viel Informationen vorliegen haben, dass Sie gar nicht mehr wissen, wo anfangen und wie das Ganze auf den Punkt bekommen. So ähnlich ging mir das mit diesem Event. Aber lesen Sie selbst.

Flash, Flash und nochmal Flash

Das könnte einem ja schon zu den Ohren rauskommen. Jeder redet darüber, schreibt darüber, spricht darüber. War die Festplatte jemals so interessant wie Flash heute? Ich glaube nicht. Warum aber ist das so – ist diese Storage-Technologie, bei der es – seien wir mal ganz ehrlich – quasi keine Langzeiterfahrung gibt, tatsächlich das Model der Zukunft und hat die HDD ausgedient?

Flash Forward: Ein Event nur für Flash

Die Veranstalter der Flash Forward gehen wohl davon aus. Immerhin ist dieser Event ausschließlich dieser Technologie und den daraus resultierenden Produkten gewidmet. Dazu gehören All-Flash, Hybrid-Systeme sowie die Technologie selbst. Die Pioniere in diesem Bereich waren (fast) alle vertreten: die Nimbles, Tintris, Tegiles, Pure Storages der Welt. Kennen Sie nicht? Dann sollten Sie auf jeden Fall weiterlesen.

Final entscheidet Wirtschaftlichkeit über Investition in Storage

Dass Flash-Arrays immer mehr an Boden gewinnen, ist wohl jedem klar – oder sind Sie durchaus noch glücklich mit Ihren Disk-Arrays, die seit Jahren prima ihre Pflicht tun und auch gar nicht so schwierig zu erweitern sind?

Die Frage ist aber, warum Flash? Laut IDC gibt es klare Treiber, die diesen Trend beeinflussen: Einerseits ist mit steigender Workload in den Unternehmen eine schnellere Performance gefragt – und diese kann Flash mit geringen Latenzzeiten sicher liefern. Allerdings auch nur, wenn richtig konfiguriert wird, wie Flash-Hersteller Kaminario erläutert.

Geschwindigkeit – sprich, eine höhere Leistung und Vereinfachung der IT ist gefragt. Und laut IDC-Studien planen fast 50 Prozent der europäischen Unternehmen in absehbarer Zeit eine Modernisierung ihrer IT, getrieben von den Faktoren Kosten, wie einfach die Systeme zu verwalten sind und wie flexibel diese auf Innovation im Business reagieren können. Und hier spielt Flash ganz vorne mit.

Aber Moment mal – trifft das nicht einfach nur auf die wirklich großen Unternehmen zu? Gehören Sie zu den 50 Prozent?

Flash ist teuer

Sicher. In der Anschaffung liegt der Preis immer noch deutlich vor dem den HDD-Systemen. Allerdings waren sich quasi alle Sprecher der Konferenz in einem Punkt einig: TCO ist die wirklich ausschlaggebende Zahl, nicht der Anschaffungspreis der IT oder des Storage-Arrays, welcher in vielen Fällen nur rund 20 Prozent des TCO (Total Cost of Ownership) ausmachen soll.

Auf die Frage von IDC-Frau Carla Arend im Panel, welcher Faktor denn wichtiger sei, bei der Anschaffung von Flash, Latenz oder I/O, war die Antwort: Keines von beiden. Service und Support sind viel relevanter. Die meisten Applikationen können sehr gut mit den I/Os und Latenzen der verfügbaren Hybrid- oder All-Flash-Systeme arbeiten und verzeichnen deutliche Performance-Verbesserungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Solche wären zum Beispiel im Supercomputing-Bereich zu suchen, wo I/O tatsächlich maßgeblich ist.

Da haben wir es wieder: Final entscheidet der Service, behaupten die Analysten und Hersteller. Aber ist das auch so? Wer – beispielsweise im KMU-Bereich – setzt sich tatsächlich mit TCO auseinander? Sinnvoll wäre es ja schon, aber wieviel mehr sind Unternehmen in der Lage (und gewillt) dafür in der Anschaffung mehr auf den Tisch zu legen?

»Flash wird in Zukunft überall eingesetzt – wenn Sie es sich leisten können«

»Flash wird in Zukunft überall eingesetzt – wenn Sie es sich leisten können«, meint erneut ESG-Analyst Peters. Hmm, damit hat er wohl den Kern der aktuellen Situation getroffen. Die Zeiten, in denen Flash eine Nische darstellte, sind vorbei, laut IDC wächst der Markt um 25 Prozent pro Jahr und vertreibt damit Disk mehr und mehr aus den Rechenzentren. Bis 2020 sollen nur noch 13 Prozent aller Systeme rein Festplatten-basiert sein. Naja, die Prognose sagt allerdings auch, dass etwas über 50 Prozent Hybrid-Flash-Systeme sind, also die HDDs hier durchaus noch eine Daseinsberechtigung haben. Das bestätigt auch Peters, der voraussagt, dass »Storage-Hierarchien ewig überleben werden«, und somit auch die rotierenden Medien.

Flash als Archiv?

Auch hier waren sich die Spezialisten nicht so ganz einig – aber alles andere wäre ja langweilig. Während manche Stimmen die Anwendung von Flash überall, außer beim Archivieren sehen, gibt es auch andere die behaupten, dass eben auf Basis des TCO Flash sogar für das Archiv sinnvoll ist. Fallabhängig natürlich. Also wieder keine eindeutige Antwort.

Flash: Was gilt es beim Kauf zu beachten?

Testen Sie. Lassen Sie sich nicht ausschließlich durch den Blick aufs Datenblatt leiten (wer tut das schon bei einem solchen Investment). Experten zufolge ist oftmals die vorhandene Infrastruktur die Bremse. Was also nützt ein superschneller Speicher, wenn die Daten quasi Däumchen drehend vor dem Server anstehen? Da diese Aussage von Seiten der Anbieter kommt, gehe ich davon aus, dass die meisten bereit sind, Ihnen Teststellungen für Ihre Produktivumgebung bereit zu stellen. Bestehen Sie auf ein entsprechendes Angebot.

Stellen Sie außerdem sicher, dass Sie ein hohes Maß an Flexibilität haben und dass die Lösung – für welche Sie auch immer entscheiden werden – skalierbar ist. Sollte sich von selbst verstehen, aber ich erwähne es halt mal.

Letztendlich ist der Business-Nutzen ausschlaggebend

»Niemand investiert in IT oder Storage, wenn die Investition nicht einen Vorteil im Business verspricht«, sagt Steve Lewis, CTO, UK & Ireland, bei Hitachi Data Systems (HDS). Final interessiert keinen im Unternehmen – und ganz sicher nicht den CEO, welche Systeme eingesetzt werden – Hauptsache, es unterstützt die Applikationen optimal und im Zweifelsfall besser, als die der Konkurrenz.

Dieser Einschätzung würde ich mich anschließen. Und in vielen Fällen bedeutet dies Zukunft, dass der Speicher ein Flash-System ist, Hybrid oder All-Flash. Vorausgesetzt, die Umgebung, sprich Infrastruktur passt dazu (kann man auch umgekehrt sehen).

Final bleibt die IT – und damit auch Storage – der »Enabler« des Business und welche Technologie das auch immer am besten kann, wird der Gewinner sein. Im Moment sieht es danach aus, dass das Flash ist. Als rotierenden Rost (»spinning rust«) würde ich Festplatten trotzdem nicht bezeichnen – anders als ein VMware-Vertreter, dessen Name ich hier mal nicht nenne.


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