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Im Interview: Seagate Technology

Bernd Breinbauer, Regional Sales Director Zentraleuropa Seagate Technology

Nie gab es so viel Speicherkapazität für so wenig Geld. Mit der Einführung der 2-TByte-Disk setzt die Branche einen neuen Meilenstein. Zunehmend gefragt sind 2,5-Zoll-Laufwerke und externe Drives. SSDs setzen das Segment künftig unter Druck.
Wir sprachen mit Bernd Breinbauer, Regional Sales Director Zentraleuropa bei Seagate, über den Markt und die künftige Entwicklung.

Festplatten verkaufen sich auch in Krisenzeiten bestens. Wie sehen Sie derzeit den Preisdruck und Verfügbarkeit, welche Produkte werden von Endanwendern und Fachhandel derzeit bevorzugt gekauft? Mit welcher Entwicklung rechnen Sie mittelfristig?
 Bernd Breinbauer  Bernd Breinbauer
Breinbauer: In solch einer Krise wie der derzeitigen, ist fast jede Branche betroffen, so auch die Harddisk-Industrie. Viele Unternehmen stellen IT-Investitionen zurück, das trifft natürlich auch die Festplattenhersteller. Im Consumer-Markt werden natürlich in großem Maße externe 2,5-Zoll-Laufwerke gekauft. Eine wichtige Rolle spielen dabei Kapazität und Abmessungen. Überhaupt wollen Konsumenten immer mehr Speicherplatz. Sei es für Videos, Musik oder digitale Fotos. Umso mehr Leute auf Grund der Krise daheim bleiben, umso mehr surfen sie im Internet und nutzen digitale Inhalte. Die müssen natürlich irgendwo gespeichert werden.
Für einige 3,5-Zoll-Platten (ebenso wie für 2,5 Zoll) wird es knapp werden. Die Produktionsleistung der Industrie wurde zurückgefahren. Das bedeutet, dass in den zwei Monaten dieses Quartals nicht der gesamte Bedarf gedeckt werden kann. Keiner in der IT-Industrie kann genau sagen, was sich wie durch die Rezession verändern wird, dass betrifft die Festplatten-Industrie genauso wie andere. Einige Dinge können wir beeinflussen wie die Produktionsplanung, auf andere Faktoren, wie zum Beispiel die Versorgung mit Bauteilen, haben wir mittelbar keinen Einfluss. Ob sich das alles in den Sommermonaten beruhigt, ist ungewiss. Produktion und Lagerhaltung im gesamten Channel werden kostenoptimiert.
1,5 TByte sind aktuell die Kapazitätsspitze. Bis wann können Anwender 2 TByte erwarten? Wie lange wird es noch 3,5-Zoll-Platten mit weniger als einem TByte geben? Wie sehen Sie in punkto Kapazität die technische Entwicklung?
Breinbauer: Unsere 2-TByte-Modelle kommen in den nächsten Monaten auf den Markt. Die Entwicklung wird in diese Richtung weitergehen, da digitale Inhalte immer mehr Speicherplatz benötigen. Trotzdem wird es in nächster Zeit weiterhin Platten mit weniger als einem TByte Speicher geben.
Viele Anwender sind beispielsweise mit 500 GByte zufrieden. Für einen normalen Office-Rechner ist mehr Speicherplatz nicht unbedingt notwendig. Speziell im 2,5-Zoll-Bereich werden solche Platten noch länger existieren. Da muss die 1-TByte-Grenze erst einmal überschritten werden.
Wie beurteilen Sie den Markt für 2,5-Zoll-Festplatten, in Bezug auf Nachfrage, Preisdruck und Verfügbarkeit? Inwieweit konnten sich 2,5-Zoll-Laufwerke auch in Servern und RAIDs etablieren?
Breinbauer: Die Nachfrage nach 2,5 Zoll Festplatten steigt immer mehr. 2,5-Zoll-Laufwerke haben verschiedene Vorteile, wie zum Beispiel eine geringere Wärmeentwicklung und weniger Stromverbrauch.
Im Enterprise-Bereich der großen Hersteller stellen unsere 2,5-»Savvio«-Produkte mittlerweile den Hauptanteil an Laufwerken dar, die direkt in den Servern verbaut werden. Im Channel folgt dieser Schritt sicherlich mit einiger Verzögerung. Mittlerweile sind auch für den Fachhandel geeignete Server und Gehäuselösungen verfügbar, so dass auch hier der Trend zu höherer Transaktionsleistung bei gleichzeitig niedrigerem Stromverbrauch zum Tragen kommt. Mit der Auslieferung der »Constellation« bieten wir jetzt Laufwerke im 2,5-Zoll-Format mit 7.200 U/min und 500 GByte sowohl mit SATA- als auch SAS-Schnittstelle für den geschäftskritischen Bereich an. Diese ergänzen die Savvio-Familien mit 10K und 15K um eine Variante mit hoher Kapazität. Damit sind Drives verfügbar die im 2,5-Zoll-Format sowohl Leistung als auch höchste Kapazitäten abdecken.
Externe Festplatten sind seit Jahren ein Bestseller. Was zeichnet eine gute externe Festplatte aus? Was sollten Anwender beim Kauf beachten?
Breinbauer: Menschen von heute pflegen einen gewissen Lebensstil. Ein Teil davon ist Mobilität. Alles soll überall verfügbar sein, das betrifft natürlich auch die eigenen Daten. Käufer sollten vor dem Kauf eine Entscheidung treffen, für was die externe Platte eingesetzt werden soll.
Für ein Backup-Laufwerk ist eine 3,5-Zoll-Platte mit viel Speicherplatz eine gute Wahl. Solche Disks sollten die Möglichkeit zur Synchronisation und zum automatischen Backup bieten. Verschlüsselung ist hier ebenfalls wünschenswert. Außerdem sind die Anschlussmöglichkeiten zu beachten. eSATA ist beispielsweise deutlich schneller als ein USB-2.0-Anschluss. Wird die Platte oft mitgenommen, bietet sich ein 2,5-Zoll-Laufwerk an. Es ist leichter, passt in die Hemdtasche und benötigt keine externe Stromversorgung. Hier sollten Käufer darauf achten, ob die Platte Verschlüsselungsmöglichkeiten bietet. Falls die Disk unterwegs verloren geht, sind dann zumindest die gespeicherten privaten Daten vor unbefugtem Zugriff geschützt. Wichtig für jedes externe Drive: Der Stromverbrauch sollte gering sein, beispielsweise versetzen sich manche Platten bei Inaktivität in einen Schlafmodus.
Wie beurteilen Sie den Markt für Netzwerk-Festplatten? Was zeichnet eine gute Netzwerk-Festplatte aus? Was sollten Anwender beim Kauf beachten? Mit welcher Entwicklung rechnen Sie mittelfristig?
Breinbauer: Der Markt für Netzwerk-Festplatten wächst. Die Bedienung sollte intuitiv sein, denn viele kleine Unternehmen benutzen solchen Speicher. Außerdem sollten diese Laufwerke automatisierte, geplante Sicherungen durchführen und Möglichkeiten für eine schnelle Wiederherstellung bieten. Speziell für Unternehmen ist RAID-1-Fähigkeit wichtig: Wenn eine Kopie verloren gehen sollte, ist die andere direkt verfügbar und der Geschäftsbetrieb kann unterbrechungsfrei weiterlaufen. Zudem bieten manche Netzwerkspeicher einen sicheren Remote-Zugriff auf Dateien und Ordner von jedem Internet-Browser aus. Eine überaus nützliche Funktion, damit Mitarbeiter auch von unterwegs auf Daten zugreifen können, ohne auf eine FTP-Site nutzen zu müssen.
Mit Fujitsu und Toshiba schließen sich wieder zwei Hersteller zusammen. Muss speziell in der aktuellen wirtschaftlichen Situation mit einer weiteren Konsolidierung gerechnet werden?
Breinbauer: Eine weitere Konsolidierung ist nicht unwahrscheinlich. Es gibt im Markt jetzt fünf große Hersteller. Im Vergleich zu anderen Märkten ist das nicht so wenig. So gibt es im Segment für Prozessoren oder Betriebssysteme nur noch zwei bis drei Akteure. Soweit könnte es beim Festplattenmarkt auch kommen.
Noch sind Solid-State-Disks keine ernsthafte Konkurrenz, in Zukunft könnte dies jedoch anders aussehen. Bleibt die Festplatte auch in Zukunft der Standarddatenträger Nummer 1? Müssen heutige Festplattenhersteller SSDs ins Portfolio mitaufnehmen?
Breinbauer: Im Jahr 2009 wird es auch von uns SSDs auf dem Markt geben. Das ausschlaggebende Kriterium im Speichermarkt sind die Kosten pro GByte. Deshalb werden wir uns zunächst auf SSDs für den Unternehmensbereich konzentrieren, denn für End-User sind sie einfach noch zu teuer und zu anfällig. Zurzeit werden Flash-Speicher vermehrt im Notebook-Segment eingesetzt. Der Erfolg bisher ist jedoch mäßig. Anwender benötigen mehr Speicherplatz als bezahlbare SSDs bieten können. Der wirkliche Leistungsgewinn durch SSDs rechtfertigt bisher noch nicht den Preis. Deshalb sind Festplatten in naher Zukunft nicht zu ersetzen. Trotzdem sind SSDs eine zukunftsträchtige Technologie, die unser Portfolio ergänzen werden.
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