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Verhindern Behörden die Konsolidierung im Plattenmarkt?

Karl Fröhlich

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Gerüchten zufolge kauft Seagate Samsungs HDD-Business nur, um den Merger zwischen Western Digital und Hitachi GST zu verhindern. Dazu gibt es selbstverständlich keine offiziellen Aussagen. Sicherlich ist es nicht nur eine Vermutung, dass dieser Deal Seagate-CEO Steve Luczo ein Dorn im Auge ist. WD kauft sich nicht nur Marktanteile, sondern stößt damit unter anderem in das von Seagate dominierte Enterprise-Segment (speicherguide.de berichtete) vor. Bisher konnte Seagate gut damit leben, dass WD mittlerweile mehr Festplatten ausliefert, solange man selber größere Umsätze erzielt. Mit dem Zusammenschluss von WD und Hitachi würde Seagate sicherlich auch diesen Thron verlieren.
Seagate und Samsung macht das Sinn?
Samsung stellt hier keine Hilfe dar. Der Harddisk-Bereich schreibt rote Zahlen und im Enterprise-Markt sind die Koreaner nicht vertreten. Kritiker bemängeln, dass Samsung eigentlich nichts vorweisen kann, was Seagate nicht schon selber besitze. Die Kooperation in Richtung SSDs bringt sicherlich Vorteile. Aber da hätten die Verantwortlichen auch eine andere Lösung finden können. Laut iSuppli entfallen nicht ganz zehn Prozent der weltweiten Marktanteile auf Samsung und rund 30 Prozent auf Seagate. WD und Hitachi kommen dagegen zusammen auf knapp 49 Prozent.
Wie könnte Seagates Interesse an Samsung den Kauf von Hitachi durch WD verhindern? Die Federal Trade Commission prüft in den USA momentan die WD/Hitachi-Akquisition, wie auch die EU in Brüssel. Geht der Deal durch, könnte man es Seagate im Prinzip nicht verwehren Samsungs HDD-Sparte zu übernehmen. Dadurch würden aber 90 Prozent des weltweiten Marktes auf zwei Unternehmen entfallen. Toshiba, könnte den beiden anderen, als Dritter im Bunde, allerdings nur wenig entgegensetzen. Die Hoffnung des Gerüchts beruht nun wohl darauf, dass Washington und Brüssel diesem entstehenden Duopol aus Wettbewerbssicht eine Absage erteilen.
Ich kann dieser Argumentation durchaus folgen, aber irgendwie mag ich nicht daran glauben. Einerseits, dass dies wirklich Seagates Hintergedanke ist und dass die Akquisitionen nicht durchgehen. Seien wir doch mal ehrlich, in drei bis vier Jahren werden SSDs ein ebenbürtiger Konkurrent für interne Harddisks sein. Der Festplatten-Markt strebt unaufhaltsam einem Umbruch entgegen. Natürlich wäre Toshiba in einer Dreier-Konstellation quasi das fünfte Rad am Wagen. Ohne einem der Marktteilnehmer zu nahe zu treten: Macht es wirklich einen Unterschied ob wir ein und drei fünfte Räder am Wagen haben? Am sinnvollsten wäre es, wenn sich Hitachi GST mit seinem Enterprise-Geschäft, Toshiba mit seinem 2,5-Zoll-Business und Samsung mit seinem Desktop-, Mobile- und Consumer-Produkten zusammenschließen würden. Dieses Dreigestirn wäre eine echte Konkurrenz für Seagate und WD. Dazu wird es aber nicht kommen.
Kosten Festplatten künftig mehr?
So oder so wird sich der Festplattensektor in den kommenden Jahren verändern. WD und Seagate geben den Ton an, egal mit wie vielen Marktbegleitern. Sicherlich wird es den beiden leichter fallen, die Preisstruktur zu bestimmen, je weniger Hersteller mit im Boot sitzen. Wird dies den seit Jahren anhaltenden Preisverfall stoppen? Eigentlich schon, allerdings zeigt die Erfahrung, dass es schwer ist eingefahrene Strukturen aufzubrechen. Die Vertriebsleute sind es einfach gewöhnt, zum Quartalsende nochmal Umsatz zu generieren. Daher gehe ich nicht davon aus, dass eine Konsolidierung des Marktes zu teureren Festplattenpreisen führt.
SSD der neue Feind im Hintergrund
Auch kommt der Feind künftig nicht aus den eigenen Reihen. Noch gelten SSDs im Vergleich als Nischenmarkt. Mittelfristig wächst ein ebenbürtiger Gegner heran. Und traditionell begegnen sich konkurrierende Technologien auf dem Preisfeld. Hinzukommt ein sehr großes OEM-Geschäft. Die Hersteller von PCs, Notebooks und die Vielzahl an Anbietern von externen Festplatten, werden stabilere Preise sicher begrüßen, aber auf keinem Fall höhere akzeptieren. Und vor allem bei externen Laufwerken bleibt der Preis neben dem Design ein entscheidendes Kaufargument. Für das Gros der erhältlichen Produkte sind dies die einzigen Unterscheidungsmerkmale.
Allerdings haben sich speziell OEMs immer auch zusätzliche Lieferanten gewünscht. Eventuell geht sogar Toshiba gestärkt aus der Konsolidierung hervor.
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